Abbott Elementary - Review Staffel 1
Sogenannte Workplace-Comedys haben eine lange weltweite Tradition, was man an Beispielen wie "Bob's Burgers" im Animationsbereich, "Brooklyn Nine-Nine", "It's Always Sunny in Philadelphia", "Scrubs - Die Anfänger" und auch im Deutschen mit "Stromberg" konkret ablesen kann. Die Schule als Arbeitsplatz ist dabei auch beliebt, wie beispielsweise durch "Mr. Griffin - Kein Bock auf Schule" (Original: "A.P. Bio") gesehen und das ist sicherlich auch kein Wunder, denn jede*r von uns hat eine Schulausbildung durchlaufen, so dass auch ohne Lehrerberuf die Umgebung etwas Vertrautes hat. Die Stärke dieses Settings hat auch Senkrechtstarterin Quinta Brunson erkannt, die mit der Sketchshow "A Black Lady Sketch Show" endgültig ihren Durchbruch hatte und nun gleich mit ihrer ersten selbstproduzierten Comedyserie "Abbott Elementary" von sich reden macht. Brunson stammt selbst aus Philadelphia und ihre Mutter ist jahrelang Lehrerin gewesen, was unterstreicht, dass die Inhalte der Serie offenbar ein Heimspiel für sie sind und damit die Authentizität gewährt ist. Wie hat mir nun die erste Staffel von "Abbott Elementary", die gleich für zahlreiche Emmy-Kategorien nominiert wurde, gefallen?
© 2021 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.; ABC/Prashant Gupta
Bin ich gerne zur Schule gegangen? Geht so. Dafür war die Zeit viel zu ambivalent. Ich hatte gute und weniger gute Lehrer*innen. Ich hatte stets überforderte Lehrer*innen, ich hatte auch potenziell sehr gute Lehrer*innen, die sich aber nie den nötigen Respekt verschaffen konnten. Mal ist man individuell gefördert worden, mal in der Masse untergegangen. Es gab starke und weniger starke Fächer. Alleine diese Aufzählungen zeigen, dass ein – in meinem Fall – 13-jähriges Schulleben mit einigen Höhen und Tiefen verbunden war und ich davon so einige Geschichten zu erzählen hätte. Nun kümmert sich "Abbott Elementary" mehr um die Lehrerperspektive, die aber oft gar nicht von der Schülerperspektive zu trennen ist. Zudem finde ich das Lehrerleben auch einen spannenden Diskurs, denn als Germanistikstudentin durfte ich mich unzählige Male bereits erklären, warum ich nicht auf Lehramt studiert habe. Ich habe eine Freundin, die selbst aus guten Gründen ihr Studium auf Lehramt abgebrochen hat, aber ich kenne auch einige, die ihr Studium noch durchziehen oder durchgezogen haben und für die es ihre Leidenschaft voll und ganz trifft. Damit ist das Thema Schule für mich in vielerlei Hinsicht präsent, weswegen mein Interesse für die Serie auch sofort mit ihrer Ankündigung erwacht war. Man merkt auch deutlich, dass die dargestellten Inhalte vertraut sind, denn auch wenn die Schulsysteme weltweit wahrlich nicht gleich sind, so sind überall Parallelen zu erkennen, was vielleicht so eine Serie wie "Abbott Elementary" auch wichtig macht, weil sie universelle Bedeutung hat.
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"Abbott Elementary" ist stilistisch etwa mit "Modern Family" vergleichbar, da es sich um eine Mockumentary handelt. Hier wird die Lehrerschaft an einer der ärmsten Schulen des Landes durch ein Filmteam begleitet, so dass die Hauptdarsteller*innen immer wieder in die Kamera sprechen. Auch ohne die konkreten Gesprächssituationen mit dem Filmteam wird das permanente Filmen sehr oft aufrechtgehalten, denn man sieht immer wieder, wie die Figuren mal in die Kamera gucken, wenn sie sich wieder bewusst werden, dass sie gefilmt werden. Das ist eine sehr konsequente Umsetzung in dieser ersten Staffel, die mir wirklich gut gefallen hat. Denn das direkte Sprechen in die Kamera war oft mit Insiderinfos verbunden, die die Figuren schneller vertrauter gemacht hat und bei dem anderen Aspekt ging es oft um das Minenspiel, was für einige herrliche Momente gesorgt hat.
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Wie so viele Serien muss sich "Abbott Elementary" in der ersten Staffel erst einspielen und hört quasi dann auf, als es gerade so richtig schön wurde. In den ersten Episoden ist deutlich zu merken, dass beim Hauptcast vor allem mit Klischees gespielt wird, um für die einzelnen Figuren ein scharfes Profil zu haben. Wie beispielsweise die von Brunson dargestellte Janine Teagues, die noch sehr frisch in ihrem Job ist und vor Optimismus strotzt und damit manchmal die anderen regelrecht in den Wahnsinn treibt, weil sie schon lange vom System ernüchtert sind. Oder wir haben Melissa Schemmenti (Lisa Ann Walter), die aus dem Süden von Philadelphia stammt und sich dementsprechend im kriminellen Geschäft bestens auskennt und auch für alles einen speziellen Kontakt zu Hand hat. Das sind jetzt beispielhaft zwei Figuren, die aber schon sehr gut zeigen, dass die ersten Episoden zum Reinkommen mehr auf einfach gestrickte Figuren setzen, lieber Klischees bedienen und sich versuchen, über die inhaltliche Ebene zu profilieren. Aber auch hier geht es etwas holprig los. Zwar sind sofort löbliche Ansätze zu erkennen, aber die thematische Abwechslung ist zunächst Fehlanzeige. Episode 1: Der Lehrerschaft fehlt es an Geld für Anschaffungen. Episode 2: Der Lehrerschaft fehlt es an Geld, um die Anschaffungen in Schuss zu halten. Episode 3: Der Lehrerschaft fehlt es an Geld für Anschaffungen. Es ist völlig klar, dass besonders die ökonomischen Aspekte den Schulalltag behindern, aber um die Zuschauer*innen wirklich an die Serie zu binden, fand ich die ersten drei Episoden inhaltlich unglücklich gewählt, weil es so eintönig wirkte.
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Spätestens mit der Hälfte der Staffel haben sie die Kurve aber bekommen, denn hier sind schulische Themen in vielfältiger Form (technische Unterstützung der Unterrichtsformen, Begabtenprogramme, AGs, Tag der offenen Tür etc.) zu finden, während gleichzeitig auch sehr private Themen der Lehrerschaft in den Fokus gerückt werden. Das ist in meinen Augen dann genau die Mischung, die die zweite Staffelhälfte sehr, sehr unterhaltsam macht. Zudem scheut sich die Serie auch nicht, immer wieder verschiedene Charakterkonstellationen auszuprobieren, was mir gut gefallen hat, weil das immer frischen Wind ins Geschehen gebracht hat. Dennoch waren auch die zunehmenden Insider natürlich ein wichtiger Faktor, denn wenn Gregory (Tyler James Williams) von der Kamera immer wieder erwischt wird, wie er Janine schmachtend ansieht, oder wenn Hausmeister Mr. Johnson (William Stanford Davis) überall konsequent nach Müll sucht, das ist einfach lustig. Insgesamt kann man auch löblich für diese inhaltliche und charakterliche Entwicklung festhalten, dass es immer besser gelingt, konkret Kritik am System zu üben, aber gleichzeitig – einer Comedyserie konform – stetig benötigte Hoffnungsschimmer auszustrahlen. Denn auch wenn es ein SchulSYSTEM ist, die Serie zeigt doch auch, dass es auch an den Menschen in der Schule liegt, eine ansteckende und motivierende Atmosphäre zur persönlichen Weiterentwicklung zu kreieren.
Den Humor der Serie würde ich als breit gefächert einstufen, denn es gab Momente, in denen ich einfach in lautes Lachen ausbrechen musste, weil viel mit Situationskomik gearbeitet wurde oder weil es toll Referenzen auf die Popkultur gegeben hat. Oftmals musste ich aber auch länger über etwas nachdenken, weil der Humor oft auf einer sehr intelligente Art und Weise verpackt worden ist. In dem Sinne ist "Abbott Elementary" wirklich weit weg vom plumpen Humor. Vermutlich ist auch genau das der Grund, dass nach den verschwindenden Erfolgen von "Modern Family" und "Black-ish" als letzten Networkserien mit Preisen bei Verleihungen, mal wieder eine Network-Serie triumphieren könnte. Zwar tue ich mich speziell im Genre Comedy schwer, zwischen verschiedenen Formaten abzuwägen, da gerade Humor ein extrem subjektiver Faktor ist, aber "Abbott Elementary" besticht durch eine universelle Thematik, die bissig, aber auch optimistisch verarbeitet wird und die über einen sehr gut aufspielenden Cast verfügt. Auch wenn ich persönlich glaube, dass die zweite Staffel nur noch besser wird, so drücke ich der Serie schon jetzt gerne die Daumen, denn sie hat mir bereits einige schöne Serienmomente beschert.
Fazit
Die großen fünf US-Networks und Preisverleihungen? Schon länger keine Liebesgeschichte mehr, weswegen so ein Erfolg wie von der ABC-Serie "Abbott Elementary" unweigerlich heraussticht. Für mich hat es sich in jedem Fall gelohnt, den lobpreisenden Berichten über die Comedyserie nachzuspüren, denn ich habe eine intelligent erzählte Serie zum Thema Schule bekommen, die sich erst einspielen muss, aber dann immer besser wird und sicherlich noch einige Staffeln grandioser Unterhaltung vor sich hat!
Die Serie "Abbott Elementary" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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