Bewertung

Review: #1.08 Cara Fitzgerald

Foto: Julian McMahon, Nip/Tuck - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Julian McMahon, Nip/Tuck
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Ich muss erst einmal tief durchatmen, um das Gesehene verarbeiten zu können. Eigentlich gibt es in jeder Episode dieser Serie einen Funken von schwarzem Humor. Doch dieser blieb uns diesmal verwehrt, was definitiv kein Nachteil ist. Uns wurde Christian von einer sehr verletzlichen Seite gezeigt, welche einen Blick in seine Vergangenheit gewehrt. Gleichzeitig lernt Matt, wie hilfreich das Beten zu Gott sein kann.

Begehren und Angst

In der letzten Folge hatte ich Julias Logik nicht verstanden und in dieser habe ich Schwierigkeiten, mich auf Seans Logik einzulassen bzw. sie zu verstehen. In der Episode zuvor versicherte er Megan noch, sie müsse keine Angst haben, dass sie ihn nicht haben könne. Was danach folgte war ein zärtlicher und dennoch leidenschaftlicher Kuss. Doch anscheinend hat Sean das alles vergessen. Nachdem sich Megan nämlich doch zu einer Brustrekonstruktion entschlossen hat, da sie nun einen Freund hat und in diesen verliebt sei, möchte Sean ihr begreiflich machen, sie solle den Eingriff nicht für ihren Freund machen lassen. Was danach folgte, war abzusehen. Vielleicht hätte Grace es nicht mal bemerkt, was zwischen Sean und Megan läuft, wenn sich die beiden nicht solche verliebten Blicke zugeworfen hätten. Doch sie hat es bemerkt und erzählt Christian von ihrer Beobachtung und den daraus resultierten Verdacht, die beiden hätten eine Affäre. Ausgerechnet schenkt sie ihr Vertrauen, dabei hätte Grace wissen müssen, dass ihr Verdacht nicht allzu lange geheimbleibt. Damit wird ein weiterer Stein ins Rollen gebracht. Christian erzählt Sean von dem Gespräch mit Grace, was dazu führt, dass Sean alles abstreitet und meint, gar keine Affäre mit Megan zu haben. Stattdessen beurlaubt er Grace. Die Frage nach dem Warum ist ganz einfach zu erklären, wie ich finde. Sean ist sauer auf sich selbst, überhaupt erwischt worden zu sein. So besteht nun mal auch die Möglichkeit, dass Julia von dieser Affäre erfährt. Genau davor hat der Schönheitschirurg Angst, denn er glaubt, seine Frau könne die Scheidung einreichen und Sean könne dadurch seine Kinder nicht mehr sehen. Ich denke ja, seine Angst ist eher, die Kinder nicht mehr sehen zu können, anstatt vor der Scheidung von Julia selbst.

Gut gefiel mir, als Christian seinen Freund dazu ermutigt hat, die Rekonstruktion doch noch vorzunehmen, obwohl Sean dies eigentlich nicht machen wollte. Es wäre auch ziemlich kindisch von ihm, Megan den Eingriff zu verwehren, weil er selbst Probleme mit seiner Frau bekommen könnte. So war zumindest mein eigener Eindruck. Wie wir aber alle wissen, sind Gefühle kaum kontrollierbar. Einen Einblick dazu bekommen wir, als Sean die Operation durchführt und das Doppelte der Zeit dafür benötigt, weil er alles perfekt haben möchte. Ich glaube nämlich nicht, dass er sich ebenso viel Zeit für eine andere Patientin genommen hätte.

Die Szene am Krankenbett von Megan, lässt mich darauf schließen, dass diese Affäre zwischen den beiden beendet ist und Sean sich von ihr verabschiedet hat. Natürlich kann es aber dennoch sein, dass die beiden noch gegenseitig an sich denken. Warten wir einfach mal die nächsten Folgen ab.

Fahrerflucht und Gebete

Die Szene mit Matts Autounfall war in jedem Fall vorhersehbar. Matt und sein bester Freund Henry streiten sich im Auto über den Radiosender und achten dabei nicht auf die Straße. Doch genau das wäre eben besser gewesen und es wäre nicht zu diesem tragischen Unfall mit Cara gekommen. Was mich an diesem Szenario auch stört, ist, dass die beiden nicht mal genauer geschaut haben. Vor allem, da Matt für einen kurzen Moment aufgeschaut hat und bei solch einem Aufprall, wie dem von Cara, wäre es einfach auch sinnvoller gewesen, in den Straßengraben zu schauen. Doch aus Angst verschweigt Matt die Sache seinen Eltern und versucht so normal wie möglich zu sein. Nachdem Julia sagte, wie sie zu Fahrerflucht steht, kann man den Jungen irgendwo auch verstehen. Gerade auch wenn man bedenkt, wie Julia sich aufführte, nachdem sie das mit dem Dreier erfahren hat. Jedoch hätte ich mir gewünscht, Matt hätte sich wem anvertraut und hätte so mehr Seelenfrieden gefunden.

Zugute heißen kann man ihm dennoch, dass er Cara im Krankenhaus besucht hat und ihre Erblindung verhindern konnte. Jedoch hätte ich es auch von Caras Mutter besser gefunden, wenn sie freiwillig in die Operation eingewilligt hätte und es nicht von Nöten gewesen wäre, die ärztliche Versorgung gerichtlich anordnen zu lassen. Wunder gibt es zwar durch Gebete schon und ich finde, dass Matt es zum Teil auch geholfen hat, doch manchmal ist es der Mensch, der Wunder bewirken kann und auch muss, damit man überleben kann.

Mir wäre es sehr wichtig, wenn dieser Handlungsbogen nochmals Erwähnung und eine Fortführung bekommen würde. Ich kann mir nämlich trotz der Gebete nicht vorstellen, dass Matt das Geschehene so einfach abhaken kann. Zumal fände ich es eben auch wichtig, wenn er sich bei Cara entschuldigen würde.

Die Vergangenheit holt einen immer ein

Christians Handlungsstrang ist mit sehr vielen Emotionen verbunden und zeigt ihn von einer völlig anderen Seite. Besonders auffällig ist hier, dass gleich das Schicksal von drei Personen beleuchtet wird, wobei es sich um zwei Opfer und einem Täter von sexuellem Missbrauch handelt.

Pfarrer Michael Shannon hat sich vor Wochen ein Leberfleck von seinem Penis entfernen lassen und ist zur Nachuntersuchung da. Zunächst besteht er darauf, nur von Christian behandelt zu werden, was eigentlich nicht weiter verwunderlich ist. Immerhin will man ja nicht jedem sein bestes Stück zeigen. Jedoch hat mich seine Besessenheit, in genau vierzehn Tagen nichts mehr von dem Eingriff zu sehen, stutzig gemacht. Sicherlich ist es nicht schön, wenn man in seinen Flitterwochen immer noch Spuren der Heilung bemerkt, dennoch fände ich das persönlich jetzt auch nicht überaus dramatisch. Vielmehr stellte ich mir die Frage, warum in vierzehn Tagen? Dazu muss ich natürlich auch sagen, dass ich Michael das mit den Flitterwochen sowieso aus irgendeinem Grund nicht ganz abgekauft habe.

Wahrscheinlich war mein Gesichtsausdruck Christians gleich, nachdem er aus den Nachrichten erfahren hat, sein Patient wurde aufgrund mangelnder Beweise vom Kindesmissbrauch freigesprochen. Deswegen bestand Michael so beharrlich darauf, von der Entfernung seines Muttermals in vierzehn Tagen nichts mehr zu sehen. Es war schlicht und einfach ein Beweisstück, was ihn hätte überführen können. Oh mein Gott! Dieses Wissen ist eine herbe Belastung, sowohl für Christian als auch Sean, die nun überlegen müssen, was sie jetzt unternehmen wollen.

Letztlich kam es dann doch nicht soweit, den Fall anonym zu melden, da Christian die Sache selbst in die Hand genommen hat. Überraschender Weise fasste er diesen Entschluss erst nach einem erneuten Gespräch mit der Patientin Devon. Diese wollte sich die Nase operieren lassen, um nicht mehr an ihren Vater erinnert zu werden, der sie als Kind missbraucht hat. Doch Christian machte ihr klar, dass sie nicht davon laufen kann, bzw. nicht ihren Körper verändern kann, da es die Sache nicht ungeschehen macht. Und anscheinend war dieses erneute Gespräch, bei dem Devon ihm Recht gab, auch eine Art Realisierung für ihn selbst.

Wie ich schon schrieb, nahm Christian den Fall mit Michael in seine Hände. Ich denke, das hat ihm geholfen sich darüber klar zu werden, auch ein Opfer zu sein und sich Sean zu öffnen. Auch wenn ich mich über diesen zu Beginn dieser Episode aufgeregt habe, tat es sehr gut zu sehen, wie verständnisvoll und einfühlsam er auf Christians Geständnis, selbst Opfer sexuellen Missbrauchs in seiner Kindheit gewesen zu sein, reagiert hat und ersuchte, diesem die Schuldgefühle zu nehmen.

Fazit

Wie man gut in dieser Episode sehen konnte, kann man nicht vor seiner Vergangenheit davon laufen, da diese einen immer wieder einholt und man sich stellen muss. Sehr schön, dass man mehr über die Vergangenheit von Christian erfahren hat und man so eine Erklärung bekommt, warum er so verletzt auf Devons Vorwurf reagierte und es schließlich schaffte, Michael zu einem Geständnis zu bringen, damit dieser seine gerechte Strafe bekommt.

Daniela S. - myFanbase

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