Review: #4.04 Ein neues Zuhause
Das Auftauchen von Dells Tochter sorgt dafür, dass bei den verschiedenen Paaren die große Kinderfrage auftaucht. Addison scheint immer noch nicht über ihren Kinderwunsch hinweg zu sein, doch für Sam steht es außer Frage noch einmal Vater zu werden. Pete und Violet im Gegensatz scheinen sich darüber einig zu sein, noch einmal Eltern zu werden, doch während Violet dies schon zum jetzigen Zeitpunkt will, denkt Pete, dass sie erst einmal etwas Zeit zusammen mit Lucas brauchen. Auch Cooper hat versteckte Kinderwünsche, die aber von Charlotte überhaupt nicht geteilt werden.
"Can I stay with you forever?"
Ein Waisenkind zu sein, ist sicherlich schon schlimm genug, aber dann auch noch von der restlichen Familie beziehungsweise in diesem Fall von der Tante im Stich gelassen zu werden, kann ein Kind in Betseys Alter sicherlich extrem traumatisieren. Ein Kind, welches in so jungem Alter schon so viel durchgemacht hat bei sich aufzunehmen, bringt sicher ein Risiko mit sich, außerdem ist es für das Kind unglaublich wichtig, dass es nun Stabilität und Sicherheit in einer neuen Familie finden kann. Der Einzige, welcher dies jedoch von Anfang an so sieht, ist Sheldon. Er ist meiner Meinung nach der Einzige der die Objektivität in der Angelegenheit nicht verliert und sich durch Betseys Auftauchen auch nicht mit seinen eigenen Kinderwünschen konfrontiert sieht, sondern den Fall so handhabt, wie es alle anderen auch getan hätten, würde es sich nicht um Dells Tochter handeln.
Doch Betsey ist Dells Tochter und ich hätte es als sehr störend empfunden, hätten die Praxispartner sie einfach sofort, und ohne sich groß über die Zukunft des Mädchens Gedanken zu machen, bei der Fürsorge abgeliefert. Leider wird der Punkt, dass es sich dabei um Dells Tochter handelt und alle sich auch deswegen verpflichtet fühlen, etwas für Betsey zu tun, meines Erachtens etwas zu wenig betont. Bei Violet wird dieser Beweggrund einmal kurz angeschnitten, als sie gegenüber Pete erwähnt, dass Dell in dieser Lage das Kind sicherlich zu sich genommen hätte. Ich hätte es begrüßt, wenn der Verlust von Dell und die Trauer um ihn in dieser Folge thematisiert worden wäre und somit endlich als Handlungsstrang in eine Episode eingebaut worden wäre. Denn das die Trauer um Dell in vier Folgen kaum angesprochen wird, ist ein Punkt der sich sehr negativ auf die vierte Staffel von "Private Practice" auswirkt.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass ich die Storylines, welche sich aus Betseys Auftauchen ergaben, nicht gut fand. Mir hat gefallen wie sich die verschiedenen Charaktere zuerst als Einzelne und später auch als Partner klar werden, wie sie sich ihre Zukunft im Bezug auf Familie und Kinder vorstellen. Daraus haben sich auch die einen oder anderen Unstimmigkeiten in den Beziehungen ergeben, die auf alle Fälle bei allen drei Paaren noch Raum für Diskussionen lassen.
"I think we should adopt her."
Obwohl sich auch Cooper und Addison Gedanken darüber machen, Betsey für eine Weile zu sich zu nehmen, ist Violet eigentlich die Einzige, die sich um das Kind kümmert und versucht eine Bindung zu dem Mädchen aufzubauen. Dies gelingt ihr auch ziemlich schnell, da Betsey sich nichts sehnlicher wünscht, als zu einer Familie zu gehören und jemanden zu haben, bei dem sie bleiben kann und bei dem sie sich geliebt fühlt.
Violet vermittelt Betsey genau dieses Gefühl und auch wenn sie es ernst meint und das kleine Mädchen zweifelsohne liebt, spielen bei Violet zuerst unbewusst und später auch bewusst noch andere Gründe eine Rolle für ihren Wunsch, Dells Tochter zu adoptieren. Da ist zuerst sicherlich die Tatsache, dass es sich dabei um Dells Tochter handelt und in gewisser Weise hat Violet das Gefühl, dass sie es Dell schuldig ist, sich um Betsey zu kümmern. Der zweite Grund ist nicht so offensichtlich und wird erst in Violets Gespräch mit Cooper klar, nämlich, dass sie das Gefühl hat, sie müsse die Fehler, die sie bei Lucas gemacht hat, wieder gut machen.
Für mich ist diese Reaktion die Violet zeigt, vollkommen natürlich. Der Mensch hat oft das Gefühl, Fehler, die er begangen hat, irgendwie wieder gut machen zu müssen. Nur ist es ganz sicher ein weiterer Fehler, diese Widergutmachung in Form einer Adoption von Betsey auszudrücken. Denn ich sehe es hier wie Pete und Cooper, Violet ist noch meilenweit davon entfernt, dass es ihr wieder richtig gut geht. Sie betont zwar gegenüber Pete mehrmals, dass sie sich gut fühlt und daran zweifle ich auch nicht, doch das heißt für mich noch nicht, dass sie alles verarbeitet hat und bereit dafür ist, sich um ein Mädchen zu kümmern, welches einiges an emotionalem Ballast mit sich bringt.
Schon, dass sie ihre Praxispartner zum Schluss anfleht, Betsey bei sich aufzunehmen und ihre verärgerte Reaktion, als ihr bewusst wird, dass Sheldon die Fürsorge eingeschaltet hat, verraten mir, dass sie emotional noch nicht wieder die starke Frau ist, welche sie vor ihrem Schicksalsschlag war. Doch dadurch, dass sie Petes und Coopers Worte nicht einfach ignoriert, sondern sich diese zu Herzen nimmt und zum Schluss zur Einsicht gelangt, dass sie momentan Zeit nur für sich und mit ihrer bestehenden Familie braucht, hat sie wieder einen großen Schritt zu ihrer Genesung beigetragen.
Ganz anders Pete. Wenn er so weiter macht und vor Violet seine Ängste und Sorgen um sie versteckt und schlimmer noch Cooper damit beauftragt mit ihr zu reden, wird er nur erreichen, dass sie ihm ihre Gefühle nicht mehr mitteilt und sich vor ihm verschließt. Außerdem habe ich den Eindruck, dass es für Violets Genesungsprozess unglaublich wichtig ist, dass sie sich gebraucht und verstanden fühlt und dieses Gefühl wird sie sicherlich nicht haben, wenn nicht mal ihr eigener Ehemann ihr soweit vertraut, um ihr seine Sorgen um ihren Gesundheitszustand mitzuteilen.
"Somehow when you're not looking, things change."
Obwohl Cooper Kinderarzt ist, Kinder sicherlich liebt und hervorragend im Umgang mit ihnen ist, glaube ich, dass er sich noch nicht oft Gedanken über eigene gemacht hat. Wahrscheinlich lag dies jedoch eher daran, dass er bis jetzt nie in einer Beziehung war, bei der Kinder zu einem Thema wurden. Durch Betseys Auftauchen und seine momentan stabile Beziehung mit Charlotte, setzt sich Cooper wohl zum ersten Mal mit dem Gedanken auseinander, wie es für ihn sein würde, eigene Kinder zu haben.
Doch Charlotte holt ihn schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, indem sie ihm erklärt, dass es für sie überhaupt nicht in Frage kommt, Betsey bei sich aufzunehmen. In ihrer eigenen manchmal ziemlich egoistischen Art geht sie vorerst überhaupt nicht auf Coopers Gefühlslage ein und gibt ihm mehr oder weniger zu verstehen, dass er ja weiß, wo er sie findet, wenn er wieder klar denken kann. Doch als sie erfährt, dass Cooper zur Zeit einen jungen Knaben behandelt, der von seinen Mitschüler gemobbt wird, merkt sie,, wie sehr Cooper nicht nur mit Betsey, sondern auch mit diesem Jungen mitleidet. Schließlich schafft sie es, Cooper klar zu machen, dass sich das Leben verändert und zwar oft so, wie man es sich überhaupt nicht vorgestellt hat.
Meiner Meinung nach hat Charlotte ihm damit klar gemacht, dass sich in letzter Zeit für sie beide so viel geändert hat und zwar in positiver Hinsicht, und dass man aus diesem Grunde nie aufhören sollte daran zu glauben, dass sich das Leben auch für andere Menschen, sprich hier vor allem für Betsey und für Kenny zum positiven entwickeln wird. Trotz allem kann ich mir jedoch nicht vorstellen, dass Cooper den Gedanken an eigene Kinder nun einfach beiseite legt, denn dies scheint mir etwas zu einfach zu sein. Ich würde vielmehr gerne sehen, wie Cooper und Charlotte mit diesem Problem in ihrer Beziehung umgehen würden.
"You still wanna know about us and if..." - "I don't need to know, not now."
Natürlich stellt sich die Kinderfrage auch in der Beziehung zwischen Sam und Addison. Obwohl ich dieses Thema zwischen den Beiden aufgrund ihrer eher noch frischen Beziehung, eher störend empfand, ist es sicher plausibel, dass solche Diskussionen in der vorliegenden Situation auftauchen. Addisons Kinderwunsch ist sicherlich kein Geheimnis und obwohl sie keine eigenen Kinder bekommen kann, ist jedem klar, dass sie sich eine Familie wünscht. Sam hingegen hat dies alles schon hinter sich, er hat eine Tochter, die nun mehr oder weniger selbständig ist und hat sogar schon ein Enkelkind.
Für mich wurde diese Situation vorerst gut gelöst, indem beide Charaktere ihren Standpunkt klar machen, sich dann jedoch deswegen nicht in endlos langen Diskussionen darüber verlieren, um dann zum Schluss festzustellen, dass ihre Beziehung deswegen sowieso keine Zukunft hat. Sam und Addisons Beziehung steckt noch in den Anfängen und sie müssen erstmals als Paar ihren Rhythmus finden, bevor sie sich über Kinder Gedanken machen können. Außerdem fände ich den "Kinder oder keine Kinder" Handlungsstrang bei einem Paar wie Cooper und Charlotte um einiges interessanter, als bei Sam und Addison.
Fazit
Wieder eine Folge die mich positiv überrascht hat und die vor allem durch die zusammenhängenden Storylines einem roten Faden gefolgt ist, etwas was ich in den ersten zwei Episoden der vierten Staffel vermisst habe. Einziger Schwachpunkt war für mich, dass die Trauer um Dells Tod, welche die Praxispartner zweifellos empfinden, wieder nicht thematisiert wurde und somit sein Tod langsam aber sicher zur Nebensächlichkeit degradiert wird. Etwas womit ich mich ganz und gar nicht abfinden kann.
Maria Schoch – myFanbase.de
Die Serie "Private Practice" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: A Better Place to BeErstausstrahlung (US): 14.10.2010
Erstausstrahlung (DE): 13.04.2011
Regie: Tom Verica
Drehbuch: Barbie Kligman
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