Review: #6.02 Hangover in Santa Barbara

Eingefleischten Comedy-Fans dürfte der Überraschungshit aus 2009 noch sehr gut im Gedächtnis sein. Vor zwei Jahren eroberte "Hangover" die Kinoleinwände und überzeugte mit einer grandiosen Besetzung und einer Geschichte, die spannend erzählt wurde und urkomisch zugleich war. #6.02 Last Night Gus ist nun "Psychs" Versuch, an den Erfolg des Films anzuknüpfen, indem man an den richtigen Stellen kopiert, dabei aber immer noch genug Eigenständigkeit besitzt, um nicht als billiger Abklatsch daher zu kommen.

"I think I'm gonna turn myself in." "What, for spooning with Woody?"

Dabei beginnt die Episode dem Film sehr ähnlich. Lassiter, Shawn, Gus und Woody erwachen nach einem anscheinend exzessiven Partyabend ohne Erinnerung daran, was sie in der vergangenen Nacht eigentlich getrieben haben und wie sie alle leicht lädiert in Shawns und Gus' Büro gelandet sind.

Zunächst einmal finde ich es wirklich toll, dass man den skurrilen Gerichtsmediziner Woody wieder häufiger in die Geschichten einbezieht, denn er passt in das Team um unsere Hobbyermittler wie die Faust aufs Auge. Zwar ist Woody stets bedacht, Mordfälle aufzuklären und hat hin und wieder auch seine fachlich-genialen Momente, im Prinzip ist er jedoch wie Shawn und Gus ein neugieriges und spielfreudiges Kind geblieben, das seine Ideen ohne Rücksicht auf Verluste auslebt, selbst wenn er dabei das ein oder andere Gesetz übertritt.

Doch nicht Woody gehören die witzigsten Szenen in der Episode. Dieses Mal ist es Timothy Omundson, der die Episode trägt, selbst wenn wie bisher üblich Shawn weitestgehend im Fokus der Geschichte steht. Lassiter hat es definitiv von allen Beteiligten am schlimmsten getroffen – er wacht nicht nur an Woody gekuschelt und mit einem blauen Auge auf, er findet schließlich auch noch heraus, dass er anscheinend drei Kugeln aus seiner Waffe abgefeuert hat. Als dann auch noch eine Leiche auftaucht, die mit genau drei Schüssen getötet wurde, gerät er in Panik. Erst Shawn kann ihm klar machen, dass es für alles eine gute Erklärung geben muss und sie nun zusammen arbeiten müssen, um die vergangenen Ereignisse zu rekonstruieren.

Lassiter findet im Laufe der Episode glücklicherweise heraus, dass er nicht nur eine Reklamefigur erschossen hat, sondern auch noch mit einer Matratze versucht hat, in einem Swimmingpool zu treiben. Zwar leugnet er seine Ausfälle immer wieder, doch als er erkennt, dass er jedes Mal gefilmt wurde, wird er kleinlaut, zahlt seine Strafen, entschuldigt sich und ist froh darüber, dass er Shawn und Gus an seiner Seite hat, die ihn nicht verurteilen.

Natürlich ist von vornherein klar, dass Lassiter unmöglich hinter dem Mord an dem Mann stecken kann und eigentlich ist es auch vollkommen egal, wer am Ende der wahre Mörder ist. Die grandiose Suche nach dem, was passiert ist, entschädigt für das ein oder andere Loch in der Logik.

"I think we should lay it all on the line, let the cards fall where they may, even if it destroys lives in the process."

Gus erhält in dieser Episode mal wieder eine Frau, mit der er flirten kann, die sich am Ende leider nicht als seine Traumfrau erweisen wird. Zwar hat Gus nicht sonderlich viel zu tun zu Beginn der Episode, doch auch Dulé Hill bekommt in der Episode endlich einmal die Möglichkeit, zu glänzen. Die Szene in der er Karen Vick die Meinung geigt, da sie ihn zurechtweisen wollte, während er mit seiner Traumfrau in spe telefonierte, war zum Brüllen komisch, weil sie absolut unerwartet war. Und die Szene, in der er unter Drogen gesetzt lachend im Kugelhagel sitzt, ist so skurril, dass man sich vor Lachen fast den Bauch halten muss.

Shawn hingegen tritt in dieser Episode hinter Woody, Lassiter und Gus stark zurück, jedenfalls was den Comedy-Faktor der Folge betrifft. Vielmehr gesteht man ihm zu, endlich auch einmal Schwäche zu zeigen. Denn als Shawn erkennt, dass er sich wirklich an rein gar nichts mehr erinnern kann, gerät er gehörig in Panik. Sein Gedächtnis und seine Beobachtungsgabe haben ihn bislang noch nie im Stich gelassen und nun ist er zurecht völlig unsichert, denn bislang konnte er sich stets auf seine Sinne verlassen. Nun ist er absolut blank und muss zusehen, wie er Schritt für Schritt seinen Erinnerungen auf die Sprünge helfen kann.

Nach der anfänglichen Panik ist es dann aber wieder einmal Shawn, der den Tag rettet und den eigentlichen Täter findet. Aber das interessiert, wie oben schon erwähnt, eigentlich niemanden. Viel interessanter ist letztendlich, dass Shawn in seinem betrunkenen oder unter Drogen stehenden Zustand Juliet gebeten hat, mit ihm zusammen zu ziehen. Juliet ist regelrecht überfahren und versucht mit ihm darüber zu sprechen, merkt dann jedoch schnell, dass ihrem Freund nicht wohl bei der Sache ist. Sie lässt ihn jedoch zappeln und nagelt ihn auf seiner Frage fest, erlöst ihn dann jedoch, dass sie es durchaus romantisch findet, dass er sie gefragt hat, aber auch einverstanden ist, wenn sie sich noch etwas Zeit lassen.

Von der Beziehung bekommt der Zuschauer bislang nicht sonderlich viel mit, doch die kleinen Szenen zwischen Shawn und Juliet verraten durchaus, dass die beiden in einander mehr als nur eine kurze Liaison sehen, aber dennoch eigenständig geblieben sind. Sie genießen ihre Zeit zusammen und geben sich genug Freiraum, um den anderen nicht zu unterdrücken. Auch das ist durchaus einmal positiv zu werten, denn es passiert selten, dass ein "will-they-won't-they"-Paar zusammen kommt und dann ohne viel Drama auskommt.

Fazit

Wieder einmal nehmen sich die Autoren von "Psych" ein modernes Phänomen zum Vorbild, um ihre eigene kleine Show daraus zu fabrizieren. Den Machern von "Hangover" gelang ein geniales Stück Kino und "Psych" gelingt es meisterlich, dieses Konzept zu adaptieren, daraus aber eine eigenständige und phänomenal witzige Episode zu kreieren, bei der jeder "Psych"-Fan seinen Spaß haben dürfte.

Melanie Wolff - myFanbase

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