Immer für dich da - Review Staffel 2.1
Als Netflix im Jahr 2021 die Adaption von "Immer für dich da" aka "Firefly Lane" an den Start geschickt hat, war ich erst in der Mitte des Buches, also konnte ich nur oftmals den Vergangenheitsteil 'wiedererkennen'. Allerdings wurde mir gesagt, dass ich am Ende des Buches heulen ohne Ende werde. Somit habe ich tatsächlich erst den Pilot geguckt, dann verging eine Weile, weil ich dachte, dass ich das Buch zu Ende lese. Aber ich habe erst die verbliebenen Episoden der ersten Staffel geguckt und dann das Buch zu Ende gelesen und geheult ohne Ende. Dabei sind mir natürlich die Änderungen aufgefallen und wie die Staffel beendet wurde, war ich mir sicher, dass es eine Verlängerung geben würde. Ich war mir aber auch unsicher darüber, wie man diese gestalten würde, da man doch große Teile geändert hat und ich mich fragte, wenn es sich schon um die finale Staffel handelte, würde man auch das Buchende übernehmen?
Freundschaft fürs Leben
© 2022 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich nicht mehr ganz genau alle Details aus dem Buch kenne, aber das macht nichts, weil es nur kleine Dinge sind. Irritiert war ich vor allem vom Ende der ersten Staffel, da man eine Änderung vorgenommen hatte, die ich mir nicht erklären konnte. Anders als viele andere Serien hat die zweite Staffel von "Immer für dich da" eben nicht direkt am Cliffhanger weitergemacht. Die Auflösung, dass Kate (Sarah Chalke) sauer auf Tully (Katherine Heigl) gewesen ist und sie nicht auf der Beerdigung ihres Vaters Bud (Paul McGillion) dabei haben wollte, wurde netterweise als Puzzle erzählt, welches sich mit jeder weiteren Episode zusammensetzte und dadurch auch immer grausamer wurde, vor allem, wenn man das Ende dieser ersten Staffelhälfte betrachtet, zu der ich dann später noch ausführlicher kommen werde.
Was mir bei dieser Staffelhälfte aber auch persönlich aufgefallen war, ist, dass ich die Freundschaft von Kate und Tully bis zu einem gewissen Punkt in der Gegenwart lieber mag, weil durch die Verbindungspunkte der Vergangenheit für mich noch deutlicher wurde, wie verbunden die beiden eigentlich sind, weshalb die Auflösung, warum zwischen Kate und Tully Funkstille herrscht, noch schlimmer und grausamer zum Anschauen gewesen ist. Aufgefallen ist aber auch, dass man es auch diesmal beibehalten hat, nicht nur mit verschiedenen Zeitebenen zu arbeiten, sondern ähnlich wie bei "This Is Us" immer Parallelen in Vergangenheit und Gegenwart gezeigt worden sind, auch wenn mir manche davon nicht gefallen haben wie beispielsweise Lottie bzw. Charlie (India de Beaufort). Zwar war Charlie nicht verrückt oder aufgedreht, aber bereits damals, als sie noch Lottie war, fiel extrem auf, dass sie auf Johnny (Ben Lawson) steht und davon sich auch nicht abbringen ließ. Aus diesem Grund war ich auch froh, dass es zwischen ihm und Charlie eben nicht zu einer Beziehung kam, zumal ich sowieso immer das Gefühl und den Eindruck hatte, dass die beiden als platonische Freunde viel besser gefallen. Insofern hat Kate in meinen Augen zu Johnny eine ähnliche Beziehung wie zu Tully, weshalb die beiden wohl auch wieder zusammengefunden haben und ich bin sehr froh gewesen, dass man wirklich langsame Schritte gegangen ist, immerhin hatten die beiden einiges aufzuarbeiten, aber auch besonders Johnny. Zwar hätte ich mir hier gewünscht, dass man ein bisschen von seiner Therapie mitbekommen hätte, aber okay. Gut erklärt fand ich aber, wie er bzw. was ihn dazu gebracht hat, durchzuhalten, denn das war und ist auch eine Liebeserklärung, die überzeugen und zu berühren wusste und die ebenso wichtig ist und was wahrscheinlich auch Elternschaft ausmacht.
© 2022 Netflix, Inc.; Diyah Pera/Netflix
Elternschaft und Beziehungen zu den Eltern war diesmal sowieso ein sehr intensives Thema, wie ich finde. Zum einen haben wir da Tully und ihre Mutter Cloud (Beau Garrett), aber auch Tully und ihren Vater, ebenso wie die Murlakeys und ihre Kinder. Mich hat es gefreut, dass Tully und Cloud in der Gegenwart ihre Beziehung aufgearbeitet haben. Astrein wird sie nie, aber das muss sie auch gar nicht. Ich glaube aber, dass Cloud jetzt zumindest ansatzweise die Mutter für Tully gewesen ist, die sie immer sein wollte und wohl auch sollte. Auch wenn man noch immer das enorme Konfliktpotenzial spürt, konnte man durch die Vergangenheit und Gegenwart auch spüren, wie ähnlich sich die beiden doch sind. Auch dass Cloud erst in der Gegenwart über den Vater von Tully gesprochen hat, hat unterstrichen, dass sie viele Fehler aus der Vergangenheit wieder gut machen will. Was den Vater von Tully angeht, so muss man sagen, dass es so gesehen gut war, dass wir ihn nicht in der Gegenwart erlebt haben. Nicht weil ich ihn nicht gemocht hätte, sondern weil durch diese finale Staffel es vielleicht zu viel gewesen wäre, hätte man das auch aufgearbeitet, denn ich glaube, Tully wollte einfach nur wissen, woher sie kommt. Und abgesehen davon, dass mein erster Gedankengang nicht gestimmt hat und Benedict Binswanger nicht Tullys Vater ist, war dieser ekelhaft gut (und das ist diesmal positiv gemeint) von Greg Germann gespielt, der offenbar mit Vorliebe für solche Figuren besetzt wird. Benedict ist wirklich ein Kerl aus den 50er Jahren, bei dem man nach nur einem Satz bemerkt, was er von Frauen hält. Erschreckend fand ich aber auch Margies (Chelah Horsdal) Verhalten, als sie eigentlich noch einmal erfuhr, dass Sean (Jason Mckinnon) schwul ist und das eigentlich schon all die Jahre wusste und es verdrängt hat. Das war eine sehr emotionale Szene, weil sie auch damit einherging, dass Marah (Yael Yurman) lesbisch ist und Kate sich zwar bemüht, aber man dennoch den ein oder anderen Funken bemerkt, wie ähnlich sie ihrer Mutter ist. Sehr überrascht war ich daher auch von der Vergangenheitsszene zwischen Kate (Roan Curtis) und Bud und man hat damit auch einen sehr emotionalen Übergang zu Buds Tod gemacht.
© 2022 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix
Zum Abschluss möchte ich noch auf den emotionalsten Teil eingehen: Tully und Kate in der Gegenwart. Wie ich schon weiter oben schrieb, wurde erst Stück für Stück erklärt, warum die beiden keinen Kontakt mehr haben und ich kann beide Seiten verstehen, aber bin mir auch nicht sicher, wie ich es bewerten soll. Somit möchte ich mit Marah anfangen, da schon länger bekannt ist, dass sie in für sich schwierigen Situationen eher zu Tully geht und die Szenen zwischen ihnen sind toll. Denn auch wenn sie ihr Kind verloren hat und ich es gut fand, dass man das wirklich nochmal thematisiert hat, merkt man ihr doch die Muttergefühle und Mutterinstinkte durchaus an. Nun kommt aber der Teil, der, wenn ich so bei Social Media lese, die Fangemeinde spaltet. Trotz Hausarrest lässt Tully sie ins Kino gehen, aber Kate darf davon nichts erfahren. Ab da ist eigentlich schon klar, dass sie es doch herausfinden wird. Dann hat Marah aber auch noch gelogen, da sie auf eine Verbindungsparty gegangen ist. Tully hat sich indes ein paar Schlucke Alkohol gegönnt, als Marah ihr berichtet, dass sie fast vergewaltigt worden ist und ich glaube hier hätte jede*r gehandelt, ohne groß nachzudenken. Bei Tully kommt noch hinzu, dass sie selbst vorbelastet ist und jemanden sogar vorgewarnt hat, damit derjenigen nicht Selbiges passiert. Und dann war da der Autounfall, an dem Tully nicht schuld war und der wahrscheinlich auch passiert wäre, wäre sie nüchtern gewesen, auch wenn das natürlich niemand mit Bestimmtheit sagen kann.
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Auf der anderen Seite haben wir Kate, Marahs Mutter, die sich nicht nur tierische Vorwürfe macht, sondern auch besorgt ist und Tully Vorwürfe macht, dass sie doch hätte anders handeln können. Hätte sie ja. Denkt man nach so einer Nachricht aber noch rational nach? Wohl eher nicht und hier liegt für mich der Knackpunkt, warum Kate sich nicht mal (intensiver) die Zeit genommen hat und drüber nachgedacht hat, wie sie in dieser Situation reagiert hätte. Es gab nämlich auch Szenen in dieser ersten Staffelhälfte, die gezeigt haben, dass eben auch Kate nicht immer rational gehandelt hat. Ich habe mich auch dabei gefragt, warum sie sich nicht mal Marahs Sichtweise angehört hat. Insofern fand ich die letzten Minuten der letzten Episode auch unglaublich hart anzusehen. Nicht nur, dass die beiden zwei Jahre keinen Kontakt mehr hatten und ich mir auch nicht sicher bin, ob ich Tully und Danny (Ignacio Serricchio) als Paar oder doch lieber Freunde sehen wollen würde, sondern dass Tully irgendwann akzeptieren musste, dass Kate sich nicht 'erweichen' lässt und auch die Szene am Campus hat geschmerzt, weil sich die beiden so fremd geworden zu sein schienen, dass ihnen nicht mal eine Begrüßung über die Lippen kommt. Richtig hart fand ich dann auch, als Kate und Vivian (Karen Holness) Freundinnen wurden und man merkte, dass Kate viel mehr gibt, als sie von ihrer neuen Freundin bekommt und dann Kates Diagnose. Meine Kollegin Lena und ich haben uns zwar gewünscht, dass man in der zweiten Staffel das feste Buchende umsetzen muss, hart ist es dennoch. Wenn man die letzten Minuten betrachtet, dann wird zum einen deutlich, dass Kate immer noch eine tiefe Verbindung zu Tully hat und dass sie wohl der Mensch ist, der ihr am meisten Halt wird geben können und mit dem sie die schönsten Momente ihres Lebens hat.
Fazit
Die erste Hälfte der finalen zweiten Staffel von "Immer für dich da" war wieder sehr intensiv, aber auch wichtig in ihrer bisherigen Gesamtheit. Aber besonders die letzte Episode trägt in meinen Augen die wichtige Botschaft in sich, dass man einen Menschen an seiner Seite braucht, von dem man auch im größten Streit - oder was auch immer - weiß, dass man Sicherheit dort hat und ebenso ist die Botschaft: Verschwende die Zeit nicht mit Ärgern und halte dich an die Menschen, die für dich wichtig sind.
Daniela S. - myFanbase
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