Review: #7.01 Familienbesuch
Die Staffelpremiere von "One Tree Hill" hatte einiges zu bewältigen, vor allem natürlich die Abwesenheit von Peyton und Lucas, die die Serie über sechs Jahre lang geprägt haben und in der sechsten Staffel noch mal verstärkt im Mittelpunkt standen. Gleichzeitig mussten zwei komplett neue Charaktere so eingeführt werden, dass man als Zuschauer so schnell wie möglich eine Beziehung zu ihnen aufbauen kann und nicht eine halbe Staffel braucht, um sich an die Veränderungen zu gewöhnen. Aus diesem Grund greift Mark Schwahn zu seinem altbewährten Mittel, dem Zeitsprung, der natürlich auch erst mal adäquat umgesetzt werden muss.
I had been given only days to live. That was fourteen months ago.
Und wer könnte diesen Zeitsprung wohl besser ankündigen als Dan, dessen Herz schon längst hätte versagen müssen? Natürlich waren die zwei Szenen viel zu kurz, um wirklich etwas darüber sagen zu können, ob es eine interessante Storyline ist, aber alleine die Tatsache, dass Paul Johannsen weiterhin dabei ist, hat mich extrem gefreut! Es ist zwar schade, dass man nicht direkt an die Phase nach dem Gespräch mit Whitey angeknüpft hat, andererseits ist so auch wieder völlig offen, wie ernst es Dan noch immer mit seiner Reue ist und ob ihn der Erfolg seiner Fernsehsendung verändert hat. Schon der Gedanke, dass der intrigante, manipulative Dan Scott eine Ratgebersendung im Fernsehen hat, ist absolut surreal und gefällt mir vom Ansatz her wirklich gut, genau wie die Tatsache, dass Dan unberechenbar wie eh und je ist.
I think it’s what I always dreamed of. – It’s more than I dreamed.
Haley und Nathan haben mir in dieser Folge als Individuen und als Paar unglaublich gut gefallen! Schon der erste Blick auf Haley am Mikrofon hat mich so gefreut, nachdem ich dank Mia in der sechsten Staffel bei allen Szenen im Aufnahmestudio nur noch die Augen verdreht habe. Endlich scheinen sich die Autoren darauf zu besinnen, dass sie mit Bethany Joy Galeotti schon eine extrem talentierte Sängerin im Maincast haben haben, deren Musikstil mittlerweile hervorragend zum restlichen Soundtrack der Serie passt, und ich hoffe, dass neben "Quicksand" (das ich jetzt schon seit Tagen als Ohrwurm habe) noch einige andere Lieder von ihr, bzw. Everly in der Serie auftauchen werden. Haley arbeitet also wieder an ihrer Musikkarriere, während Nathan seinen Traum als Profi-Basketballspieler lebt, und wie sie es in #6.17 You And Me And The Bottle Make Three Tonight ausgemacht haben, schaffen sie es trotzdem, dass ihre Ehe davon nicht zu sehr belastet wird – zumindest bis jetzt. Es gab zwar nicht allzu viele Szenen der beiden in dieser Folge, aber diese wenigen haben gezeigt, dass es zwar belastend für die beiden ist, sich längere Zeit nicht zu sehen und dass sie ihre gemeinsame Zeit vermissen, aber dass ihre Liebe noch genau so stark ist wie am Ende der sechsten Staffel.
Der Cliffhanger am Ende (der dann auch gleich mal den Titel der Folge erklärt), war natürlich der Schockmoment schlechthin in einer Episode, die sonst weitestgehend von Harmonie geprägt war. Aber im Prinzip hat es mir ganz gut gefallen, dass die siebte Staffel trotz Zeitsprung nicht wie die fünfte damit begonnen hat, dass alle Charaktere schon mitten in den Problemen stecken, die dann nach zwei, drei Folgen komplett gelöst sind, sondern dass wir erst jetzt auf das Drama zusteuern. Dass an der Behauptung der fremden Frau, mit Nathan geschlafen zu haben, überhaupt nichts dran ist, steht für mich eigentlich außer Frage, da ansonsten nicht nur der Charakter von Nathan und die Beziehung von Nathan und Haley komplett zerstört wären, sondern es würde auch die gesamte sechste Staffel und sämtliche Szenen dieser Folge, die keinen Zweifel an der Liebe von Nathan und Haley gelassen haben, sinnlos machen.
Deshalb wage ich es einfach mal, Mark Schwahn trotz diverser Missgriffe und teilweise selten dämlicher Storylines in der letzten Staffel zu vertrauen, dass die Behauptung zwar Einfluss auf die Beziehung der beiden haben wird, aber dass es eben bei einer Behauptung bleibt, die nicht nur die Ehe, sondern auch Nathans Karriere belastet. Wenn die Autoren es schaffen, weder die Beziehung von Nathan und Haley zu torpedieren, noch das leidige Basektball-Hin-und-Her wieder aufleben zu lassen, könnte die Storyline extrem gut werden! Dass Haley außerdem mit der bevorstehenden Schließung des Studios noch einen eigenen Handlungsstrang bekommt, gefällt mir sehr gut – bleibt nur zu hoffen, dass es nicht wieder in zwei Folgen abgehandelt wird wie die Probleme mit Principal Rimkus und Haleys Suspendierung.
I don’t believe in love.
Dank Nathan und Haley wurden auch die neuen Charaktere Clay und Quinn gleich ausgezeichnet in die bestehenden Strukturen der Serie eingebunden und wirken aufgrund des engen und vertrauten Umgangs mit den beiden auch für den Zuschauer nicht wie Fremde. Auch wenn mir die Brüderszenen von Lucas und Nathan definitiv fehlen werden, ist schon nach einer Folge klar, dass die Freundschaft von Clay und Nathan mindestens eben so viel Potenzial hat und es ist schön zu sehen, dass die zwei absolut herrlich miteinander frotzeln (großartig: die ganze Bodyspray-Story!), aber auch tiefgründigere Gespräch führen können. Die Tatsache, dass Clay allerdings nicht nur Nathans Freund, sondern auch sein Agent ist, kann natürlich gerade in der Situation nach dem Cliffhanger und angesichts der ausstehenden Vertragsverhandlungen zu einigen Konflikten führen und ich bin gespannt, wie sich die Freundschaft der beiden dadurch entwickelt.
Clay an sich ist bis jetzt ein extrem sympathischer und interessanter Charakter, gerade weil sein schelmischer Optimismus, sein breites Grinsen und sein Workaholic-Dasein immer wieder von diesen Halbsätzen unterbrochen werden, die mehr als nur andeuten, dass Clay alles andere als der ständige Sonnyboy ist. Er muss für den 14. Sonnenblumen kaufen und glaubt nicht an die Liebe – kleine Informationshappen, die ihn nicht nur komplexer machen, sondern gleichzeitig auch das Interesse des Zuschauers wecken, genau das also, was eine neue Figur braucht, um nicht sofort unterzugehen. Dass schon in der ersten Folge eine Love Story zwischen Clay und Quinn angelegt wurde, war mir etwas zu überstürzt und ich hoffe, dass es noch eine Weile bei Clays Sprüchen bleibt, bevor es zwischen den beiden ernster wird. Als Paar kann ich sie mir zwar gut vorstellen (und es ist auch nicht sehr überraschend, dass die beiden zusammen gesteckt werden), aber es wäre schön, die beiden erst mal als Individuen besser kennen zu lernen, bevor das große Liebesdrama beginnt.
I didn’t agree to spend my life next to a complete stranger.
Quinn finde ich nach der ersten Folge mindestens genauso toll wie Clay, wobei mir die Beziehung von ihr und Haley fast noch besser gefällt als die von Clay und Nathan. Bethany Joy Galeotti und Shantel Van Santen haben eine tolle Chemie und obwohl man Quinn noch nie gesehen hat (erwähnt wurde sie wenigstens in weiser Voraussicht in #6.23 Forever And Almost Always), nimmt man den beiden absolut ab, Schwestern zu sein. Im Prinzip ist es wie bei Clay und Nathan: die beiden können unheimlich viel Spaß haben und miteinander herumalbern, gleichzeitig haben sie aber auch dieses schwesterliche Vertrauensverhältnis, das in der ersten Folge schon zu tollen Gesprächen geführt hat und hoffentlich noch einige intensive und emotionale Szenen mit sich bringt.
Neben einer großen Portion Humor und Schlagfertigkeit bringt Quinn auch ein Problem mit nach Tree Hill – irgendeinen Grund muss es ja dafür geben, dass sie aus heiterem Himmel bei Haley vorbeischaut und auch nach Jamies Geburtstag noch länger bleibt! Dass die Trennung von ihrem Mann noch nicht so lange her ist, nehme ich mal als positives Zeichen dafür, dass sich die Autoren mit der Annäherung zwischen Clay und Quinn noch ein bisschen Zeit lassen und sich erst mal auf die Beziehung der Schwestern konzentrieren. Bis jetzt gab es ja nur Gelegenheit für Haley, sich um ihre Schwester zu kümmern, aber ich hoffe, dass sich das in der nächsten Folge ändert und Quinn Haley mit dem Studio hilft und ihr natürlich beisteht, wenn Haley mit der Behauptung konfrontiert wird, dass Nathan fremdgegangen ist.
Someday when he’s older and he thinks back at his best days as a kid, he’ll think of this day.
Jamies Geburtstag als Rahmen für die Rückkehr bzw. Ankunft von Julian und Quinn zu nutzen war eine gute Idee, auch wenn die Feier an sich doch ziemlich übertrieben war. Ich meine: Jerry Rice, musste das sein? Neben der Tatsache, dass Jamie ein ziemlich verwöhntes Einzelkind ist, sprangen dabei aber auch ein paar sehr schöne Szenen heraus: die Szene am Geburtstagmorgen zwischen Haley und Jamie ist nach nur zwei Geburtstagsfolgen schon Kult - die zwei zusammen sind einfach nur zum Knuddeln! Fast genauso süß und außerdem eine tolle erste Szene für Quinn war die Kuchenschlacht, weil darin nicht nur das gute Verhältnis von Jamie zu seiner Tante, sondern auch die Beziehung der beiden Schwestern schön dargestellt wurde.
Ich hatte mich ja schon die ganze Zeit gefragt, wie man die Abwesenheit von Lucas und Peyton erklären oder zumindest ansprechen wird, und das Geschenk plus Karte von Lucas war wirklich eine schöne Idee! Vor allem natürlich aus dem Grund, weil es wegen dem Ball auch noch eine tolle Rivercourt-Szene zwischen Nathan und Jamie gab, die mit dem Gespräch über Dan und Vergebung schön abgerundet wurde. Ich finde es gut, dass Jamie noch immer auf eine Versöhnung zwischen seinem Vater und seinem Großvater hofft, denn genau das wünsche ich mir auch – selbstverständlich nur, so lange Dans Reue noch Bestand hat. Weniger gefällt mir, dass Jamie gegenüber seinen Eltern oder zumindest gegenüber Nathan nicht zugeben kann oder will, dass er Dan vermisst und stattdessen nachts heimlich dessen Fernsehsendung anschaut. Ich bin schon gespannt, wann bzw. wie die beiden wieder aufeinandertreffen, nachdem sie sich jetzt scheinbar über 14 Monate lang nicht gesehen haben.
There’s this girl that I’m kind of in love with and I couldn’t be away from her for another day.
Damit man als Zuschauer nach der Liebeserklärung von Brooke im Finale der sechsten Staffel durch den Zeitsprung die Anfangsphase der richtigen Beziehung zwischen Brooke und Julian nicht komplett verpasst, haben sich die Autoren überlegt, die beiden durch Julians Filmproduktionen 14 Monate lang quasi getrennt zu halten – eine gute Idee, auch wenn mich die Flashbacks inmitten der ansonsten kontinuierlichen Handlung zuerst verwirrt haben. Die Chemie zwischen den beiden hat mir um einiges besser gefallen, als noch in den letzten zwei Folgen der sechsten Staffel, alles wirkte vertrauter und weniger überhastet – naja, bis auf Brookes in den Sand geschriebenen Heiratsantrag, den Julian aber glücklicherweise nicht gesehen hat. Es war gut, dass sich die Autoren bei den beiden nur auf Julians Rückkehr konzentriert haben und nicht gleich die Grundlage für das nächste Drama gelegt haben, denn dann wäre der Staffelauftakt ähnlich vollgestopft gewesen wie in der sechsten Staffel.
Brookes Bedenken, dass ihre Beziehung zu Julian ihren Zauber verliert, wenn sie nun tatsächlich zusammen leben, waren das einzige, was mich bei den beiden wirklich gestört hat – da redet sie bei jedem Treffen davon, wie sehr sie sich wünscht, dass sie zusammen sein können, und als Julian ihr dann endlich entgegenkommt und für sie dieses große Filmprojekt aufgibt, hat sie nichts anderes zu tun als seinen Anrufen und Textnachrichten hinterher zu trauern? Das war mir ein zu konstruiertes Problem, als dass ich es ernst nehmen könnte – glücklicherweise hat Julian das genauso gesehen und Brookes Bedenken mal eben elegant abgeschmettert. Dagegen fand ich es sehr schön, dass Peyton erwähnt wurde: genau wie die Erwähnung von Lucas im Umkreis von Haley, Nathan und Jamie stattfinden musste, musste Brooke diejenige sein, die Peytons Abwesenheit noch immer beschäftigt. Ich bin ja wirklich gespannt, ob man in den nächsten Folgen noch erfährt, wo Peyton, Lucas und Sawyer denn nun genau sind, aber gefehlt haben sie in dieser Folge überhaupt nicht. Die Story war nach Hochzeit, Kind und vor allem dem teilweise unsäglichen Hin und Her in den Staffeln davor einfach auserzählt und bis jetzt bin ich sehr froh, dass sie Platz für zwei (bzw. mit Julian drei) neue Charaktere gemacht haben.
I love you! – I love you, too!
Völlig überflüssig sind dagegen mittlerweile Mouth, Millie und Skills, die wohlgemerkt nominell zum Hauptcast gehören! Ihre Story in dieser Folge hatte bestenfalls das Potenzial für belanglose Nebencharaktere, und sie wurde noch dazu nicht einmal richtig auserzählt. Es war witzig, ja, sowohl die Szene, als Millie als Brooke 2.0 in New York gezeigt wird, als auch die Szene, als sie Skills und Mouth bei ihrem Liebesgeständnis im Adamskostüm entdeckt – aber es wirkte auch ziemlich bemüht und war letztendlich eben ausschließlich für ein paar Lacher gut. Zu wenig für eine Storyline (wenn man es denn so nennen will) für Hauptcharaktere, die neben Quinn und Clay nach nur einer Folge schon extrem blass wirken und mit derartig schwachen Storys bestimmt nicht mit den beiden neuen Charakteren konkurrieren können.
Fazit
"One Tree Hill" hat es erstaunlich gut geschafft, sich wie in der fünften Staffel noch einmal und in noch größerem Ausmaß neu zu erfinden und dabei aber in den Kernelementen und im Ton gleich zu bleiben. Es ist immer noch dieselbe Serie, aber mit zwei erfrischenden, neuen Charakteren, die ebenso viel versprechend sind, wie die in dieser Folge angelegten Storylines für Nathan und Haley. Dank der noch etwas schwachen Story von Brooke und Julian und der völlig überflüssigen um Skills und Mouth bleibt noch Platz nach oben, aber der Staffelauftakt hat mir richtig gut gefallen.
Lena Stadelmann - myFanbase
Die Serie "One Tree Hill" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: 4:30 a.m. (Apparently They Were Traveling Abroad)Erstausstrahlung (US): 14.09.2009
Erstausstrahlung (DE): 26.05.2015
Regie: Clark Mathis
Drehbuch: Mark Schwahn
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