Abbott Elementary - Review Staffel 3

Foto:

Nachdem bis in den Beginn von TV-Season 2023/2024 von WGA und SAG-AFTRA gestreikt wurde, haben sämtliche Network-Serien bei der Episodenzahl für die neue Staffel ordentlich einbüßen müssen. Dabei war offensichtlich, dass sich speziell die Dramaserie mit nur zehn bestellten Episoden etwas schwer getan haben. Während diese Folgenanzahl im Streamingbereich eher Standard sind und dort auch bewiesen wird, dass man so perfekt Geschichten erzählen kann, scheint ABC da in den Writers Rooms eine gewisse innere Sperre gehabt zu haben. "Abbott Elementary" als Comedyserie hat für Staffel 3 immerhin 13 Episoden bekommen, aber auch hier war von Serienschöpferin und Hauptdarstellerin Quinta Brunson zu hören, dass es eine gewisse Herausforderung, aber gleichzeitig auch Entspannungsgefühl war, weil ansonsten viel mehr Episoden für eine Staffel kreativ gestemmt werden müssen. Wie hat sich also "Abbott Elementary" mit der verkürzten Staffel geschlagen?

Externer Inhalt

An dieser Stelle ist Inhalt von einer anderen Website (z. B. YouTube, X...) eingebunden. Beim Anzeigen werden deine Daten zu der entsprechenden Website übertragen.

Externe Inhalte immer anzeigen | Weitere Informationen

Zunächst war ich doch etwas böse mit Disney+ mit der Ausstrahlungspolitik. Unangekündigt wurde die dritte Staffel dort noch einmal aufgeteilt. Ob nun wegen Verzögerungen bei der Synchronisation oder weil es von Anfang an so geplant war, zwar unklar, aber auch egal, denn offensiv bekannt gemacht, und der Ärger wäre gar nicht entstanden. Zumindest bei mir nicht. Denn Comedyserien schaue ich im Gegensatz zu Dramaserien tendenziell lieber als Binge-Erlebnis. Aber den Ärger mal beiseite, die dritte Staffel von "Abbott Elementary" hat sehr gut funktioniert. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sich die Serie mit irgendwelchen Entwicklungen zurückgehalten hat. Nein, es sind genug Entwicklungen vorangetrieben worden. Ich fand auch, dass es nicht nur pro Figur größere Sprünge gab, sondern die Staffel war auch ansonsten in einigen Ideen neu und mehr auf die private Ebene der Lehrer*innen ausgelegt. Das hatte ich schon in Staffel 2 gelobt, als wir uns vom Schulalltag mal etwas gelöst haben. Auch wenn ich die Episoden mit den Schüler*innen genauso feiere, aber wenn man über mehrere Staffeln hinweg qualitativ abliefern will, dann muss ein häufiger Impulswechsel vorhanden sein. Das war hier, weswegen die dritte Staffel sich nahtlos in die bisherige Qualitätssteigerung einreiht.

Foto: Quinta Brunson & Josh Segarra, Abbott Elementary - Copyright: 2023 Disney und seine verbundenen Unternehmen; Disney/Gilles Mingasson
Quinta Brunson & Josh Segarra, Abbott Elementary
© 2023 Disney und seine verbundenen Unternehmen; Disney/Gilles Mingasson

Eine der größten Schritte der Staffel ist wohl die offensive Einbindung des Schuldistrikts, der mit seinen administrativen Angestellten bislang eher der unbekannte Antagonist im Hintergrund war, weil sich gerade öffentliche Schulen wie die Abbott im Stich gelassen fühlen. Mit den Neuzugängen Manny (Josh Segarra), Emily (Kimia Behpoornia), Simon (Benjamin Norris) und im geringen Umfang Chef Reynolds (Keegan-Michael Key) bekommen wir konkrete Gesichter und schließlich wechselt Janine (Brunson) dorthin. Ich fand die Idee sehr spannend, auch weil es charakterlich eigentlich perfekt zu ihr passte. Auch wenn immer klar war, dass sie den Umgang mit den Kids liebt, aber gleichzeitig war sie alleine durch ihren Idealismus und ihre Strukturierung ideal, um auf einer höheren Ebene etwas zu bewegen. Auch wenn Janine letztlich zurückgekehrt ist, aber es wurde doch sehr augenscheinlich abgebildet, dass sie das Zeug für den Bürojob allemal hatte und dass sie etwas von sich dort ideal eingebracht hat. Aber auf menschlicher Ebene war es eine größere Herausforderung. Janine hatte vor der Abbott keine beständigen sozialen Zirkel und auch wenn sie bei den neuen Kollegen sofort gut angekommen ist, aber an der Schule waren ihre Lieblingsmenschen, weswegen sie sich schnell außen vorgelassen gefühlt hat. Gleichzeitig war es aber auch schön, dass man gemerkt hat, was sie bei den Schüler*innen bewegt hat und was sie umgekehrt alles von ihnen mitnimmt. Zunächst konnte sie nicht loslassen (was zu einigen lustigen Momenten mit den Vertretungslehrern geführt hat), dann wiederum wurde sie vermisst. Auch wenn Janine am Ende schließlich weiterhin ihr etwas nerviges Selbst bleibt, so finde ich doch schon, dass sie in einigen Punkten gelernt hat, einfach mal lockerer zu lassen. Das war beispielsweise dann bei dem großen Schulausflug in den Park zu sehen. Dort war sie kaum daran interessiert, die perfekte Lehrerin zu sein, stattdessen hat sie einfach gelebt.

Partnerlinks zu Amazon

Natürlich hat die lockere Seite auch viel mit Gregory (Tyler James Williams) zu tun, denn die Gefühle zwischen ihnen bleiben die gesamte Staffel über präsent. Ich fand es gut, dass das noch einmal ausgebremst wurde und wir nicht gleich kopfüber in eine Beziehung gestürzt sind, zumal ich glaube, dass Janine dann das Abenteuer beim Schuldistrikt nicht gewagt hätte. Aber beide breiten ihre Flügel auch ganz ohne einander aus und das tut beiden gut. Zum Ende hin war die Chemie aber wirklich wieder sehr genial. Für eine Comedyserie finde ich das auch sehr beachtlich, dass es so intensiv und doch auch bedacht wird. Mit Beziehungen geht da alles schonmal etwas schneller. Hier ist es aber genau richtig und ich bin sehr gespannt, wohin der gemeinsame Weg in Staffel 4 führen wird. Aber noch einmal kurz bei Gregory bleibend. Für mich war es seine Staffel, wobei das stimmt nur halb, es war die Staffel von Williams als seinem Darsteller. Er hat schon lange Jahre Erfahrung als Comedyschauspieler sammeln können und dann ist Gregory in seiner Steifheit eigentlich jemand, der an manchen Stellen limitiert, aber so entspannter er mit allen anderen wird, desto lockerer kann auch Williams lassen und das hat mich doch an einigen Stellen wirklich sehr laut zum Lachen gebracht. Speziell die Episode #3.11 Double Date war Unterhaltung pur. Gregory am Tisch von Janine, Manny, Tariq (Zack Fox) und Erika (Courtney Taylor) und seine Befragung, herrlich! Aber auch gleich direkt danach die Muttertagsepisode, als Gregory Barbaras (Sheryl Lee Ralph) Fürsorglichkeit über sich ergehen lassen muss, pure Unterhaltung!

Foto: Sheryl Lee Ralph & Lisa Ann Walter, Abbott Elementary - Copyright: 2023 Disney und seine verbundenen Unternehmen; Disney/Gilles Mingasson
Sheryl Lee Ralph & Lisa Ann Walter, Abbott Elementary
© 2023 Disney und seine verbundenen Unternehmen; Disney/Gilles Mingasson

Da wir gerade bei Barbara sind, ist es natürlich vor allem ihre Freundschaft zu Melissa (Lisa Ann Walter), die wieder hervorragend funktioniert hat und das durchgängigste Muster der Staffel darstellt. Ob es nun die ernster werdenden Werbungsversuche von Gary (Bruno Amato) oder der gemeinsame Buchclub ist, die beiden sind in der Mittagspause immer gemeinsam an ihrem Tisch anzutreffen und von dort aus regieren sie die Welt, so kommt es auf jeden Fall stellenweise vor. Aber auch zurecht, denn die sind auf eine Art so verschieden, alleine schon wegen ihres Hintergrunds mit Hautfarbe, Religion etc., aber die beiden zeigen, dass Verwandtschaft im Geist solche Unterschiede gar nicht kennt. Aber dieses Duo ist nicht nur auf sich angewiesen. Während Barbara auch mit Gregory und Janine hervorragend funktioniert, weil sie für beide immer wieder als Mutterfigur agiert, so war die große Überraschung der Staffel aber Melissa und Jacob (Chris Perfetti). Letzterer ist tatsächlich eher der, der immer etwas übersehen wird, aber ich habe ihn doch wie alle anderen echt ins Herz geschlossen. Dass er mit Zach (Larry Owens) das Beziehungsende gesucht hat, das war schon die erste Überraschung, aber dass daraus Jacob und Melissa als Mitbewohner resultiert? Was für eine Idee! Es war herrlich, was die beiden für eine Verbindung geknüpft haben und es hat allgemein gezeigt, dass so eine Serie sich problemlos neu erfinden kann. Einfach leicht abweichen und schon ist etwas Neues an der Hand, was unerwartet verzaubert.

Foto: Tyler James Williams & Chris Perfetti, Abbott Elementary - Copyright: 2023 Disney und seine verbundenen Unternehmen; Disney/Gilles Mingasson
Tyler James Williams & Chris Perfetti, Abbott Elementary
© 2023 Disney und seine verbundenen Unternehmen; Disney/Gilles Mingasson

Nun haben wir noch Ava (Janelle James) und Mr. Johnson (William Stanford Davis), die ich bislang noch nicht näher erwähnt habe. Letzterer bleibt einfach der Scene Stealer. Es ist immer wieder lustig, in welche Momente er als Hausmeister eingebunden wird und es ist deutlich zu merken, dass die Autor*innen mit ihm und seinen Zeilen den größten Spaß haben müssen, weil da immer etwas kommt, was sitzt. Demgegenüber war es für mich aber nicht so die Staffel von Ava. Dabei ging es eigentlich gut, indem sie mit dem neuen Schuljahr sich komplett neu überdenkt. Auch wenn klar war, dass das so nicht anhalten würde, weil James eben genau für die typische Ava-Art gefeiert wird, so fand ich doch etwas schade, dass es keine richtigen Nachwirkungen gab. Denn danach war alles wieder beim Alten und von dort aus gab es auch keinen entscheidenden Sprung mehr. So bleibt Ava Scene-Stealer wie Mr. Johnson, was mich auch immer wieder zum Lachen bringt, aber während er in dieser Rolle genau die ideale Position hat, so haben wir von Ava schon genug Seiten erlebt, um sagen zu können, da geht mehr und da war Staffel 4 zu brav. Die Staffel hat sich wie gesagt auch mehr mit privaten Herausforderungen und Entwicklungen beschäftigt, was soziapolitische Schulthemen etwas in den Hintergrund gerückt hat. Aber die Lesart war immer noch da, zurückgeschraubter, aber doch immer präsent, was mir beweist, dass es auch immer wieder hervorgeholt und auf den Punkt gebracht angeboten wird. All das stimmt mich extrem positiv, dass die Serienzukunft hier weiter rosarot ist.

Fazit

"Abbott Elementary" hat eine starke dritte Staffel abgeliefert. Es gab einiges an neuen Ideen, an neuen Konstellationen und wieder ganz viel Spaß. Alles stand unter der Beobachtung, wesentlich mehr das Private der Lehrerschaft zu beleuchten, was ich als Abwechslung und neuen Input sehr zu schätzen wusste. Ich bleibe weiterhin sehr optimistisch, noch tierisch viel Spaß mit der ABC-Produktion haben zu werden.

Die Serie "Abbott Elementary" ansehen:

Lena Donth - myFanbase

Zur "Abbott Elementary"-Reviewübersicht

Kommentare