Bosch: Legacy - Review Staffel 2

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Bosch: Legacy
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Da ich die erste Staffel des Spin-Offs "Bosch: Legacy" erst später gesehen habe, war die Wartezeit auf Staffel 2 für mich erfreulicherweise nicht lang, was dann vor allem einem fiesen Cliffhanger rund um Maddie Bosch (Madison Lintz) zugute kam. Insgesamt kann man auch sagen, dass die zweite Ausgabe eher zweigeteilt zu sehen ist. Für die Doppelfolge zum Start steht die Welt noch etwas still, weil es nur darum geht, Maddie zu retten, und mit Episode 3 startet dann erst wieder die klassische Struktur. Aber auch die Geschehnisse aus Staffel 1 sind noch nicht vergessen, so dass Gegenwart und Vergangenheit clever miteinander verwoben werden. Das ergibt also auch für Staffel 2 wieder eine anspruchsvolle Mischung, aber wird diese auch über die Ziellinie gebracht?

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Staffel 2 startet wie gesagt mit der Jagd nach Kurt Dockweiler. Dieser wurde übrigens in Staffel 1 noch von Will Chase dargestellt, aber in Staffel 2 hat dann David Denman übernommen, falls sich jemand über das veränderte Gesicht wundern sollte. Auch wenn wir als Zuschauer*innen schon wussten, wer Maddie entführt hat, waren es dennoch zwei atemraubende Episode gleich zu Beginn, die absolut an den Bildschirm gefesselt haben. Vor allem weil es insgesamt auch "Bosch" pur. Ich hatte ja schon in Bezug auf Staffel 1 argumentiert, dass das Spin-Off ganz eindeutig die DNA der Mutterserie erhalten hat, aber es bezog sich nicht auf die Stilistik, sondern eben auch auf die zahlreichen Darsteller*innen, die, auch wenn sie nicht für den Hauptcast zurückgeholt wurden, dennoch auch in Gastrollen vorbeischauen. Bei dem Wettlauf gegen die Zeit, um Maddie auf jeden Fall zu finden, hat es dann absolut Sinn ergeben, dass Jerry Edgar (Jamie Hector), Barrel (Troy Evans) und Crate (Gregory Scott Cummins) auch wieder am Start waren, weil Maddie für sie genauso zur Familie gehört. Aber in erste Linie war es natürlich eine der größten privaten Herausforderungen jemals für Harry Bosch (Titus Welliver). Das mit Exfrau Eleanor (Sarah Clarke) in der Mutterserie war auch schon schlimm, aber da war es für ihn auch schlimm, weil es um die Mutter seines Kindes ging; hier geht es nun direkt um sein Kind und das hat man gemerkt. Harry war immer schon jemand, der die Regeln zu seiner Gunst ausdehnt, aber diesmal war im Grunde gar nichts vor ihm sicher. In meinen Augen war die Doppelfolge das emotionalste Schauspiel, was ich von Welliver je gesehen habe und da blieb in seiner Verzweiflung auch bei mir kein Auge trocken.

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David Denman & Madison Lintz, Bosch: Legacy
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Es war aber nicht nur die Dramatik dessen, es war auch Dockweiler selbst, der mich richtig überrascht hat. Natürlich ist er ein Verbrecher, das war klar, denn sonst wäre Maddie ihm ursprünglich gar nicht auf die Spur gekommen, aber mit welcher Weitsicht er das Verbrechen geplant hat, obwohl er auf einmal unter Zeitdruck stand, das kam überraschend. Auch wenn Dockweiler am Ende gescheitert ist, weil Maddie gerettet werden konnte, so sah es wirklich lange sehr gut für ihn aus. Wie er sich zwischen evil Mastermind und Opfer der Justiz inszeniert hat, Oscar würdig. So einen Typus braucht es dann aber auch, um die Dramatik weiter zu unterstreichen. Genauso beeindruckend war aber auch Maddie in der Sache. Wie sie sich gegen Dockweiler in jedem passenden Augenblick gewehrt hat und nie aufgegeben hat, wie sie dann aber auch in der Kiste, begraben mitten in der Wüste, um ihr Überleben kämpfte, auch hier Hut ab. Ich fand es ja schon in Staffel 1 beeindruckend, wie weit sie sich als junge Frau inzwischen gemausert hat. In Staffel 2 ist endgültig geklärt, dass sie die Tochter ihres Vaters ist und diese Entführung setzt für sie eine weitere wichtige Entwicklung in Gang.

Nach diesem spannenden Auftakt geht es zurück zu den Basics. Dort können wir aber erstmal mit Maddie gleich weitermachen, denn nach drei Monaten Erholungszeit kehrt sie in den Job zurück, aber sie hat mit einigen Nachwirkungen zu kämpfen. Ich fand es nachvollziehbar gestaltet, dass ihr zuhause die Decke auf den Kopf fällt, auch weil sie nachts nicht zur Ruhe kommt, aber im Job werden eben wiederum andere Dinge getriggert. Zudem hat es eben auch das Vater-Tochter-Verhältnis verändert. Harry ist durch ihren beinahe Verlust beschützender geworden, während Maddie aber gleichzeitig immer mehr eine selbständige Frau ist, die ihren Freiraum braucht und zu ihren Bedingungen Nähe sucht. Parallel bringt sich Harry in dieser Staffel wiederholt in Gefahr und das erinnert Maddie darin, dass sie schon eine Halbwaise ist und auf ihren Vater angewiesen ist, um nicht alleine auf dieser Welt zu sein. Das hat alles sehr komplex gemacht, weil Harry sich eben genauso wenig wie Maddie einsperren und einschränken lässt. Aber zurück zu ihr. Sie hatte eine starke Staffel, weil eben speziell die Aufarbeitung des Traumas, erlitten durch Dockweiler, erst einmal überwunden werden muss. Ihr Auftritt vor Gericht war dann richtig stark, auch wenn es Anlauf gebraucht hat, aber auf Dauer wird es Maddie stärken. Es ist auch schön, dass sich Reina Vasquez (Denise G. Sanchez) als eine solche stützende Kollegin bewiesen hat. In der ersten Staffel war das nicht immer so einfach, aber sie ist als erfahrenere Frau eine wichtige Mentorin, denn beide sind doch auch von einem Schlag. Einzig Rico (Anthony Gonzales) war für mich ein Fremdkörper in dieser Staffel. Es hat nicht konkret zu etwas geführt, das hat also gepasst, aber da hätte man ihn eigentlich auch fast komplett streichen können.

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Ansonsten haben wir ein recht komplexes Netz aus alten und neuen Aspekten. Das Kapitel Carl Rogers und Explosion der Pipeline holt Harry und Honey Chandler (Mimi Rogers) wieder ein. Das hat mich immer schon an "Bosch" begeistert, dass sich viele Ermittlungen organisch entwickelnd anfühlen und nicht einfach mit einer Axt abgehackt werden. Und die ganze Geschichte rund um Rogers war weitreichend genug, um nun Ermittlungen durch das FBI zu rechtfertigen. Das war immer so eine latente Gefahr, die über der Staffel lauerte, weil man nie genau wusste, ob nun eine Endstation erreicht ist, zumindest für einen Beteiligten. Aber es war auch immer wieder genial, wie Harry und Chandler zuletzt lachen konnten. Eigentlich war die Sache des FBI durchaus verständlich, aber Agent Jones (Vincent Laresca), Agent James (Jolene Kay) und ihr Boss Agent Baron (Anthony Michael Hall) waren einfach keine Figuren, die einem sympathisch werden konnten. So war es mehr als leicht, Harry und Chandler die Daumen zu drücken, auch wenn sie faktisch auf der falschen Seite des Gesetzes stehen. In dem Zusammenhang hat mir aber auch gefallen, dass Mo (Stephen A. Chang) mehr beisteuern durfte, als nur der Hacker vom Dienst zu sein. Auch wenn die Einführung von Jade Quinn (Jessica Camacho) mehr als suspekt war, weil in einer solchen Serie bekommt niemand einen Love Interest für eine süße Liebesgeschichte geschrieben, aber ich mochte dennoch, wie es sich entwickelt hat, denn ich war wirklich unsicher, ob Mo nun tatsächlich etwas naiv derjenige ist, der alles zum Scheiten bringt.

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Mimi Rogers & Titus Welliver, Bosch: Legacy
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Zuletzt haben wir dann noch eine aktuelle Ermittlung. Es ist eher ungewöhnlich, dass wir mit Ellis (Max Martini) und Long (Guy Wilson) die Täter, zwei korrupte Cops, nahezu sofort kennenlernen. Aber dennoch hat es die Serie gut geschaffen, auch mit diesem entscheidenden Hinweis für genug Spannungsmomente zu sorgen. Denn es war überhaupt nicht klar, wie weitreichend die beiden involviert sind und wie genau alles rund um David Foster (Patrick Brennan) zusammenhängt. Dazu war speziell Ellis auch ein Charakter, der so eine Serie speziell macht, denn er hat so dunkle Seiten, dass zum einen das Verhältnis zu Long interessant war, aber auch weil man Harry gegen ihn besonders angefeuert hat. Aber natürlich auch Chandler. Bei ihr muss ich auch immer wieder sagen: sie ist so viel weicher und weitsichtiger geworden. Knallhart und gewieft, das wird sie immer sein, aber ihr Blick auf die Welt hat sich doch sehr gewandelt und deswegen hat sie auch Harrys Respekt. Ihm war Ellis natürlich auch ein Dorn im Auge, weil er all das ist, was er immer schon gehasst hat. Harry sah sich schon oft ähnlichen Verdächtigungen gegenüber, aber er war es nie, weil er immer die Opfer ins Zentrum gestellt hat. Ellis hat dann wohl auch etwas in ihm angerührt, weil er den Weg über Maddie gewählt hat. So wurde auf die Vater-Tochter-Beziehung bezogen nochmal deutlich, dass es sie ist, die alle Grenzen ausweitet. Dementsprechend endet diese Staffel auch auf einem dazu passenden Cliffhanger und ich bin gespannt, wie sehr Harrys Entscheidung wegen Dockweiler da Verhältnis prägen wird.

Fazit

"Bosch: Legacy" bietet erneut eine gute Staffel an. Die beiden Episoden zu Beginn sind fast ein eigenes Event, das an Spannung und Emotionalität kaum zu überbieten war. Aber auch die restlichen acht Folgen, die wieder zurück zur Basis des Erzählstils gehen, wissen mitzureißen, denn Altes wird geschickt mit Neuem verbunden und bei alldem werden die Charakterentwicklungen weiter vorangetrieben. "Bosch: Legacy" bleibt so wie schon die Mutterserie einfach eine gut erzählte Krimiserie, die vor allem wegen der Staffellänge immer das rechte Maß anbietet.

Die Serie "Bosch: Legacy" ansehen:

Lena Donth - myFanbase

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