Bewertung

Review: #4.02 Datendiebe

Die erste Folge der neuen Staffel war alles andere als langatmig. Folge zwei hält das Erzähltempo ohne Mühe aufrecht. Jedoch gibt es den ein oder anderen Moment, der mir große Sorgen bereitet.

"Eat some bad mexican?"

T-Bag irrt mit seinem mexikanischen Kumpel durch die Wüste, versucht mit dem Vogelkundebuch die Zeit zu vertreiben und muss sich nicht nur gegen die große Hitze und den aufkeimenden Hunger oder Durst erwehren, sondern auch gegen seinen Mitstreiter. Als dieser einem Hitzschlag nahe ist und T-Bag mit einem Stück Holz angreift, fällt er unglücklich und T-Bag hat endlich eine Sorge weniger. Oder auch zwei, denn wenn der Kerl schon mal tot ist, kann man ihn genauso gut über einem Lagerfeuer brutzeln und essen. Glücklicherweise spielt sich die anschließende Szene nur im Kopf des Zuschauers ab und es ist angenehm zu sehen, dass T-Bag trotz seiner Vergangenheit immer noch einen gewissen Ekel davor verspürt, einen Menschen einfach so zu essen. Immerhin ist T-Bag nicht Hannibal Lector. Trotzdem ist am Ende der Wille zum Überleben stärker als der Ekel vor Kannibalismus. T-Bag war noch nie ein Sympathieträger in der Serie und wird es definitiv auch niemals werden.

Totgeglaubte leben länger – Teil 2

Wusste ichs doch! Solange wir nicht leblose Körper präsentiert bekommen, wie letzte Folge im Fall von Whistler, ist noch lange nicht gesagt, dass ein Totgeglaubter auch wirklich seinen letzten Atemzug gemacht hat. Gretchen ist ein wirklich zäher Hund, hat es geschafft, Wyatt zu überzeugen, sie am Leben zu lassen, und dient ihm nun als Geisel. Was genau sie ihm bringen soll, wird sich hoffentlich noch zeigen.

Frauen in "Prison Break" scheinen generell die schlechteren Karten gezogen zu haben. Trotz ihres Status bei der Company ließ Gretchen schon ein paar mal durchblicken, dass sie in ihrem Leben schon einiges über sich ergehen lassen musste. Und in der letzte Szene mit ihr schien es ihr auch nicht gerade gut zu gehen. Einstecken kann sie also – austeilen kann sie jedoch noch viel besser. Saras Visionen zeigen, dass auch sie es nicht leicht hatte und mehrfach von Gretchen ausgepeitscht und misshandelt wurde. Auch Sara ist, ebenso wie Gretchen, eine geschundene Frau, die mehr mitgemacht hat als alle männlichen Charaktere in "Prison Break" zusammen. Respekt, dass beide ihren Mut zum Leben nicht längst schon verloren haben.

"Start over? Okay. But does that mean I have to divorce my wife?"

Trotz der physischen und psychischen Wunden, ist Sara bereit, alles hinter sich zu lassen und mit Michael noch einmal von vorne anzufangen. Auch sie hat längst erkannt, was der Zuschauer in den vergangenen Staffeln sehen konnte. Michael gibt sich die Schuld an allem, was den Lieben in seiner Familie zustößt. Er hatte ein schlechtes Gewissen, dass er Sara durch seinen Ausbruch in die Drogensucht getrieben und anschließend indirekt Paul Kellerman ausgeliefert hatte und büßte, indem er sich anstelle von Sara verhaften ließ, nachdem diese Mr. Kim erschossen hatte. Sie ahnt, dass Michael sich für alles, was vorgefallen ist, stets die Schuld geben wird und bittet ihn deswegen um einen Schlussstrich. Michael ist einverstanden und will noch mal von vorne mit ihr anfangen.

Die beiden können endlich mal wieder einen hoffnungsvollen Moment miteinander genießen, bis sie von der Realität eingeholt werden. Das humorvolle Gespräch zwischen Michael und Sara lockert die ansonsten sehr angespannte Situation etwas auf und lässt durchblicken, wie schön die beiden es haben könnten, hätten sie sich unter anderen Umständen kennen und lieben gelernt. Schön, dass im Zuge des Gesprächs auch noch mal Nika erwähnt wird und nicht unter den Tisch fallen gelassen wurde, dass Michael ja eigentlich noch immer verheiratet ist. Das spannt einen schönen Bogen zu Staffel eins und zwei.

Fünf Männer – Ein Team

Das Erzähltempo bleibt auch in Episode zwei unglaublich hoch. Innerhalb von zehn Minuten haben die sechs "Freiheitskämpfer" den Besitzer der Chip-Karte ausfindig machen können – dank Mahones Beobachtungsgabe und seines enormen Wissens um Militärakten und Co. Überhaupt kristallisiert sich immer mehr heraus, dass er und Michael die perfekten Partner für den Job sein könnten. Beide agieren auf der selben Wellenlänge, haben Ideen und tüfteln Pläne aus, die meist auch aufgehen. Bellick, Sucre und auch Lincoln sind lediglich Statisten, die diese Pläne ausführen. Dass der erste Plan von Michael nicht gleich klappt, ist typisch für "Prison Break", dass jedoch keine halbe Stunde später die ganze Sache gelöst ist, ist neu. In Staffel eins hatte Michael immer einen Plan parat, dieser ging nicht auf und ein bis zwei Folgen später hat sich dann doch irgendwie alles wieder zum Guten gewandt. Dieses Mal gings um einiges schneller: Plan A hat nicht geklappt, schnell wird Plan B überlegt, ausgeführt und vollendet. Ohne Verluste, aber mit einer gehörigen Portion Spannung.

Was mir besonders positiv auffällt, ist die tolle Zusammenarbeit in dem unfreiwilligen Team. Mittlerweile kennen sich die Protagonisten, haben ihre Differenzen angesichts der Hoffnung auf Frieden und Freiheit beiseite gelegt und arbeiten Hand in Hand als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Endlich arbeiten die Charaktere nicht mehr gegeneinander, sondern miteinander und das kann ja eigentlich nur positiv ausgehen.

Homers Odyssee

Michael, Lincoln und Sara studieren nebenbei in den ruhigen Minuten die Aufzeichnungen von Vater Burrows. Es handelt sich dabei um Zitate aus Homers "Odyssee" und am Ende wird klar, warum Aldo Burrows genau diese Zeilen niedergeschrieben hat. Scylla war ein sechsköpfiges Monster – also muss auch die Liste aus sechs Teilen bestehen, die alle an unterschiedlichen Stellen aufbewahrt werden. Klingt logisch, denn wenn eine Liste so brisant ist, dann sollte sie nicht in die Hände von einer einzigen Person gelangen.

Dieser Schachzug war zwar vorhersehbar, aber er ist schlüssig. Eine Liste beschaffen und dekodieren wäre ja auch zu einfach gewesen. Immerhin wurde diese ja bereits nach zwei Folgen gefunden (von Whistler), verloren (von Whistler), wiedergefunden (vom Team), verloren (versehentlich liegen gelassen) und wieder wiedergefunden (nochmal das Team). Das wäre dann doch etwas zu viel des Guten gewesen, wenn diese Storyline jetzt schon am Ende gewesen wäre. Nun liegt das Problem nicht nur in der Dekodierung der Daten, sondern auch in der Auffindung von Liste Nummer zwei bis sechs.

Im Bezug auf die ganze Aktion mit der Liste gibt es jedoch auch in dieser Folge den ein oder anderen Kopfschüttel-Moment. Mit Roland wird uns ein weiterer neuer Charakter vorgestellt, der sich ein Gerätchen zusammengebaut hat, das einem Handy gleicht, jedoch eher als schwarzes Loch für Daten innerhalb von zehn Metern fungiert. Interessant, was es heutzutage nicht alles gibt. Jetzt ist es sogar schon möglich, sämtliche Daten von überall her "anzusaugen" und auszuspionieren. Irgendwie kann ich nicht recht verstehen, warum die Regierung ein solches Genie wie Roland wegsperren wollte – so ein Kerl könnte doch nützlich sein und zum Beispiel in der Terrorismusbekämpfung eingesetzt werden. Gut, ich gebs zu – ich seh zu viel fern!

Opferbereitschaft

Sowohl in der "Odyssee", als auch in der Episode, kam das ein oder andere Mal das Thema "Opferbereitschaft" auf. Ich ahne bereits Schlimmes und die letzte Szene im Bad untermauert diese Befürchtungen nochmals. Schon Mitte der Folge war klar, dass mit Michael etwas nicht stimmt, als er sich an den Kopf fasst und auf Nachfrage betont, dass es ihm bestens gehe. Das hört sich nicht gut an. Am Ende hat er Schwindelanfälle und Blut tropft aus seiner Nase. Reicht den Drehbuchautoren nicht die Geschichte um Scylla und die Company? Müssen wir uns jetzt auch noch um das Wohlergehen unseres Lieblings sorgen? Dies muss nicht sein und zieht die Folge am Ende ein ganz schönes Stück runter.

Fazit

Eine Schlacht wurde gewonnen, der Krieg ist jedoch noch lange nicht vorbei. Die vierte Staffel verspricht spannende und unterhaltsame Stunden, aber auch den ein oder anderen Moment der Sorge um den Hauptcharakter.

Melanie Brandt - myFanbase

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