Avatar - Der Herr der Elemente - Review
#1.08 Legenden

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Die achte Folge, das Staffelfinale, hat bei mir einen gemischten Eindruck hinterlassen. Man hat vielleicht mitbekommen, dass die Co-Schöpfer der animierten Originalserie, Bryan Konietzko und Michael Dante DiMartino, aus dem Netflix-"Avatar"-Projekt ausgestiegen sind, angeblich wegen kreativer Differenzen oder wegen der kreativen Ausrichtung. Bis zum Finale hat es mich daher gewundert, wie bemüht sich die Netflix-Adaption am Original orientiert und ich habe vergeblich die benannten "kreativen Differenzen" gesucht. Natürlich werden hier und da kleinere Änderungen vorgenommen, aus dramaturgischen Gründen. Doch ich bilde mir nun ein, herausgefunden zu haben, weshalb die Co-Schöpfer ausgestiegen sind.

Foto: Gordon Cormier, Avatar - Der Herr der Elemente - Copyright: 2024 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix
Gordon Cormier, Avatar - Der Herr der Elemente
© 2024 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix

Kommen wir aber erstmal zur Handlung selbst. Die Feuermarine startet einen Angriff mit bestimmt einhundert Schiffen, jemand könnte mal pausieren und für mich durchzählen. Wir haben also schon zu Beginn eine kurze Action-Szene, als die drei Haupthelden ein Marineschiff angreifen, das macht schon mal Lust auf mehr. Danach sehen wir noch Prinz Zuko (Dallas Liu), wie er sich von seinem Onkel Iroh (Paul Sun-Hyung Lee) in einer emotionalen Szene verabschiedet. Bis zum Angriff der Marine auf die Stadt ist es dann auch nicht mehr lange hin. Erst gibt es einen Dauerbeschuss und irgendwann bricht dann auch das erste Schiff durch die Eismauer. Währenddessen fliegen Admiral Zhao (Ken Leung) und General Iroh im Schutz der Dunkelheit in einem kleinen Kriegsballon über die Mauer der Stadt, denn der Admiral hat einen Plan. Er möchte den Mondgeist, welcher einmal im Jahr seine Unsterblichkeit aufgibt, um unter den Menschen zu Leben, mit einem mystischen Dolch töten. Team Avatar schafft es auch nicht, dies zu verhindern, woraufhin der Meeresgeist, der Partner des Mondgeistes, den Körper des Avatars (Gordon Cormier) nutzt, um sich zu rächen. Ab diesem Punkt ging es mit der Episode nur noch bergab. Die Effekte sind für eine Fantasyserie auf einem hohen Niveau, ohne Frage. Am besten gefiel mir der Avatar, wie er in einer düsteren Szene und im Avatar-Zustand den Teich betritt, um sich mit dem oben genannten Geist zu verbinden. Der Wasserdrache, den er um sich herum kreiert, sieht mir zwar sehr nach Godzilla aus, aber darüber kann man hinwegsehen. Eine Schwäche dieser Folge ist aber definitiv die Karikatur des Admirals, der nun auch offen zugibt, mit Prinzessin Azula (Elizabeth Yu) zu paktieren. Dies konnte man in der siebten Folge durch einen nicht ganz so subtilen Schnitt leicht erahnen, damit blieb der große Schockmoment völlig unspektakulär. Das Admiral Zhao zudem plante, den Feuerlord (Daniel Dae Kim) zu verraten, machte ihn eigentlich bloß zu einer großspurigen Marionette. Der Offizier strahlt einfach keine richtige Bedrohung aus, obwohl er neben Prinz Zuko der Hauptgegner dieser Staffel ist. Wenigstens hatte er in dieser Folge eine erlösende Eigenschaft, da er lediglich die Fähigkeiten zum Wasserbändigen auslöschen wollte, nicht jedoch die Wasserbändiger selbst. So hätte er den Meeresgeist statt des Mondgeistes erstechen müssen und die Schlacht wäre sofort gewonnen gewesen. Die labile Prinzessin Azula wird dafür als Mastermind und Hauptgegner für die nächste Staffel vorbereitet, während der Feuerlord einfach nur als ein schurkisches Requisit fungiert. Beide haben bisher nie aktiv etwas zur Handlung beigetragen, was sie als Oberbösewichte nicht wirklich interessant macht. Prinz Zuko, welcher in dieser Folge fast den Kampf gegen die Wasserbändigerin Katara (Kiawentiio) verliert, ist auch keine wirkliche Bedrohung. Der junge Monarch füllt eher die Rolle des Rivalen oder eines Antihelden aus. Auch die eigentlichen Kampfsequenzen, zwischen den Soldaten der Feuermarine und den Verteidigern, sind eher spärlich gesät. Da hätte man definitiv zwei Folgen für nutzen sollen.

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Darüber hinaus hat sich wohl irgendwer gedacht, wir müssen den Theatralik-Regler auf "Melodramatisch" drehen. Prinzessin Yues (Amber Midthunder) Monolog, als sie sich von Sokka (Ian Ousley) verabschiedet, oder Katara, die dem rachsüchtigen Aang im Avatar-Zustand gut zuredet, wirken eine Spur zu aufgesetzt und viel zu hastig inszeniert. Die Handlungsstränge der beiden Geschwister, außerhalb dieser Szenen, bleiben auch nicht wirklich im Gedächtnis. Dann noch der Tod von Hahn (Joel Oulette), dessen Charakter extra so angepasst wurde, dass man für ihn Sympathien entwickelt, um ihn dann sterben zu lassen. Was mich als Zuschauer aber völlig kaltgelassen hat, da diese Figur genauso oberflächlich inszeniert wurde wie Häuptling Arnook (Nathaniel Arcand) und Meister Pakku (A Martinez). Letzterer gesteht sich am Ende seine Fehler ein, Frauen diskriminiert zu haben, was seiner Persönlichkeit zumindest etwas Tiefgang verleiht.

Foto: Kiawentiio, Ian Ousley & Gordon Cormier, Avatar - Der Herr der Elemente - Copyright: 2024 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix
Kiawentiio, Ian Ousley & Gordon Cormier, Avatar - Der Herr der Elemente
© 2024 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix

Zum Schluss war der nördliche Wasserstamm siegreich, Prinzessin Yue hat sich geopfert, Zhao ist hoffentlich auch gestorben und Zuko gebrochen. Der Prinz hat nämlich vom Admiral erfahren, dass seine ganze Verbannung nur dazu diente, seine eifersüchtige Schwester zu motivieren, im Krieg aktiv zu werden. Wenn sich das für euch nach konstruiertem Unsinn anhört, dann gebe ich euch recht. Alles, was an dieser Folge geändert wurde, verglichen mit der Vorlage, wurde einfach schlecht umgesetzt. Da die erste Hälfte der Episode aber völlig okay ist, verbleibt ein mittelmäßiger Gesamteindruck.

Fazit

Wenn man nicht mit der originalen Animationsserie vertraut ist und kein Problem mit oberflächlichen Figuren hat, dann wird man diese Episode wahrscheinlich sogar besser bewerten. Ich fand sie als Staffelfinale eher schwach, aber werde trotzdem weiterschauen, weitere Staffeln wurden nämlich bestätigt. Hoffentlich dann mit etwas mehr Budget, mehr Zeit für die Dreharbeiten und weniger Abweichungen zur Vorlage. Und wenn doch, dann Änderungen, die wenigstens Sinn ergeben.

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Andy Bananas - myFanbase

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