DVD-Rezension: Lawmen: Bass Reeves, Staffel 1

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Die Miniserie "Lawmen: Bass Reeves" wurde seit 2021 entwickelt und da Taylor Sheridan als verantwortlich angekündigt wurde, hieß es lange Zeit, dass die Serie ein Spin-Off zu seinem "Yellowstone"-Universum sein würde. Da die Miniserie aber eine wahre Geschichte erzählt, wurde von diesem Marketing letztlich abgesehen. Herausgekommen sind acht Episoden mit einer Laufzeit von 30 bis 57 Minuten, die zunächst Ende November 2023 auf Paramount+ ausgestrahlt wurden, ehe sie dann jetzt auf einer DVD-Box mit drei Discs zu sehen sind.

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Inhalt

Die Miniserie erzählt von dem Gesetzeshüter Bass Reeves (David Oyelowo), der in der US-amerikanischen Geschichte lange vergessen war, der aber als erster Schwarzer Deputy US Marshall westlich des Mississipis buchstäblich etwas Neues darstellte. Bass hat im vierstelligen Bereich Kriminelle festgesetzt und vor allem als Vermittler zwischen Indigenen und den Weißen fungiert. Bei all seinen Abenteuern wurde er nie verwundet.

Rezension

"Lawmen: Bass Reeves" ist schon sehr, sehr viele Jahre immer eine Serienidee gewesen, die vor allem Schwarze Schauspieler gerne auf dem großen oder kleinen Bildschirm sehen wollten. Doch wie es (leider) oft mit gewissen Stoffen ist, für sie ist manchmal noch nicht die richtige Zeit gekommen. Zu den Schauspielern gehörte auch Hauptdarsteller David Oyelowo, der ganze sieben Jahre sich schon mit der Vorlage beschäftigt hat, ehe er die richtigen Leute zusammenbrachte und dann auch als Produzent maßgeblich die Entwicklung beeinflusst hat. Dann war auch dank des Erfolgs von "Yellowstone" und seinen Spin-Offs ganz eindeutig die Zeit gekommen, weil damit von Western inspirierte Inhalte und auch historische Stoffe wieder einen Hype erfahren haben. Dass konkret dieser Werdegang von Gesetzeshüter Bass so lange vorangetrieben wurde, hat sich in jedem Fall gelohnt und kommt tatsächlich genau zum rechten Zeitpunkt, da die USA durch Inhalte und Überzeugungen so sehr getrennt voneinander wie lange nicht ist. Anhand der amerikanischen Geschichte zwischen 1862 und dann den 1870er Jahren wird nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg und der Abschaffung von Sklaverei die Geschichte eines Mannes erzählt, der keine Vorurteile kennt, nur Recht und Ordnung und zu einer Verständigung über Rasse und Kultur hinweg beigetragen hat.

Foto: David Oyelowo, Lawmen: Bass Reeves - Copyright: Emerson Miller/Paramount+
David Oyelowo, Lawmen: Bass Reeves
© Emerson Miller/Paramount+

Die Serie beginnt mitten im Amerikanischen Bürgerkrieg und wir lernen Bass als Sklave von George Reeves (Shea Whigham) kennen. Von dessen Vater wurde er einst versklavt und dann quasi an ihn vererbt und nun kämpft er an seiner Seite gegen genau die Partei, die ihm sein Leid als Sklave ersparen würde. Die erste Episode arbeitet gut heraus, wer Bass als Mensch ist und was noch die gesamte Serie beeinflusst. Er ist sehr gottesfürchtig, er blickt auf das Leid um sich herum und fühlt sich damit unwohl, aber er hat in sich auch etwas am Brodeln, das sich immer wieder an die Oberfläche kämpft, weil das Unrecht dann für ihn zu sehr Überhand nimmt. So entkommt er schließlich seinem Herrn und seine Reise, die ihn schließlich als ersten Schwarzen zum idealen Deputy US Marshall macht, beginnt. Die erste Episode hat dabei in der Stilistik wenig mit den restlichen Episoden gemein. Auch wenn die Spiellänge keinem Film entspricht, aber aufgrund der Reichhaltigkeit an Ereignissen und Informationen kommt es einem so vor, als hätte man einem massiven Erlebnis beigewohnt und das ist wahrlich ein guter Einstieg. Neben der Schlacht ist es dann auch das Einführen der Liebesgeschichte von Bass und seiner Frau Jennie (Lauren E. Banks), die einen emotionalen Höhepunkt darstellt. Auch wenn Bass' letztliche Tat gegenüber seinem Herrn das Paar erstmal trennt, so ist es Jennie selbst, die ihn zur Flucht antreibt und damit die tiefe Liebe zwischen den beiden unterstreicht.

Foto: Lauren E. Banks & David Oyelowo, Lawmen: Bass Reeves - Copyright: Emerson Miller/Paramount+
Lauren E. Banks & David Oyelowo, Lawmen: Bass Reeves
© Emerson Miller/Paramount+

Anschließend erleben wir Bass' Leben bei einem indigenen Volk, bei denen er mehrere Jahre verbringt und dadurch deren Sprache und Traditionen kennenlernt. Es war eine interessante Perspektive darauf, wie selbstverständlich Sara (Margot Bingham) Bass in ihrer kleinen Familie mit Sohn Curtis (Riley Looc) aufgenommen hat, weil das indigene Volk keine Vorbehalte gegen niemanden hegt. Deswegen fühlt sich die gemeinsame Zeit auch so innig an, weil es sichtbar um das Mitmenschliche geht. Zum Höhepunkt der ersten Episode haben wir dann auch noch die Wiederzusammenführung von Bass und seiner großen Liebe Jennie. Nach diesem Auftakt hatte ich wirklich schon das Gefühl, reich beschenkt worden zu sein. Danach beginnt dann eine andere Erzählstruktur. Bass wird mit der zweiten Folge flott als Deputy US Marshall angeworben und damit entsteht mehr die Stilistik einer Procedural-Serie, da er quasi pro Episode eine Verhaftung hat, die er zu bearbeiten hat. Daneben haben wir dann immer seine Familie, die durch den Zeitsprung schon um einige Kinder angewachsen ist. Im Kern geht es aber um Jennie und ihre älteste Tochter Sally (Demi Singleton), die schon vor Bass' Flucht gezeugt wurde. Manches Mal habe ich es etwas bereut, dass es größtenteils so zweigeteilt ist. Die Serie spielt zwar auch aktiv damit, dass sich Bass über seinen Auftrag hinweg von seiner Familie entfremdet, aber angesichts seines großen Herzens fand ich es manchmal schade, dass wir ihn für seine schon sehr emanzipierte Tochter nicht mehr als Anleiter erlebt haben und auch generell mehr Familienszenen, um einen Ausgleich zu schaffen. Denn letztlich beruht die Serie zwar auf historischen Eckdaten, die vor allem durch Gerichtsakten vorliegen, aber gerade das Familienleben beruht auf fiktiven Freiheiten und da hätte ich mir stellenweise einen etwas anderen Schwerpunkt gewünscht.

Nichtsdestotrotz ist das, was geboten wird, sehr detailgetreu und intensiv ausgearbeitet worden. Jennie erleben wir weitestgehend als Ehefrau, die auf sich selbst gestellt ist. Deswegen schwankt ihr Umgang mit Sally auch oft zwischen liebevoller Großzügigkeit und strenger Härte, denn sie weiß, dass sie für ihre heranreifende Tochter beide Elternrollen erfüllen muss. Parallel geht Sally durch ihren Vater als Vorbild auch oft mit dem Kopf durch die Wand und provozierend einstehend für ihre Rechte, obwohl viele Weiße um sie herum trotz der Abschaffung der Sklaverei dennoch auf sie herabsehen. Da war Jennie ebenfalls als Vermittlerin gefragt. Umgekehrt aber auch für das Ansinnen von Edwin Jones (Grantham Coleman), der sich als Prediger für die Rechte der Schwarzen inszeniert, aber dabei über das Ziel hinausschießt, weil er sich dafür etwas nehmen will, was anderen gehört. Mit dieser Familienperspektive wird daher anschaulich erzählt, wie überfordernd eine neue Freiheit sein kann, wie verführerisch sie für falsche Ambitionen sein kann und wie wichtig es daher ist, sich auf sich selbst zu besinnen und wer man im Kern wirklich ist.

Foto: David Oyelowo & Dennis Quaid, Lawmen: Bass Reeves - Copyright: Emerson Miller/Paramount+
David Oyelowo & Dennis Quaid, Lawmen: Bass Reeves
© Emerson Miller/Paramount+

Bass hat eine sehr ähnliche Lektion zu lernen und das wird anhand seiner Fälle und der Figuren, die ihm an die Seite gestellt werden, gut in der Entwicklung gezeigt. Zunächst ist er vor allem aufgrund seiner Verbindungen zu den Cherokee, Choctaw, Seminole etc. angeheuert worden, denn Weißen trauen sich oft nicht in deren Reservate hinein, weil es sie das Leben kostet, aber Bass wird respektiert. Dabei lernt er zunächst Sherrill Lynn (Dennis Quaid) kennen, der zu ihm ein großes Kontrastprogramm ist. Auch wenn er mit dem eigentlichen Antagonisten der Serie, Esau Pierce (Barry Pepper), nicht wirklich auf eine Stufe zu stellen ist, so blickt er doch so ernüchtert auf die Welt, weil das Verbrechen ohnehin nicht zu besiegen ist, so dass er seine Aufträge einfach nur abspult. Bass hat da von Anfang an einen anderen Anspruch. Das liegt an seinem Glauben, aber es liegt natürlich auch an Richter Parker (Donald Sutherland in einer seiner letzten Rollen). Dieser muss das Gesetz seiner Gegend umsetzen, aber man merkt an seiner ganzen Art, dass er diese Aufgabe nicht wie ein Roboter erfüllt, sondern mit Weitsicht und stellenweise auch Resignation. Weitsicht hat er mit der Anstellung von Bass auf jeden Fall bewiesen, weswegen dieser seinem Auftrag wahrscheinlich auch so treu ergeben ist. Denn er versteht die Bedeutung dahinter, weswegen dann auch die Einführung seines nächsten Helfers, Billy Crow (Forrest Goodluck), gut in die Handlung passt. Dieser steht auf der falschen Seite des Gesetzes, aber Bass sieht schnell mehr in ihm und legt bei Parker ein gutes Wort für ihn ein, so dass er fortan der Mann an seiner Seite ist.

Doch der Job fordert Bass über die Zeit hinweg immer wieder neu heraus, vor allem in Bezug auf sich selbst. Denn es gibt Fälle, bei denen er sich selbst und die Richtigkeit hinterfragt. Das sind natürlich dann die Ermittlungen, die gegen Schwarze gehen, so dass die Thematik, dass er sich gegen die eigenen Leute stellt, hinzugezogen werden kann. Es setzt immer mehr eine Abwärtsspirale ein, auch weil er seine Nemesis Esau im Ohr hat. Dieser ist er in verschiedenen Abschnitten seines Lebens immer wieder begegnet und da Esau ein eloquenter Mensch ist, rührt er in Bass etwas an, was ihn immer wieder heimsucht. Ich fand es manchmal zu wiederholend, weil es sich über zwei Episoden hinweg gezogen hat, aber in der Konsequenz hat es den Kreis der Serie gut geschlossen. Denn im Grunde sehen wir in den acht Episoden nur einen kleinen Ausschnitt aus Bass' Leben und es könnten locker weitere Staffeln erzählt werden. Aber es ist eine runde Geschichte gefunden worden, denn Bass hat am Ende zig verschiedene Leben geführt, teilweise auch nicht übereinstimmende Überzeugungen entwickelt und muss aus dieser Mischung sich selbst finden und wie er die Zukunft exakt der sein kann, dessen Potenzial er in sich hat. Dementsprechend bleibt am Ende eine sehr gute schauspielerische Leistung, vor allem von Oyelowo, dem man deutlich die Leidenschaft für die Geschichte angemerkt hat, und auch der Eindruck, dass ein Teil aus einem Ganzen erzählt wurde, das in sich stellvertretend für ein ganzes Leben steht und welche Spuren man dabei hinterlassen kann.

Specials & Technische Details

Foto: Lawmen: Bass Reeves - Copyright: Paramount Pictures
Lawmen: Bass Reeves
© Paramount Pictures

Auch wenn ich persönlich zuletzt bei vielen DVD-Boxen keine Specials mehr angeboten bekommen habe, so ist Paramount Pictures bei seinen Veröffentlichungen wohl sehr konsequent mit Bonusmaterial. Auch "Lawmen: Bass Reeves" verfügt über einige Extras. So gibt es zu allen acht Episoden speziell die Möglichkeit, tiefer in die Handlung zu tauchen. Die Hintergrundgeschichten dauern dabei zwischen fünf und zehn Minuten und es kommen jeweils die Darsteller*innen sowie Produzent*innen, Produktionsdesigner etc. zu Wort. Bei den sonstigen Extras ist das Herzstück "Unverwüstlich: Die Legende von Bass Reeves", das mit einer Laufzeit von etwa 45 Minuten zig Informationen enthält. Dabei wird auch genauer erzählt, wie es zu der Miniserie kam, was Bass Reeves als Figur so besonders gemacht hat und welche Herausforderungen die Produktion bescherte. In diesem Extra werden die übrigen Clips jeweils schon kurz angesprochen. Das Produktionsdesign wird mit Wynn Thomas aber noch einmal separat beleuchtet. Dazu geht es um die Darstellung der indigenen Bevölkerung, um die aufwendige Produktion der Schlacht am Pea Ridge, die Kulissen- und Kostümbildung für die Serienwelt, die Bedeutung hinter dem Abzeichen eines Deputy US Marshalls und schließlich gibt es auch noch kurze Clips, in denen die Hauptfiguren näher vorgestellt werden. Insgesamt ergibt das knapp über zwei Stunde Bonusmaterial, was sehr löblich ist, um in diese detailgetraue Produktion noch tiefer einzutauchen.

Erscheinungstermin: 18. Juli 2024
FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: ca. 342 Minuten
Bildformat: 16:9 – 1.78:1
Sprachen (Tonformat): Deutsch, Englisch, Französisch (alle Dolby Digital 5.1 Surround)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch

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Fazit

"Lawmen: Bass Reeves" ist eine unterm Strich sehr empfehlenswerte Miniserie, deren umfangreiches Bonusmaterial für diese DVD-Erscheinung unterstreicht, wie aufwendig, detailverliebt und leidenschaftlich die Produktion vorangetrieben wurde. Die schauspielerische Leistung ist mitreißend und gewisse Längen oder Separierung der Familie Reeves spielen angesichts des runden Eindrucks nur eine untergeordnete Rolle im Seherlebnis.

Die Serie "Lawmen: Bass Reeves" ansehen:

Lena Donth - myFanbase

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