DVD-Rezension: Victoria, Staffel 3

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Tom Hughes & Jenna Coleman, Victoria
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Zwei Jahre nach Staffel 2 geht die britische Serie "Victoria" in die dritte Runde und beleuchtet in acht Episoden die Regierungsjahre der Königin Victoria von 1848 bis 1851. Der britische Sender ITV zeigte die dritte Staffel vom 13. Januar bis zum 3. März 2019. In Deutschland erfolgte die Ausstrahlung auf dem Sender Sky 1 vom 23. Dezember 2019 bis zum 3. Januar 2020. Seit dem 31. Januar 2020 sind die DVDs und Blu-rays im Handel erhältlich.

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Inhalt

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Auch die britischen Inseln bleiben von den Unruhen, die auf dem europäischen Festland ausgebrochen sind, nicht verschont. Menschen, die wegen der Arbeitsbedingungen in Fabriken in tiefster Armut leben, gehen auf die Straße und fordern Reformen. Es sind stürmische Zeiten, durch die Königin Victoria (Jenna Coleman) während ihrer Schwangerschaft mit ihrem sechsten Kind das Land navigieren muss, dabei machen ihr zusätzlich Außenminister Lord Palmerston (Laurence Fox) und ihre überraschend zurückgekehrte Halbschwester Feodora (Kate Fleetwood) das Leben schwer. Obwohl sie sonst immer auf die Unterstützung ihres Mannes Prinz Albert (Tom Hughes) zählen kann, ist sich das Ehepaar in diesen Jahren öfters uneins und entfremdet sich zusehends. Alles Herausforderungen, die Victoria zusätzlich zu ihren anderen Aufgaben als Regentin zu bewältigen hat.

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Rezension

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Tom Hughes & Jenna Coleman, Victoria
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Staffel 3 von "Victoria" macht es sich wie schon ihre Vorgänger nicht nur zur Aufgabe, das Familienleben von Victoria, Prinz Albert und ihren Kindern darzustellen, sondern dem Zuschauer auch den Zeitgeist näher zu bringen. Ohne jegliche Hast und, wenn angebracht, in aller Ausführlichkeit erzählen die acht Episoden dem Zuschauer von Victorias Herausforderungen in den Jahren 1848 bis 1851, in denen in ganz Europa Zeiten des politischen Umbruchs stattfinden. In Frankreich wird König Louis-Philippe von seinen Bürgern ins Exil getrieben und auch in Deutschland findet eine Revolution statt, weil Arbeiter des Landes nicht länger ihre schrecklichen Lebenssituationen hinnehmen wollen und Rechte einfordern. Von diesem Aufstand der Arbeiter bleibt auch Großbritannien nicht verschont und wegen der Erinnerungen an die Revolution 1789 in Frankreich, in denen Madame Guillotine zuschlug, herrscht an Victorias Hofe Angst, nicht nur bei den Adligen, sondern auch bei der Dienerschaft.

Wie schon in den beiden Vorgängerstaffeln und wie man es auch von "Downton Abbey" kennt, nutzt man die Dienerschaft, um Eindrücke und Meinungen aus allen Blickwinkeln zu der politischen hochbrisanten Situation zur Spache zu bringen. Diesmal reicht die Dienerschaft natürlich nicht vollkommen, um ein adäquates Bild der Protestbewegung zu zeichnen, so dass man über Skerrett (Nell Hudson) den Kontakt zur Arbeiterin Abigail Turner (Sabrina Bartlett) herstellt, die zusammen mit zahlreichen Menschen an einer Petition arbeitet, um mehr Rechte zu bekommen. Durch sie begreifen die Zuschauer, aber auch Victoria, dass der Protest sich nicht gegen die schwangere Königin richtet, sondern gegen die Tatsache, dass sich die Wohlhabenden auf Kosten der Arbeiter bereichern. Es ist unglaublich spannend zu sehen, wie sich Victorias Einstellung zu dem Protest mit dieser Erkenntnis ändert und wie sie unerschütterlich an die Liebe ihres Volkes glaubt, bis Intrigen ihrer eigenen Politiker sie vom Gegenteil zu überzeugen versuchen.

Foto: Laurie Shepherd & Tom Hughes, Victoria - Copyright: Edel:Motion
Laurie Shepherd & Tom Hughes, Victoria
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Während Victoria darauf vertraut, dass ihr Volk ihr keinen Schaden zufügen möchte, befürchtet Prinz Albert das Schlimmste. In Angst um sie und die Kinder versucht er sie zu drängen, London vorübergehend zu verlassen. Immer öfter gerät er mit seiner Ehefrau aneinander und fühlt sich in seiner Meinung bestärkt von Feodora, die das Ehepaar aus ganz eigenen Gründen gegeneinander auszuspielen versucht. Es bricht einem das Herz mitanzusehen, wie Victoria und Albert immer wieder wegen unterschiedlicher Ansichten aneinandergeraten, nicht nur bei politischen Ereignissen, sondern auch bezüglich der Erziehung ihres Sohnes Albert (Laurie Shepherd). War das Ehepaar früher zwar auch oft unterschiedlicher Meinung, fanden sie recht schnell wieder zueinander. Diesmal jedoch führt jeder Streit die beiden ein Stückchen mehr voneinander weg. Eine der Stärken der Serien war es bislang immer keine der Figuren bloß als "gut" oder "böse" zu stigmatisieren. Für Albert ist das in diesem Jahr nicht der Fall (nichtsdestotrotz herausragend porträtiert von Tom Hughes). Unglaublich, fast schon absurd leicht lässt er sich von Feodora manipulieren, die ihn dazu bringt, dass Vertrauen in seine Ehefrau zu verlieren. Auch im Umgang mit seinem Sohn enttäuscht er, für den er keine Geduld aufbringt, weil er sich beim Lernen schwertut, und aus dem er einen perfekten Herrscher machen möchte. All das sorgt dafür, dass er in weiten Teilen der Staffel kein gutes Bild abgibt.

Foto: Kate Fleetwood, Victoria - Copyright: Edel:Motion
Kate Fleetwood, Victoria
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Ebenfalls in die Kategorie fällt Victorias Halbschwester Feodora, die der Zuschauer in dieser Staffel zum ersten Mal kennenlernt, weil sie wegen der angeblichen Angst vor dem aufbegeherenden deutschen Volk nach England zurückkehrt. Schnell vermittelt man dem Zuschauer das Bild, dass das nicht der eigentliche Grund war und dass sie ganz andere Absichten am Hofe hegt. Auch wenn es schwer ist zu ertragen, wie sie ihre Intrigen gegen ihre jüngere Schwester spinnen kann, so lernt der Zuschauer auch, woher all der Hass auf ihre Schwester kommt. Als Zuschauer fällt es einem leichter ihr ihr Handeln zu verzeihen, als Prinz Albert. Hochgradig spannend ist aber auch Victorias Reaktion auf Feodora. Sie misstraut ihr, weiß um ihre Versuche, Prinz Albert und sie auseinanderzutreiben und doch, trotz des angespannten Verhältnis, ähnlich wie in den ersten Jahren mit ihrer Mutter, realisiert sie, dass sie ihre Schwester in ihrem Leben haben möchte. Dieser "Tanz" der beiden Schwestern ist hier und da vielleicht ein wenig übertrieben, aber insgesamt packend und mitfiebernd, weil man schließlich auch darauf hofft, dass sie sich in irgendeiner Form versöhnen.

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Jenna Coleman, Victoria
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Victoria selbst ist in dieser Staffel unglaublich stark gezeichnet. Kann man als Zuschauer zwar hin und wieder noch einen Blick auf die junge Frau erhaschen, die zu Beginn der Serie im Alter von 18 Jahren zur Königin gekrönt wurde, erlebt man sie nach 11 Jahren auf dem Thron deutlich weiser und reifer. Vollkommen sicher bewegt sie sich auf dem politischen Parkett, lässt sich nicht auf der Nase herumtanzen und schon gar nicht in die Irre führen, weil sie für sich auch die Leute identifiziert hat, deren Urteil sie vertrauen kann. Im Umgang mit ihrem Sohn Albert, der es nicht nur mit seinem Vater, sondern auch mit seiner älteren Schwester Victoria (Louisa Bay) schwer hat, zeigt sie stets ihre herzliche und warme Seite. Sie bringt Verständnis für seine Schwierigkeiten auf, kümmert sich um ihn und versucht, ihm auch seine Rolle als zukünftiger König näherzubringen. Auf die Weise kann der Zuschauer sie nicht nur als Herrscherin, sondern auch in ihrer Rolle als Mutter kennenlernen. Dadurch, dass die Serienmacher uns aber auch hin und wieder ihre Schwächen vor Augen führen, wirkt sie zu keiner Zeit wie ein Übermensch, sondern bleibt realistisch. Es ist zu wünschen, dass die tatsächliche Königin annähernd so war, wie es die Serie uns zeigt.

Foto: Ferdinand Kingsley & Nell Hudson, Victoria - Copyright: Edel:Motion
Ferdinand Kingsley & Nell Hudson, Victoria
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Leider etwas zu kurz kommen in dieser Staffel Skerrett und ihr Partner Francatelli (Ferdinand Kingsley), die sich mit ihrer weitere Lebensplanung befassen. Skerrett, die elf Jahre an der Seite der englischen Königin war, muss sich entscheiden, ob sie Francatelli heiratet und anschließend aus dem Dienst der Königin ausscheidet. Bei diesem Konflikt leidet man zwangsläufig mit ihr mit, liebt sie doch beide Personen auf ihre jeweilige Weise, und als Zuschauer wünscht man sich nichts Sehnlicheres als einen guten Kompromiss für Skerrett.

Dafür, dass der Zuschauer weniger von Skerrett und Francatelli sieht, lernt er neue Charaktere und wichtige Persönlichkeiten jener Zeit kennen. Eine davon ist Lord Palmerston, der Außenminister, der sich volksnah gibt, um so seine eigenen politischen Interessen zu erreichen. Anfänglich unglaublich unsympathisch gezeichnet, schafft es "Victoria" geschickt dem Zuschauer mehr und mehr seine sympathischen Seiten zu zeigen und ihn einen ans Herz wachsen zu lassen. Figuren, wie die Herzogin Sophie von Monmouth (Lily Travers), führen dem Zuschauer hingegen noch einmal sehr deutlich vor Augen, dass obwohl das Land von einer Frau regiert wird, viele von ihnen damals recht machtlos und dem Willen ihrer Ehemänner ausgeliefert waren. Natürlich weiß man das eigentlich, aber die starken Frauenrollen der Serie (Victoria, Skerrett, Feodora, Abigail) lassen es einen schon hin und wieder vergessen.

Technische Details

Erscheinungstermin: 31. Januar 2020
FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: 500 Minuten (8 Episoden)
Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Stereo), Englisch (Dolby Digital 2.0 Stereo)

Fazit

Von der ersten bis zur letzten Minute überzeugt auch diese dritte Staffel von "Victoria", die uns einen Einblick in die Zeit des Großbritanniens in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu geben versucht. Geschickt und spannend verflechten die acht Episode die Entwicklungen der Königsfamilie mit den historischen Ereignissen und den Belangen des Volks. Unter den Historienserien ist und bleibt "Victoria" damit ein Juwel.

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Ceren K. - myFanbase

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