Hallelujah
Wer angesichts des Titels von Wayne Jacksons neuer Single befürchtet hat, die gefühlte 486. Coverversion des Cohen-Klassikers "Hallelujah" präsentiert zu bekommen, darf erleichtert aufatmen. Dem ist nämlich nicht so. Stattdessen erwartet den Hörer mäßig anspruchsvoller Radiorock mit großem Mitsingpotential und kleinen Schönheitsfehlern.
Ein kurzer Abriss des musikalischen Werdegangs von Wayne Jackson würde einem nicht ganz so positiv gesinnten Rezensenten zweifellos genügend Anhaltspunkte für böse Seitenhiebe liefern: Der in Manchester geborene Musiker feiert schon in jungen Jahren verhältnismäßig große Erfolge als Frontmann der Folkrock-Formation "The Dostoyevskys" und tourt u.a. als Oasis-Support durch ganz Europa. Nach Auflösung der Band verschlägt es ihn in seine derzeitige Wahlheimat Berlin, wo er trotz seiner Zusammenarbeit mit Bela B. und Paul van Dyke nur mehr selten im Rampenlicht steht. 2008 erscheint schließlich mit "The Long Goodbye" sein Solodebüt, der erhoffte Erfolg bleibt allerdings aus. Letzteres hat wohl dazu beigetragen, dass unlängst für die Präsentation der aktuellen Single "Hallelujah" ausgerechnet die deutsche Endlossoap GZSZ als Schauplatz herhalten musste. Von ausverkauften europäischen Stadien auf Umwegen ins Vorabendprogramm von RTL – eine Karriere, deren umgekehrtem Verlauf man irgendwie mehr abgewinnen könnte.
Lässt man diese Randnotizen jedoch außer Acht und wirft einen unvoreingenommenen Blick auf "Hallelujah", muss man gestehen, dass das Lied sich durchaus sehen und hören lassen kann. Aufgrund des Gesangs, der düster angehauchten Atmosphäre und einer gehörigen Portion Pathos erinnert das Lied – übrigens der offizielle Titelsong zum demnächst in den deutschen Kinos startenden Mystery-Drama "Die Tür" – ein wenig an das aktuelle Album der Editors. Dass Wayne Jackson sich als bekennender Fan womöglich von dem britischen Quartett inspirieren hat lassen, will ihm an dieser Stelle natürlich niemand unterstellen. Tatsache ist, dass "Hallelujah" alle Bestandteile eines gelungenen Radiorocksongs aufweist: Das Lied geht schnell ins Ohr, lädt dank seines relativ simplen Aufbaus schon beim zweiten Durchlauf zum Mitsingen ein und wartet innerhalb von nur vier Minuten sowohl mit Chor- und Streicherpassagen als auch mit einem passablen Gitarrensolo auf.
Was nebenbei im Radio oder als Untermalung hochdramatischer Leinwandszenen ganz hervorragend funktioniert, offenbart bei wiederholtem Hören allerdings doch die ein oder andere Schwachstelle. Zu gewollt presst Wayne Jackson den ohnehin nur bedingt anspruchsvollen Text in sperrige Reimschemata, zu vorhersehbar gestaltet sich die von ständigen Refrainwiederholungen geprägte zweite Liedhälfte. Und auch die im "Twilight"-Zeitalter scheinbar unausweichliche Vampirreferenz stößt jenen Hörern, die bewusst einen großen Bogen um diese Thematik machen, vermutlich sauer auf. Alle diese Kleinigkeiten trüben das Hörvergnügen, verderben es jedoch auch in Summe nicht.
Die zusätzlich zu "Hallelujah" verfügbaren Stücke müssen sich übrigens hinter dem Titellied keineswegs verstecken, stellen dieses jedoch auch nicht in den Schatten. Während Wayne Jackson beispielsweise bei "Come Along" zusammen mit Kollegin Lula seine Duettqualitäten unter Beweis stellt, kommt bei der Akustikversion des bereits auf dem Debütalbum vertretenen "Everything Is Beautiful" sein Gesangstalent deutlich zur Geltung. Dem ungeduldigen Fan vermögen die insgesamt fünf Lieder somit bestimmt die Wartezeit bis zur Veröffentlichung des neuen Albums "Undercover Psycho" im Februar 2010 zu versüßen.
Fazit
"Hallelujah" erfüllt alle Ansprüche an einen radiofreundlichen Rocksong, nicht mehr und nicht weniger. Genauso schnell, wie das Lied ins Ohr geht, gerät es voraussichtlich wieder in Vergessenheit. Dass es im Gegensatz zu zahlreichen anderen aktuellen Radiohits allerdings nicht zum sofortigen Senderwechsel verleitet, muss an dieser Stelle gewürdigt werden. In diesem Sinne: Hallelujah!
Artistpage
Tracks
1. Hallelujah
2. Come Along (featuring Lula)
3. Everything Is Beautiful (Acoustic)
4. Blue Moon Over Me
5. Everything Is Beautiful (Acoustic)
Willi S. - myFanbase
29.11.2009
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 13.11.2009Genre: Rock
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Aktuelle Kommentare
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