Bewertung

Review: #6.16 Das große Casting

Nun hat sich also auch Bethany Joy Galeotti auf den Regiestuhl gewagt und das Resultat kann sich durchaus sehen lassen! Obwohl es nicht über die ganze Länge der Folge so überzeugend war wie Chad Michael Murrays Ausflug hinter die Kamera, hat sie es geschafft, vor allem die zwischenmenschlichen Aspekte berührend in Szene zu setzen, von denen es diesmal einige gab, obwohl alle Hauptcharaktere eine eigenständige Handlung hatten: Lucas muss sich um seinen Film kümmern, während Peyton zu Hause dringend Unterstützung bei den Hochzeits- und Babyvorbereitungen bräuchte, Brooke ist sich in ihrer Beziehung mit Julian unsicher und Haley hat eine schwere Entscheidung zu treffen. Auch Nathan fällt eine Entscheidung, an der er zu knabbern hat, und Jamie hat ein Date.

Kids like Sam... sometimes all they have is a voice!

Ich hatte kaum noch darauf zu hoffen gewagt, aber Haley hat tatsächlich eine eigene Story! Und was für eine! Wir sehen sie endlich wieder als die engagierte Lehrerin, die sich für ihre Schüler einsetzt und hinter ihren Überzeugungen steht, auch wenn es sich eventuell negativ für sie auszahlt und mit der Einführung der neuen Rektorin gibt es vielleicht eine neue Unruhestifterin in Tree Hill, nachdem Victoria ruhig gestellt, Carrie tot und Dan sanft wie ein Lamm ist! Ich fand es schön, Haley mal wieder als Individuum zu sehen, nachdem sie folgenlang nur Mutter, Ehefrau und Stichwortgeberin war und gerade das Zusammenspiel mit Sam hat mir sehr gut gefallen. Darüber hinaus gab es aber auch mal wieder eine schöne Unterhaltung mit Lucas, die diesmal nicht nur dazu diente, einen Babysitter für Jamie zu finden, sondern bei der die beiden Freunde sich gegenseitig stärken und sich aus ihrer Unsicherheit und bei der Entscheidungsfindung helfen.

Erwähnenswert bei dieser Storyline ist aber auf alle Fälle auch Sam, die eine unglaubliche Entwicklung durchgemacht hat und mir in der kurzen Zeit wirklich ans Herz gewachsen ist. Wie stolz sie auf den Erfolg ihres Essays ist (und wie richtig demnach Haleys Entscheidung, ihn zu drucken), hat sich in dem Gespräch mit Brooke gezeigt, das mit eines der besten und berührendsten der ganzen Folge war: Brooke kommt völlig wütend nach Hause wegen Julian und ist wie ausgewechselt, als Sam ihr die tolle Neuigkeit erzählt. Wieder einmal wird deutlich, wie gut die beiden sich tun, wie sehr sich Sam in der liebevollen Umgebung öffnet und dass Brooke völlig recht hatte, als sie sagte, dass sie dem Kind, dem sie ihre Liebe schenken kann, zeigen wird, wie besonders es ist.

You want High-School-Brooke? I have news for you, I'm not that girl anymore!

In ihrer anderen Beziehung ist Brooke allerdings noch nicht ganz so sicher, obwohl nach dem Ende der letzten Folge eigentlich alle Zweifel an Julians aufrichtigem Interesse beseitigt sein sollten. So kommt es am Anfang auch zu einigen ganz süßen Szenen der beiden, doch die Turtelei erledigt sich recht schnell, als Brookes Film-Alter-Ego auf der Bildfläche erscheint und alle Unsicherheiten bei Brooke wieder hervorbrechen. Kein Wunder, dass sie richtig wütend wird, als sie sieht, wie sie in der Rollenbeschreibung dargestellt wird und dass gerade sie, die noch nie wirklich Glück mit Männern hatte, daraufhin sofort ihren Schutzmechanismus hochfährt und Julian unterstellt, gar nicht wirklich sie zu wollen, sondern die High-School-Version von ihr.

Aber Julian kann es (wie auch schon in der letzten Folge) so unglaublich gut retten, wie nur er es kann, indem er ihr eine Charakterbeschreibung der Brooke gibt, nach der er so lange gesucht und die er nun gefunden hat. Ich kann mich nur wiederholen: so konstruiert die Story der beiden Leyton-Geschädigten auch sein mag, die Autoren haben es geschafft, daraus eine richtig tolle Liebesgeschichte zu machen, die hoffentlich etwas anders verläuft als bei Mouth und Millie.

Ich habe mich außerdem sehr über das gemeinsame Einkaufen und das Gespräch von Brooke und Peyton gefreut, bei dem man zwar keine großen Neuigkeiten erfährt (dass Brooke die Trauzeugin wird, war, wie Peyton sagt, sowieso klar), aber es war schön zu sehen, wie die beiden nach ihren ganzen Problemen mit Lucas nun über ihre gemeinsamen Jungs-Geschichten scherzen können und keine auf das Liebesglück der anderen mit dem jeweiligen Ex neidisch ist.

I keep telling everybody that I'm ok, but doing all this baby stuff just really makes me wish that Lucas was here.

Peyton hat in dieser Woche die Rolle der überforderten, hormongeplagten Schwangeren, die alles munter alleine angehen will, um Lucas nicht bei seinem Filmprojekt zu stören, aber bald bemerkt, dass sie gerade seine Anwesenheit und Unterstützung nur zu gut gebrauchen könnte. Die Szenen in der ersten Hälfte mit Mia, Skills und dem Bett waren ganz lustig, aber ihre Daseinsberechtigung bekam die Storyline für mich erst mit Peytons Telefonanruf bei Lucas und den zwei so unterschiedlichen Nachrichten, die sie ihm auf die Mailbox spricht. Es mag vielleicht ein Klischee sein, dass sie als Schwangere so emotional aufgewühlt ist, aber für mich kam es einfach sehr authentisch rüber, sowohl ihr kleiner Zusammenbruch als auch das Löschen der Nachricht und die neue, gespielt fröhliche, die sie ihm auf die Mailbox spricht. Getoppt wurde das nur von der Szene am Schluss, als Lucas zum Ultraschall kommt - zwar auch alles andere als unerwartet, aber toll gespielt von beiden und durch den Herzschlag des Babys, den beide (vermutlich) zum ersten Mal hören, einfach unglaublich berührend.

If I hurt your feelings then I'm sorry! I would never do anything to hurt my best friend.

Jamie hat ein Date mit seiner Lehrerin, was ich einerseits sehr seltsam fand und andererseits schade, weil ich ihn gerne mal wieder mit jemandem in seinem Alter gesehen hätte. Doch die Szenen zwischen ihm und Dan, zu denen es dadurch kam, haben doch wieder einiges wettgemacht, vor allem weil Jamie auch mal auf ihn sauer wird und plötzlich seinen Vater und seinen Onkel ganz gut verstehen kann. Dan ist in dieser Situation unglaublich toll, mir fehlt zwar ein bisschen diese Seite an ihm, die man so schön hassen konnte, aber sein Umgang mit Jamie ist so aufrichtig und süß, dass man ihn nur gern haben kann (und das zu meinem Erstaunen auch gern tut).

Auch diese Storyline hatte eine melancholische Note, da in fast jedem Satz von Dan nicht nur Bedauern über sein Verhalten in der Vergangenheit mitschwang, sondern auch das Wissen, dass er vermutlich nicht mehr lange für seinen Enkel und besten Freund da sein kann. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob Dan ein neues Herz bekommen sollte: einerseits ist seine Figur nach der Wandlung zum Gutmenschen auserzählt und es würde durch seinen Tod bestimmt zu sehr emotionalen Szenen mit Nathan, Lucas und Jamie kommen, aber andererseits würde ich wirklich nur ungern auf ihn (und Paul Johansson) und seine Buddy-Moments mit Jamie verzichten.

It's done, Nathan. You're my starter now and I need for you to focus on that.

Nathan ist mal wieder (bis auf einen kurzen Besuch beim Casting) nicht in Tree Hill, sondern bei seinem Team und hat dort mit der Tatsache zu kämpfen, dass er zwischen dem Coach und den Spielern steht. Dass er dem Coach seine ehrliche Meinung zu Devon sagt, war nach den letzten Folgen und vor allem dem letzten Spiel nur nachvollziehbar, vor allem wenn Devons Degradierung bedeutet, dass er von Anfang an spielt. Die Szene, als Nathan dann im Umkleideraum auf Devon trifft, fand ich unglaublich stark inszeniert: zuerst das leichte Frotzeln von Nathan, dass "12" nun die neue "23" ist, das sich aber sofort in Erstaunen wandelt, als er sieht, dass Devon geweint hat und erfährt, dass Devon nicht nur seinen Platz verloren hat, sondern auch aus dem Team geworfen wurde.

Das allein hätte wahrscheinlich schon gereicht, um Nathan ein schlechtes Gewissen zu machen, aber als er dann noch Devons Familie und schwangere Frau sieht, bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als nochmal mit dem Coach zu reden, der aber in dieser Situation ganz klar seine Befugnisse von Nathan abgrenzt und bei seiner Entscheidung bleibt. Auch wenn Nathan die Entscheidung akzeptiert, ist es schön zu sehen, dass er es nicht deshalb tut, weil ihm seine Karriere wichtiger ist als Devons, sondern weil ihm seine Familie wichtiger ist, die ihn so lange bei der Verwirklichung seines Traums unterstützt hat. Die Frage ist nun, wie er mit Devons nicht minder arrogantem Nachfolger auskommen wird - und wieso der Coach ausgerechnet den Spieler geholt hat, der mit Nathan schon bei den Try-Outs seine Probleme hatte...

Who cares what everybody else says, go with your gut!

Auch Lucas hat Probleme mit seinen Kollegen (bzw. Reese) und damit, sich für die richtigen Schauspieler zu entscheiden. Natürlich trägt das Casting am meisten zum lustigen Teil dieser Folge bei, mit all den hemdlosen Nathans und unverstandenen Peytons - und natürlich Reeses genial-verrückten Kommentaren, die diesmal auf ein Minimum begrenzt sind und dadurch noch besser funktionieren. Toll war auch, wie die Charaktere mit ihren Catch-Phrases (oder bei Brooke besser Catch-Move) konfrontiert werden und genauso leicht genervt davon sind, wie es manchem Zuschauer beim x-ten Blick auf Peytons "People Always Leave" oder dem gefühlt hundertsten "Always and Forever" ging.

Doch auch die Stimmung dieser Storyline änderte sich ab der Hälfte der Episode entscheidend. Spätestens ab Lucas' Ausraster bekam die Handlung mehr Tiefe und war nicht mehr nur für den komischen Part verantwortlich. Neben dem bereits erwähnten Gespräch mit Haley war für mich die Schlussszene das absolute Highlight, als man den neuen Cast zum ersten Mal die altbekannten Zeilen sagen hört. Das war ein wirklicher Gänsehautmoment, nicht nur "Keith" und "Whitey" wiederzusehen, sondern sich an all die schönen Szenen zu erinnern, die hier zitiert und mit den erwachsenen Charakteren und ihren Problemen in dieser Folge wundervoll verbunden wurden.

Fazit

Eine wirklich schöne Folge, die wie die letzten weitgehend auf Drama verzichtet und dafür eine gehörige Portion Humor mitbringt. Trotz allem gibt es auch die wirklich berührenden Momente, und wenn die in der ersten Hälfte der Folge ein bisschen besser gezündet hätten, wäre durchaus noch ein Pünktchen drin gewesen.

Lena Stadelmann - myFanbase

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