Southside Festival 2006
Schon drei Wochen nach Rock im Park stand für mich auch schon das nächste Festival vor der Tür: das Southside in Neuhausen bei Tuttlingen, nahe dem Bodensee.
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Auf den Stau bei der Anreise war ich dank dem letzten Jahr schon vorbereitet, der ist immer eine gute Gelegenheit schon die ersten netten Leute kennen zu lernen. Auch die lange Schlange an der Bänderkasse war nichts Neues, da hieß es eben abwarten, Tee (bzw. für die meisten: Bier trinken) und Ruhe bewahren. Als das Zelt dann endlich stand, ließ sich auch endlich per Handy der Rest der Truppe zum Standort lotsen, dank dem idyllischen Gelände auf der Hochebene ist leider der Handyempfang äußerst mau.
Am nächsten Morgen wurden wir unglücklicherweise schon wieder mit einer für das Southside typischen Schlange konfrontiert: der vor den Toiletten und Dixie-Klos, da muss man sich als Frau lieber schon mindestens eine halbe Stunde vorher überlegen, ob man denn nun muss oder nicht, sonst kann das qualvoll enden. Dafür ist aber, im Gegensatz zu Rock im Park, sowohl Dusche als auch WC gänzlich kostenlos, wenigstens etwas.
Da freitags die Bands erst um 16h begannen, hatten wir noch genug Zeit auf dem Campingplatz die Sonne zu genießen. Schon gleich die erste Band wollte ich schon lange und gerne sehen, hatten The Sounds doch bisher schon zweimal geplante Auftritte abgesagt. Wir wurden auch nicht enttäuscht, was man allerdings bei der nächsten Band nicht unbedingt behaupten kann. The Kooks wurden vom Moderator als eine der besten Live-Bands angekündigt, was sich leider nicht bestätigte, denn sie lieferten eine eher lauwarme Vorstellung. Also wechselten wir frühzeitig zu Skin und bekamen, was wir uns erhofft hatten, denn zusätzlich zur klasse Stimme hat sie einfach Power und eine wahnsinnige Ausstrahlung.
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Das zweite Highlight am ersten Tag war dann für mich Death Cab For Cutie, am liebsten hätte ich sie eingepackt, damit sie mir auch zu Hause im Wohnzimmer so schön spielen können. Danach ging es noch kurz zu den alten Bekannten von Mando Diao, die komischerweise fast auf jedem Festival zu finden sind, auf dem ich auch bin. Könnte daran liegen, dass sie einfach an jeder Laterne spielen. Neue Songs hatten sie auch schon im Gepäck, die ganz gut in den Auftritt eingepasst haben, große Überraschungen wird man also beim neuen Album nicht zu erwarten haben.
Wieder ein Höhepunkt war Adam Green, diesmal zwar nicht im kleinen Kreis und mit Hände schütteln wie vor zwei Jahren, aber dafür mit Streichern und wieder mit seinem wirklich einmaligen Tanzstil. Auch die Gemstones-Songs wurden jetzt von den Streichern begleitet, was den Songs ganz gut stand.
Leider nur den Rest habe ich von The Hives gesehen, aber manchmal muss man eben Prioritäten setzen, und da auch die Hives für mich keine Unbekannten sind, kamen sie eben etwas zu kurz. Aber da beim Southside die Wege sowohl zwischen den Bühnen als auch zum Campingplatz kürzer sind als bei jedem anderen Festival das ich kenne, hat man sowieso das Glück, sehr viele Bands genießen zu können.
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Der Headliner des ersten Tages waren schließlich The Strokes, auf einen Auftritt von ihnen habe ich auch schon sehr lange gewartet. Julian Casablancas’ Aussage "Germany, I didn’t know…" deutete ich auch so, dass sie absolut keine Ahnung hatten, wie viele Leute es hier gibt, die sie nur zu gerne sehen wollen.
Die für mich beste Band vom Freitag kam nun aber erst noch, die Isländer von Sigur Rós verursachten Gänsehaut und trieben auch dem Ein oder Anderen die Tränen in die Augen. Am Ende hatte man jedoch das Gefühl, dass die Nordlichter doch etwas anders ticken als wir, denn statt einer Zugabe bei unserem tosenden Applaus stellten sie sich auf und gaben den Applaus minutenlang zurück.
Direkt nach den Bands beschlossen wir uns zu duschen, denn erfahrungsgemäß ist dort dann (außer um 5h morgens) am wenigsten los. Im Gegensatz zu unserem Duschbesuch mit zu heißen Duschen am Morgen waren sie nun jedoch eiskalt, also nichts für Warmduscher.
Am zweiten Festivaltag sind wir schon ganz früh auf das Gelände, es war einfach viel zu heiß in der Sonne, also haben wir uns ein wenig Schatten gesucht. Als erstes hatten wir uns dann die Österreicher Julia angeschaut, die mir leider nicht so sehr gefielen. Ein wenig sahen wir auch noch von den Belgiern von dEUS, doch das erste Muss an diesem Tag war eindeutig The Gossip, für die wir uns in die stickige Zeltbühne wagten. Wir wurden nicht enttäuscht, auch wenn die nette Frontfrau auf der Bühne auch fast zerfloss, man konnte ihr mitfühlen. Trotzdem ließ sie sich aber von der Bühne heben um dem Publikum die Hand zu geben.
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Von Billy Talent hatten wir nun zwar leider den Anfang verpasst, doch meine Lieblingslieder, und am wichtigsten: "This is how it goes", kamen zum Glück alle noch. Das absolut beste an dem Tag, neben den Bands versteht sich, war das Feuerwehrauto, das plötzlich neben uns an die Bühne fuhr und alle mit dem riesigen Schlauch nass spritzte, mit so einer Erfrischung hatten wohl die wenigsten gerechnet.
Danach machten wir uns wieder auf ins Zelt, zu Pretty Girls Make Graves, die auch einen klasse Auftritt hinlegten. Den Rest von den Cardigans bekamen wir anschließend noch zu sehen, hier war das Gelände angenehm leer, denn das Deutschland-Spiel wurde auf dem Campingplatz übertragen. Nina Persson war auch gut gelaunt, obwohl sie das Spiel verpasste, und machte ihre Witze über einen (zum Glück nicht eingetretenen) haushohen Sieg der Schweden.
Live lieferten als nächstes ihre solide Show, vor allem die alten Songs wie "The Dolphin’s Cry" überzeugten. Der Samstag war unser Zeltbühnen-Tag, auch Two Gallants schauten wir uns dort an. Das Duo legte sich richtig ins Zeug und die Stimmung war trotz der Hitze großartig.
Da ich Ben Harper schon gesehen hatte und wir einen guten Platz bei der nächsten Band wollten, blieben wir gleich im Zelt. Und wir wurden nicht enttäuscht: The Cooper Temple Clause waren mal wieder ganz in ihrem Element, eindeutig einer der besten Auftritte des Festivals. Damit konnten Wir Sind Helden nicht mithalten, aber sie gehören für mich auch eindeutig in die Kategorie "Zu oft gesehene Band".
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Leider nur einen Song konnten wir uns von Archive anschauen, denn um Muse ganz zu sehen mussten wir uns einen Platz sichern gehen. Hätten wir gewusst, dass sie sich ganz divenhaft Zeit lassen, wären wir sicher noch ein wenig länger geblieben. Doch das Warten hat sich gelohnt, Muse als Headliner zu erleben war gleich etwas ganz anderes als nachmittags im hellen, es war einfach eine ganz andere Atmosphäre. Leider wurde der Sänger direkt von einer nicht benutzten Kamera verdeckt, aber immerhin auf den Leinwänden hatten wir optimale Sicht. Auch sie spielten einige neue Songs, die teilweise ganz untypisch für die Band klangen, das hat mich sehr neugierig auf das neue Album gemacht.
Der Sonntag war wieder viel zu heiß für ein angenehmes Festival, und spätestens dann bereuten wir es, zu faul gewesen zu sein, einen Pavillon mitzunehmen und zu tragen. Aber der Wetterbericht hatte eben auch bestes Festivalwetter versprochen.
Als erstes schauten wir uns Donavon Frankenreiter an, der mit seiner Musik ganz passend zum Wetter Hawaii-Feeling verbreitete. Schon die nächste Band war wieder ein Muss, Nada Surf ist auch so eine Band, die ich schon sehr lange sehen wollte. Leider spielten sie nur eine dreiviertel Stunde, viel zu kurz. In dem Moment, in dem sie fertig waren, hörten wir von der anderen Bühne schon die Klänge von "Steady as she goes", und wir rannten was das Zeug hielt zu den Raconteurs. Jack White weiß wohl nicht, dass man das Beste zum Schluss spielt. Und so kamen wir genau passend auf den Schlussakkord auf der anderen Bühne an. Doch da die anderen Songs des Debütalbums auch klasse sind, war der Auftritt wirklich gut. Auch ein alter Bekannter kam zum Glück vorbei: das Feuerwehrauto, das mit LaOla Wellen empfangen wurde.
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Elbow traten als nächstes auf, und das ist wieder so eine Band, die man sich zu Hause auf die Couch wünscht, so nett sind sie. Gary Lightbody war es dann auch so warm, dass er einen Stuhl bekam und sich setzen konnte, aber das tat der Musik keinen Abbruch.
Hard-Fi überzeugten dann leider wieder ein bisschen weniger, bei manchen Songs hätte man sich gewünscht, dass man sie ein wenig anschieben kann, damit sie schneller spielen. Auch die Arctic Monkeys gefielen eher mäßig, aber vielleicht lag es bei ihnen auch daran, dass England parallel Fußball spielte und sie das Spiel verpassten.
Nachdem die Lightning Seeds leider abgesagt hatten, gingen wir zum Meet & Greet mit Nada Surf und Elbow, die beide sehr nett waren und sich richtig Zeit für den einzelnen Festivalbesucher nahmen. Genau so sympathisch habe ich mir sie auch immer vorgestellt.
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Danach bahnte sich ein Sturm an, also flüchteten wir in ein Zelt auf den Gelände, doch als das Unwetter stärker wurde, mussten alle aus Sicherheitsgründen das Zelt verlassen. Da wir draußen sahen, dass die Bühnen auch sehr gelitten hatten, entschieden wir uns recht spontan dafür, heimzufahren, denn es stand für uns sowieso nur noch Maximo Park auf dem Programm, und die hatte ich zum Glück auch schon gesehen.
Sehr schade, der Sturm hätte wirklich nicht sein müssen, ich hätte mir einen schöneren Abschluss gewünscht, denn es war wirklich ein sehr gelungenes Festival, das bei mir dieses Jahr eindeutig das Rennen mit Rock im Park gewonnen hat. Pluspunkte für das Nürnberger Festival waren zwar die kurzen Schlangen an den Bänderkassen und auch das schöne, baumbestandene Gelände, doch zum Sieg des Southside haben das für mich bessere Line Up, die kurzen Wege, die sehr gut ein Bühnen-Hopping ermöglichen, die kostenlosen sanitären Einrichtungen und die netteren Leute beigetragen. Das alles gab es auch noch für einen deutlich günstigeren Preis.
Wenn ich mich also im nächsten Jahr entscheiden müsste, auf welches Festival ich gehe, dann wird das bestimmt zum dritten Mal das Southside sein.
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Eva F. - myFanbase
26.06.2006
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Veröffentlichungsdatum (DE): 22.06.2006Genre: Rock, Pop, Diverse, Alternativ
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