Bewertung

Review: #6.23 Für immer und fast ewig

Nach fast sechs Staffeln und endlosem Hin und Her ist es endlich soweit: Peyton und Lucas heiraten! Die ganze Folge dreht sich um das große Ereignis, das durch ein paar Überraschungsgäste ganz schön aufgemischt wird und vor allem Brooke und Nathan haben nebenher noch eigene Probleme zu bewältigen.

Peyton Sawyer will become Peyton Scott!

Die Inszenierung der Hochzeit von Lucas und Peyton hat mir extrem gut gefallen, vor allem weil es nicht wie befürchtet in Kitsch unterging, sondern ganz im Gegenteil witzig und erfrischend war, ohne dabei die Romantik des Augenblicks zu vernachlässigen. Besonders durch Haley als "Priesterin" wurde die Zeremonie sehr intim, und das obwohl es anfangs einer der Punkte war, die mich nicht ganz überzeugt haben: es ist zwar eine schöne Idee, sich von einer Freundin statt eines Priesters trauen zu lassen, aber muss man das völlig überhastet und konstruiert in den ersten drei Minuten der Folge klären? Ebenso wie die Abwesenheit von Peytons und Lucas’ Eltern – nicht dass die Abwesenheit von Eltern in Tree Hill etwas Besonderes wäre, aber zumindest zur Hochzeit der eigenen Kinder könnte man erwarten, dass sie sich blicken lassen, zumal die Geburt des Babys auch kurz bevor steht. Da hätte zumindest ein Gastauftritt von Moira Kelly drin sein müssen, schließlich kam Karen auch zu Lucas' geplatzter Hochzeit mit Lindsey!

Das soll allerdings erstmal genug der Kritik sein, denn dafür gab es rund um die Zeremonie zu viele schöne und witzige Szenen, allem voran die Hommage an die letzte Hochzeit von Lucas in #5.12 Für immer und ewig mit dem angeleinten Jamie, die immer wieder zu tollen Slapstick-Einlagen führte. Aber auch die Trauung an sich kam dank Haleys Unsicherheit mit einer guten Portion Humor daher – die Blicke von Peyton und Lucas, als ihnen klar wird, dass Haley den Songtext von Poisons "Every Rose Has Its Thorn“ zitiert, waren unbezahlbar! Die Idee, dass Haley sich aus ihrem kleinen Blackout mit Lucas’ Vorhersagen rettet, fand ich sehr gut und es hat den romantischen, bedeutenden Teil der Trauung wunderschön eingeleitet. Haleys Rückblick auf die erste Unterhaltung der beiden, sowie die Treueversprechen von Lucas und Peyton haben mich wirklich zu Tränen gerührt, nicht zuletzt dank der wieder einmal perfekten musikalischen Untermalung durch Ingrid Michaelsons Version von "I Can't Help Falling In Love With You".

An diese rundum gelungene Zeremonie konnte die Hochzeitsfeier dann leider nicht in derselben Qualität anschließen: zum Einen habe ich die Trauzeugenreden vermisst, die in #3.22 Hochzeit mit Folgen noch richtig zelebriert wurden und damals natürlich auch durch den Streit von Brooke und Lucas kurz zuvor eine ganz besondere Brisanz hatten. Zum Anderen (und das war weitaus schlimmer) hatte meine Nervfigur Nummer 1 dieser Staffel und Folge ihren Auftritt bei der Feier – und das leider im wahrsten Sinne des Wortes: die Mia/Kate-Promo will und will kein Ende nehmen! Das lässt mich bei jedem Lied, das ich mir in den letzten Folgen anhören musste, hoffen, dass Mia in der nächsten Staffel sehr lange auf Tour geht und Kate Voegele auf keinen Fall ein Album aufnimmt, denn noch einmal halte ich diese unerträgliche Eigenwerbung sicher nicht aus! Aber damit nicht genug, auch meine zweite Nervfigur darf in dieser Folge natürlich nicht fehlen, um sie mir noch ein bisschen mehr zu vermiesen: Nick Lachey...

I miss her so much, Peyton.

Seit #6.19 Letting Go hatte ich mich darauf gefreut, dass Julian nach Tree Hill zurückkehrt, doch die Autoren haben es geschafft, dass gerade diese Storyline mich schon in den ersten Minuten über die Maßen geärgert hat, nämlich genau in dem Moment, als Missy ins Bild trat. Damit war im Prinzip schon abzusehen, was im Verlauf der Folge noch auf uns zukommen würde: ein ganz schlechtes High-School-Eifersuchtsdrama! Und dann auch noch mit Nick Lachey! Das einzig Gute an Missys Anwesenheit war der großartige Dialog darüber zwischen Brooke und Haley:

Brooke: I am so pissed right now! That whore stole my man!

Haley: Ok, but it’s their wedding day, so don’t you think it’s time to let it go?

Brooke: Not Peyton, you dork, Missy!

Aber alles rund um Brooke und Julian mit ihren Dates auf der Hochzeitsfeier war einfach nur extrem niveaulos und gipfelte in einem Fremdknutschwettbewerb auf der Tanzfläche, der an Lächerlichkeit kaum hinter der berüchtigten Maisfeldjagd in #6.05 You’ve Dug Your Own Grave, Now Lie In It (vermutlich für alle Zeiten mein Paradebeispiel und die Messlatte für ganz schlechte "One Tree Hill"-Szenen) zurücksteht. Das Verhalten von Brooke und Julian passte weder zu ihren Charakteren, noch zu der Beziehung die sie hatten und die immer als sehr reif gezeigt wurde. Brooke wird plötzlich wieder zu High-School-Brooke in ihrer schlimmsten Version, genau die Person, die sie für Julian nie sein wollte und Julian legt mit der Fremdknutscherei seinen Finger exakt auf die Wunde, die bei Brooke die tiefsten Narben hinterlassen hat – eine völlig absurde Figurenzeichnung, die das Gesamtbild der Folge extrem gestört hat!

Glücklicherweise fangen sich die Autoren im letzten Drittel der Folge wieder und geben Julian die Szenen, auf die ich mich schon die ganze Zeit gefreut hatte. Zuerst das Gespräch und der Tanz mit Brooke, wobei endlich wieder die tolle Chemie der beiden zum Vorschein kam, auch wenn die leichte Annäherung zwischen ihnen schließlich durch die Erwähnung von Sam wieder aufgebrochen wurde. Und dann natürlich der großartige Auftritt von Julian bei Victoria! Es hat mir sehr gut gefallen, dass Victoria zur Abwechslung mal wieder nur böse sein durfte und noch viel mehr natürlich, wie Julian zumindest Brookes Mutter gesteht, wie viel ihm Brooke bedeutet und dass er nicht zulassen wird, dass sie weiterhin von ihr oder sonst jemandem verletzt wird. Nicht zu vergessen ist allerdings auch eine Szene aus der grausamen Missy-Nick Lachey-Phase, nämlich die zwischen Peyton und Julian, nachdem er von Nick Lachey ein blaues Auge verpasst bekam. Daran hat mir nicht nur das Gespräch über Brooke gefallen, sondern vor allem, dass es ein versöhnlicher Abschluss für die Beziehung zwischen Julian und Peyton war und er ihr ohne Bedauern zu ihrer Hochzeit mit Lucas gratulieren konnte.

I’m getting tired of failing.

Die einzige Storyline, die mich durchgängig überzeugen konnte, war in dieser Folge die von Nathan, der das emotionale Defizit der letzten Woche hier wieder mehr als ausgeglichen hat. Seine Enttäuschung darüber, dass er den Absprung in die NBA wieder nicht geschafft hat, und die Selbstzweifel, die daraufhin sofort in ihm aufkommen, haben mich fast mehr berührt als die Trauung von Lucas und Peyton. Vor allem die Schlussszene, als er Haley gegenüber seine Angst vor dem Versagen eingesteht, war wirklich unglaublich stark, genauso wie Haleys Reaktion auf Nathans Niedergeschlagenheit in der gesamten Folge. Nicht nur ihre Unterstützung bei der Umsetzung seines Traums, sondern auch die Versuche, ihn aufzumuntern, haben mir sehr gut gefallen und haben neben dem Gezicke von Brooke und Julian und der Verliebtheit von Peyton und Lucas noch mal eine ganz andere Dimension von Liebe in diese Hochzeitsfolge gebracht. Gerade aus dem Grund fand ich es wirklich toll, dass es nicht eines der frischverliebten, hormongesteuerten Paare wie zum Beispiel Mia und Chase, sondern Nathan und Haley waren, die den vielbeschworenen "slutty wedding sex" hatten.

Auch die Szene zwischen Nathan und Mouth hat mir wirklich gut gefallen und das nicht nur deshalb, weil damit Mouths Anwesenheit bei der Hochzeit über eine reine Statistenrolle hinausging. Das Gespräch der beiden war offen und ehrlich, wie früher die Gespräche zwischen Mouth und Lucas, und Nathan überlegt hier zum ersten Mal laut, ob es nicht besser wäre, den Traum von einer Profi-Basketball-Karriere an den Nagel zu hängen. Ich habe mich zwar im Laufe der Staffel oft über das Hin und Her aufgeregt, aber Nathans Zweifel haben mich diesmal überhaupt nicht gestört – vielleicht weil sie im Gegensatz zur letzten Folge, in der das Basketballspiel keinen tieferen Sinn hatte, nicht oberflächlich waren, sondern den Charakter beleuchtet und ihm Tiefe verliehen haben. Trotzdem kann ich mir nicht wirklich vorstellen, was die Autoren Nathan außer Basketball sonst an Story geben wollen, deshalb sage ich es mal mit den Worten von Mouth: If I could play the game like you can, I’d play wherever I could until they wouldn’t let me play anymore. – zumindest so lange dabei so authentische Emotionen und tolle Szenen zwischen Nathan, Haley und (dem schlafenden) Jamie wie in dieser Folge herausspringen!

If anything happens to me I want you to take care of Lucas.

Nach diversen schief gelaufenen Hochzeiten in dieser Serie sollte einem eigentlich klar sein, dass die Folge in einer Katastrophe enden muss, vor allem wenn der Cliffhanger so deutlich vorweggenommen wird, wie in dem Gespräch zwischen Brooke und Peyton zu Beginn der Folge. Doch obwohl Peyton so deutlich wie nie ihren möglichen Tod anspricht und nicht nur die Folgen für ihr Kind oder Lucas, sondern auch ihre eigene Angst, hat mich der Schluss der Episode richtig gefesselt. Das lag vermutlich weniger an der Tatsache, dass Peyton tatsächlich etwas passiert, denn das war für mich fast schon notwendig, um das ganze Drama um die Schwangerschaft nicht völlig sinnlos zu machen, sondern eher an der tollen Inszenierung mit dem fast schon kinowürdigen Bild der roten Bluttropfen auf den weißen Rosenblättern. Die vorletzte Folge der sechsten Staffel lässt uns damit mit einem ähnlichen Schicksal wie dem von Karen in der vierten Staffel zurück und hält durch den Ausstieg von Hilarie Burton alle Möglichkeiten für den Ausgang dieses Cliffhangers im Finale offen.

Fazit

Eine wunderschöne Hochzeit, die sowohl romantisch als auch lustig war, teilweise richtig tolle und witzige Dialoge und ein schön inszenierter Cliffhanger – die Folge hätte so gut sein können, wenn man sich nicht dazu entschieden hätte, Brooke und Julian plötzlich so kindisch darzustellen und zum wiederholten Mal mit Mia/Kate und Nick Lachey zu nerven! Obwohl es so schöne Szenen gab, kann ich der Folge keine acht Punkte geben, weil ich mich dafür stellenweise zu sehr geärgert habe, deshalb gibt es von mir nur sieben.

Lena Stadelmann - myFanbase

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