Review: #3.01 Brandwunden

Anders als die zweite Staffel schließt die dritte zeitlich nicht direkt an die vorige an, sodass in dieser Folge nicht nur die Ereignisse aus dem Finale der zweiten Staffel aufgearbeitet werden müssen, sondern auch die drei Monate, die unterdessen vergangen sind, während so langsam wieder alle Charaktere in Tree Hill eintrudeln. Um diesen Zeitabschnitt in einer Folge zusammenhängend zu bewältigen, wird wie in #2.01 Heimweh auch mit Rückblicken gearbeitet, die die Zeit vor und nach dem Sommer verbinden, indem sich die Charaktere in der Gegenwart daran erinnern, was in der Nacht des Staffelfinales und kurz danach geschehen ist.

This other woman, Ellie, she doesn't change who your mom was.

Peyton konfrontiert ihren Vater mit Ellies Aussage, sie wäre ihre Mutter, und erfährt von ihm, dass sie adoptiert wurde und Ellie tatsächlich ihre leibliche Mutter ist. Das mit 17 zu erfahren ist verständlicherweise ein Schock und verstärkt zusammen mit Jakes Abschied aus Tree Hill Peytons Furcht, alle ihr nahe stehenden Menschen verlieren – entweder tatsächlich wie Jake oder im übertragenen Sinn wie den Menschen, den sie für ihren Vater gehalten hat. Ihre Reaktion ist meiner Meinung nach absolut natürlich, da in dieser Situation wahnsinnig viele Informationen und Emotionen zusammenkommen, die sie erst mal für sich sortieren muss und sich gegenüber Larry, den sie als einzigen mit ihren verletzten Gefühlen konfrontieren kann, dementsprechend aggressiv verhält.

Die emotionalste Szene war ganz eindeutig die, in der Larry Peytons Vorwürfe nicht mehr schlucken kann, weil sie auch ihre verstorbene Mutter als Lügnerin bezeichnet, die sich weder rechtfertigen noch etwas dafür kann, dass Larry Peyton die Wahrheit so lange verschwiegen hat. Gerade diese Situation hat sehr schön verdeutlicht, dass Larry Peytons Vater ist, auch wenn sie nicht die gleichen Gene teilen, denn er ist es, der sie liebevoll aufgezogen hat und ihr wenn nötig wie einem eigenen Kind den Kopf zurechtrückt, wenn sie sich zu sehr in eine falsche Vorstellung verrannt hat. Er macht Peyton klar, dass ihre Mutter sie über alles geliebt hat, genau wie er selbst, und sie nun nicht ihre Verwirrung und Verzweiflung über Ellies Auftauchen in Wut gegenüber den Menschen verwandeln soll, die sie am meisten lieben. Doch Lucas’ Kommentar am Schluss, dass er Ellie wieder in Tree Hill gesehen hat, deutet an, dass dieses Problem damit noch lange nicht gelöst ist…

None of it mattered without you.

Haley steht aus heiterem Himmel vor Nathans Türe und sagt ihm, dass sie wieder nach Hause kommen will. Und das, nachdem nach dem Annulierungsantrag und Haleys Beschluss, nicht mehr nach Tree Hill zurück zu kehren, die Beziehung der beiden eigentlich gelaufen war. Dass Nathan, der sich nach seinem Unfall emotional immer weiter von Haley und ihrer Ehe distanziert hat, nicht sofort in unbändigen Jubel ausbricht, war zu erwarten, zumal er fast gleichzeitig mit Haleys Ankunft die Nachricht erhält, dass das Autohaus in Flammen steht und sein Vater in Lebensgefahr schwebt. Und doch zeigte sich schon in dem kurzen Moment, als Nathan vermutet, dass sein Vater im Feuer umgekommen ist und er ganz instinktiv Haleys Hand nimmt, dass seine Gefühle keineswegs völlig verschwunden sind.

Deshalb fand ich sein Verhalten in den Gesprächen mit Haley danach sehr krass: natürlich ist er wütend darüber, dass sie Chris geküsst hat, auf Tour gegangen ist und dann noch ihre Ehe in Frage gestellt hat, doch ihr plötzliches Auftauchen und alles was sie sagt zeigt eindeutig, dass sie es bereut, ihn so sehr verletzt zu haben. Ich glaube, ich hab noch nie gehört, dass jemand in einer Folge so oft seine Liebe beteuert wie Haley hier und deshalb war ich wirklich froh, dass Nathan ihr nach seinen zahlreichen, wirklich ruppigen Zurückweisungen doch noch sagt, dass er sie immer noch liebt. Das war die ultimative Gänsehautszene dieser Folge: wie sich Nathans verletzter Stolz durch Haleys Verzweiflung in Luft auflöst und er seine Distanziertheit für einen winzigen, wunderschönen Moment fallen lässt, um ihr kurz darauf zu sagen, dass er sie zwar immer noch liebt, ihr aber nicht mehr vertrauen kann. Aber dieser Moment nährt natürlich meine und vermutlich auch Haleys Hoffnung, dass dieses Traumpaar noch eine Chance hat, ebenso wie das tolle Schlussbild, als Nathan nach einem Blick auf Haleys "I love you" auf dem Annullierungsantrag seinen Ehering wieder trägt – wenn auch nur um den Hals.

Every night since I've tried to piece it together, and when I find out who did this to me, and I will find out soon, the sins I commit then could turn this place to rubble.

Ähnlich wie zu Beginn der zweiten Staffel hat Dan gerade so überlebt, doch diesmal gibt er nicht mehr vor, der lammfromme Bekehrte zu sein, der seine zweite Chance nutzen will, sondern er ist die personifizierte Rache. Das ist auch kein großes Wunder, denn anders als sein Herzinfarkt in der ersten Staffel war das Feuer im Autohaus ein klarer Mordversuch und Dan weiß das. Er hat zwar keine Beweise, doch er erinnert sich an die zweideutige Nachricht "For everything you’ve done", er hat bemerkt, dass dem Whisky etwas beigemischt war, er hat ein vages Bild, dass jemand mit ihm in dem brennenden Autohaus war und vor allem: er hat sich in der Endphase der zweiten Staffel genügend Feinde gemacht.

Auch wenn der Fokus in dieser Folge stark auf Lucas als Schuldigen gelenkt wird, ist es für mich noch lange nicht sicher, dass er das Feuer gelegt hat. Dafür geben zu viele andere Charaktere in dieser Folge Kommentare von sich, die sich auch auf das Feuer beziehen lassen und die Autoren von "One Tree Hill" haben schon oft genug bewiesen, dass sie uns gerne in die Irre führen. Allerdings wird es meiner Meinung nach weniger wichtig sein, wer das Feuer tatsächlich gelegt hat, sondern eher, wen Dan am meisten verdächtigt, und seinen Erinnerungen nach zu urteilen kann es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Umrisse der Person im Autohaus ein Gesicht bekommen.

I missed you, Lucas Scott. – And I missed you too, pretty girl.

Nachdem Brooke äußerst zurückhaltend auf Lucas’ Liebesgeständnis in letzter Sekunde vor ihrer Abreise nach Kalifornien reagiert hat, sehen sich die beiden nach drei Monaten wieder und Brooke, die sich in der Zwischenzeit Gedanken machen konnte, hat einen Vorschlag: sie will mit Lucas zusammen sein – allerdings nicht exklusiv. Das klingt zwar stark nach dem "Friends with Benefits"-Arrangement mit Felix, doch es ist ganz eindeutig, dass Brookes Gefühle für Lucas ganz anderer Natur sind. Nicht nur, dass sie in den letzten Folgen der zweiten Staffel fast schon wieder zusammen gekommen wären, wenn Brooke nicht die Fotos und den Brief an Peyton gesehen hätte, auch in dieser Folge macht Brooke in den Gesprächen mit Haley und Peyton immer wieder kleine Andeutungen (natürlich so offen, dass man sie auch auf Haley und Nathan oder Peyton und Ellie beziehen kann), dass sie eigentlich nur Angst davor hat, Lucas wieder so nahe zu kommen und so verletzt zu werden wie beim letzten Mal.

Dass Lucas sich sofort auf den Vorschlag einlässt kann ich mir eigentlich nur so erklären, dass er hofft, sich durch die nicht-exklusive Beziehung die Chance auf eine richtige zu erhalten – alles andere würde seinen Vorsätzen vom Beginn der zweiten Staffel, sich zu bessern, und seiner Entwicklung seither widersprechen. Aber noch mal kurz zu Brooke: ich fand es großartig, dass sie Haley angeboten hat, bei ihr einzuziehen! Nachdem wir in den letzten zwei Staffeln viele Szenen zwischen Haley und Peyton und natürlich Peyton und Brooke gesehen haben, gibt es dadurch endlich die Chance, dass sich auch die Freundschaft zwischen Haley und Brooke vertieft und ich freue mich schon auf das Zusammenleben mit vielen schönen Szenen der beiden.

Fazit

Ein toller, ereignisreicher Staffelauftakt, in dem die Zeit vor und nach dem Sommer gekonnt miteinander verflochten wird und der durch eine großartige Schlusssequenz inklusive grandiosem Voice Over perfekt abgerundet wird.

Lena Stadelmann - myFanbase

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