Nur im Ansatz gut - Review Staffel 3
Durch den Autorenstreik hatte auch "Prison Break" zu kämpfen, und schaffte es nur zu einer Staffel mit 13 Episoden. Böse Zungen könnten dazu sagen, dass dies auch gut so war und der Serie mehr geholfen, als geschadet hat, denn dass diese Staffel alles andere als überzeugen konnte, hat mit dem Streik herzlich wenig zu tun.
Michaels Aufgabe
© Twentieth Century Fox Home Entertainment
Nachdem Michael so bravourös seinen Bruder Lincoln in der ersten Staffel aus dem Gefängnis befreit hatte, ist die Company auf ihn aufmerksam geworden und hat ihn die gesamte zweite Staffel lang gejagt. Letztlich konnten sie dafür sorgen, dass Michael nach Sona kommt, damit er dort den Coup aus der ersten Staffel wiederholen kann und innerhalb weniger Tage mit einem Mann namens Whistler ausbricht. Tut er dies nicht, werden Sara und LJ sterben. Soweit, so gut. Eigentlich hörte sich das doch recht vielversprechend an und den Autoren ist es auch gelungen, diese Aufgabe spannend zu inszenieren. Doch das war es auch schon. Man hat es nicht geschafft, die Geschichte wirklich logisch aufzubauen und durch die von oben drauf inszenierte Spannung völlig den Blick für die Details verloren. Die ganze Staffel spielte sich in einer sehr kurzen Zeit ab. Dafür hat Michael ganz schön oft Besuch bekommen. Auch das verschiedene Fluchtversuche doch nicht klappten, war nicht 100%ig nachvollziehbar. Dafür gingen andere Dinge wieder viel zu glatt. Whistler musste sich aus Angst verstecken und konnte dann plötzlich wieder locker durch Sona spazieren. Sucre bekommt sofort den Job, den er unbedingt braucht, um Michael helfen zu können. Die Liste lässt sich scheinbar unendlich fortsetzen. Ich drücke auch gerne mal ein Auge zu, wenn ich merke, dass ein Fehler der Geschichte dient. Diese Staffel hat aber maßlos übertrieben, um möglichst spannend zu bleiben. Das Problem ist nur, dass man damit seine Glaubwürdigkeit voll aufs Spiel gesetzt hat und das funktioniert einfach nicht.
Mit einem letztlich wieder sehr geschickten Plan, gelingt es Michael seine Aufgabe zu erfüllen. Nur haben sich die Motive geändert. LJ soll noch gerettet werden, aber Sara wurde relativ schnell hingerichtet. Michael sinnt nun auf Rache, weil seine große Liebe dahin ist, und die eigentlich unschuldige Sara das größte Opfer seiner in Staffel 1 gestarteten Aktion war. Dieses Motiv könnte uns auch in der nächsten Staffel noch etwas beschäftigen.
Sona
Der neue Schauplatz war der widerlichste Knast der Welt. Die Wärter hatten bei all den Verbrechern keine Chance mehr, und haben sich zurückgezogen, damit sich die Meute selbst organisiert und folglich eine kleine Subgesellschaft entstanden ist. Ein Anführer mit seinem Gefolge, das in Teilen selbst nach der Macht strebt, ein paar Rebellen, die nicht zufrieden sind, und eine breite Masse, die froh ist, wenn es ihnen halbwegs gut geht und die nicht auffallen will. Hier hätte man sicherlich mehr draus machen können, aber das wäre für das Grundprinzip der Serie nicht förderlich gewesen. Somit beließ man es bei recht offensichtlichen Handlungssträngen, die einfach das unmenschliche Ambiente verdeutlichten. Das wusste T-Bag mal wieder auszunutzen und hat sich heimlich richtig gut positioniert. Michael war da offensiver und hatte es durch seine Reputation schon schwieriger, sich bei Lechero einzuschleimen. Alles kam aber so, wie es kommen musste, auch wenn man es insgesamt recht verworren inszenieren konnte. Der viel versprechende Schauplatz konnte diese Staffel immerhin tragen, aber fehlen wird er mir nicht. Bleibt also die Frage, wie schnell man Sucre, T-Bag und Bellick, die letzten wichtigen Figuren der Serie, die in Sona sind, schnell dort raus holt. Denn nur derentwegen nun viel Serienzeit in Sona zu verbringen, würde mir wahrscheinlich nicht gefallen.
Lincolns Rettungsversuche
© Twentieth Century Fox Home Entertainment
Der andere Hauptstrang ist der um Lincoln, der seinen Sohn retten will und zwischen der Company und Michael den Boten spielen muss. Er will zwar immer wieder auch selbst aktiv werden, stellt aber schnell fest, dass man mit Susan alias Gretchen nicht spaßen sollte. Bei all den Spielchen, die Lincoln spielen wollte, ist es fast verwunderlich, dass nur Sara dabei draufgegangen ist, wobei das auch zeigt, wie wichtig James Whistler ist, auch wenn man die ganze Staffel über nicht erfahren hat, warum. Ansonsten versuchte Lincoln natürlich Michael so gut es geht zu helfen und besonders die Zeit nach dem Ausbruch optimal zu gestalten. Hier erwies er sich auch als durchaus cleverer Bursche, der Michael in nichts nachsteht. Leider nur war eben auch Gretchen ein gleichwertiger Gegner. Dadurch waren viele Szenen häufig intensiv und spannend, weil zwei gleichstarke Seiten aufeinander getroffen sind und Jodi Lyn O'Keefe eine starke Ausstrahlung hatte. In Sona war Michael den anderen prinzipiell überlegen. Lincoln gegen Gretchen erinnerte dadurch manchmal an Alex gegen Michael aus Staffel zwei und konnte damit immerhin noch punkten, auch wenn es nie an die Alex-Michael-Qualität heran kam.
Was mir persönlich noch ganz gut gefallen hat, ist die Entwicklung zwischen Sofia und Lincoln. Sie trafen sich zunächst als Konkurrenten mit ähnlichen Zielen, die sich aber letzten Endes nicht helfen werden, sondern ihr Ding durchziehen. Doch Lincoln hat angefangen, seinen Mann zu stehen und seinen Part als Beschützer einzunehmen. Damit hat er Sofia durchaus überrascht, wollte sie ihn doch beinahe umbringen. So nach und nach entwickelten sich stärkere Emotionen zwischen den beiden und gerade weil mit dem Tod von Sara der romantische Teil der Serie gestorben war, fand ich diese Entwicklung zwischen Lincoln und Sofia richtig nett, zumal er es auch mal verdient hat.
Neue Charaktere – alte Last
© Twentieth Century Fox Home Entertainment
Ein paar Charaktere habe ich bereits angesprochen. James Whistler war als mysteriöser Fischer in der dankbaren Position, dass man aus Prinzip schon wissen wollte, was sich hinter ihm verbirgt. Da aber nur spärlich Informationen ans Tageslicht kamen, wurde dieses Interesse sehr lang strapaziert, und in die nächste Staffel mit rübergezogen. Das ist nicht ganz zufrieden stellend gewesen, weil er dafür einfach zu oft im Mittelpunkt stand, aber man muss die Leute eben immer bei der Stange halten.
Lechero war als Boss in Sona jetzt auch kein vielschichtiger Charakter und war einfach nur ein größeres Hindernis für Michael, um in aller Ruhe seine Plan umzusetzen. Nachdem diese Funktion erfüllt war, hat er noch ein bisschen geholfen, um dann auch wieder zu verschwinden, also zu sterben. Das hat mich kaum berührt und geht so absolut in Ordnung.
Ähnlich ging es auch mit McGrady. Dieser hatte auch nur die Funktion, als lieber, netter Kerl in Sona eine Figur zu verkörpern, die Michael hilft und mit seiner Naivität einfach sympathisch ist. Eine etwas wichtigere Stellung nahm er dann noch ein, als Michael ihm geholfen hat. Endlich sollte Michael mal jemanden wirklich retten, statt ihn mit in seinen Konflikt hineinzuziehen. Das freut mich für McGrady und für Michael und das war es dann auch wieder.
© Twentieth Century Fox Home Entertainment
Außerhalb von Sona wurden dann eben zwei weitere Frauen in die Serie integriert. Sofia hatte als Freundin von Whistler zunächst nur das Püppchen-Image und wirkte sehr zart, zeigte aber auch ihre kämpferischen Seiten, die von ihrer Liebe zu James dominiert wurden. Mit der Zeit durfte sie aber auch richtig denken, wurde selbst tätig und war fast die einzige Person, die dem Zuschauer neue Informationen über Whistler brachte. Die Spannung zwischen ihr und Lincoln war ein zusätzliches Element, was ihren Charakter zu denen macht, die gerne in der nächsten Staffel von Bedeutung bleiben dürfen. Viel stärker ist diese Hoffnung aber bei Gretchen, die sich mit Mimik und Gestik als knallharte Gegenspielerin von Lincoln ein richtiges Bravo erarbeitet hat. Hier steckte auch insgesamt das meiste Potenzial und das kam auch häufiger mal zum Ausdruck. Besonders schön waren die Szenen, in denen man merkte, dass auch sie nur eine Marionette in den Machenschaften der Company ist und sie wohl in erster Linie keine andere Wahl hat, als so ein Miststück zu sein. Davon darf es gerne noch mehr geben in der vierten Staffel, denn Gretchen interessiert mich doch am meisten.
Bleiben noch die Altlasten aus Staffel 2, bei denen nur eine Figur wirklich gut behandelt wurde. T-Bag hat auch in dieser Staffel seine geniale Widerlichkeit zum Ausdruck bringen können und ist und bleibt einfach ein hervorragend gezeichneter Charakter, den man einfach hassen muss, aber trotzdem nie aus der Serie haben will. Theodore gehört einfach zu "Prison Break". Ganz anders geht es mir da mit Sucre und Bellick. Sucre macht eigentlich immer alles falsch, was man falsch machen kann und nervt damit doch ein ums andere Mal. Er dient offenbar nur dazu, um einen Gegensatz zu den schnell agierenden Charakteren zu haben, die ihren Kopf immer noch selbstständig aus der Schlinge ziehen können. Es kommt eben nicht von ungefähr und Sucre muss das als Depp der Serie beweisen. Leider ist er dabei zwischen Loyalität und Egoismus nicht immer konsequent beschrieben worden, was ein weiterer Nachteil ist. Noch schlimmer war es aber mit Bellick, der die ganze Staffel über nur am Rumjammern war und zwischendurch verprügelt wurde. Da muss man sich glatt fragen, ob der Schauspieler das alles so kommentarlos gespielt hat oder zumindest mal zum Ausdruck brachte, dass er mit dieser "Entwicklung" nicht so zufrieden ist. So sehr ich Wade Williams in den ersten beiden Staffeln doch gemocht hatte, inzwischen kann er gerne von der Bildfläche verschwinden.
Bleibt nur noch mein absoluter Liebling aus Staffel 2. Alexander Mahone wurde in Staffel 3 richtig schlecht integriert. Erst nervte er Michael, weil er aus dem Knast wollte, dann zitterte er ständig rum, weil er unter Entzug stand, jammerte bei seiner Fast-Befreiung durch die Kollegen rum und konnte sich zum Schluss immerhin zusammen reißen und brav mit aus Sona flüchten. Da wurde so viel Potenzial verschenkt. Das war für mich der Schwachpunkt der Staffel. Wenn man William Fichtner schon mit dabei hat, dann soll man ihm auch eine ordentliche Storyline schreiben. Staffel 2 hatte er durch seinen Konflikt mit Michael so gut belebt. Sehr, sehr schade. Immerhin lässt das Ende der Staffel hoffen, denn offenbar macht er nun mit Whistler gemeinsame Sache und das ist zumindest mal viel versprechend.
Fazit
Es gab leider schon eine große Differenz zwischen der ersten und zweiten Staffel, aber die dritte Staffel hat gleich noch was drauf gepackt und die zweite Staffel noch mal ordentlich unterboten. Der einzige Aufhänger der Staffel schien zu sein, es möglichst spannend zu machen, koste es was es wolle. Dafür wurden Charaktere verhunzt und Details vermasselt, sodass die Staffel nur selten wirklich Spaß gemacht hat. Jetzt, wo man diese 13 Episoden überlebt hat, bleibt die Hoffnung, dass es eine gute vierte Staffel geben wird und man die Messlatte mal wieder höher halten kann.
Technische Details der DVD
Veröffentlichung: 27. März 2009
Laufzeit: ca. 540 Minuten
FSK: ab 16 Jahren
Bildformat: 16:9 (1.77:1)
Tonformat: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1), Russisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Russisch, Polnisch
Bonusmaterial: Making-Of "Nichts geschieht ohne Absicht", Der große Ausbruch; Webisodes: Von der Küche zum Leichenschauhaus, Whistler & Mahone, Rotlicht, Totengräber, T-Bag, Panama, Autounfall, Whistler's Flucht, Haar/Make-up, Sammy stirbt, Regen, Nächtliche Flucht aus Sona, Wettlauf; Drehpausen: Panama, Jodi Lyn O'Keefe, Chris Vance, William Fichtner, Amaury Nolasco, Robert Knepper, Danay Garcia
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Emil Groth - myFanbase
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