Ringer - Review des Piloten

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Es gilt als die TV-Rückkehr der Season 2011/2012: Nach acht Jahren Abwesenheit aus dem Fernsehen ist Sarah Michelle Gellar wieder in einer Serienhauptrolle zu sehen. Als Star der Serie "Buffy - Im Bann der Dämonen" (1996-2003) gelang Gellar die Darstellung eines Kultcharakters, nun versucht sie ihr Glück fernab von Vampiren und Monstern mit "Ringer" – und das gleich in einer Doppelrolle.

Gellar spielt in "Ringer" die Zwillingsschwestern Bridget und Siobhan, die seit Jahren keinen Kontakt mehr miteinander haben und einander fremd geworden sind. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Bridget und Siobhan komplett verschiedene Leben führen: Bridget ist eine Ex-Stripperin auf Alkoholentzug, die ihr Leben in Wyoming wieder in die richtigen Bahnen lenken will; Siobhan ist seit fünf Jahren mit einem reichen Engländer verheiratet und lebt ein luxuriöses Leben in New York. Obwohl versucht wird, mit unterschiedlichem Styling eine klare Linie zwischen den beiden Schwestern zu ziehen, scheint es, als würde sich Gellar bisweilen noch ein wenig schwer tun, ihren Figuren eine eigene Identität zu verleihen. In ihrem Schauspiel findet noch keine richtige Abgrenzung zwischen Bridget und Siobhan statt, allerdings gibt das Drehbuch auch nicht so viel her. Wir lernen im Piloten vor allem Bridget kennen, die sich in Siobhans intrigantem Leben zurechtzufinden versucht, weswegen Siobhans Identität eigentlich immer nur indirekt über Bridget aufgebaut wird. Diese hat allerdings so viele Probleme, dass das erstmal auch völlig reicht. Denn Bridget wird wegen Prostitution und Drogenbesitz angeklagt und ist zudem noch die einzige Zeugin in einem Mordfall – das heißt: Wenn sie nicht aussagt, kommt der Mörder nicht hinter Gitter. Wenn sie aber aussagt und damit bei der Polizei (und dem stets gern gesehenen Nestor Carbonell aka FBI-Agent Machado) bleibt, muss sie wohl mit einem Gefängnisaufenthalt rechnen.

Und so nimmt sie einen Ausweg, den man eigentlich nur als Kurzschlussreaktion bezeichnen kann: Nach einer Reunion mit Siobhan, die urplötzlich Selbstmord begeht, übernimmt Bridget die Identität ihrer Zwillingsschwester. Sie findet sich in einem Intrigenspiel wieder, denn Siobhans Leben ist bei weitem nicht so perfekt, wie es den Anschein hat: die Ehe mit ihrem Mann Andrew (Ioan Gruffudd) kriselt, die Beziehung zu ihrer Stieftochter (Zoey Deutch) ist komplett zerrüttet und sie hat eine Affäre mit Henry (Kristoffer Polaha), dem Mann ihrer besten Freundin (Tara Summers). Bei so viel Kabale und Liebe fragt man sich als Zuschauer dann doch: Wieso tut sich Bridget das an und sagt nicht einfach aus? Denn nicht nur ist Siobhans Leben ein Minenfeld, der angeklagte Mörder ist auch noch auf der Suche nach Bridget, um sie zum Schweigen zu bringen.

So hat man doch das Gefühl, dass die Prämisse von "Ringer" etwas arg wackelig ist. Es mangelt an einer klaren Motivation für Bridget, sich dafür zu entscheiden, Siobhans Leben zu übernehmen. Bridget mag einen Haufen Probleme haben, doch ihre Lösung zieht noch mehr Probleme mit sich. Abgesehen davon schleicht sich im Piloten auch ein wenig Langeweile ein, da in der Story kaum Tempo aufkommt und man es verpasst, wirkungsvoll Spannung zu inszenieren. Regisseur Richard Shepard setzt noch nicht die richtigen Mittel ein, um den Zuschauer vollends in seinen Bann zu ziehen, hat es da aber zugegebenermaßen auch nicht einfach, da das Skript von Eric Carmelo und Nicole Snyder einen Spannungsbogen vermissen lässt.

Insgesamt ist der Pilot von "Ringer" also vorerst eine durchschnittliche Sache. Die Storyidee ist an sich keine schlechte, vor allem da Siobhan definitiv einige Leichen im Keller hat, die es in den kommenden Episoden auszugraben gilt. An der Umsetzung jedoch harpert es bislang noch ein wenig. Vielleicht braucht "Ringer" hier einfach ein bisschen Einspielzeit und Mut, um noch mehr aus der Idee herauszuholen, gewisse Dinge ins Rollen zu bringen und aus seinen Charakteren und Darstellern mehr herauszukitzeln. Eine 50/50-Angelegenheit, bei der sich herausstellen wird, ob Sarah Michelle Gellar noch ein zweiter TV-Coup gelingen wird.

Maria Gruber - myFanbase

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