Review: #7.08 Alle Wege führen nach Schweden
Nachdem nun raus ist, dass Shawn all die Jahre gelogen hat, als er behauptet hatte, übersinnliche Fähigkeiten zu haben, stellt sich nun die Frage, wie es weiter gehen soll. Die Prämisse der Serie steht ganz plötzlich auf wackeligen Füßen. Ein Glück behält Juliet die ganze Sache vorerst für sich, denn wenn sie auch Lassiter und Karen Vick davon erzählt hätte, hätte man sich seitens der Autoren ein großes Problem geschaffen. Shawn ist nun mal kein Polizist und hat keine Legitimation, für die Polizei zu arbeiten. Was also würde passieren, wenn heraus kommt, dass er das gesamte Polizeipräsidium all die Jahre angelogen hat.
"You're--you're not gonna tell anyone about the..." "Don't worry. Is that all care about?"
Gut, momentan müssen wir uns darüber noch keine Gedanken machen. Es ist alles beim Alten, jedenfalls aus Sicht von Lassiter und Karen Vick. Juliet jedoch ist noch immer tief getroffen von Shawns Geständnis und macht ihm klar, dass eine Beziehung ohne Vertrauen für sie nicht funktioniert. Shawn ist vollkommen hilflos. Er hofft noch immer, dass Juliet erkennt, dass er keine andere Wahl hatte, als ihr all die Jahre lang vor zu enthalten, dass er gar kein Medium ist und die Erfolge im Kampf gegen das Verbrechen tatsächlich durch seine hervorragende ermittlerischen Fähigkeiten zu Stande kommen.
Dass Shawn für den Fall, dass Juliet hinter sein Geheimnis kommt, absolut keinen Plan hat, wie es weiter gehen soll, merkt man in dieser Episode unheimlich. Er hofft, dass sich alles schon wieder irgendwie einrenkt und macht notgedrungen erst einmal so weiter wie bisher. Dass er Juliet nun immer wieder unter die Nase reibt, dass er sie all die Jahre lang richtig veräppelt hat, ist ihm zwar unangenehm, aber er ist nicht bereit, dafür gerade zu stehen. Sicher, es macht ihm Spaß, Verbrecher zu jagen und er hat dem SBPD auch wirklich einen Bärendienst in den letzten sieben Jahren erwiesen, doch stellt sich natürlich die Frage, inwiefern es nicht sinnvoll wäre, endlich seinen Mann zu stehen und reinen Tisch zu machen. Vielleicht gäbe es ja eine Möglichkeit, Vick zu überzeugen, dass er dem SBPD irgendwie anders von Nutzen sein kann.
Ach, es ist wirklich eine sehr verzwickte Situation und so kann man es Shawn nicht verübeln, dass er sich den Kopf darüber zerbricht, was wohl passiert wäre, hätte er auf Lassiters Hochzeitsfeier seiner Angebeteten nicht seine Jacke gegeben. Diese Überlegungen sind Ausgangspunkt für eine sehr interessante Episode, denn es werden zwei Alternativen gezeigt. In der einen Kämpft Shawn mit den Nachwirkungen seines Geständnissen, in der anderen sind er und Juliet glücklich wie nie und stürzen sich in den nächsten Fall.
"And if I just hadn't given you my jacket, right? Everything would still be okay."
Der Fall, in den Shawn einmal freiwillig, einmal unfreiwillig verwickelt wird, ist vielleicht nicht gerade der interessanteste, aber die Umsetzung macht dies mehr als wett. Wir sehen auf der einen Seite einen fast schon verzweifelten Shawn, der das Geschehene gern rückgängig machen möchte und auf der anderen Seite ein verliebtes Paar, das gemeinsam unglaublich gut harmoniert und Hand in Hand zusammen arbeitet.
Es ist nicht schwer, Realität und Fiktion auseinander zu halten, denn in der Gegenwart ist alles in einem kühlen und tristen blau und dunkelgrau gehalten, das Shawns momentane Gefühlslage perfekt widerspiegelt. In seiner Vorstellung jedoch ist alles hell erleuchtet und strahlt. Juliet und Lassiter sind ein ganzes Stück offener und fröhlicher als sonst. Lassiter freundet sich sogar mit einem kleinen Hund an, den er nach anfänglicher Skepsis schnell ins Herz schließt und überall mit hin nimmt. Die Ermittlungen gehen unglaublich schnell voran und am Ende kann Shawn mal wieder den Fall lösen.
Es ist interessant, wie Shawn sich hier in seiner Vorstellung selbst sieht. Er ist gut aufgelegt und selbstsicher. Und er ist verliebt. So verliebt sogar, dass er tatsächlich in Erwägung zieht, Juliet endlich einen Antrag zu machen. Gut, Juliet ist in seiner Vorstellung vielleicht ein wenig übertrieben fröhlich und gutgläubig, aber es bricht einem fast das Herz zu sehen, dass Shawn eigentlich bereit dazu gewesen wäre, eine feste Bindung einzugehen. Und nun steht er vor einem gigantischen Scherbenhaufen, von dem er nicht weiß, wie er ihn wieder reparieren soll.
Als am Ende Juliet im Psych-Büro auftaucht und Shawn schließlich erklärt, dass sie zwar noch immer wütend und enttäuscht ist, aber verstehen kann, warum er sie angelogen hat, keimt einen kurzen Moment Hoffnung auf. Wie Shawn hofft man, dass sie über die Lüge hinweg sehen kann und Shawn als das sieht, was er in Wirklichkeit ist, ein toller Ermittler. Spätestens jedoch, als sie in Tränen ausbricht und ihm gesteht, dass er ein toller Detective ist, vielleicht sogar der beste, den es je gegeben hat, weiß man, dass Shawn wieder nur fantasiert. Und als er aus seinem Traum erwacht, steht Juliet vor ihm und macht ihm klar, dass Wahrheit für sie das einzige wichtige in ihrem Leben ist. Anstatt sich jedoch aufrichtig bei ihr zu entschuldigen, geht Shawn den einzigen Weg, der Sinn für ihn macht – er spricht laut aus, was wir alle denken: Hätte er ihr doch niemals seine Jacke gegeben, dann wäre die Welt noch in Ordnung. Dass diese Worte für Juliet nochmal wie eine Ohrfeige sind, weil er absolut nicht erkannt hat, worauf es ihr ankommt, erkennt Shawn zu diesem Zeitpunkt nicht.
Ich hoffe wirklich sehr, dass man im zweiten Teil der siebten Staffel einen Weg finden wird, wie man Juliet und Shawn wieder versöhnt. Noch sehe ich absolut keine Möglichkeit, wie Juliet Shawn jemals vergeben kann. Vielleicht wird man ja die Gelegenheit nutzen und Shawn an dieser Situation wachsen lassen. Zeit wäre es.
Fazit
Am Ende der Episode möchte man eigentlich nur einmal tief seufzen. Man wusste, dass es irgendwann genau zu diesem Punkt kommen musste, doch dass es für Shawn so traurig werden würde, das konnte man nicht vorher sehen. So schön die Episode auch inszeniert war, zu sehen wie Shawn unter der Situation leidet war nicht gerade schön. Es nimmt ein wenig die Leichtigkeit aus "Psych" heraus und genau das will ich hier eigentlich nicht sehen. Es gibt schon genug Dramen in der TV-Welt, da muss nicht noch die einzige, leichte Krimishow in den Strudel der Ernsthaftigkeit hinein gezogen werden.
Melanie Wolff - mFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Right Turn Or Left For DeadErstausstrahlung (US): 17.04.2013
Erstausstrahlung (DE): 03.11.2014
Regie: David Crabtree
Drehbuch: Carlos Jacott
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