Bewertung

Review: #3.12 Die große College-Frage

Da ist sie also, die für alle Teen-Drama-Serien obligatorische Collegewahl-Folge! Und man fühlt sich tatsächlich sofort an andere Serien erinnert, zum Beispiel "Dawson's Creek mit der Folge #4.04 Himmel und Hölle oder "O.C., California mit der Folge #3.08 Erste Wahl: Berkeley, da auch in diesen Folgen die Beratungsgespräche der Teenager zusammen geschnitten und durch die Fragen und Antworten miteinander verknüpft werden. Doch die für diese Episode verantwortlichen Drehbuchautoren bei "One Tree Hill" haben diesen Kniff erweitert und auf die ganze Folge ausgedehnt. So verknüpfen sich ein Basketballspiel, das erste Date von Karen und Keith und die Träume, Ängste und Gedanken der Jugendlichen zu einer schönen Collage.

At the end of the day, I just want to be with my family and friends. I want to play basketball, and I want to go to college. Well, that’s not too much to ask, is it?

Lucas hat nur ein Ziel: egal, was er studieren will, er will dafür ein Basketballstipendium, damit seine Mutter sich keine Sorgen über die Finanzierung des Studiums machen muss. Doch es scheint fast schon paradox, dass er durch Basketball eine Zukunft erreichen will, die er nicht mehr hat, wenn er ohne seine Medikament spielt und Gefahr läuft, zu kollabieren und eventuell zu sterben. Er erwartet bei seinem Gesundheitszustand tatsächlich zu viel von seiner Zukunft, wenn er bei seiner Familie und seinen Freunden sein und Basketball spielen will, da letzteres alles andere gefährdet. In dieser Folge geht sein risikoreiches Spiel noch gut, doch die Frage ist, wer ihn nun davon abhalten kann, dass er seine Gesundheit und sein Leben weiterhin riskiert.

Insgesamt scheint Lucas jedoch derjenige zu sein, der am offensten und positivsten in die Zukunft blickt. Seine Beziehung mit Brooke läuft so gut, dass er ihr zuliebe an ein College gehen würde, das sowohl Modedesign als auch Basketball anbietet. Und die schönste Entwicklung in Lucas' Leben ist natürlich, dass Keith und Karen endlich zueinander gefunden haben. Wie Lucas in dem Gespräch mit der Studienberaterin erwähnt ist Keith für ihn wie ein Vater: er ist der Mann, der immer für seine Mutter da war und derjenige, der ihn zu den Ravens gebracht hat und ihm damit ein Gefühl der Zugehörigkeit verschafft hat. Das Schlussbild wie die drei zusammen in Karens Café sitzen gibt einem schließlich das Gefühl, dass hier endlich etwas zusammengefunden hat, was schon lange füreinander bestimmt war und das nicht nur auf Paarebene für Karen und Keith, sondern als Familie.

So I think I want to study Art and Music, and maybe Business. Any suggestions?

Peyton will zu Beginn überhaupt nicht aufs College gehen, da sie es für Zeitverschwendung hält. Doch Ellie scheint ganz richtig zu bemerken, dass es nicht darum geht, dass Peyton keine Lust hat, sondern dass sie Angst davor hat und vielleicht nicht weiß, was sie mit ihrer Zukunft anfangen will. Die Beziehung zwischen den beiden entwickelt sich in dieser Folge endlich auch mal auf emotionaler Ebene, aus dem "business arrangement" ist längst mehr geworden. Am Ende der Folge kann man fast schon von einem Mutter-Tochter-Verhältnis reden, da Ellie ihr wirklich hilft, eine Entscheidung für ihre Zukunft zu treffen und Peyton ihren Rat tatsächlich annimmt. Doch sie macht noch viel mehr: durch die Wahl ihrer Studienfächer nimmt sie auch Ellie als ihre leibliche Mutter an, mit der sie mehr gemeinsam hat, als sie anfangs sehen wollte, und zu diesen Gemeinsamkeiten kann sie nun endlich stehen.

The truth is, I don’t really like to think about college, because that means high school is over.

Brooke ist in dieser Folge eindeutig die Wehmütigste von allen Charakteren. Sehr treffend formuliert sie in dem Gespräch mit der Studienberaterin, dass sie die High School mag, weil sie die Regeln kennt und gut darin ist. Hier zeigt sich wieder einmal die Komplexität ihres Charakters, da in dem selbstbewussten Mädchen auch immer wieder Selbstzweifel aufkommen. Sie weiß, dass sie nach der High School wieder von Null anfangen muss und eben nicht mehr Schulsprecherin, Captain der Cheerleader und Freundin eines Basketballspielers ist und es wird klar, dass sie sich sehr wohl über die Zukunft und das College Gedanken macht, auch wenn sie es nicht gern tut.

Schön gespiegelt werden diese Ängste auch in ihrem Zwiespalt, als sie nicht weiß ob sie lieber zum Cheerleader-Wettbewerb oder zu Rogue Vogue gehen soll, also quasi zwischen der High School und ihrer Zukunft hin und her gerissen ist. Sie drückt sich zwar um die Entscheidung, aber nur insofern, dass sie keines von beiden vorzieht, sondern beschließt, beide Herausforderungen anzunehmen. Dass sie immer noch die alte Brooke ist, zeigt sich allerdings in ihren Sprüchen, die mal wieder unschlagbar sind:

Guidance Counselor: And what are your plans after high school?

Brooke: After high school, I have cheer practice.

So, what do you want me to say? - Say you love me. – Of course I love you.

Nathan und Haley liefern uns schließlich eine weitere Parallele zu Seth und Summer: auch bei "One Tree Hill" ist es das Traumpaar der Serie, das seine Zukunft völlig klar vor Augen hat – allerdings ohne im Auge zu behalten, dass das Verfolgen der eigenen Pläne die Beziehung vor eine Bewährungsprobe von mehreren tausend Meilen stellt. Doch so wichtig ihnen ihre Zukunft auch ist, so wird ihnen doch auch klar, dass ihre Ehe und der jeweils andere viel wichtiger als alle Pläne sind.

Erstaunlicherweise ist es Nathan, der zum Schluss die Entscheidung fasst, mit Haley nach Stanford zu gehen und seine Basketballkarriere für sie zurückzustellen. Vielleicht auch, weil er in dem entscheidenden Spiel merkt, dass Haley ihn zu einem besseren Spieler macht, selbst wenn er auf der Bank sitzt. Denn sie oder vielmehr ihre Beziehung ist es, die ihn wie auch schon in der ersten Staffel wieder zu einem Team-Player macht und damit zu einem besseren und vielversprechenderem Spieler, als Dan es je war. So wie Haleys Musik mit Nathan zusammenhängt, scheint auch sein Spiel mit ihr zusammenzuhängen, was für Nathan den Unterschied zwischen Duke und Stanford aufhebt. Dass er am Ende Whitey bittet, den entsprechenden Scout anzurufen, beschert uns mal wieder einen schönen Moment zwischen den beiden und verdeutlicht den Stellenwert, den Whitey nicht nur als Trainer, sondern auch als Mensch bei Nathan hat.

Go home, Danny. This isn’t your life.

Und Dan scheint endlich doch geschlagen! So viel wollte er in dieser Folge erreichen: seinen Bruder ins Gefängnis bringen, die Ehe seines einen und das Talent seines anderen Sohnes zerstören. Doch keine seiner Intrigen geht diesmal auf, sie bewirken stattdessen das genaue Gegenteil. Seine Einmischung in die Ehe von Nathan und Haley bringt Nathan dazu, die Schule zu schwänzen, wodurch er die Chance verpasst, vor einem wichtigen Scout zu spielen. Hier findet sich übrigens wieder eines der besten Zitate der Folge, als Dan Nathan von der Anwesenheit des Scouts erzählen will:

Dan: Nathan, good news!

Nathan: What, I’m adopted?

Doch durch Nathans Ausfall misslingt auch Dans zweiter Plan, nämlich Lucas davon zu überzeugen, dass er gegen Nathan keine Chance hat. Nachdem er zu seinem ungeliebten Sohn auf dem Basketballplatz mal wieder so was von widerlich war, geschieht es ihm nur recht, dass Lucas nicht nur aufgrund seines hervorragenden Spiels von den Scouts bemerkt wird, sondern auch noch dank eines Tipps von Nathan den entscheidenden Punkt zum Sieg holt. Die Brüder verbünden sich endlich wieder gegen ihren egoistischen Vater, der seine Pläne über alles stellt – und vermasseln ihm damit gründlich die Tour!

Letztendlich gelingt es Dan nicht mal, die Polizei von seinem sicheren Glauben zu überzeugen, dass Keith versucht hat, ihn zu ermorden. Stattdessen muss er mit ansehen, wie Keith und Karen sich beim Spiel wunderbar amüsieren und später zusammen mit Lucas ein richtiges Familienessen haben. Und in diesem Moment, als Dan aus seinem Auto heraus in Karens Café schaut, hat er es doch tatsächlich wieder geschafft! Trotz einer Folge, in der er ohne Unterlass versucht hat, allen Menschen zu schaden, muss ich doch gestehen, dass er tatsächlich mal wieder mein Mitleid erregt hat. Chapeau, Paul Johanssen!

Fazit

Eine sehr gute Folge, die schöne Einblicke in die Charaktere gibt und eine tolle Entwicklung vor allem in den Beziehungen von Nathan und Haley sowie Peyton und Ellie zeigt.

Lena Stadelmann - myFanbase

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