Review: #6.24 Fast alle Träume werden wahr
Die bis jetzt längste Staffel von "One Tree Hill" ist beendet – allerdings nicht mit einem zweistündigen Serienfinale wie zu Beginn der Saison vermutet. Eine siebte Staffel wurde frühzeitig bestätigt und doch hat man bei dieser Folge immer wieder das Gefühl, die letzte der Serie zu schauen, nicht zuletzt dank der altbekannten und lieb gewonnen Gaststars, mit denen das Finale aufwartet: Moira Kelly und Barry Corbin! Und wo Karen und Whitey sind, kann deren Alptraum nicht weit sein – Dan taucht endlich wieder auf…
In my dreams I take it back, all of it. And then I wake up.
Allein die Szenen von Dan in dieser Folge würden schon neun Punkte rechtfertigen und hätten nur geschmälert werden können, wenn der komplette Rest der Episode aus einem gemeinsamen Konzert von Nick Lachey und Mia/Kate bestanden hätte. Dem war aber glücklicherweise nicht so und deshalb war Paul Johanssons Leistung sowohl in dem Gespräch mit Whitey als auch in der Szene mit Peyton das Sahnehäubchen einer wunderbaren Episode: emotional, packend und unglaublich intensiv! Extremer denn je sehen wir Dan in dieser Folge als gebrochenen Mann, der endlich alle Schuld an seinem Handeln auf sich nimmt. Nachdem er immer wieder Karen oder Keith für sein schlechtes Verhältnis zu Lucas und Deb für den Mord an Keith mitverantwortlich machte, gesteht er Whitey und sich selbst in dieser Folge ein, dass seine charakterliche Talfahrt nicht begann, als er sein Kind oder seine Frau in den Armen seines Bruders sah, sondern schon lange zuvor. Zum ersten Mal sieht er ein, dass der Grund für all das nur in ihm selbst liegt und sein Fall in dem Moment begann, als er sich weigerte, die State Championship zu gewinnen – das erste Zeichen charakterlicher Schwäche, das noch vor Karens Schwangerschaft lag, aber ihn so lange verfolgte, bis er alle Menschen in seinem Leben verloren hatte.
Wieso Dan mit seiner Erkenntnis und seiner Reue zuerst zu Whitey kommt, liegt deshalb natürlich auf der Hand: Er ist es, der ihm diesen ersten großen Fehler seines Lebens verzeihen muss. Doch Whitey, die weise, alte Seele der Serie geht natürlich noch einen Schritt weiter und gibt Dan mit auf den Weg, dass er nicht deshalb noch am Leben ist, um darunter zu leiden, dass er nicht am Glück seiner Söhne teilhaben kann, sondern um seine Fehler wieder gut zu machen. Neben der großartigen schauspielerischen Leistung der beiden war auch das Drehbuch dieser Szene einfach nur genial und so voller zitierwürdiger Sätze, dass es mir unglaublich schwer fiel, davon nur einen für diesen Abschnitt auszuwählen – vor allem weil es bei der Begegnung mit Peyton genauso emotional weiterging! Dieser perfekte Moment der Harmonie, als Dan Sawyer im Arm hält und tatsächlich für eine Sekunde so etwas wie inneren Frieden findet, war einfach wunderschön, auch durch die musikalische Begleitung mit Gin Wigmores "Hallelujah". Trotzdem war es konsequent, dass es danach keine große Versöhnung gab, sondern Dan sich, vor allem durch die Begegnung mit Lucas und Karen, wieder bewusst wurde, dass ihm dieser Fehler für immer anhaften wird. Leider steht noch nicht fest, ob Paul Johansson in der nächsten Staffel wieder zu sehen sein wird, aber ich hoffe es wirklich inständig! Nicht nur, weil Dan einfach, egal ob böse oder nett, zu "One Tree Hill" gehört, sondern weil sein Charakter durch diese Folge wieder so interessant geworden ist, dass man aus ihm bestimmt noch eine Menge herausholen könnte – und ich will irgendwann eine Versöhnung zwischen ihm und seinen Söhnen sehen!
Thank you for believing in me, Haley!
Nathan ist also tatsächlich in der NBA! Nach der letzten Folge und vor allem dem Anfang dieser Folge mit der Schnapsflasche auf dem Rivercourt hatte ich ja echt befürchtet, dass uns wieder der in Selbstmitleid versinkende Nathan der fünften Staffel bevor steht und die ganze Basketballstory ein einziges großes Hin und Her bleibt. Und dann kam diese absolut großartige Szene, in der er Haley sagt, dass er in die NBA berufen wurde! Dank meiner Befürchtungen habe ich es Nathan (bzw. James Lafferty) komplett abgekauft, dass er aus dem Team geflogen ist und war dementsprechend von der plötzlichen Wendung des Gesprächs genauso überrascht wie Haley. Und Bethany Joy Galeotti ist in dieser Szene einfach zum Niederknutschen: Sie spielt emotional und trotzdem authentisch, nichts wirkt aufgesetzt oder übertrieben! Ich fand es sehr schön, dass man auf diese Weise von Nathans Aufstieg in die NBA erfährt; nicht in dem Moment, in dem Nathan es von seinem Coach hört, sondern in dem Moment, in dem er es Haley sagt, die ihn die komplette Staffel über darin unterstützt hat, seinen Traum von einer Profi-Karriere zu verwirklichen.
Die Szene, in der Jamie die große Neuigkeit erfährt, war auch wirklich süß und die Tatsache, dass Nathan bei den Charlotte Bobcats spielt, schlägt einen schönen Bogen zur ersten Folge dieser Staffel, in der Jamie seinen Vater gebeten hat, genau bei diesem Team zu spielen, da sie einen guten Point Guard brauchen und Nathan in der Nähe von Tree Hill wäre. Mit Nathans erfolgreichem Comeback wurde seine Entwicklung in den zwei Staffeln nach dem Zeitsprung konsequent abgeschlossen – allerdings hoffe ich nun doch, dass in der kommenden Staffel endlich auch mal wieder Haley mehr im Mittelpunkt steht und sich die Familie nicht mehr nur um Nathan dreht.
What about your dreams, Brooke Davis?
Auch bei Brooke wird eine seit Anfang der fünften Staffel (und indirekt auch schon davor) währende Storyline abgeschlossen: die Beziehung zu ihrer Mutter. Durch Peytons Frage hat sich mir sofort die Folge #5.06 Es ist noch lange nicht vorbei in Erinnerung gerufen, in der Brooke eine Art Tagtraum von ihrer Mutter hat. In diesem Traum sagt ihr Victoria, wie stolz sie auf ihre Tochter ist und dass sie sie liebt – alles, was Brooke immer von ihr hören wollte. Doch in der Realität hat Victoria ihr damals nichts davon gesagt, sondern sie wieder einmal vor den Kopf gestoßen. Das Gespräch, das wir nun im Finale zwischen Brooke und Victoria sehen, ist im Wesentlichen eine Kopie dieses Traums, nur dass es diesmal real ist. Diese Entwicklung mag vielleicht überhastet kommen, überraschend war sie für mich keineswegs, nicht nach Victorias Verhalten, das sie seit ihrer Rückkehr an den Tag gelegt hat. Und vor allem ist diese Entwicklung wichtig für Brooke, die schon in #4.13 Bilder von dir deutlich gemacht hat, dass all ihre Unsicherheiten hauptsächlich aus der Ignoranz ihrer Eltern rühren, für die sie nie gut genug sein konnte.
Dass dieses Gespräch der Auslöser ist, dass Brooke endlich zu Julian fliegt und ihm sagen kann, dass sie ihn liebt, mag etwas zu symbolisch sein, aber letztendlich ist es viel glaubhafter, als wenn Brookes Distanz zu Julian wirklich etwas (wie von ihm befürchtet) mit Lucas zu tun gehabt hätte. Nun hoffe ich, dass Brooke in der siebten Staffel wieder etwas unbeschwerter sein und auch mal eine Beziehung über mehr als nur ein paar Folgen haben kann, denn die Chemie zwischen den beiden hat mir vor allem in der Szene vor dem Krankenhaus wieder sehr gut gefallen.
I just want it to be you and me and our daughter for a minute.
Dieses Finale hat mich in vielerlei Hinsicht an das der vierten Staffel erinnert, aber ganz besonders extrem war es gleich in der Anfangssequenz: Krankenhaus, Geburt, Lucas auf der Galerie, geniale Hintergrundmusik – da kann man ja gar nicht anders, als an #4.21 Wege trennen sich zu denken! Noch dazu, wenn plötzlich Karen mit Sawyer auf dem Arm ins Zimmer kommt! Da ging mir echt das Herz auf und es lässt mich nachträglich doch etwas großzügiger darüber hinwegsehen, dass sie in der letzten Folge nicht bei der Hochzeit dabei war. Ich war extrem froh darüber, dass Peyton nicht gestorben ist und habe wirklich bis zum Schluss der Folge gebibbert, weil es mir nach dem Krankenhausaufenthalt dann fast schon zu harmonisch wurde. Aber glücklicherweise haben es die Autoren wohl auch so gesehen, dass sie den Charakter Peyton Sawyer schon durch genügend Dramen geschickt haben und so gab es noch eine unendlich langwierige Storyline, die nun ihr Ende gefunden hat: Peyton und Lucas haben einander und ein gemeinsames Baby – Soll erfüllt, Chad Michael Murray und Hilarie Burton können sich getrost verabschieden!
Dass es keinen wirklichen "Abschied" gab, hat mich nicht gestört, es hätte zuviel Screentime beansprucht und hätte die beiden noch mehr in den Mittelpunkt gestellt, als sie es in der zweiten Hälfte der Staffel sowieso schon waren. Die Autoren haben es meiner Meinung nach ganz richtig gemacht, den Fokus auf das momentane Happy End von allen Hauptfiguren zu legen und die Staffel mit einem optimistischen Schlussbild und einem gemeinsamen Voice Over enden zu lassen, dessen letzte Zeile (wie könnte es anders sein) von Lucas gesprochen wird.
How would you like your old roommate back?
Auch Mouth und Millie schließen sich dem omnipräsenten Happy End an, indem die Autoren ihren doppelten Fehler rückgängig machen und Millie wieder nach Tree Hill ziehen lassen. So inkonsequent das auch sein mag und soviel sinnloser es die Storyline um Millies Seitensprung auch macht – mir haben Mouth und Millie seit #6.07 Messin’ With The Kid nicht mehr so gut gefallen wie in dieser Folge! Scheinbar hat Mark Schwahn eingesehen, dass die unbeschwerte, goldige Paarversion der beiden doch besser ist als die "reifere" und ich hoffe, dass die beiden in Staffel 7 Mia und Chase wieder endgültig verdrängen.
Fazit
Wie schon gesagt, erinnert mich diese Folge ganz stark an das Finale der vierten Staffel und genau wie dieses hätte sie ein wunderbares Serienfinale abgegeben! Entwicklungen und große Handlungsbögen wurden zu Ende geführt und es gab unglaublich viele wunderschöne und auch traurige emotionale Momente sowie ein fröhliches, lebensbejahendes Happy End. Gerade durch diesen Abschluss aller offenen Fragen und Geschichten haben die Autoren nun die große Chance, in die kommende Staffel ohne Altlasten und voller neuer Ideen zu starten – ich freu mich darauf!
Lena Stadelmann - myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Remember Me As a Time of DayErstausstrahlung (US): 18.05.2009
Erstausstrahlung (DE): 06.04.2014
Regie: Mark Schwahn
Drehbuch: Mark Schwahn
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