Bewertung

Review: #1.01 Folgen wir dem weißen Kaninchen!

Dieser Neustart war eine der Serien, denen ich in dieser Saison am meisten entgegengefiebert habe. Da die Mutterserie "Once Upon a Time" mich mit der zweiten Staffel leider etwas weniger überzeugen konnte, steckte ich meine Hoffnungen in den neuen Geist des Spin-Offs "Once Upon a Time in Wonderland", dem sich Kitsis und Horowitz hingeben, dabei aber träge gewordene Altlasten über Bord schmeißen und einen frischen Wind durch ihre Märchenwelt wehen lassen können.

"Alice, you were an ignored little girl who wanted to be love. So you created a fantasyland full of characters who'd help you become who you wanted to be."

Wie uns schon der Trailer verraten hat, lernen wir eine Alice im Teenager-Alter kennen, die durch den Tod ihres Geliebten Cyrus den Glauben an das Wunderland verloren zu haben scheint. Dabei wird die erste Hälfte der Pilotfolge durch den Trailer sehr gut abgedeckt und man weiß bereits vorher, dass Alice Besuch vom Herzbuben und dem Weißen Kaninchen bekommt, mit denen sie sich auf den Weg ins Wunderland macht.

Die Rolle der Alice ist durch Sophie Lowe sehr gut besetzt wurden und auch ihr schauspielerisches Talent kann sie, durch die vielen Emotionen, die wir in nur einer Episode geboten bekommen, unter Beweis stellen. Besonders gut gelungen ist dabei der Unterschied zwischen der Alice, die ins Wunderland reist und dort auf Cyrus trifft, und dem Mädchen, das wir in ärztlicher Behandlung zu sehen bekommen. Die erste Alice ist auffallend geschminkt, trägt ein rosa Rüschenkleid und läuft fröhlich mit ihrer wallenden Mähne durch das Wunderland, um sich in das nächste Abenteuer zu stürzen. Doch später hat Alice ihren Lebenswillen verloren und sitzt mit trüben Augen und stumpfen Haaren ihren Ärzten gegenüber, deren Behandlung sie sich entmutigt unterziehen will. Dieses Wechselspiel ist gut durchdacht und unterstreicht die Sorgfalt, mit der die Charaktere entwickelt wurden.

"You know, when you really love someone, you don’t need prove. You can feel it."

Die herzzerreißende Liebesgeschichte ist etwas, wovon jedes gute Märchen lebt, und daher überrascht es nicht, dass genau daran die Geschichte hochgezogen wird. Mit Alice und Cyrus scheinen wir ein Paar vor uns zu haben, das genau wie Snow und Charming aus "Once Upon a Time" füreinander bestimmt ist, auch wenn diese Geschichte in keinem Märchenbuch verankert ist. Die Chemie zwischen Sophie Lowe und Peter Gadiot stimmt von der ersten Sekunde an und lässt keine Zweifel, dass sich das Paar finden wird, auch wenn ihnen und uns bis dahin noch so manches Abenteuer bevorsteht.

Eine weitere interessante Konstellation ergibt sich zwischen dem Herzbuben und Alice, da auch zwischen ihnen ein aufregendes Knistern zu spüren ist, was hier und da durch einige Neckereien betont wird. Auch die sarkastische Art des Herzbuben an sich wirkt sehr erfrischend und entspannt die dramatischen und intensiven Gefühle Alices, durch kleine Einstreuungen, die in unserem Alltag zwar ganz normal sind, in seinem Märchen aber so nie auftreten würden. An dieser Stelle habe ich mir gleich die Frage gestellt, ob der Herzbube womöglich auch ein romantisches Interesse an Alice hat, da die durchdringenden Blicke, die er Alice gelegentlich zuwirft, nicht rein freundschaftlicher Natur zu sein scheinen. Und auch, wenn er sich bisher als nicht der ehrlichste oder uneigennützigste Freund erwiesen hat, bin ich auf die weitere Interaktion der beiden gespannt.

"You know as well as I do, Alice. Nothing is impossible in Wonderland."

Noch vor Ende der Episode erfahren wir, das Cyrus tatsächlich am Leben ist und von der Roten Königin und Jafar in eine Intrige verstrickt wurde. Die Bösewichte dieser Geschichte sind wie in der Mutterserie ein Mann und eine Frau (die Böse Königin und Rumpelstilzchen), die einen Pakt miteinander haben und sich wohl oder übel daran halten müssen, obwohl beiden diese Abhängigkeit nicht ganz zu behagen scheint. Emma Rigby als Rote Königin wirkt zwar gelegentlich etwas steif und hatte bisher keinen Charaktermoment zu verzeichnen, scheint aber durch ihr rigoroses Auftreten durchaus Potential zu haben. Naveen Andrews hingegen wirkt auf mich noch nicht so, als würde er sich in Jafars Haut wohl fühlen und leider fehlt ihm bisher das gewisse Etwas. In der gemeinsamen Szene der beiden konnte Emma Rigby daher bei mir mehr überzeugen, da sie es schaffte, einen flammenden Blick auf Jafar abzufeuern und permanent lodernde Augen hatte, während Naveen Andrews es nicht richtig schaffte, mit ihr mitzuhalten.

In dem Weißen Kaninchen haben wir zwar keinen Bösewicht aber einen wichtigen Komplizen, der Alice zwar gern beistehen möchte, aber sehr auf sein eigenes Wohl bedacht ist. Während man sich zu Beginn der Episode noch fragt, ob Cyrus tatsächlich lebt, sind wir uns dessen nun gewiss, wollen dafür aber erfahren, wie weit das Kaninchen gehen wird und ob Alice durch ihn in einen Hinterhalt gelockt wird. Doch da im Wunderland alles möglich ist, hoffe ich darauf, dass das Kaninchen sich besinnt und auf die Seite der Guten schlägt.

"Do you still believe that to be true?"

Leider wissen wir nicht, wie lange sich Alice in ärztlicher Behandlung befand und tatsächlich Zweifel an der Realität des Wunderlandes hatte. Durch die leicht psychodelisch anmutende Melodie, die uns in Alices Anstalt eingespielt wird, und Dr. Lydgate, der in seiner Schürze, die er für Alice Behandlung trägt, aussieht wie ein Schlachter, würde es mich nicht wundern, wenn Alice während ihres Aufenthaltes so einiges in Frage gestellt hat. Auch bei ihrer Flucht ist die Musikauswahl fantastisch und die irischen Volksklänge sind so wunderbar belebend, dass ich selbst gern den Pantoffel geschwungen hätte, um einem der Aufpasser damit eins auf die Mütze zu geben.

Fazit

Mit dieser Pilotfolge haben die Autoren gute Arbeit geleistet, die bei mir Freude auf die kommenden Episoden hervorgerufen hat. Auch zur Auswahl der Schauspieler kann man allemal gratulieren, auch wenn sich nicht leugnen lässt, dass noch an einigen Stellen Verbesserungspotential besteht. Die Harmonie zwischen Alice und dem Herzbuben sowie Cyrus ist jedoch von Beginn an präsent, was die mittelmäßige Interaktion zwischen den anderen Charakteren in den Hintergrund rücken lässt. Ein größeres Manko sind da schon eher die Animationen des Wunderlandes, die im ersten Teil der Episode mit dem Weißen Kaninchen noch nicht negativ ins Auge stechen, aber beim Überblick vom Schloss der Roten Königin und des Weges, den Alice, das Weiße Kaninchen und der Herzbube am Ende der Episode einschlagen, wirklich kein Genuss fürs Auge sind.

Marie Florschütz - myFanbase

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