Bewertung

Review: #2.19 Das Rennen

Mal wieder bezieht sich der deutsche Episodentitel nur auf eine der vielen Handlungen dieser Folge, doch das kann ich insofern großzügig übersehen, weil die Story um Nathan auf der Rennbahn auch für mich eindeutig die beste dieser Folge ist. Doch auch über Tree Hill schwebt weiterhin das Unheil – natürlich personifiziert durch Dan Scott!

Karma finds us all in time, Dan.

Nachdem Dan in der ersten Hälfte der zweiten Staffel alle als scheinbares Unschuldslamm getäuscht hat, legt er in dieser Folge wieder so richtig los. Es ist ja schon ziemlich gemein, wie er Karen und Andy vor dem gesamten Kurs bloßstellt, aber welches Ausmaß an Gemeinheit er wirklich erreichen kann, zeigt sich meiner Meinung nach erst in der Szene mit Deb, als er sie morgens schlafend im Garten findet. Mal ehrlich, er steigt über seine Ehefrau hinweg, die die Nacht lieber im Garten verbringt als bei ihm, nimmt sich die Zeitung und macht auf dem Rückweg die Sprinkleranlage an! Wie fies kann ein Mensch sein? Aber wie schon gesagt, da scheint Dan wohl neue Maßstäbe setzen zu wollen.

Das Schöne ist allerdings, dass die anderen ihm endlich Paroli bieten: Der Anblick, wie Deb in aller Seelenruhe Wasser kocht, um es über Dan zu gießen und dann noch Sirup dazugibt, damit es besser an ihm klebt, ist so gut, dass man sich innerlich wünscht sie würde es tatsächlich tun – woraufhin man sich dank Debs Kommentar sofort selbst fragt, zu was für einem rachsüchtigen Menschen einen dieser Mann macht! Auch Andys Auftritt in Dans Büro ist toll, vor allem da er Dan nicht den Gefallen tut, auf seine leisen Provokationen voll einzusteigen, sondern ihm genauso leise und nicht weniger unheilvoll droht.

Am Ende hat das Karma, an das Dan nicht glauben will, ihn tatsächlich gefunden: sein Sohn schwebt in Lebensgefahr und seine Frau ist dank ihm tablettensüchtig. Ob das allerdings reichen wird, ihn zu einem besseren Menschen zu machen, wage ich zu bezweifeln – Dan ist und bleibt einfach der intrigante Bösewicht schlechthin!

It's okay. I'm here for you.

Brooke ist in dieser Folge gewissermaßen der Anti-Dan: sie kümmert sich um alle, die irgendwelche Probleme haben und hilft den meisten nur durch ihre Anwesenheit und ihre positive Art. Allein durch ihr DWnotI-Programm hilft sie Mouth, der nicht alleine sein will, und Erica, die beinahe von ein paar Typen vergewaltigt worden wäre, was letztendlich dazu führt, dass Mouth Erica nach Hause begleitet und endlich auch mal eine kleine Lovestory bekommt. Die schönste Geschichte dieser Nacht und Brookes Schicht ist allerdings, dass Peyton in ihrer besten Freundin diejenige findet, die ihr Sicherheit gibt und nicht wie alle anderen in Peytons Leben irgendwohin verschwindet. Für Lucas ist Brooke gleich in zweifacher Hinsicht da: sie kommt nach Nathans Unfall sofort ins Krankenhaus und fängt außerdem an, die Papierschnipsel, die Lucas aus Dans Aktenvernichter geholt hat, zu sortieren.

Diese Folge zeigt einmal mehr, wie sehr sich Brooke seit dem Beginn der Serie und auch dem Beginn der zweiten Staffel geändert hat: aus der ehemaligen Cheerleaderin, die nur auf Spaß, Sex und Alkohol aus war und nur ab und zu aufblitzen ließ, dass sie auch eine gute Freundin sein kann, ist eine verantwortungsbewusste, selbstständige junge Frau geworden, die nicht nur ihr Amt als Schulsprecherin ernst nimmt, sondern auch immer für ihre Freunde da ist.

Life sucks, I need a drink!

Dass sie trotz allem noch ihren Spaß und immer einen guten Spruch auf Lager hat, zeigt sich in einer Szene, die keinem speziellen Handlungsstrang zuzuordnen ist, aber einfach so großartig geschrieben und gefilmt ist, dass ich ihr in dieser Review auf jeden Fall einen eigenen Abschnitt geben möchte: die vier Ladies im Tric! Schon die Dialoge sind mal wieder vom Feinsten:

Karen: I miss Keith!

Deb: I miss Nathan!

Peyton: I miss Jake!

Brooke: I don't really miss Felix at all! Or my parents....but I do miss my money!

Aber das Tollste ist die Tanzszene der vier, die mit der Übungsfahrt von Nathan und Lucas mit Tony überblendet wird. Es wirkt fast so, als würde das Rennauto ebenfalls tanzen und für einen Moment scheinen die ganzen Probleme wie weggewischt, aufgehoben durch die Musik. Es ist ein kurzer, zeitloser Moment, der an weniger komplizierte Zeiten erinnert und auch dem Zuschauer wieder ein bisschen Zuversicht schenkt – allerdings wie gesagt nur für einen Moment, auf den dann der große Knall folgt.

It was almost like...like he aimed for the wall, you know? Like he tried to crash.

Und damit wären wir bei dem Handlungsstrang, der mich am meisten gefesselt und mitgenommen hat. Zu Beginn der Serie war James Lafferty vielleicht ein grandioser Basketballspieler, aber seine Schauspielkünste haben mich ehrlich gesagt nicht vom Hocker gehauen. Aber das hatte sich schon mit der zweiten Staffel um einiges gebessert und spätestens ab dieser Folge nehme ich ihm alles ab! Die Szene, als er alleine mit dem Rennwagen fährt, komplett verzweifelt, im Kopf nur die Erinnerungen an Haley, unterlegt mit "Like a Man Possessed" von den Get Up Kids – Gänsehaut pur!

Tonys Bemerkung am Schluss der Folge steigert die Dramatik des Crashs noch weiter: ist Nathan tatsächlich mit Absicht gegen die Wand gefahren? Das Ausmaß seiner Verzweiflung, in die ihn Haleys Abreise gestürzt hat, haben wir ja in den vorherigen Folgen immer wieder gesehen, doch das ist die erste Folge, in der er sich wirklich damit auseinandersetzt, dass Haley sich wegen ihrer Ehe nicht mehr sicher ist. Und das scheint doch sehr tief zu sitzen, wenn man bedenkt, dass seine einzigen Worte nach dem Unfall sind, dass Lucas Haley nicht anrufen soll. Die Situation der beiden hat sich also mal wieder verschlechtert, auch wenn das nach dem Treffen zwischen Haley und Nathan kaum noch vorstellbar schien.

Sehr schön war dagegen mal wieder zu beobachten, wie gut sich Lucas und Nathan mittlerweile verstehen und dass Lucas alles tut, um seinen kleinen Bruder abzulenken und aufzumuntern. Vor allem Lucas' Reaktion nach Nathans Unfall, als er der erste ist, der an dem brennenden Auto ankommt und danach seinen bewusstlosen Bruder im Arm hält, zeigt wie wichtig Nathan für ihn geworden ist und jagt einem als Zuschauer gleich noch einen Schauer über den Rücken.

Fazit

Trotz der weiterhin melancholischen Grundstimmung eine sehr gute Folge mit vielen bewegenden Momenten, darunter eine der schönsten und eine der traurigsten Szenen, die ich bis jetzt bei One Tree Hill gesehen habe. Und jetzt wissen wir endgültig, dass die Scott-Brüder und Autos keine gute Mischung sind...

Lena Stadelmann - myFanbase

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