Review: #7.13 Ich will nur helfen
Mark Schwahn kommt einfach nicht von seinen Zeitsprüngen los, aber solange es so wunderbar funktioniert wie zwischen den zwei Folgen vor und nach der Winterpause, darf er seinem Stilmittel gern treu bleiben! In den sechs Wochen bringt er nicht nur die Tour von Haley, sondern vor allem auch die Beziehunsgpause von Brooke und Julian unter, wovon die Storyline unglaublich profitiert.
I can't fight for us by myself!
In dieser Staffel haben die Autoren von "One Tree Hill" eindeutig ein Gespür für intensive und authentische Konfliktszenen. Das haben sie unter anderem bei Haley und Clay in #7.03 Hold My Hand As I'm Lowered bewiesen und natürlich bei den Problemen zwischen Nathan, Clay, Haley und Quinn, als Nathans Vertrag bei den Bobcats nicht verlängert wird. In dieser Folge setzen sie diese Linie mit den Gesprächen zwischen Brooke und Julian wunderbar fort und schaffen es, die Reaktionen von beiden Charakteren absolut nachvollziehbar zu machen.
Brookes Misstrauen und Zweifel werden vor allem dadurch verständlich, dass die Autoren tolle Parallelen ziehen, die sie und auch den Zuschauer zwangsläufig an ihre Beziehung mit Lucas erinnern müssen: Julian taucht überraschend am Flughafen auf, aber nicht um Brooke abzuholen, und vor allem hat er ebenso wie Lucas das Bedürfnis, ständig eine andere Frau als Brooke zu retten. Doch diese kleinen Anspielungen werden nicht nur indirekt durch Julians andere Handlungen, sondern vor allem ganz direkt von Haley gegenüber Brooke widerlegt, als sie ihrer Freundin klar macht, dass Julian nicht Lucas ist.
Das wird vor allem dann deutlich, wenn man sich Julians Seite anschaut und sieht, wie verzweifelt er versucht, wirklich einmal mit Brooke zu reden. Die Gespräche sind bitter, ehrlich und zeigen vor allem, dass Julian die weitaus vernünftigeren Argumente hat und dass Brookes Ängste nicht so rational sind, wie sie behauptet. Es hat mir unglaublich gut gefallen, dass Julian endlich aus seiner allzu netten Rolle ausbricht und nicht nur sein eigenes Verhalten verteidigt, sondern Brooke so schonungslos wie kaum jemand anderes aufzeigt, dass auch sie eine Menge Probleme mit sich herumträgt, gegen die er nicht ankämpfen kann und vor allem nicht mehr will.
Eine Trennung ist zwar nicht die einzige Möglichkeit, aber in dieser Situation, in der beide durch das gegenseitige Misstrauen und Verletzen so zermürbt sind, vermutlich die vernünftigste und ich freue mich schon darauf zu sehen, wie die Beziehung der beiden nun langsam wieder aufgebaut wird – so lange sie nicht durch anderweitige Partner unglaubwürdig gemacht wird. Allerdings sehe ich bei Alexander die Gefahr ebenso wenig wie bei Alex, denn auch wenn Brooke am Ende der Folge zu Alexander kommt, denke ich eher, dass er ein guter Freund und Zuhörer für sie ist und nicht mehr.
Bitchtoria is getting soft… - I know, it's a tragedy!
Mindestens ebenso toll wie Brooke und Julian war Victoria, allerdings weniger beklemmend und intensiv, sondern auf eine sehr unterhaltsame Art. Dass Victoria keineswegs ein Biest und eine Art neuer Dan ist, ist spätestens seit ihrem Verhältnis zu Sam und natürlich ihrer großartigen Rede an Brooke in der sechsten Staffel klar, aber ich habe absolut kein Problem mit dieser weichen Victoria, solange sie ihre harte Schale behält und weiterhin einen schlagfertigen Kommentar nach dem anderen abgibt wie in dieser Folge.
Ihre Gespräche mit Brooke und Julian über deren Beziehung haben mir sehr gut gefallen, weil sie bei beiden wichtige Sachen anspricht, die sich die zwei nicht eingestehen wollen: Julian muss sich damit auseinandersetzen, dass Alex in ihn verliebt ist und Brooke muss sich damit auseinandersetzen, dass Julian sie nicht einfach aufgegeben, sondern um sie gekämpft hat – wohlgemerkt vor der Begegnung zwischen Brooke und Julian auf dem Konzert, bei der genau diese beiden Dinge zur Trennung führen. Unbestreitbar ist allerdings, dass Victoria Julian gern hat und vor allem auch gern an Brookes Seite sieht, von daher wird sie es wohl nicht so schnell aufgeben, zwischen den beiden zu vermitteln, dass sie ihrer Beziehung noch eine Chance geben.
Dass Victoria währenddessen Millie noch eine zweite Chance gibt, kam zwar etwas überraschend, aber die Storyline an sich finde ich gut, vor allem weil dadurch die Hoffnung besteht, dass Millies Kokszeiten endgültig der Vergangenheit angehören. Während die Szene vor dem Gericht eher durch Victorias vorhin angesprochene Schlagfertigkeit ("Does that mean 'thank you' in coke-whore-land?") überzeugen konnte, haben mich die beiden wirklich berührt, als Millie Victorias Angebot tatsächlich annimmt und ihr für einen Moment die Stimme versagt, als Victoria ihr mit "She's no Millicent" klar macht, wie sehr sie Millies Arbeit schätzt.
We're gonna get you back to your old self!
Millie bekommt allerdings nicht nur Hilfe von Victoria, sondern auch von Alex und diese Storyline konnte vor allem durch eine Szene wirklich glänzen, in der Lisa Goldstein großartig gespielt hat. Millie lässt ihre ganze aufgebaute Fassade, das Verhalten, das sie sich als Model angewöhnt oder besser angeeignet hat, komplett fallen, als Alex ihr erklärt, dass sie es keinesfalls zulassen wird, dass Millie sich so zugrunde richtet und aufgibt wie sie selbst. Der Zusammenbruch von Millie, ihr schlechtes Gewissen, das plötzlich aus ihr hervorbricht gepaart mit dem verzweifelten Unverständnis, wieso Alex sich trotz allem, was sie ihr an den Kopf geworfen hat, immer noch um sie sorgt, war unglaublich emotional und hat wie auch schon die letzte Folge dazu beigetragen, dass ich mich zwar immer noch nicht mit der Koks-Story, aber zumindest mit Millies Weg zurück anfreunden kann.
Aber nicht nur Millie, auch Alex hat die Fehler ihrer Vergangenheit noch lange nicht überwunden, vor allem da sie durch ihre Narben immer wieder daran erinnert wird. Dass sie den Entzug und die Therapie durchgezogen hat, ist ein guter Anfang und hilft ihr sichtlich dabei, mit den ganzen Problemen klar zu kommen, die in Tree Hill mit Julian, Brooke und Millie wieder auf sie einstürmen. Der parallele Aufbau, dass Julian Alex und Alex Millie dabei helfen will, wieder mehr Selbstvertrauen und vor allem Selbstwertgefühl zu entwickeln, gefällt mir sehr gut und ich bin gespannt, ob wirklich beide es schaffen, sich wieder aufzurappeln. Was ich von Mouths plötzlicher Rückkehr halten soll, weiß ich noch nicht, das hängt vor allem stark davon ab, wie seine Anwesenheit in Tree Hill in der nächsten Folge erklärt wird.
Will you be my girlfriend? Yes, No, Maybe
Während die sechs Wochen die Funkstille zwischen Brooke und Julian erleichtern, mussten sich die Autoren etwas einfallen lassen, damit man bei Quinn und Clay nicht zu viel von den Anfängen der Beziehung verpasst. Aber auch das gelingt sehr plausibel, indem man Clay auf Geschäftsreise gehen lässt, um neue Klienten für seine eigene Agentur zu finden und die beiden ebenfalls die ganze Zeit trennt. Die Unsicherheit der beiden durch die lange Trennung und Clays beeindruckendes Liebesgeständnis davor war wirklich sympathisch und die Idee mit dem ersten Date hat mir von der Umsetzung her total gefallen, vor allem weil es durch das Picknick im Strandhaus sehr locker und nicht zu kitschüberfrachtet angefangen hat. Das hat sich durch die Unterbrechungen dank Nathan und Jamie auf dem Konzert fortgesetzt und hat dafür gesorgt, dass der Kuss einfach nur süß, romantisch und ein toller Höhepunkt war. Ich fand es sehr schön, dass man durch den Zettel zum Ankreuzen wieder einen schönen Bogen zum Anfang der Storyline geschlagen und die Stimmung wieder genauso locker und unbeschwert war, wie beim Brownie-Rootbeer-Picknick – gelungener Abschluss für ein unspektakuläres, aber süßes erstes Date, das ein gutes Gegengewicht zum Beziehungsdrama bei Brooke und Julian darstellte.
Clays Bedenken wegen Nathans Reaktion auf ihn und Quinn fand ich zwar zuerst etwas überflüssig, aber irgendwie ist es auch verständlich, dass die Freundschaft zwischen den beiden einen kleinen Knacks hat. Dadurch kam es immerhin zu der kurzen Szene zwischen Nathan und Clay auf dem Konzert, die wirklich schön war, aber ich hoffe, dass die beiden noch ausführlicher miteinander reden oder zumindest mehr Zeit miteinander verbringen, schließlich weiß Nathan noch immer nichts von Sara.
It is good to be home!
Ich habe mich wirklich extrem gefreut, dass man es geschafft hat, Haleys Tour trotz des Zeitsprungs schön zu porträtieren! Die Eingangssequenz zu "Flying Machine" war toll zusammen geschnitten und mir hat vor allem der Doku-Stil der kleine Clips richtig gut gefallen, aber es wäre doch etwas dürftig gewesen, wenn das alles gewesen wäre, was man von Haleys groß angekündigtem Comeback gesehen hätte - und es wäre extrem schade gewesen, nicht noch mehr Lieder von Bethany Joy Galeotti, bzw. "Everly" zu hören. Deshalb fand ich es super, ein Abschlusskonzert in Tree Hill und dazu noch auf dem Rivercourt zu veranstalten, das ein perfekter Rahmen für all die zufälligen Begegnungen und natürlich für das erste Date von Quinn und Clay war.
Die überraschendste Begegnung dürfte zweifellos die zwischen Nathan und Taylor gewesen sein, die schon mal andeutet, was am Schluss der Folge offensichtlich wird: Taylor hat sich seit ihrem ersten Auftauchen in Tree Hill kein bisschen geändert und ist noch immer das Miststück, dass sich die Männer ihrer Schwestern angelt. Bleibt abzuwarten, ob hinter der plötzlichen Verbindung von ihr und David mehr als nur Davids Rache gegenüber Quinn steckt – ganz sicher ist allerdings, das weder Haley, noch Quinn sonderlich begeistert davon sein werden.
Jamie Story war wie so oft nicht wirklich nötig, aber ich empfand sie auch nicht als störend, vor allem weil er zur Abwechslung mal nicht als jedermanns Liebling gezeigt wurde, sondern egoistisch und angeberisch, wie siebenjährige Kinder nun mal sein können. So süß der neunmalkluge fünfjährige Jamie auch war, mittlerweile wirkt es meistens ziemlich rechthaberisch und deshalb fand ich es gut, dass sein Verhalten gegenüber anderen auch mal kritisiert wurde.
Fazit
Ein wirklich gelungener Auftakt zur zweiten Staffelhälfte, der durch Haleys Konzert unterhaltsam und kurzweilig war, aber auch genügend dramatische Elemente hatte. Es gab zwar einige kleinere Schwächen, doch die wurden durch mehrere toll inszenierte und emotionale Szenen, vor allem bei Brooke und Julian sowie Alex und Millie gut ausgeglichen.
Lena Stadelmann - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Weeks Go By Like DaysErstausstrahlung (US): 18.01.2010
Erstausstrahlung (DE): 11.06.2015
Regie: Joe Davola
Drehbuch: Karin Gist
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