Bewertung

Review: #6.19 Geplatzte Filme

Abschied ist (ganz gemäß dem Titel) das große Thema dieser Folge, sei es nachträglich wie bei Jamie, der seinen Großonkel Keith erstmal ein bisschen kennen lernen muss, damit er um ihn trauern kann oder vorsorglich wie bei Peyton, die erste Vorbereitungen für ihren möglichen Tod trifft. Nicht ganz endgültig scheint der Abschied bei Haley und ihrer Leidenschaft zu lehren oder bei Mouth und Millie zu sein, während es bei Brooke und Julian zur obligatorischen Flughafenszene mit herzzereißendem Abschied kommt.

If this were a movie, it would end different. But life is not a movie.

Julian will seine Beziehung mit Brooke nicht ohne Weiteres aufgeben und lädt sie deshalb kurzerhand ein, gemeinsam mit Sam zu ihm nach L.A. zu kommen. Das ist zwar bestimmt nicht gerade der cleverste Schachzug angesichts dessen, dass Brooke nicht mal sein "I love you" erwidern konnte, andererseits ist es für mich aber auch nachvollziehbar, dass er alles auf eine Karte setzt um Brooke zu beweisen, wie ernst es ihm mit der Beziehung ist. Dank dieser Situation, die Brooke völlig perplex und überrascht zurücklässt, sehen wir endlich mal wieder eine Szene zwischen Brooke und Peyton, die zwar leider ziemlich kurz ist, aber es doch schafft zu zeigen, wie sehr beide die jeweils andere glücklich machen wollen: Brooke will für Peyton in Tree Hill bleiben, weil sie füreinander zurück gekommen sind, und Peyton verschweigt Brooke das gefährliche Geheimnis um ihre Schwangerschaft, um ihr den Weg für eine Zukunft mit Julian in L.A. zu erleichtern. Ich fand es auch schön, dass Peyton trotz ihres anhaltenden Misstrauens zu Julian geht und nicht nur nachhakt, ob Julian es auch ernst meint, sondern ihm auch klarmacht, dass Brookes Entscheidung nichts mit ihren Gefühlen für ihn zu tun hat, sondern von so vielen anderen Faktoren abhängt. Das Gespräch zwischen Brooke und Chase fand ich hingegen ziemlich überflüssig und auch unpassend, weil die beiden seit seiner Rückkehr nichts miteinander zu tun hatten. Völlig aus dem Nichts soll er ihr nun Ratschläge für so eine wichtige Entscheidung geben, die demnach auch keine wirklich Hilfe sind, ergo: überflüssige Szene.

Wirklich gut gefallen hat mir dagegen Sam, die nicht mal eine Sekunde überlegen muss, ob sie lieber in ihrem "stabilen Umfeld" bleiben oder es mit Brooke und Julian als Familie versuchen will. Ganz toll, wie sie kurzerhand die Koffer packt, als ihr klar wird, dass Brooke sich eventuell gegen Julian entscheiden könnte und ihr verdeutlicht, was sie alles aufgibt, wenn sie nicht zum Flughafen fährt! Die Art und Weise, wie sie Jack davon erzählt hat, war zwar nicht gerade feinfühlig, aber glücklicherweise liefert sie anschließend genau die richtige Erklärung: sie will es für Brooke tun, die so viel für sie gemacht hat. Der Kuss zwischen Sam und Jack war nicht wirklich überraschend, vor allem nicht, da er von Jack ausging. Auch wenn es etwas unspektakulär inszeniert war, fand ich die beiden doch sehr süß, insbesondere Sam, die gar nicht weiß, was sie damit nun anfangen soll und einfach davongeht. Die letzte Szene im Diner hat zwar angedeutet, dass sie es doch bei einer Freundschaft belassen, aber ich glaube nicht, dass die Romanze zwischen den beiden schon vorüber ist, nachdem auch Haley gegenüber Brooke erwähnt, dass sich da etwas anbahnt.

Die Szene am Flughafen zwischen Brooke und Julian war auf jeden Fall die stärkste der ganzen Storyline, wenn nicht sogar der ganzen Folge. Beide Darsteller haben eine richtig gute Leistung gezeigt, aber Austin Nichols gebührt ein Extralob für den besten Wechsel von Enthusiasmus zu Ernüchterung und die traurigsten Augen, die ich seit Langem in einer Serie gesehen habe! Dazu ein toller Dialog, der gerade wegen des fehlenden Happy Ends so nachhaltig wirkt und fertig ist ein hochemotionaler Moment, der bestimmt niemanden kalt lässt! Jetzt interessiert es mich allerdings, wie die Wiedervereinigung der beiden zustande kommen soll, denn auch wenn der Abschied ziemlich endgültig aussah, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Autoren dieses tolle Paar tatsächlich trennen wollen.

I love teaching, but I would never sacrifice my believes to do it!

Die Story um Haley hat mir an sich ganz gut gefallen, sie war rund, gut inszeniert und hatte ein paar tolle Dialoge – aber letztendlich fand ich sie im Kontext der gesamten Serie etwas überflüssig, weil es überhaupt keine neuen Erkenntnisse gab und man sich im Prinzip mal wieder nur im Kreis gedreht hat. Es war schön, Haley mal als Lehrerin in Aktion und voller Begeisterung dafür zu sehen, aber da es sie nicht dazu gebracht hat, ihre Meinung zu ändern, frage ich mich doch, wo genau der Sinn dieser Storyline steckte. Haleys Zwiespalt wurde schon in der letzten Folge durchaus deutlich und sie hat ihre Entscheidung gegen den Job (genau wie in dieser Folge) damit begründet, dass sie nicht gegen ihre Überzeugungen handeln kann. Und so stark die letzte Szene zwischen ihr und Principal Rimkus auch war, so unglaubwürdig kam für mich der plötzliche Wandel von Principal Rimkus, Haley ihre Stelle wieder anzubieten.

Trotz allem hatte die Storyline richtig gute Szenen, die vor allem durch das tolle Zusammenspiel von Sam, Jack und Haley zustande kamen. Der kleine Disput von Sam und Haley darüber, ob Haley nun die Stunde hält oder nicht hat mich ebenso amüsiert, wie das minimalistische, fast komplett mimiklose Spiel von Evan Peters, das aber einfach so perfekt zu Jack passt. Und rein vom Dialog und Haleys Argumentation war natürlich auch die Szene zwischen ihr und Principal Rimkus richtig toll – wenn sie eben nach dem starken Abgang von Haley in der letzten Woche nicht so überflüssig gewesen wäre.

Gar nicht überflüssig, sondern vielmehr überfällig war die Szene zwischen Brooke und Haley, auch wenn sie letztendlich wahrscheinlich mit dazu geführt hat, dass Brooke Tree Hill nicht verlässt, um mit Julian zusammen zu leben. Aber ich fand es schön, dass Haley ihre Freundin extra besucht, um ihr gleich zu erzählen, wie toll Sam sich verhalten hat und dass diese Entwicklung nur dank Brookes Liebe und Fürsorge möglich war. Die Chemie zwischen den beiden gefällt mir einfach seit der dritten Staffel richtig gut und deshalb hoffe ich, dass die nächste Brooke/Haley-Szene nicht wieder so lange auf sich warten lässt. Auch die Szene zwischen Haley und Peyton hat mir gut gefallen, nicht zuletzt weil sie klar macht, dass Haleys Abschied vom Lehrberuf kein endgültiger ist, da sie auch außerhalb des Klassenzimmers durch ihre Musik unterrichten kann.

Your great-uncle Keith was the best guy I ever knew.

Nathan, Lucas und Jamie hatten für mich die gelungenste Storyline dieser Folge, bei der mich rein gar nichts gestört, sondern im Gegenteil viele Szenen wirklich erfreut haben. Zum einen gefällt es mir immer gut, wenn Nathan und Jamie eine gemeinsame Storyline haben, genau wie bei Nathan und Lucas. Dass nun sowohl die Vater-Sohn-Szenen als auch die Brüderszenen in einen Handlungsstrang gepackt werden, war für mich schon mal ein großer Bonus, der eventuell vorhandene Schwächen leicht wieder ausgemerzt hätte. Das war aber gar nicht nötig, denn zum anderen finde ich es immer wieder toll, wie die Autoren es schaffen, die Erinnerung an Keith lebendig zu halten und ihn immer wieder in die Handlung einzubauen – und vor allem, dass es auch ohne Visionen oder ähnliche übersinnliche Geschichten funktioniert.

Auch die Dialoge waren in einer richtig guten Mischung zwischen Witz und Melancholie gehalten, sodass die Storyline weder zu traurig, noch zu oberflächlich wurde. Perfekt abgerundet wurde sie allerdings für mich durch Jamies Erwähnung von Dan (der nun mal trotz seiner schlimmen Taten für ihn viel präsenter ist als Keith und sich ihm gegenüber einfach völlig anders verhält, als er es früher bei seinen Söhnen oder seinem Bruder getan hat) und durch die Tatsache, dass Nathan und vor allem Lucas Jamie klar machen, dass es völlig in Ordnung ist, wenn er Dan weiterhin lieb hat und ihn vermisst. Ein richtig schöner Männerausflug, der mir sehr gut gefallen hat und gerne wiederholt werden darf!

I told you this morning we were going to fix your broken heart. So go fix it!

Nicht ganz so überzeugend war der andere Männerausflug der Folge: Skills und Mouth auf Anti-Liebeskummer-Mission! Die ganzen Collegeparty-Szenen hatten für mich nur Füllcharakter und keinen wirklichen Sinn, den bekam die Storyline erst so langsam ab dem Gespräch zwischen Skills und Mouth auf der Bank – auch wenn ich es etwas seltsam finde, wenn sich ein 22-jähriger wehmütig an seine Lebenspläne erinnert, weil diese noch nicht alle in Erfüllung gegangen sind… Aber ab diesem Moment wurde wenigstens die Story ein bisschen vorangebracht, als Skills kurzerhand nach New York fährt, damit Mouth Millie zurück gewinnen kann.

Wirklich gelungen finde ich diese Wendung allerdings auch nicht, zumindest nicht so kurz nach dem ach so endgültig inszenierten Abschied in #6.17 You And Me And The Bottle Makes 3 Tonight. Ich habe absolut nichts dagegen, wenn die beiden sich wieder versöhnen, aber das hätte man doch auch noch ein paar Folgen hinauszögern können, oder? Das Wiedersehen der beiden war schön, aber ich hoffe jetzt einfach inständig, dass die Autoren ihr scheinbares Motto dieser Staffel – das ewige Hin und Her – nicht auch noch hier ausreizen, denn so langsam fängt es an, mich zu nerven.

When the baby comes, I’m not gonna be around this much.

Bis zur letzten Minute war ich mir absolut nicht sicher, dass Peyton in dieser Review einen eigenen Abschnitt erhält, denn bis dahin wurde für mich kaum deutlich, dass sie einen eigenen Handlungsstrang hat. Gut, man hat immer wieder gesehen, dass sie etwas gezeichnet hat, aber diese kurzen Momente wurden immer von den jeweiligen Gesprächen überlagert, sodass ich mir kaum Gedanken gemacht habe, wozu das Festhalten dieser Erinnerungen und Momente dienen soll.

Dann kam allerdings der Schluss der Folge und die kleinen Puzzleteile der wenigen Szenen, die Peyton hatte, fügten sich zu einem zwar unendlich traurigen, aber gleichzeitig großartigen Moment zusammen! Im Prinzip ist es aufgrund ihrer Vorgeschichte nur logisch, dass sie sich auf ihren eventuellen baldigen Tod vorbereitet und genau das macht, was ihrer Adoptivmutter nie möglich war: Erinnerungen schaffen und weitergeben. In Verbindung mit dem Bild von Ellie, die genau das eben auch vor ihrem Tod getan hat, war es eine absolut perfekte Finalszene, die musikalisch mit "Save You" von Matthew Perryman Jones mal wieder kongenial untermalt war.

Fazit

Inhaltlich haben mich einige Szenen und Storys nicht überzeugt, doch die Umsetzung von Regisseur Paul Johansson und dem gesamten Cast war durchaus gelungen. Dazu kommen die rundum gelungene Storyline um Nathan, Lucas und Jamie und die zwei zwar traurigen, aber perfekten Momente von Brooke und Julian am Flughafen und Peyton am Schluss. Die Schwächen im Drehbuch können sie allerdings nicht ganz ausmerzen, deshalb nur 7 Punkte.

Lena Stadelmann - myFanbase

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