Review: #4.09 Kein Weg zurück
Mal wieder eine wirklich gute Folge, die aufwühlt und bewegt und es sogar noch schafft, ein positives, ermutigendes Ende reinzuquetschen. Wahrscheinlich gefiel mir diese Folge auch so gut, weil die Patientenstorys mal vollkommen im Hintergrund standen und Platz für Charakterentwicklung geschaffen wurde.
"I'm yours..."
Die Story rund um Charlotte war von Anfang an sehr gelungen gestaltet. Als Zuschauer verzweifelt man vor dem Bildschirm fast und schwankt dazwischen, Charlotte in den Arm nehmen und ihr an die Gurgel gehen zu wollen, weil es einfach wahnsinnig frustrierend ist, dass sie sich niemandem öffnen will, sich völlig von jeglichen Emotionen abkapselt und noch nicht einmal dafür sorgen will, dass ihr Vergewaltiger seine gerechte Strafe erhält. Aber das ist nicht einmal in dem Sinne gemeint, dass man es sich tatsächlich anders wünscht, sondern stammt lediglich daher, dass man mit Charlotte mitfühlt. Die Autoren haben hier also alles richtig gemacht. Es passt vollständig zu Charlottes Charakter, wie sie handelt und sich anderen gegenüber gibt. Aber man möchte doch auch miterleben, wie sie eine Entwicklung durchmacht und vor allem ihre Beziehung zu Cooper so sehr gereift ist, dass sie in ihm Unterstützung finden kann, statt Angst zu haben, sich ihm gegenüber verletzlich zu machen.
Interessant fand ich auch die Szene gemacht, in der Sheldon dem Vergewaltiger folgt und der Zuschauer glauben gemacht wird, dass wir gleich beobachten werden, wie er eine weitere Frau überwältigt, damit überrascht er lediglich seine Frau. Der Grund, warum mir diese Szene so gefallen hat, ist, dass man das Thema nicht zu einseitig angeht. Sheldon hat natürlich Recht. Wenn man einmal etwas so Furchtbares getan hat, wie eine Frau zu vergewaltigen, ist es beim nächsten Mal leichter und dadurch wahrscheinlicher, dass es erneut passiert, da die erste Hemmschwelle überschritten wurde. Aber das heißt nun nicht, dass der Mann tatsächlich sofort bei jeder Kleinigkeit, die ihn aus dem Gleichgewicht bringt, wieder zu so einer Tat schreitet. Vielleicht würde er auch in der Tat nie wieder eine Frau vergewaltigen, wie er behauptet. Das ändert aber natürlich nichts daran, dass er eine Straftat begangen hat und dafür bestraft werden muss (deshalb "Straftat"...).
Ich bin trotz des positiven Ausgangs gespalten, ob es das Richtige war, dass Violet Cooper von Charlottes Vergewaltigung erzählt hat. Der Schuss hätte auch nach hinten losgehen können und ich vermute, dass Charlotte ihr das trotz allem auch einige Zeit nachtragen wird. Ich hoffe, dass diese Sache noch behandelt und mit dem guten Ende, dass Violet damit verursacht hat, nicht einfach unter den Teppich gekehrt wird. Das würde ich schade finden, nachdem sonst alles innerhalb dieser Story eigentlich sehr gut abgehandelt und beleuchtet wurde. Allerdings hatte Violet meiner Ansicht nach einen sehr guten Grund, für den sie Cooper gegenüber auch schöne Worte fand. Der machte dann sowieso alles wieder wett, als er einfach der perfekte Freund und Bald-Ehemann war. Er ist nicht ohne Grund schon immer mein Lieblingscharakter in dieser Serie gewesen. Und ich muss auch zugeben, dass ich sehr erleichtert war, als Charlotte mit Cooper erneut zur Polizei geht und diesmal mit fester Stimme und in vollster Überzeugung den Täter identifiziert. Das wird sicherlich noch schwierig werden, wenn es dann zum Verfahren kommt, aber der erste wichtige Schritt ist getan.
"Some things don't change. – No matter how hard you try."
Die anderen Storys konnten in meinen Augen bei Weitem nicht mit der Charlotte-Storyline mithalten, doch auch Petes Story gefiel mir wirklich gut und war sehr bewegend. Ich bin ja nicht der größte Fan von Pete, wie sicherlich aus anderen Reviews deutlich geworden ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir bisher nicht wirklich viel Interessantes von ihm gewusst haben. Dass man nun tatsächlich mal seinen Bruder und seine Mutter trifft und der Vergangenheit, von der er ja schon erzählt hat, damit im wahrsten Sinne des Wortes ein Gesicht gibt, änderte das. Er macht in dieser Episode eine interessante Entwicklung durch. Erst distanziert er sich verständlicherweise deutlich von seiner Mutter. Die erste Szene im Gefängnis hat mich durchaus berührt. Dann will er seiner Mutter plötzlich eine neue Chance bieten, indem er das Gesetz übertreten will, um sie aus dem Gefängnis zu entlassen. Das hat mich sehr überrascht, aber auch gefreut, dass er so etwas für seine Mutter tun will, obwohl er sich ja ihr gegenüber sehr offensichtlich immer noch nicht öffnen konnte/wollte.
Im Endeffekt konnte ich ihn aber verstehen. Er glaubte, dass seine Mutter genug durchgemacht und gelernt habe, dass ihre Handlungen falsch waren. Das ist eigentlich Teil des Sinns einer Gefängnisstrafe. Meiner Meinung nach hat er hier durchaus das Richtige getan, wobei es ein richtig oder falsch hier wahrscheinlich gar nicht gibt. Hätte sie nach Entlassung noch einmal jemanden umgebracht? Wahrscheinlich nicht. Trotz allem ist es Petes Entscheidung, da er ja selbst eine Straftat begehen würde, um seiner Mutter eine Entlassung zu ermöglichen, und wenn er dazu nicht bereit ist, finde ich das mehr als verständlich nach all dem, was er wegen seiner Mutter durchmachen musste. Eine schwierige Geschichte, die auch wieder schön von verschiedenen Seiten beleuchtet wurde.
"I want a baby..."
Addison möchte also ein Kind mit Sam. Kommt jetzt nicht wirklich soo überraschend, wie ich finde, doch ich könnte mir vorstellen, dass das noch Folgen haben wird, die wir innerhalb der Serie beobachten dürfen. Hoffentlich keine Beziehungskrise, wobei es mit drei relativ glücklichen Paaren innerhalb der Serie dafür wahrscheinlich mal wieder Zeit wird.
Die Patientenstory war durchaus bewegend, kontrastiert mit der Charlotte- und Pete-Story hinterließ sie jedoch nicht annähernd einen so bleibenden Eindruck, was natürlich auch daran liegt, dass Charlotte und Pete Charaktere sind, die man innerhalb der Serie schon lange kennt und mit denen man dadurch besser mitfühlen kann. Amelia hatte darin auch ihre Story und wir erfahren mehr über sie, was nett war, mich aber nicht wirklich interessiert hat. Amelia war von Beginn an nicht mein Fall und kann mich auch bisher nicht wirklich überzeugen. Etwas lahm war es dann doch irgendwie, dass Amelia, die doch gerade erstmal ein paar Jährchen Ärztin ist, wenn ich das richtig verstanden habe, ständig die Wunderheilerin spielt und problemlos Patienten heilt. Aber gut, noch mehr Drama hätte auch wirklich nicht in die Episode gepasst.
Fazit
Charlotte hat einen großen Durchbruch in dieser Episode und einige wirklich starke Szenen. Dies allein katapultiert diese Episode für mich ziemlich weit nach oben auf meine Top-Liste für diese Season. Doch auch die restliche Folge war stimmig und bot den gewohnten Stil, allerdings auf wirklich hohem Niveau. Ich schwanke zwischen acht und neun Punkten, entscheide mich jedoch für letzteres, da die Charlotte-Story einfach zu stark war.
Nadine Watz - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Can't Find My Way Back HomeErstausstrahlung (US): 18.11.2010
Erstausstrahlung (DE): 18.05.2011
Regie: Mark Tinker
Drehbuch: Fred Einesman
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