Bewertung

Review: #7.08 Geister

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Austin Nichols

Nachdem mit Renees Geständnis der erste große Handlungsbogen dieser Staffel abgeschlossen ist, gibt es diese Woche weitestgehend eine Verschnaufpause vom großen Drama und stattdessen einige lustige Szenen dank der geschlechtergetrennten Trips. Abseits von girls night und guys weekend ist die Lage allerdings etwas ernster: Clay will weiterhin an Sara festhalten und Dan muss sich damit beschäftigen, woher er sein neues Herz hat.

You have had a rough couple of months, it is perfectly acceptable to mellow out a little.

Brooke und Haley hatten eindeutig die schwächste Storyline, da der Fokus zu sehr darauf lag, die beiden so lustig und so lange wie möglich zugedröhnt zu zeigen. Das ganze Szenario mit Pot-Brownies, Hellseherin und Ouijabord passte zwar in Verbindung mit den vielen Filmanspielungen von Julian ganz gut zu einem Mädelsabend und es war teilweise auch richtig witzig, aber teilweise war es auch zu übertrieben und zu gewollt. Leider brachte auch Zelda außer bei Quinn keinen Tiefgang in die Storyline, denn das kurze Gespräch, das Haley und Brooke über deren Ängste um ihre Beziehung führten, war mir doch etwas zu mager und hat letztlich keine Informationen enthalten, die man nicht schon nach der letzten Folge hatte: Brooke ist sich immer noch nicht sicher, ob Julian das Gleiche für sie empfindet wie sie für ihn, obwohl ihr nach Julian auch Haley bestätigt, dass es an seinen Gefühlen keinen Zweifel gibt.

Das einzig wirklich Positive, das man aus dieser Storyline ziehen kann, ist die endlich mal wieder gezeigte Freundschaft zwischen Brooke und Haley, die ich bisher in der siebten Staffel vermisst habe, gerade bei all dem, was Haley durchgemacht hat. Eine solche belanglose Hasch-/Geistergeschichte wäre für Nebenfiguren akzeptabel gewesen, aber bei Hauptcharakteren erwarte ich dann doch zumindest ein bisschen mehr Substanz, zumal man mit #2.08 Die Pyjama-Party auch den Beweis hat, dass die Autoren es besser können.

Julian lives in Tree Hill now, it's time he hung out with the guys!

Der Camping-Ausflug der Männer war dagegen um einiges runder und weit weniger belanglos, hauptsächlich deshalb, weil man Julian endlich auch mal in Interaktion mit den anderen Charakteren gesehen hat und er nicht mehr nur auf Brooke abonniert ist. Natürlich standen auch hier die witzigen Szenen im Vordergrund, aber es gab viele kleine Momente und Dialoge, die genau das in die Männerrunde brachten, was mir bei Haley und Brooke gefehlt hat, wie zum Beispiel dass Nathan sich bei Mouth für seine bedingungslose Unterstützung bedankt oder dass Jamie Nathan gegenüber wieder einmal anspricht, ob sie Dan, nun da er ihnen wieder einmal geholfen hat, verzeihen können oder nicht.

Den Hauptplot des Camping-Trips, nämlich die Annäherung zwischen Julian und Nathan, fand ich klasse, auch wenn sowohl Julians leichte Trotteligkeit als auch Nathans anfängliche Arroganz mehr zu den Teenagerzeiten der Charaktere passen würden und bei den erwachsenen Männern nicht ganz glaubwürdig waren. Witzig war es trotzdem und es hat dem ganzen Campingausflug eine tolle Dynamik gegeben, wie die beiden von der anfänglichen Distanz über die Enthüllung des Sex-Videos plötzlich anfangen, eine Unterhaltung zu führen und dabei bemerken, dass sie gar nicht so unterschiedlich sind und in dieser Unterhaltung tiefgründiger werden als Brooke und Haley während der kompletten Folge – zugegebenermaßen ohne den Einfluss bewusstseinserweiternder Drogen... Jedenfalls fand ich die beiden zusammen toll und es wäre natürlich noch viel schöner, wenn sich das in den kommenden Folgen noch etwas vertiefen und damit die üblichen Konstellationen ein bisschen aufbrechen würde.

Skipping the guys-weekend to spend time with your dead wife? Probably not so healthy.

Sehr gut gefallen haben mir Clay und Sara, die zwar auch weniger ernste bzw. äußerst schwarzhumorige Szenen dabei hatten, aber daneben auch die Storyline voran gebracht haben. An den Zauber der letzten Folge konnten sie nur in wenigen Momenten anknüpfen, aber das hat mich überhaupt nicht gestört, weil man sich logischerweise von der Vorstellung von Clay und Sara als Traumpaar verabschieden muss, wenn Clay nicht für alle Ewigkeit keine ernsthafte Liebesgeschichte haben soll – sehr unwahrscheinlich für den Protagonisten einer Dramaserie...

Also muss sich Clay und mit ihm der Zuschauer von Sara lösen, was natürlich dadurch erleichtert wird, dass Sara (oder besser gesagt Clays Vision von ihr) nicht mehr so zuckersüß ist, wie in der letzten Folge, sondern vielmehr Clay einen Tritt in den Hintern gibt, damit er nicht länger mit seinem Schicksal hadert. Er soll sich und vor allem seine Gefühle nicht länger abschotten und sich jemandem anvertrauen. Dass er bis jetzt noch niemandem, nicht einmal Haley und Nathan, davon erzählt hat, dass er Witwer ist, hat mich keineswegs überrascht, da es schließlich kein Thema ist, das mal eben beiläufig angeschnitten wird, und je länger es verschwiegen wird, umso schwieriger wird es letztlich, darüber zu sprechen. Aber ich hoffe, dass Clays Verlust in einer der nächsten Folgen auch zwischen ihm und Nathan und Haley thematisiert wird, schließlich wurde während des Skandals oft genug angedeutet, wie nahe die drei sich stehen.

I don't even know what I'm doing! I mean, I don't know what we're doing – are we even doing anything?

Dass Clay ausgerechnet Quinn als erster Person in Tree Hill von Sara erzählt, war natürlich keine Überraschung. Nicht nur deshalb, weil sie als einzige in der Nähe war und sich schon seit der ersten Folge etwas zwischen den beiden andeutet, sondern weil sie ein wirklich gutes Verhältnis zueinander aufgebaut haben, das ich fast schon als Freundschaft bezeichnen möchte und das mich wünschen lässt, dass man sich mit einer tatsächlichen Beziehung zwischen den beiden noch ein paar Folgen Zeit lässt.

Allerdings fand ich es auch gut, dass Quinn die vorhandene Spannung zwischen sich und Clay anspricht und damit die Grenze zwischen Freundschaft und Beziehung zum ersten Mal übertritt. Aber durch die Art und Weise, wie sie es anspricht, wird klar, dass es vorerst noch viel zu unsicher ist und da Clay ihr quasi im Gegenzug von Sara erzählt, hoffe ich, dass Quinn sich erst mal mit David richtig auseinandersetzt. Vor allem, da Clay ihr zum zweiten Mal klar macht, dass sie ihre Ehe nicht einfach aufgeben soll und es mir zu schnell gehen würde, wenn sowohl Clay so kurz nach Saras "Auftauchen" als auch Quinn so kurz nachdem sie von Sara erfahren hat, sich dem anderen mehr als freundschaftlich nähern würde.

If they find out that behind the curtain Oz is just a man, they'll never forgive you.

Nachdem es in der letzten Folge angedeutet wurde, ist es jetzt aufgeklärt: Dan hat ein neues Herz und noch dazu ein illegal erworbenes. Wie illegal es war, erfährt Dan allerdings erst, als er plötzlich Alpträume und eine Vision von seinem Spender, die ihn an den Rande eines Herzinfarkt bringt. Zwei tote Menschen inklusive Visionen in einer Folge sind mir zwar eigentlich zu viel, aber es passt zu Dan, dessen Gewissen sich schon nach Keiths Tod ständig mit Halluzinationen gemeldet hat, und durch die fast schon mystische Verbindung durch das Herz eines anderen Menschen ist eine weitere Vision als Anstoß für eine Storyline durchaus akzeptabel – auch wenn es schön wäre, wenn dieses Stilmittel nicht ganz so überstrapaziert wird…

Die Storyline an sich hat mir allerdings richtig gut gefallen: die Flashbacks haben einen weiteren Einblick in die seltsame, aber für mich immer glaubwürdiger erscheinende Beziehung zwischen Dan und Rachel gebracht und Dans schlechtes Gewissen ist immer toll mit anzusehen, noch viel mehr, da er tatsächlich bemüht ist, sich zum ersten Mal in seinem Leben anständig zu verhalten. Zu dumm, dass er ausgerechnet jetzt Rachel an seiner Seite hat, die natürlich alles zu verhindern versucht, was die Show und damit ihre finanzielle Sicherheit gefährden könnte! Mir ist zwar noch nicht ganz klar, was genau Dan nun dazu bringt, wieder nach Tree Hill zurück zu kehren, aber ich freue mich unheimlich darauf, ihn endlich wieder im direkten Kontakt mit den anderen Charakteren zu sehen!

Fazit

Unterhaltsam, auflockernd und für die Länge einer Episode definitiv eine angenehme Abwechslung zum sonstigen Drama, aber teilweise war es zu oberflächlich, um richtig zu überzeugen. Dank Clays Gefühlschaos und Dans Gewissenskonflikt kam das nötige Maß an Tiefgang in die Folge, um sie nicht ganz belanglos zu machen und im oberen Drittel zu halten.

Lena Stadelmann - myFanbase

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