Bewertung

Review: #1.01 Addison fängt neu an

Foto: Kate Walsh, Private Practice - Copyright: 2007 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved. No Archive. No Resale/Eric Ogden
Kate Walsh, Private Practice
© 2007 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved. No Archive. No Resale/Eric Ogden

Im Mai flimmerte die Pilotfolge von "Private Practice" das erste mal während der "Grey's Anatomy"-Episode #3.22 Die andere Seite des Lebens (1) über den Bildschirm.

Es war zwar durchaus erfrischend, Addison mal außerhalb des Seattle Grace Hospitals zu sehen, wo sie sonst nur auf Ex-Ehemänner, deren Mätressen oder männliche Huren trifft. Man kann auch verstehen, dass sie eine Auszeit braucht, vor allem nachdem Alex Karev sie auch noch hat abblitzen lassen.

Der Einstieg war sogar durchaus amüsant anzusehen. Addison betritt nach ihrer Ankunft bei der Oceanside Wellness Group einen Fahrstuhl. Neben ihr steht ein gut aussehender Mann und was macht Addison – sie lacht erst einmal aus vollem Herzen. Sie klärt den Fremden auf, dass der Fahrstuhl dort, wo sie her kommt, ein Aphrodisiakum zu sein scheint und hofft inständig, dass es hier nicht so ist. Die kleinen Anspielungen auf "Grey's Anatomy" sind wirklich erfrischend und ziehen sich durch den gesamten Piloten.

Leider kann dies jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Pilot beim näheren Hinsehen eigentlich durch und durch schlecht ist. Angefangen bei der Geschichte, bis hin zu den Charakteren, die lieblos, platt und langweilig sind, bietet uns "Private Practice" fast schon einen (schlechten) Abklatsch von "Grey's Anatomy". Alle Charaktere haben irgendwelchen emotionalen Ballast, den sie mit sich herum tragen und hängen irgendwie in der Vergangenheit fest. Uns droht hier eine Soap-Opera vom Feinsten.

Die einzelnen Charaktere setzen sich folgendermaßen zusammen: Cooper, der schusselige Kinderarzt, der von Frauen ausgeraubt wird, die er im Internet kennen lernt. Violet, die Psychologin, die noch immer nicht darüber hinweg ist, dass ihr Freund sie vor sechs Monaten verlassen und nun eine andere Frau geheiratet hat. Sam, der nicht weiß, warum er sich eigentlich von seiner Frau Naomi hat scheiden lassen. Naomi, die nicht weiß, warum sich Sam hat scheiden lassen und nun einem Leben nachtrauert, das ihr verwehrt blieb – nämlich dem exzessiven Leben von Addison. Pete, der den Tod seiner Frau nicht verkraftet hat und jetzt mit allem schläft, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, nur um die Gespielinnen anschließend wieder fallen zu lassen.

Mir kommt es fast so vor, als hätte jeder das gleiche Problem und jeder geht damit auf mehr oder weniger die gleiche Weise um. Soviel Geheule wie in den zwei Stunden dieser Folge hab ich von Männern sonst nur selten gesehen.

Auch die medizinischen Fälle drehten sich nur um ein Thema: Sex, Sex, Sex und nochmal Sex. Sowohl bei Patienten, als auch bei den Ärzten schien das Thema Sex wohl der gesamte Lebensinhalt zu sein. Dabei bediente man sich allerhand Klischees, die man mit Kalifornien verbindet. So bewundern drei Frauen Ende dreißig den braun gebrannten, wesentlich jüngeren Empfangsjungen, wie er gerade in seiner Mittagspause halb nackt zum Surfen geht. Als ob so etwas in Kalifornien an der Tagesordnung wäre.

Der Tiefpunkt war meines Erachtens bereits dann erreicht, als der Aufzug anfängt mit Addison zu reden. Wie sich herausstellte, gehörte die Stimme einer Dame, die in der Security arbeitet und den Aufzug überwachte. Doch dass Addison zwischenzeitlich schon glaubte, sie würde vielleicht sogar mit einer höheren Macht sprechen, war für mich einfach nur peinlich.

13 Folgen soll die neue Serie um Addison nun erst einmal erhalten und ich gebe die Hoffnung noch immer nicht auf, dass Kate Walsh sich eines Besseren besinnt und die Serie schnellstens hinter sich lässt. Gott sei Dank hat sie sich vertraglich zusichern lassen, dass eine Rückkehr zu "Grey's Anatomy" jederzeit möglich ist. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Fazit

Wenn Shonda Rhimes, die sich auch für "Private Practice" verantwortlich zeigt, den eingeschlagenen Kurs beibehält droht uns ein zweitklassiger Abklatsch von "Grey's Anatomy" mit wesentlich weniger charismatischen Charakteren. Doch vielleicht fällt den Drehbuchschreibern ja noch der ein oder andere Clou ein, der diesen lahmen Piloten wieder wett macht. Ich glaub es jedoch nicht.

Melanie Wolff - myFanbase

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