DVD-Rezension: NCIS: Sydney Staffel 1

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"NCIS: Sydney" stellt das erste Spin-Off des NCIS-Franchises dar, das außerhalb von den USA spielt und wie der Titel schon andeutet in Australien, im Hafen von Sydney. Die australischen Rollen sind auch von australischen Schauspieler*innen übernommen worden und auch die Produktion ist über Einheimische abgewickelt worden, um eine authentische Produktion zu gewährleisten. Die Serie wurde mitten im US-amerikanischen Doppelstreik von SAG-AFTRA und WGA abgedreht, da die Produktion aufgrund der australischen Verträge nicht betroffen war. CBS als Heimat der übrigen NCIS-Produktion ist dann als Co-Produzent eingestiegen und die Serie mit acht Episoden hat schnell ihr Publikum gefunden. Premiere wurde international auf Paramount+ gefeiert. Am 15. August 2024 erscheint mit zwei Discs die Serie für deutsche Fans auch auf DVD.

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Inhalt

Nach einem Festakt für die amerikanisch-australische Zusammenarbeit im Pazifischen Ozean wird durch eine Ermittlung ein Team aus amerikanischen NCIS-Agenten und australischen Polizisten zusammengestellt, um von Sydney aus gegen die Kriminalität auf dem Ozean vorzugehen. NCIS und Australian Federal Police stellen sich gemeinsam mit einem Pathologen und einer Forensikerin höchst unterschiedlichen Fällen, die sich über Tierschmuggel hin zu Terrorismus erstrecken und teilweise auch das Privatleben tangieren.

Rezension

Bislang habe ich alle Serien aus dem NCIS-Franchise gesehen. Auch wenn sie natürlich alle große Ähnlichkeiten aufweisen, so habe ich doch jede für sich individuell zu schätzen gelernt. "Navy CIS: L.A." hat in den Fällen mehr Einfallsreichtum bewiesen, "NCIS: New Orleans" hat durch das Setting und die Einbindung von Musik die eigene Note gefunden und "Navy CIS: Hawaii" hat mit einem lesbischen Liebespaar im Hauptcast und einer weiblichen Teamleaderin Franchise-Geschichte geschrieben. Auch wenn die Mutterserie "Navy CIS" natürlich der Startschuss von alldem ist und damit einen besonderen Platz in meinem Herz hat, so habe ich die anderen Ableger jeweils immer mit einem weinenden Auge verabschiedet. Nun gibt es mit "NCIS: Sydney" aber Nachschub und als das Team so nach und nach in der ersten Folge Gestalt angenommen hat, da habe ich sofort den jeweiligen Gegenpart aus der Mutterserie vor Augen gehabt. Ein vierköpfiges Ermittlerteam, dazu Forensikerin und Pathologe, auch mit recht ähnlichen Eigenschaften versehen, da entstand sofort ein Bild. Der große Unterschied ist hier, dass mit Olivia Swann als Michelle Mackey die Leitung inne hat und dass wir live zugucken, wie sich das Team bildet. Denn Australien ist schließlich amerikanische Kolonie, sondern eine britische, so dass die Navy vor Ort keine Bewandtnis hat. Aber die Auftaktepisode bekommt es geschickt hin, die Notwendigkeit für eine Kooperation von NCIS und AFP zu erklären. Dementsprechend starten wir mit bekannten Mustern, aber dennoch so frischem Wind, dass schnell Lust auf mehr entsteht.

Foto: Olivia Swann, NCIS: Sydney - Copyright: 2023 CBS Studios Inc. All Rights Reserved.; Daniel Asher Smith/Paramount+
Olivia Swann, NCIS: Sydney
© 2023 CBS Studios Inc. All Rights Reserved.; Daniel Asher Smith/Paramount+

Die Staffel an sich ist mit acht Episoden natürlich recht kurz, denn Procedural-Serien und speziell das Franchise hat oft deutlich mehr Folgen pro Staffel. Aber als hauptsächliche Streamingserie fügt es sich dennoch gut ins Bild ein. Letztlich hatte ich das Gefühl, dass die Episodenzahl einen klaren Vor- und einen klaren Nachteil hatte. Der Vorteil war für mich eindeutig, dass die Staffel konzipiert wirkte. Es gab genug Episoden, die problemlos für sich standen, weil sie die klare Fallstruktur hatten, nachdem man als Zuschauer einen gedanklichen Haken machen kann. Gleichzeitig haben sich manche Antagonisten wie Georgina Haig in den verschiedenen Formen ihrer Rolle oder auch Richard Rankin (Lewis Fitz-Gerald) die Klinke für mehrere Episoden in die Hand gegeben und man hat gemerkt, dass das geplant war, weil die Zahnräder so gut ineinander passten. Dazu waren auch die Teammitglieder auf persönlicher Ebene sehr intensiv eingebunden und es wurde auch gut aufgewogen auf alle Köpfe verteilt. Sonst erlebe ich es eher so, dass es auf die langen Staffeln verteilt immer DIE Episoden gibt, in denen sich einzelne Figuren im Fall speziell beweisen müssen und ansonsten gibt es Fälle mit kleineren persönlichen Geschichten anbei. Das war hier schon alles konkreter, hat im Umkehrschluss aber auch zu einem Nachteil geführt. Einige Entwicklungen auf der persönlichen Ebene sind mir mit zu rasantem Tempo vorangetrieben worden. Wenn schon in Episode 2 am Ende der Teamgeist beschworen wird, dann sind das schon Momente, die ich erleben will, aber auf Zeit.

Foto: Sean Sagar, Todd Lasance & Olivia Swann, NCIS: Sydney - Copyright: 2023 CBS Studios Inc. All Rights Reserved.; Daniel Asher Smith/Paramount+
Sean Sagar, Todd Lasance & Olivia Swann, NCIS: Sydney
© 2023 CBS Studios Inc. All Rights Reserved.; Daniel Asher Smith/Paramount+

Denn mir hat es gerade so gut gefallen, dass große Gegensätze aufeinandergetroffen sind. Zum einen natürlich die verschiedenen Kulturen, wenn Amis auf Aussis treffen. Zum anderen aber auch die charakterlichen Herausforderungen. Mackey, die JD (Todd Lasance) meistens als Partner an ihrer Seite hat. Sie sind beides Alphatierchen, aber Mackey hat offiziell die Hosen an und JD macht sich einen großen Spaß daran, dass er Heimvorteil hat und sie öfters auflaufen lassen kann. DeShawn (Sean Sagar) und Evie (Tuulie Narkle) sind beides da eher die Spaßvögel, die zwar beide ihren Kopf haben, aber natürlich auch irgendwie zwischen den Stühlen von Mackey und JD stehen. Dazu dann Rosie (William McInnes), der mit einer gewissen Sehnsucht an sein Karriereende denkt, aber natürlich an Erfahrung und Reife nicht zu schlagen ist. Dass er mit Bluebird (Mavournee Hazel) den jungen, übersprudelnden Hüpfer an die Seite gestellt bekommt, der eindeutig noch Führung braucht, auch hier einiges an Konfliktpotenzial. Konfliktpotenzial ist gut, um Geschichten zu erzählen und dann irgendwann eine Entwicklung zu erkennen. Aber es ist schade, das Potenzial für einmal Gaspedal aufzugeben, denn das war hier eindeutig zu merken. Es war mir etwas zu schnell Happy Family, eben weil Mackey und JD so lustig miteinander waren und die entstehenden Gefühle zwischen DeShawn und Evie für mich sogar so aus dem Nichts kamen, dass ich dachte, ich hätte eine Episode übersprungen.

Während auf der Charakterebene also einiges geboten wird, was ansonsten vielleicht Material für eine zweite Staffel mit ist, finde ich die Charaktere an sich wirklich gut bis okay. DeShawn hängt für mich noch etwas hinterher, wobei er mit seinem Charme und der etwas kindlichen Note eindeutig etwas hat. Aber zu ihm habe ich noch am wenigsten angeboten bekommen. Blue und Rosie haben für mich schon hervorragend funktioniert, gerade auch als Ergänzung. Dazu war auch das aufgeregte Miteinander von Blue mit Mackey oft sehr lustig. Swann wiederum macht es als Leading Lady echt toll. Sie hat genau die richtige Art, die es als Leaderin in einem fremden Land braucht, um sich Respekt zu verschaffen und dabei in der Führungsqualität sowohl Strenge als auch Nachsicht auszustrahlen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass für die bereits gesicherte Zukunft der Serie ihr Status als Person of Color noch eine Rolle spielen könnte, zumal sie dazu eine Frau in einer Führungsposition ist. Bei JD wird am meisten auf der Privatebene gemacht und bei ihm sitzt in meinen Augen der Humor auch am besten. Bei ihm finde ich besonders spannend, dass er vor der Neuformierung der Gruppe selbst Anführer war und nun in die zweite Reihe zurückgeht. Man kann ihm zwar nicht absprechen, Mackey zu respektieren, aber wenn er ohne sie unterwegs ist, fällt er schnell in die leitende Rolle und das könnte weitere Konflikte für die Zukunft bergen. Bei Evie zeigt sich, dass sie Mackey nicht unähnlich ist, weswegen sie auch mehr due humoristischen Sprüche auf ihrer Seite hat, aber das klappt noch nicht so ideal. Also insgesamt gute und sympathische Ansätze, aber logischerweise gibt es noch viel Luft nach oben.

Foto: William McInnes, Mavournee Hazel & Olivia Swann, NCIS: Sydney - Copyright: 2023 CBS Studios Inc. All Rights Reserved.; Daniel Asher Smith/Paramount+
William McInnes, Mavournee Hazel & Olivia Swann, NCIS: Sydney
© 2023 CBS Studios Inc. All Rights Reserved.; Daniel Asher Smith/Paramount+

Bei den Fällen ist natürlich klar, dass auf dieser Ebene die Serie nicht neu erfunden wird. Dennoch finde ich die Mischung bislang auf jeden Fall gelungen. Durch den Landgang der Navy-Offiziere ergibt sich leicht eine Spannweite über Drogenschmuggel, Tierhandel, Terrorismus und sehr individuelle Geschichten wie bei #1.05 Louies Gründe, als Rosie Geisel einer verzweifelten Jugendlichen wird und dabei mit seinen Sorgen um seine demente Ehefrau konfrontiert wird. Oder natürlich auch Evie, die auf einmal undercover gehen muss, weil ihr Alias von einem alten Fall reaktiviert wird. Langweilig wurde es so auf jeden Fall nicht, was bei acht Episoden und diesem Genre wohl auch Kunststück gewesen wäre (vorausgesetzt man ist Fan des Genres). Weiterhin fällt mir auch der Lokalkolorit gut, denn es werden sprachlich, aber auch in den Gewohnheiten viele Australien-Charakteristika angeboten. Auch landschaftlich ist die große Bandbreite des Landes zu erkennen, wenn es von der Großstadt Sydney weiter abgelegen geht. Eine angemessene Repräsentation ist es auf jeden Fall und auch etwas, worauf sich gut aufbauen lässt.

Specials & Technische Details

Foto: NCIS: Sydney - Copyright: Paramount Pictures
NCIS: Sydney
© Paramount Pictures

Es sind leider keine Specials enthalten.

Erscheinungstermin: 15. August 2024
FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: ca. 346 Minuten
Bildformat: 16:9 – 1.78:1
Sprachen (Tonformat): Deutsch, Englisch (alle Dolby Digital 5.1 Surround)
Untertitel: Deutsch, Englisch

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Fazit

"NCIS: Sydney" ist mit nur acht Episoden in der ersten Staffel etwas limitiert, um sich schon völlig zu entfalten, aber wer das dazugehörende Franchise kennt, der bekommt, was zu erwarten und erhoffen war. Angesichts der Folgenanzahl wird zwar charakterlich zu sehr auf die Tube gedrückt und etwas Pulver verschossen, aber die Zusammenstellung der Gruppe funktioniert. Es gibt genug Abwechslung durch die Fälle und die Dynamiken im Ermittlungsteam. Der neue Ableger aus Australien enttäuscht damit nicht und ist auch für Staffel 2 einen weiteren Blick wert.

Die Serie "NCIS: Sydney" ansehen:

Lena Donth - myFanbase

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