Bewertung

Review: #7.07 Die Liebe stirbt nie

Zum zweiten Mal nach #6.22 Show Me How To Live hat James Lafferty auf dem Regiestuhl Platz genommen und er hat es wieder unglaublich gut geschafft, das Drehbuch stimmig und berührend umzusetzen. Im Gegensatz zu seiner letzten Regiefolge hatte er dieses Mal allerdings den Vorteil, dass neben ihm auch Mark Schwahn zur Hochform aufgelaufen ist und ihm eine großartig konzipierte Folge vorgelegt hat.

But you didn't have sex with Nathan Scott. And you never had sex with Nathan Scott, did you? – No.

Allein schon der Aufbau mit Dans Sendung als rotem Faden der ganzen Folge war einfach nur genial und die Storyline hat es geschafft, so viel Atmosphäre und Spannung aufzubauen, dass ich mir letztlich wirklich nicht mehr sicher war, welchen Weg Mark Schwahn mit dem Skandal um Nathan einschlagen würde. Eigentlich war schon nach dem Wort "live" klar, dass Dan irgendetwas vor hat und die Sendung für Renee nicht wie von ihr geplant verlaufen wird, aber trotzdem blieb die Story unvorhersehbar, was natürlich einzig und allein an Dan Scott bzw. Paul Johansson lag, vor dessen Leistung ich wieder einmal nur den Hut ziehen kann.

Ich bin immer noch absolut begeistert davon, wie präsent Dan in der siebten Staffel ist – nicht nur quantitativ, sondern vor allem qualitativ! Dan Scott taucht auf und übernimmt wie früher heimlich, still und leise die Kontrolle, doch im Gegensatz zu seinen fiesen Antagonisten-Zeiten erhält er durch seine beunruhigend anhaltende Gelassenheit ein ganz anderes Ausmaß an Unberechenbarkeit. Dazu kommt sein Dasein als Fernsehmoderator, das ihn per se schon in eine Scheinwelt des Spielens bzw. Vorspielens rückt, was er nicht nur bei der Darstellung des Kennenlernens zwischen ihm und Rachel vor seinem Publikum klar gemacht hat, sondern vor allem in den letzten Minuten dieser Folge: Dans Sendung basiert unter anderem darauf, dass er eine Art medizinisches Wunder ist und ein eigentlich unheilbar krankes Herz überlebt, um der Welt über Reue, Vergebung und Wahrheit zu predigen. Und nun kommt heraus, dass er eine Herz-OP, wenn nicht sogar eine Herztransplantation hatte und die Uhr an seiner Studiowand eine komplette Farce ist!

Man kann sich bei Dan also weniger denn je sicher sein, was er im Schilde führt, aber trotzdem bin ich noch immer davon überzeugt, dass er sich zumindest teilweise wirklich geändert hat. Ja, er hat Renee vor einem Millionenpublikum bloßgestellt, doch an Stelle des triumphierenden Grinsens, das früher bei allen Tiefschlägen gegen Deb, Karen oder Lucas sein Gesicht geziert hat, war hier wirkliches Mitleid in seinem Blick zu sehen. Er hat Renee bloßgestellt, aber dadurch hat er ihr gleichzeitig einen Ausweg geboten, die ganze Geschichte zu beenden, bevor durch einen Vaterschaftstest die Wahrheit erst dann ans Licht kommt, wenn sie sich noch weiter in die Geschichte verstrickt und Nathan seine Karriere verloren hat.

Ich bin mir noch nicht ganz sicher, aus welchem Grund Dan den Lügendetektor manipuliert hat: ging es ihm um eine dramatischere Sendung und die damit verbundenen Quoten, wollte er mehr Druck auf Renee aufbauen, dass diese endlich die Wahrheit sagt, oder wollte er tatsächlich seinem Publikum beweisen, dass die Wahrheit nicht absolut ist und von jedem selbst überprüft werden muss? Vielleicht war es eine Mischung aus allem, aber es war ganz sicher ein gelungener Schocker von Mark Schwahn, der bestimmt nicht nur bei Quinn und Clay für einen kurzen Herzstillstand sorgte und vor allem bewirkte, dass Dans Coup mit "I’m the president of the United States" richtig zur Geltung kam und die großartige Wendung einleitete.

Dass Nathan und Haley in dieser Folge nicht so oft zu sehen waren, fand ich überhaupt nicht störend, denn die beiden haben schließlich schon in der letzten Folge geklärt, dass nichts von dem, was Renee sagt oder was ihre Behauptungen auslösen ihre Beziehung zerstören kann. Ihr Entschluss, sich die Sendung, Dans Manipulationen und Renees Behauptungen nicht mehr anzutun und stattdessen ihr Leben wieder zu genießen, hat mir extrem gut gefallen, genauso wichtig war es aber, dass vor allem Nathan sieht, wie sein Vater nicht wie befürchtet seine Karriere zerstört, sondern ihn mal eben von dem ganzen Skandal befreit. Da muss nun zwangsläufig irgendeine Annäherung stattfinden und ich bin wirklich gespannt, wie diese aussehen wird.

Sometimes I can't see you anymore…

Vermutlich hätte dieser grandiose Abschluss der Nathan/Renee-Storyline eine Folge ganz alleine tragen können, doch Mark Schwahn versieht sie (passend zum Episodentitel und Dans fast schon philosophischen Gedanken über die Liebe) mit ein paar Flashbackszenen, die nicht nur mehr über die Vergangenheit von Clay und Quinn verraten, sondern außerdem für mich zweifellos das Juwel der Folge, wenn nicht sogar der ganzen Staffel beinhaltet haben – Clay und Sara.

Schon in #6.09 Sympathy for the Devil haben es die Autoren von "One Tree Hill" geschafft, in nur einer Episode mit Julian und Peyton ein Paar so glaubwürdig aufzubauen, dass es den Zuschauer tatsächlich berühren kann, obwohl es schon längst nicht mehr existiert. Mit Clay und Sara haben sie sich in der Hinsicht allerdings noch übertroffen und in weniger als 40 Minuten eine der schönsten und gleichzeitig tragischsten Liebesgeschichten auf den Bildschirm gezaubert, die ich seit langem gesehen habe. Das lag nicht nur an den unglaublich süßen Flashbacks und dem dramatischen Ende der Beziehung durch Saras Tod, sondern vor allem an den Szenen in der Gegenwart, in denen Clay mit seiner toten Frau spricht und die ganze Tragik seines Charakters zum Vorschein kommt. Alle Partys und Frauenabenteuer sind der aussichtslose Versuch, den Verlust von Sara irgendwie zu kompensieren, aber gleichzeitig hält er verzweifelt an ihr und der Erinnerung an sie fest, weil er sie nicht komplett verlieren will.

Die unbestreitbare Chemie zwischen Robert Buckley und Amanda Schull führt dazu, dass man mit den beiden in kürzester Zeit mitlacht, mitweint und mitleidet und ich hoffe wirklich, dass Mark Schwahn weiß, was er sich mit dieser großartigen Geschichte gleichzeitig für eine Last aufgebürdet hat. Er plant ziemlich eindeutig eine Lovestory zwischen Clay und Quinn (selbst Sara drängt Clay ja dazu) aber ihm ist hoffentlich klar, wie schwer es die beiden nach dieser wunderschönen und epischen "Füreinander bestimmt"-Liebesgeschichte haben werden, die Zuschauer von einer Beziehung zu überzeugen. Allerdings vertraue ich darauf, dass die Autoren sich auch im weiteren Verlauf der siebten Staffel mit ihren Storylines so schön viel Zeit lassen wie bisher. Die Annäherung zwischen Clay und Quinn gefällt mir wirklich gut, aber es wäre toll, wenn das vorerst auf der freundschaftlichen Ebene bleibt, vor allem da in dieser Folge sehr deutlich wurde, dass Clay noch nicht bereit für eine neue Beziehung ist und Quinn sogar den Rat gibt, zu David zurück zu gehen.

I don't need those things. I need you to be happy and inspired!

Quinn muss sich dank der Erinnerungsstücke, die David ihr nicht gerade charmant überbringt, ebenfalls mit ihrer Beziehung auseinandersetzen, die nicht mal annähernd an den Zauber von Clay und Sara herankommt – aber genau das ist der Punkt, wieso auch diese Storyline richtig gut ist! Endlich bekommt Quinns Entscheidung, David zu verlassen, ein bisschen Hintergrund und endlich kann ich ihr Verhalten nachvollziehen, denn bis jetzt kam es mir so vor, als wäre ihre Trennung von David eine völlig spontane Aktion gewesen, weil sie plötzlich bemerkt, dass sie sich unterschiedlich entwickelt haben. Durch die Flashbacks wird allerdings klar, dass sich ihr Unglücklichsein in ihrer Ehe schon viel länger zieht und vor allem, dass sie immer wieder versucht hat, David klar zu machen, was bei ihnen falsch läuft. Ihre ganzen Kommentare, dass es zu spät für eine Veränderung ist, dass sie von etwas Kaputtem davon läuft und dass sie in ihrer Beziehung so viel vermisst, machen nun endlich einen Sinn.

Die Frage ist nun, ob es für die beiden wirklich noch eine Chance gibt, nachdem in ihrer Beziehung so lange etwas nicht gestimmt hat und David mir in den Flashbacks auch nicht so vorkam, als hätte er sich im Laufe der Zeit verändert. Vielmehr hatten sie von Anfang an scheinbar diese unterschiedlichen Einstellungen zu Materialismus und Idealismus und dass diese gegensätzlichen Auffassungen kollidieren mussten, war nur eine Frage der Zeit. Trotzdem wünsche ich mir, dass die beiden zumindest versuchen, sich wieder anzunähern, nicht nur weil es bedeuten würde, dass bei Clay und Quinn nichts überstürzt wird, sondern auch weil ich David unheimlich gerne noch länger in der Serie sehen würde.

I need to know that you feel the same way I do, that you can see yourself doing this with me forever.

Es ist wirklich seltsam, das nach der sechsten Staffel zu schreiben, in der die Brooke-Storylines so ziemlich die einzigen mit konstantem Niveau waren, aber in dieser Folge hätte es Brooke und Julian für mich nicht gebraucht. Allerdings haben sie auch nicht gestört, denn dafür haben sie insgesamt zu wenig Platz eingenommen und die wenigen Szenen haben gut zum Thema der Folge gepasst.

Brooke ist sich also nicht sicher, ob Julian ihre Beziehung genauso viel bedeutet wie ihr, nur weil er weiterhin mit Alex arbeitet und gesagt hat, dass sie nicht sofort heiraten werden. Das ist für mich nicht wirklich nachvollziehbar, nicht nachdem Julian extra für Brooke seine Karriere aufgegeben hat und nach Tree Hill gezogen ist und nachdem sie ihn ständig wieder ermutigt hat, sich wieder mit dem Filmemachen zu beschäftigen. Nichts anderes macht er mit Alex und dem Drehbuch und plötzlich ist Brooke am Rande einer Depression deswegen? Klar, da ist die Vorgeschichte mit Lucas, aber das sollte doch so langsam auch überwunden sein, zumal Julian ihr nicht den geringsten Anlass gibt, an seinen Gefühlen zu ihr zu zweifeln. Und wieso erzählt sie ihm von dem Antrag im Sand? Nur um ihm ein schlechtes Gewissen einzureden und ihm zu sagen, dass sie plötzlich nicht mehr weiß, ob sie ihm immer noch einen Antrag machen würde?

So unverständlich Brookes Verhalten stellenweise war, so toll war Julians Reaktion darauf. Ich finde es klasse, dass er weiterhin mit Alex zusammenarbeitet und sich von Brookes Selbstzweifeln nicht einschüchtern lässt, aber dass er gleichzeitig Brooke nicht einfach in ihrer Unsicherheit alleine lässt. Vor allem hoffe ich aber, dass mit Julians Argument, dass sie sich alle Zeit der Welt lassen können bis sie heiraten, endlich diese Hochzeitsthematik vom Tisch ist!

Fazit

Eine großartige Folge, die sowohl mit dem Drehbuch, als auch mit der Umsetzung, den schauspielerischen Leistungen und wie immer mit dem Soundtrack absolut überzeugen konnte! Sie war spannend, dramatisch, tragisch und aufschlussreich – der perfekte Abschluss für die Storyline rund um Nathan, die das erste Drittel der Staffel geprägt hat, und gleichzeitig gibt es dank den Infos über die neuen Charaktere und ihre Vergangenheit genügend Stoff für die nächsten Folgen. Die Story um Brooke und Julian war zwar etwas schwächer als der Rest, aber den Gesamteindruck konnten sie für mich nicht trüben und deshalb gebe ich sehr gern die volle Punktzahl.

Lena Stadelmann - myFanbase

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