Review: #1.01 Folgen wir dem weißen Kaninchen!
Für die Serie "Once Upon a Time" war die Einbindung des Wunderland-Motivs, die mit der Episode #1.17 Der Hutmacher begann, ein absoluter Gewinn. Bei mir als großem Fan von Lewis Carrolls "Alice im Wunderland" und der Fortsetzung "Alice hinter den Spiegeln" wurden damit quasi offene Türen eingerannt, aber auch viele andere Zuschauer von "Once Upon a Time" nahmen das Auftauchen des Verrückten Hutmachers, der Herzkönigin und weiterer Wunderland-Figuren ausgesprochen positiv auf. Dies animierte die Macher von "Once Upon a Time" durchaus verständlicherweise dazu, dieses Thema zu vertiefen und ein Spin-Off rund um das Wunderland zu kreieren. Mit der Bezeichnung "Once Upon a Time in Wonderland" hat man sich dabei auch gleich noch einen Platz auf der Liste der längsten Serientitel im US-Fernsehen gesichert.
Im Vorfeld kursierten einige sehr viel versprechende Trailer zu dem Spin-Off, die neugierig zu machen wussten, zumal die Serie sogar einen eigenen Platz im Herbstprogramm von ABC zugewiesen bekam, anstatt "nur" als Ersatz für die Mutterserie während der Winterpause zu fungieren. Das ließ sich alles sehr gut an. Da einem im Wunderland aber nichts wundern darf, denn hier sind Wunder an der Tagesordnung, darf ich wohl nicht allzu verwundert darüber sein, dass mich die Auftaktfolge zu "Once Upon a Time in Wonderland" letztlich doch nicht so begeistert hat.
Nächster Stopp: Wunderland
Es erweist sich schon als nachteilig, dass diese Folge fast komplett in digital erstellten Kulissen spielt. Dadurch entsteht eine sehr künstliche Atmosphäre, die es für den Zuschauer schwer macht, einen emotionalen Bezug herzustellen. Zwar passt dieses übertriebene Design zum Wunderland, übersättigt aber auch schnell, da es kaum Kontrastprogramm gibt, abgesehen von den wenigen Szenen in der Anstalt.
Von den grotesken Kreaturen, die das Wunderland prägen, lernen wir schon ein paar Vertreter kennen, vor allem das Weiße Kaninchen und die Grinsekatze. Letztere sorgt meiner Ansicht nach für die besten Szenen, da sie recht unheimlich wirkt, zumindest so lange, bis sie auf normale Katzengröße geschrumpft wird und plötzlich eher niedlich als bedrohlich erscheint. Die Grinsekatze symbolisiert eigentlich recht gut die zwiespältige Natur des Wunderlandes, die hoffentlich in Zukunft noch besser zur Geltung kommt. Diese Welt ist ein Ort, an dem hinter jedem Spaß eine Gefahr lauert. Das Wunderland ist bunt, laut und gemein.
Gemein ist das passende Stichwort für die Rote Königin, die nicht gleichzusetzen ist mit der Herzkönigin, die wir schon aus "Once Upon a Time" kennen. Wie in der Märchenwelt gibt es offenbar auch im Wunderland mehrere Herrscher, die ihren Untertanen das Leben schwer machen. Im Vergleich zur Herzkönigin Cora oder zur Bösen Königin Regina wirkt die Rote Königin allerdings zunächst ziemlich verkrampft in ihrem Bemühen, böse und sexy zugleich rüberzukommen. Es ist zwar noch viel zu früh für ein klares Urteil, aber auf den ersten Blick kann die Darstellerin Emma Rigby ihren Kolleginnen Barbara Hershey und Lana Parrilla aus der Mutterserie nicht das Wasser reichen.
Herzdame mit zwei Buben
Dreh - und Angelpunkt des gesamten Szenarios ist natürlich die erwachsen gewordene Alice. In einigen Situationen deutet sich an, dass aus dem altklugen Kind eine durchaus toughe, junge Frau geworden ist, die sich zu wehren versteht. Das gefällt mir schon mal ganz gut. Ihre Romanze mit dem Dschinn Cyrus hat zum Auftakt allerdings die weichliche Konsistenz und blasse Farbe einer zu lange gekochten Spaghetti. Die gemeinsamen Szenen der beiden sind ehrlich gesagt ziemlich ermüdend und kitschig. Da machen die Szenen zwischen Alice und dem Herzbuben Will schon deutlich mehr Spaß. Zwar stößt man uns hier offenbar wieder einmal in eine stereotypische Dreiecksbeziehung, bei der die Frau zwischen einem Bad Boy und einem Good Guy wählen kann, doch der Good Guy alleine, das zeigt diese Folge recht deutlich, wäre nun einmal sterbenslangweilig.
Ein Besuch in Storybrooke
Zu Beginn der Folge macht Will einen kleinen Abstecher nach Storybrooke, zum Hauptschauplatz der Mutterserie "Once Upon a Time". Was allerdings ein nettes Geschenk an die Fans sein soll, erweist sich im Endeffekt eher als Ärgernis. Zum Einen wird nicht ganz klar, zu welchem Zeitpunkt in der "Once Upon a Time"-Handlung diese Stippvisite genau stattfindet, und zum anderen trifft Will dabei auf Ashley alias Cinderella. Das ist deshalb ärgerlich, weil besagte Ashley in der kompletten zweiten Staffel von "Once Upon a Time" kein einziges Mal zu sehen war, obwohl das durchaus angebracht und wünschenswert gewesen wäre. Dass sie nun stattdessen im Spin-Off kurz vorbeiwinkt, ist etwas unverständlich.
"Once Upon a Time in Wonderland" vs. "Once Upon a Time"
Es liegt nahe, die Ablegerserie mit der Muttershow zu vergleichen, zumindest zu Anfang, so lange sich der Ableger noch keine eigene Identität aufgebaut hat. Bei diesem Vergleich schneidet "Once Upon a Time in Wonderland" für mich persönlich deutlich schlechter ab als "Once Upon a Time", auch und gerade, wenn man die jeweiligen Auftaktfolgen gegenüber stellt. Bei "Once Upon a Time in Wonderland" fehlt mir (noch) die Lebendigkeit, der Humor und die tollen Charakterkonstellationen, die "Once Upon a Time" von Beginn an bieten konnte. In "Once Upon a Time" habe ich mich verliebt, so dass ich jener Serie auch die einen oder anderen Schwächen und Logikfehler (besonders die Logikfehler) ganz gut verzeihen kann, beim Spin-Off fehlen mir aber noch viele der Zutaten, die es zum Verlieben braucht.
Maret Hosemann - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Down the Rabbit HoleErstausstrahlung (US): 10.10.2013
Erstausstrahlung (DE): 24.09.2014
Regie: Ralph Hemecker
Drehbuch: Edward Kitsis, Adam Horowitz, Zack Estrin & Jane Espenson
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