Die Musik in der Serie

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Alex Patsavas – Music Supervisor

Wie bei vielen Serien brauchte es natürlich auch bei "O.C., California" einen sog. "Music Supervisor", der dafür zuständig ist, einerseits Musik zu finden, die in eine Serie eingebaut werden soll, und auf der anderen Seite dafür zu sorgen, die Rechte für das Spielen und Weiterverwenden der genutzten Songs einzuholen. Für "O.C., California" übernahm diese Aufgabe die talentierte Alexandra Patsavas, die bereits seit über 12 Jahren im Geschäft ist.

Angefangen hat für sie alles auf dem College, als sie bereits Bands für universitäre Veranstaltungen buchte. Dabei buchte sie insbesondere einige Bands der Plattenfirma Triad, für die sie schließlich Anfang der 1990er zu arbeiten begann. Von dort zog es sie zur Film- und Fernsehabteilung von BMI, wo sie das erste Mal von dem Beruf des "Music Supervisors" erfuhr. Sie war sofort begeistert von dem Job, da sie dort ihren vielfältigen musikalischen Geschmack, der neben vielen Indie Rock- Bands auch klassische Stücke abdeckt, zum Ausdruck bringen konnte. So kam es, dass sie anfing, mit dem bekannten Low Budget- Regisseur Roger Corman zusammenzuarbeiten.

Dieser Job hatte definitiv einen großen Einfluss auf Patsavas’ Tätigkeit als Music Supervisor, da durch das geringe Budget der Filme zum Großteil unbekannte, lokale Bands ins Studio geholt werden mussten, um Songs aufzunehmen. Nach diesem Job gründete sie sogar ihre eigene Firma namens "The Chop Shop", mit der sie für die Filme "Happy, Texas" (1999) und "Ein Herz und eine Kanone" (2000) mit Sandra Bullock arbeitete. Ihre erste Verpflichtung für eine Fernsehserie kam dann mit der Mysteryserie "Roswell" (2000 – 2001). Seitdem arbeitete sie an zahlreichen Serien mit wie "Tru Calling", "Boston Public", "Rescue Me" und "Grey’s Anatomy". Am bekanntesten dürfte sie jedoch für Engagement in der Teen-Serie "O.C., California" sein, das sie selbst als ihren persönlichen Traumjob bezeichnet, da alle Crewmitglieder so begeistert und voller Leidenschaft für Musik seien, insbesondere der Serienmacher Josh Schwartz, so dass die Arbeit mit den Produzenten und Cuttern umso mehr Spaß gemacht habe.

Wie wurde die Musik in die Serie eingebaut?

Es gibt verschiedene Wege, ein Musikstück in eine Szene einzuarbeiten. Manchmal ist es so, dass ein Autor, was insbesondere bei dem musikbegeisterten Josh Schwartz häufig passiert, bereits beim Schreiben des Drehbuchs einen gewissen Song im Ohr hat, den er unbedingt in die Szene einbauen will. Manchmal existiert sogar erst die Idee für das Lied, bevor überhaupt die Szene geschrieben ist. So erzählt Schwartz selbst über das Schreiben des Pilotfilmes:

"Zum Beispiel bei dem Joseph Arthur-Song ‚Honey And The Moon’, der am Ende des Piloten gespielt wird, während Ryan davon fährt. Ich war bereit, den Piloten zu schreiben, und ich wusste nicht so recht, wie ich ihn schreiben sollte. Da habe ich dieses Lied gehört und ich wusste sofort, wie sich die letzte Szene anfühlen sollte. Von da an wusste ich, wie ich diese Szene schreiben würde, und konnte mich dann vom Ende zum Anfang vorarbeiten."

Manchmal bemerkt man aber auch erst, nachdem die Szene gedreht worden ist, dass ein ursprünglich geplanter Song nun einfach nicht mehr passt, da die Szene andere Emotionen bewirkt als der Song oder einfach eine andere Instrumentierung oder andere Texte benötigt. Eine anderes Mal hatten Schwartz, Patsavas oder einer der anderen musikbegeisterten Serienmacher bei O.C. auch einfach nur einen bestimmten Song oder eine Band im Auge, die sie unbedingt in die Show einbinden wollten. Dann war insbesondere Patsavas als Music Supervisor gemeinsam mit den Cuttern bemüht, die richtige Szene, die richtige Stelle für dieses Musikstück zu finden. Meistens war es jedoch so, dass die Songs erst hinterher, nachdem die Folge bereits gedreht wurde, ausgewählt werden.

Es verhielt sich in den meisten Fällen so, dass sich Patsavas gemeinsam mit den Cuttern, die auch für den Ton der Serie verantwortlich sind, traf und die fertige Folge ansah. Dabei wurden schnell die Stellen offensichtlich, an denen ein Song zur Untermalung der Szene nötig oder passend ist. Es war selten so einfach, wie vorher beschrieben, dass ein Lied schon bald feststeht. Vielmehr mussten die Verantwortlichen mehrere Stücke und Instrumentals ausprobieren, bevor sie den Song gefunden haben, der perfekt passt. Und selbst dann kann noch nicht garantiert werden, dass es das Lied am Ende auch wirklich in die Folge schafft.

Jede Episode hat ein gewisses Budget, das für die Musikuntermalung zur Verfügung gestellt wird. Dass dieses Budget immer eingehalten wird, war eine der Hauptaufgaben von Patsavas. Für jeden einzelnen Song mussten auch die rechtlichen und finanziellen Belange geklärt werden. So verhandelte Alex Patsavas häufig mit Plattenlabels oder im Falle von vielen Indie Bands direkt mit den Mitgliedern der Bands, da viele noch gar keinen Plattenvertrag haben. Dies konnte unter Umständen schwierig werden, da sie diesen Bands, die eher wenig Erfahrung mit solchen Dingen haben, erst einmal die Grundlagen erklären musste.

Doch durch den Erfolg und den Bekanntheitsgrad, den viele Bands erst durch Auftritte in der Serie erreicht haben, hat sich "O.C., California" innerhalb kurzer Zeit bereits einen gewissen Ruf erarbeitet, so dass es bald leichter wurde, Künstler dazu zu bewegen, der Serie ihre Lieder zur Verfügung zu stellen. So konnte Patsavas sogar einige Deals an Land ziehen mit Bands und Sängern, die sonst eher ungern die Rechte für das Spielen ihrer Songs in Fernsehserien hergeben. So war es zum Beispiel in der ersten Staffel bei dem Bob Seger Klassiker "Night Moves" von 1976, den Josh unbedingt in der Serie haben wollte und der sogar mehrere Male eingebaut wurde. Die Band "Rooney" sagte sogar eines ihrer Konzerte ab, um in der Serie auftreten zu können. Wie man sieht, hat es sich für sie ausgezahlt.

Über die vier Jahre, die "O.C., California" Bestand hatte, hat die Serie es immer wieder geschafft, den Zuschauern neue Bands nahe zu bringen und diese für eine breitere Öffentlichkeit bekannt zu machen. Dabei ist es auch zum Großteil gelungen, die Musik geschickt in die Serie einzubinden und damit auch die Künstler zufrieden zu stellen, die natürlich auch gewisse Ansprüche haben. Nun geht die Serie zu Ende und es bleibt zu hoffen, dass es bald eine neue Fernsehserie geben wird, die für neue, unbekannte Künstler tut, was O.C. in der Vergangenheit geleistet hat. Vielleicht kann Josh Schwartz mit seinen beiden neuen Serien "Chuck" und "Gossip Girl", die beide im Herbst anlaufen, schon bald neue Maßstäbe setzen, was die Musik angeht. Viel wird dabei sicher auch vom Erfolg der Serien selbst abhängen. Wir werden sehen...

Nadine Watz - myFanbase