Bewertung

Review: #6.06 Lebenswege

Foto: Lee Norris, One Tree Hill - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Lee Norris, One Tree Hill
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Zwei Wochen sind seit den dramatischen Ereignissen rund um Carries gescheiterten Entführungsversuch vergangen und alle Beteiligten haben sich (bis auf Carrie natürlich) davon erholt. Doch nicht nur die Charaktere, auch die Serie hat sich von dieser Storyline erholt und besinnt sich glücklicherweise auf ihre Stärken, sodass wir in dieser Folge jede Menge schöner zwischenmenschlicher Beziehungen sehen.

Dreamjob or dreamgirl? – Dreamgirl. – No contest!

Wirklich schön, vor allem weil wir die beiden schon lang nicht mehr miteinander gesehen haben, fand ich die Szenen zwischen Lucas und Mouth. In der fünften Staffel war Lucas zu sehr mit seinem Frauenchaos beschäftigt und ansonsten sah man ihn meistens mit Skills oder Nathan, was ja durch den Trainerjob nur logisch ist. Aber mir haben die Gespräche zwischen Lucas und Mouth wirklich gefehlt, weil die beiden alle wichtigen Themen sehr ernst, fast schon philosophisch angehen und daraus immer sehr tolle, intensive Szenen entstehen.

So war es auch in dieser Folge, als Lucas, der in der fünften Staffel noch der gefeierte Bestseller-Autor war, feststellen muss, dass sein Stern am Sinken ist, während Mouth endlich seinen Traum als Sportnachrichtensprecher leben kann. Trotz dieser unterschiedlichen Ausgangslage kommen beide zu (nahezu) demselben Schluss: ohne Freunde und die Frau, die man liebt, ist die schönste Karriere nichts wert, bzw. mit der Frau, die man liebt, ist es zu verkraften, wenn es mit der Karriere nichts wird.

Dass Mouth nach Tree Hill zurückkehren wird, war zwar spätestens nach Millies Rückkehr absehbar, aber ich muss trotzdem noch mal betonen, wie froh ich darüber bin. Mouth ist für mich neben den fünf Hauptcharakteren eine ebenso wichtige Rolle wie Dan, gerade weil er quasi das andere Extrem verkörpert und das ganz besonders seit die sonstigen Ruhepole wie Karen, Whitey oder auch Keith fehlen. Aber ganz abgesehen von Mouth als Individuum freue ich mich wirklich darauf, mehr von Millie und Mouth als Paar zu sehen, weil es einfach schön ist, Mouth nach fünf langen Staffeln endlich mal glücklich in einer Beziehung zu sehen!

Maybe before you heal the company, you have to heal your soul a little first.

Viele großartige Freundschaftsszenen gab es auch rund um Brooke, die damit wieder einmal meine Lieblingsstoryline der ganzen Folge hatte und vor allem dank Millie endlich wieder optimistischer und lebenslustiger wird. Millie, die schon die letzte Folge mit nur einer kleinen Szene aufgehellt hat, bringt soviel Wärme und Stärke in Brookes Leben, dass diese ihre distanzierte Haltung der letzten Folgen endlich aufgeben kann. Die Liste, die sie für Brooke erstellt hat, zeigt ihr nicht nur, was für eine Freiheit sie durch die Loslösung von Victoria wieder gewonnen hat, sondern auch, dass sie sich neben ihrer beruflichen Zukunft vor allem um ihre persönliche Zukunft kümmern muss.

Außerdem erzählt Brooke endlich auch Peyton von dem Überfall, nachdem diese ihren Rachespiegel entdeckt hat. Auch wenn ich es immer noch seltsam finde, dass Peyton nicht von selbst gesehen hat, wie schlecht es Brooke ging, haben die Szenen in dieser Folge doch für einiges entschädigt und wieder einmal gezeigt, wie stark die beiden verbunden sind. Die schönste Geste von Peyton war zweifellos, dass sie heimlich Brookes Rachespiegel geändert und statt Brookes Absichten gegenüber dem Täter all ihre guten Eigenschaften auf den Spiegel geschrieben hat. Aber auch die Cookie-Szene war toll gemacht, da sie durch die Erinnerungen an Brookes erste Backversuche nicht nur verdeutlicht hat, wie lange die beiden schon befreundet sind, sondern mit der Erwähnung von Larry Brooke deutlich macht, wie wichtig auch Adoptiv- oder Pflegeeltern für ein Kind sein können.

Dieser Gedanke und Millies Listenvorschlag "Be a Mom" bewegen Brooke letztendlich dazu, Sam bei sich aufzunehmen. Es ist zwar eine große Herauforderung für Brooke, sich neben den Planungen für eine neue Karriere auch noch um einen Teenager zu kümmern, doch ich denke dass vor allem Haley ihr in Hinsicht auf Sam bestimmt zur Seite stehen wird. Und wer weiß, vielleicht entwickelt sich Sam ganz anders als erwartet – schließlich war Brooke in ihren ersten Folgen auch ein ziemliches Problemkind, das mit seinen Aktionen vor allem Aufmerksamkeit haben wollte, und vielleicht ändert sich auch Sam zum Positiven durch die Freundlichkeit und Geborgenheit, die sie nun erfährt.

Thank you for giving up on me!

Damit sind wir von den Freundschafts- zu den Familiengeschichten gekommen: die Story um Peytons leiblichen Vater hat sich schon erledigt, bevor sie angefangen hat – zumindest hoffe ich das, denn dann hat sie wenigstens einen guten Schluss bekommen. Falls Mick jetzt trotzdem noch mal auftauchen sollte, würde es die Ellie-Story einfach zu sehr kopieren und wirklich grenzwertig werden. Als Abschluss für Peytons Vergangenheit fand ich es allerdings gut, es ist schließlich nur nachvollziehbar, dass man als Adoptivkind wissen will, wer die eigenen Eltern waren und natürlich die vordergründige Frage stellen will, wieso sie ihr Kind weggegeben haben. Dass daraus nicht unbedingt so eine tiefe Verbindung entstehen muss wie zu Ellie, hat man schon bei Derek gesehen und auch Mick scheint keine starken Vatergefühle zu verspüren. Nun da sie mit ihrem leiblichen Vater konfrontiert wird, ist auch Peyton klar geworden, wie viel Glück sie mit ihren Adoptiveltern hatte und ich fand es wirklich sehr bewegend, als Peyton zum Schluss ihren Vater angerufen und sich bei ihm dafür bedankt hat, dass er ihr Dad ist.

To Second Chances! Love, Dan

Zu Dan habe ich schon in der ersten normalen Folge mit ihm wieder ein zwiespältiges Verhältnis; unglaublich, wie ambivalent dieser Charakter ist! Die Szenen mit Jamie waren wie immer einfach nur toll, die beiden verstehen sich wirklich gut und Dan ist ein tausendmal besserer Großvater als Vater. Was für ein schlechter Vater er war (oder ist) hat sich vor allem in dem Gespräch mit Nathan in der Schule gezeigt:

Nathan: You saved my wife. And you saved my son. But you killed my uncle. Right here where I'm standing. I don't know where that leaves us. At least my son loves you.

Dan: My son hates me.

Nathan: Both of them.

Dieses Gespräch war wahnsinnig intensiv und hat nicht nur Dans Reue, sondern auch sehr schön Nathans inneren Zwiespalt gezeigt, den er Dan gegenüber eigentlich schon immer hatte und der nun, nachdem Dan das Leben von Haley und Jamie gerettet hat, richtig extrem wird. Immerhin lässt er es zu, dass Jamie Kontakt zu seinem Großvater hat, doch ob Nathan selbst seinem Vater noch eine zweite Chance gibt, bleibt abzuwarten.

Etwas kurios finde ich allerdings Dans Annäherungsversuche an Deb: die beiden hassen sich spätestens seit der dritten Staffel und nur weil Dan sie nun mit Skills sieht, will er sie plötzlich wieder haben?? Das ist mir wirklich zu unglaubwürdig und ich hoffe inständig, dass es von den Autoren nicht weiter verfolgt wird, gerade jetzt, wo ich mich an Deb und Skills gewöhnt habe und die beiden richtig süß finde!

You really think you can still play? – I know I can.

Nathan muss sich nicht nur mit seinem Vater auseinandersetzen, sondern auch mit der Tatsache, dass kein Profi-Basketball-Team ihn spielen lassen will. Doch er bekommt noch eine letzte Chance: in einem Slamball-Team will er beweisen, dass er fit genug ist, um in der NBA zu spielen. So sehr ich mir zu Beginn der Staffel auch gewünscht habe, dass Nathan seine Träume von einer Basketball-Karriere verwirklichen kann, diese Story ist wirklich inkonsequent! Nathan hat nicht nur in der letzten Folge einen wirklich schönen Schlussstrich unter das Thema Basketball gezogen, sondern er hat auch in #6.02 One Million Billionth of a Millisecond on a Sunday Morning Haley versprochen, dass er seine Gesundheit nicht für das Spiel riskieren wird – vor allem nicht für Slamball!

An sich finde ich es gut, dass Nathan nicht aufgeben will, da es zu seinem Charakter passt, und es ist auch schön, wie Haley ihn bedingungslos unterstützt. Aber ich frage mich einfach, in was für eine Richtung diese Storyline gehen soll: entweder Nathan schafft es tatsächlich in ein Basketball-Team, was allerdings eher unwahrscheinlich ist, denn das wäre auch in der letzten Folge möglich gewesen, oder Nathan verletzt sich tatsächlich wieder am Rücken – und wo das hinführt wissen wir ja schon!

Doch neben dieser unbefriedigenden Story gab es rund um Haley, Nathan und Jamie wirklich schöne Szenen: zum einen die Gespräche zwischen Nathan und Haley wegen Sam und wegen Nathans Zukunftsplänen, die wieder einmal gezeigt haben, wie groß das Vertrauen der beiden zueinander ist. Nathan würde Haley zuliebe ohne zu zögern ein fremdes Mädchen in seine Familie aufnehmen und Haley traut es Nathan noch immer zu, dass er seinen großen Traum erfüllen kann. Zum anderen fand ich es gut, dass die Auswirkungen der traumatischen Ereignisse auf Jamie angesprochen wurden, auch wenn er sie wirklich gut wegzustecken scheint. Schließlich führte das zu einer der süßesten Scott-Familienszenen überhaupt, als Nathan und Haley kurzerhand beschließen, bei Jamie im Bett zu schlafen, damit er sie beschützt, falls sie Angst bekommen. Genauso will ich diese drei immer sehen: glücklich, fröhlich und immer füreinander da – noch ein Drama hat diese Familie nach den letzten Staffeln wirklich nicht mehr verdient!

Fazit

Eine wirklich gelungene Folge mit tollen Freundschaftsszenen, die fast alles hat, was eine sehr gute "One Tree Hill"-Folge ausmacht. Nur Nathans Slamball-Ambitionen und dass Dan aus welchem Grund auch immer wieder ein Auge auf Deb geworfen hat, trüben das perfekte Bild ein wenig.

Lena Stadelmann - myFanbase

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