Review: #7.10 Jeder hat seine Sucht
Ich kann gar nicht oft genug sagen, wie begeistert ich von der Renee-Storyline bin, denn selbst nachdem sich Renee schon längst aus der Serie verabschiedet hat, sorgen die Nachwirkungen noch immer für Konflikte. Nachdem während des Skandals hauptsächlich die Ehe von Nathan und Haley einiges auszuhalten hatte, sind jetzt das gute geschwisterliche Verhältnis von Haley und Quinn und vor allem die Freundschaft zwischen Nathan und Clay an der Reihe.
You're the best client I've ever had, I'm gonna miss representing you. But more than that, you were also the best friend I’ve ever had. I'm gonna miss that more.
Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis die beiden Funktionen, die Clay in Nathans Leben einnimmt, miteinander kollidieren, denn er ist nun mal nicht nur ein guter Freund von Nathan, sondern auch sein Agent. Gerade diese beiden Ebenen machen die Beziehung so spannend und sorgen in Verbindung miteinander dafür, dass es zumindest vorläufig zum Bruch zwischen den beiden kommt, weil Clay es geschafft hat, Nathan sowohl als Agent, als auch als Freund zu enttäuschen. Natürlich hat er Nathans Deal nicht mit Absicht platzen lassen, aber er hat die extrem heikle Situation nach dem Skandal nicht richtig eingeschätzt und den Zweijahresvertrag, der Nathan vollkommen ausgereicht hätte, nicht abgeschlossen.
Dass Nathan deshalb kurzfristig aufgebracht und wütend ist, ist verständlich, aber vermutlich wäre die Situation nicht so eskaliert, wenn Nathan nicht Quinn bei Clay angetroffen hätte, obwohl der ihm versprochen hat, dass er sich von Haleys Schwester fernhält. Das ist zwar oberflächlich betrachtet für Nathan ein geringerer Grund zum Ausrasten, da es ihn und seine Familie im Gegensatz zu dem geplatzten Deal nur äußerst indirekt betrifft und darüber hinaus auch nichts angeht. Andererseits hat Clay Nathan in dieser Hinsicht, und wir sprechen hier von der Freundesebene, ganz bewusst enttäuscht, nicht weil er sich mit Quinn trifft, sondern weil er sich heimlich mit ihr trifft und Nathan deswegen anlügt.
Egal, wie oft Nathan und Haley betonen, dass Clays Kündigung nur eine geschäftliche Entscheidung ist und egal, wie oft Quinn betont, dass es etwas Persönliches ist – die beiden Ebenen sind zumindest in dieser Situation untrennbar miteinander verknüpft, weil Nathans Vertrauen in Clay verletzt wurde und er ihm aber vertrauen muss, wenn er seine Karriere in Clays Hände legt. Die Kündigung mag übertrieben und unfair gegenüber Clay sein, aber aus Sicht von Nathan und Haley ist die Entscheidung absolut nachvollziehbar und verständlich. Wie sehr alle drei inklusive Quinn aber auch unter der ganzen Situation leiden, zeigt sich für mich sehr schön in diesen vielen extremen Reaktionen. Alle vier würden sich nicht so erbittert in die Haare bekommen, wenn ihnen nicht so viel an den anderen liegen würde und sie nicht so verletzt und enttäuscht von deren Verhalten wären.
All my life I've looked up to you, my beautiful artist sister, but I don't anymore.
Ganz stark sieht man das meiner Meinung nach bei Haley und Quinn, deren Verhalten in der Folge ziemlich gewöhnungsbedürftig ist, aber trotz allem verständlich und nachvollziehbar bleibt. Es geht Haley absolut nichts an, mit wem Quinn was auch immer macht, genauso wenig, wie es Quinn irgendetwas angeht, ob Nathans Agent gefeuert wird. Aber es ist ihnen nicht egal und sie mischen sich ein, weil beide finden, dass sich die andere nicht richtig verhält und sie sich zu nahe stehen, um das nicht zur Sprache zu bringen. Dass sie dabei über das Ziel hinausschießen und verletzend werden, finde ich so herrlich menschlich und realistisch, gerade wenn man bedenkt, dass sie Schwestern sind. Natürlich ist es für Haley hart, ihre große Schwester, die sie ja fast schon glorifiziert hat, so verloren zu sehen, und natürlich ist es für Quinn hart, genau das von ihrer Schwester zu hören. Aber genau das macht die Dynamik zwischen den beiden extrem spannend und ich freue mich wirklich darauf, wie die beiden diesen Konflikt wieder lösen werden.
Don't lecture me about dark days, because this is far from my darkest day!
Endlich kommt es zur Interaktion zwischen Dan und einem der neuen Charaktere und die Szenen zwischen ihm und Clay waren einfach nur großartig – auch wenn das erste Aufeinandertreffen im ersten Moment etwas irritierend war, weil Dans impulsive Reaktion nicht so ganz zu seinem reumütigen Lebensstil passen will und ich für einen kurzen Moment befürchtet habe, dass er doch wieder in seine alten Verhaltensmuster zurückfällt und alles nur gespielt war. Nicht, dass ich irgendetwas am alten Dan auszusetzen hätte, aber es wäre mir doch zu platt und vor allem nach den bisherigen Szenen in der siebten Staffel auch zu unglaubwürdig gewesen, wenn er seine Läuterung nicht ernst gemeint hätte. Außerdem finde ich Dans Charakterentwicklung zum Lebensmotivator mit ganz eigenen Methoden viel zu interessant, als dass ich jetzt eine 180-Grad-Wendung sehen möchte.
Trotz allem war die Szene im Meer reichlich surreal und ich war wirklich froh, dass es direkt im Anschluss im Gespräch zwischen Quinn und Clay nicht nur aufgegriffen, sondern auch relativiert wurde. Dadurch, dass Quinn sich köstlich über Clays Aufregung amüsiert, wird der Situation nachträglich die Bedrohung genommen und die Konzentration auf Dans Aufforderung an Clay gelegt, dass er nicht aufgeben soll. Das Gespräch zwischen Clay und Quinn hat mir allerdings auch aus dem Grund gefallen, weil man die Annäherung zwischen den beiden etwas zurückgenommen hat und vorerst wieder auf die natürliche Freundschaft mit einer Portion Knistern ausgewichen ist, die mir schon in den ersten Folgen den siebten Staffel so gut gefallen hat.
Viel wichtiger für die Storyline und auch für das Verhältnis zwischen Dan und Clay war aber natürlich die Szene in der Bar, in der Clay überhaupt erst die Chance bekommt, Dan Paroli zu bieten, und diese auch gleich nutzt, indem er Dans zerstörtes Verhältnis zu Nathan gegen ihn ausspielt. Dass er Dan von Sara erzählt hat, ist einerseits zwar völlig verständlich, wenn Dan ihm vorwirft, er habe nicht genug innere Kraft, um Rückschläge zu verkraften, andererseits wird Nathan bestimmt nicht begeistert sein, wenn er erfährt, dass selbst Dan noch vor Clays angeblich bestem Freund von Sara erfährt. Allerdings bin ich jetzt natürlich auch gespannt, wie der neue Dan mit dieser Information umgeht, ob er sie gegen Clay verwendet oder ob er weiterhin versucht, ihm auf seine ganz eigene Art zu helfen.
They didn't just tell me that I wasn't pregnant, they said I never gonna be.
Ich war extrem erleichtert, dass man bei Brooke und Julian sämtliche soapigen Klippen, die nach der letzten Folge denkbar gewesen wären, äußerst elegant und unaufgeregt umschifft hat. Das fing schon damit an, dass Julian nicht erst nach ein paar Folgen voller Missverständnissen wegen mangelnder Kommunikation erfährt, dass Brooke vermutet hat, schwanger zu sein, sondern dass sie es ihm (wie man es von Brooke eigentlich auch erwartet) direkt ins Gesicht sagt. Genauso angenehm undramatisch war Julians Reaktion darauf, der weder geschockt auf die Nachricht einer Schwangerschaft reagiert, noch genervt darüber ist, dass Brooke nicht sofort bei ihrer Vermutung mit ihm darüber geredet hat.
Außerdem fand ich es toll, dass er es nicht bei der Entschuldigung belässt, weil er den Abend mit Alex verbracht hat und sich nicht um Brooke gekümmert hat, sondern dass er ihr auch unbedingt klar machen will, dass ihn die Nachricht einer Schwangerschaft keineswegs in Panik versetzen würde. Das ist natürlich die perfekte Vorlage für Brooke, ihm davon zu erzählen, dass sie keine Kinder bekommen kann, womit zwei weiteren Klischeefallen aus dem Weg geräumt sind: zum Einen gibt es nicht die von mir befürchtete Story, dass sie einfach die Pille absetzt, ohne Julian etwas davon zu erzählen, und zum Anderen verschweigt sie ihm auch die zweite unangenehme Nachricht nicht, sodass wir nicht folgenlang eine bedrückte und gereizte Brooke sehen müssen, während Julian keine Ahnung hat, was mit ihr los ist.
Die Möglichkeit, dass Brooke keine Kinder bekommen kann, war für mich schon nach der letzten Folge durchaus denkbar und vor allem interessant und ich bin gespannt, wie die Thematik Kinderlosigkeit/Unfruchtbarkeit nun umgesetzt werden wird. Es ist natürlich ein harter Schlag, dass ausgerechnet Brooke, die sich so sehr eine Familie gewünscht hat, keine Kinder bekommen kann, aber wie Julian sagt muss diese Diagnose nicht endgültig sein – vor allem, weil eigene Kinder nicht die einzige Möglichkeit sind, eine Familie zu gründen, wie man gerade bei Brooke in den letzten zwei Staffeln mit Angie und Sam gesehen hat. Allerdings erwarte ich jetzt auf jeden Fall ein Gespräch mit Haley, nachdem die Vertrautheit der zwei in der letzten Folge so schön dargestellt wurde, aber auch mit Victoria, da ihre Unfruchtbarkeit bestimmt auch der Grund war, aus dem Brooke ihre Mutter mitten in der Nacht angerufen hat.
I have to stop my drug, too...
Von Alex hat man in dieser Folge nicht so viel gesehen, aber die wenigen Szenen fand ich richtig gut, weil ich mittlerweile wirklich den Eindruck habe, einen tatsächlichen Charakter zu sehen und nicht nur Alex, die Schauspielerin. Selbst ihr Rückfall am Ende war absolut nachvollziehbar, wenn man bedenkt, wie labil sie in der letzten Folge war und dann auch noch zu Unrecht die kalte Schulter von Julian gezeigt bekommt. Natürlich ist die "I love you"-SMS übertrieben, aber es passt zu Alex, dass sie sich so extrem an einen Menschen hängt, der sie ernst nimmt und sie darüber hinaus zum ersten Mal dazu bringt, sich von Drogen fernzuhalten. Bleibt nur zu hoffen, dass die Autoren zumindest hier im Gegensatz zu Millie dem Charakter auch weiterhin treu bleiben und nicht wieder zur nervigen Alex zurück kehren.
A call after midnight with no message is a call for help!
Sehr gut gefallen hat mir Victorias erneuter Auftritt und das nicht nur wegen den komödiantischen Einlagen, sondern vor allem wegen der Darstellung der Mutter-Tochter-Beziehung. Natürlich haben die beiden nicht das herzlichste Verhältnis, das wäre erstens zu übertrieben und würde zweitens auch nicht zu Victoria passen, aber auf ihre eigene, etwas verdrehte Art ist sie für Brooke da und kommt extra nach Tree Hill, weil sie vermutet, dass ihre Tochter Probleme hat. Gleichzeitig bleibt sie allerdings intrigant wie eh und je und macht sich sofort daran, Alex so elegant wie möglich aus dem Weg und vor allem aus Brookes Leben zu schaffen. So elegant, dass man ihr Vorgehen nicht einmal im Ansatz verurteilen kann, weil sie Alex keineswegs Drogen unterjubelt oder ihr Alkohol in den Drink kippt, bevor sie die Polizei anruft, sondern einfach nur Alex eigenes, bewusst selbstverschuldetes Fehlverhalten gegen sie wendet. Dass dabei letztlich nicht Alex, sondern Millie von der Polizei festgenommen wird, durchkreuzt zwar Victorias Pläne und wird sie auch bestimmt ärgern, aber immerhin trifft es dabei genauso wenig eine Unschuldige, wie es bei Alex der Fall gewesen wäre.
It's like I can't do anything right anymore and I'm really sick of it!
Die Folge hätte so gut sein können, wenn sie nicht immer und immer wieder durch die unglaublich nervige und völlig überzogene Millie-Koks-Storyline störend unterbrochen worden wäre. Langsam frage ich mich wirklich, was die Autoren gegen diese Figur haben, dass sie sie zum zweiten Mal so nachhaltig zerstören – soll man es als Zuschauer einfach nur hinnehmen, dass der Charakter zwar eigentlich sympathisch, lieb und nett ist, aber ab und zu wenn auch nicht ganz unmotivierte, so doch völlig übertriebene Aussetzer hat? Wieso hat man es nicht einfach bei den Diätpillen gelassen und Millies mangelndes Selbstwertgefühl darüber thematisiert? Sind Diätpillen, gerade wenn man als Serie ein Statement wie "Zero is not a size" abgibt, nicht genug Drama? Muss es denn ausgerechnet Koks sein?
Und wenn es schon eine Drogenstory sein muss, kann das nicht weniger klischeehaft ablaufen? Denn man kann sich ein genervtes Augenverdrehen kaum noch verkneifen, wenn Mouth superdetektivisch zuerst den zusammen gerollten Geldschein findet und dann auch noch mit dem Finger ungläubig über den Schminkspiegel fährt. Diese Szene war schon extrem lächerlich, aber natürlich wurde sie durch Millies Leugnungstirade inklusive dramatischem (und natürlich extrem klischeehaftem) Nasenbluten noch getoppt! Millies Verhalten bleibt noch mehr als bei der Sache mit Owen absolut nicht nachvollziehbar und das aus dem einfachen Grund, weil die Story nicht anständig vorbereitet wurde. Schon in der letzten Folge war ihre Veränderung überstürzt, unerwartet und deshalb nervig, aber in dieser Folge ist nicht einmal das Identifikationspotential durch Mouth gegeben, denn er macht eigentlich nichts, außer das Koks zu finden. Ein abschließendes, tatsächliches Gespräch der beiden fehlt völlig, um die Storyline in dieser Folge auch nur ansatzweise zu retten.
Wie man es schaffen will, Millies Katharsis (die ja wohl irgendwann erfolgen muss, da sie im Hauptcast ist und nicht ohne Weiteres nach einer halben Staffel aus der Serie geschrieben werden wird) auch nur halbwegs glaubwürdig darzustellen, ist mir zur Zeit wirklich ein Rätsel und ich hoffe wirklich inständig, dass die Storyline wenigstens nur nervig und lächerlich bleibt und nicht auch noch auf Nanny Carrie-Maisfeld-Niveau abrutscht.
Fazit
Bis auf Millie eine schön konzipierte, runde Folge, in der einige ganz unterschiedliche Konflikte angerissen wurden, die nun hoffentlich weiterhin genau so behutsam und unhektisch gelöst werden, wie im ersten Drittel der Staffel. Was Millie angeht bleibt nur zu wünschen, dass die Storyline so bald und unspektakulär wie möglich abgehakt wird, damit sie nicht noch mehr Folgen im Gesamteindruck nach unten zieht.
Lena Stadelmann - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: You Are a Runner and I Am My Father's SonErstausstrahlung (US): 16.11.2009
Erstausstrahlung (DE): 08.06.2015
Regie: Paul Johansson
Drehbuch: Mark Schwahn
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