Die besten Serien 2008/2009
Platz 7: Friday Night Lights
Nach einer großartigen ersten Staffel folgte bei "Friday Night Lights" eine teilweise unterirdische zweite mit verwirrenden, unausgegorenen Storylines, über den Haufen geworfenen Beziehungsgeflechten und nur sehr wenigen überzeugenden Momenten. Die Befürchtungen, dass sich diese Schwächen auch in der dritten Staffel, die noch dazu mit dem Abgang zweier Hauptfiguren fertig werden musste, fortsetzen würden, waren dementsprechend groß. Doch dank eines weiteren Zeitsprungs und storytechnischer Tabula rasa wurde die zweite Staffel ohne Weiteres abgehakt und die Serie schwang sich ohne Altlasten zu einer hervorragenden dritten Staffel auf.
"You be proud of yourselves. Because gentlemen, you are champions."
Die Entscheidung, den Fokus der Serie auf Familie Taylor und die Dillon Panthers zu legen und nicht auf den Teen Cast, wurde in dieser Staffel mit dem Abschied von Smash und Jason angelegt. Natürlich ist es für eine Teen-Drama-Serie mutig und vor allem riskant, jugendliche Hauptdarsteller ziehen zu lassen, doch die Autoren hatten den Vorteil, dass sie nicht das komplette Team austauschen, sondern nur die beiden Schulabgänger Smash und Jason plausibel aus der Serie schreiben mussten. Selten ist ein solcher Abgang gelungener und überzeugender vollzogen worden, als in dieser Serie – und das gleich zweimal! Zum einen ist es schon bemerkenswert, dass sie nicht zum vorigen Staffelfinale verabschiedet wurden, sondern beide Schauspieler noch für vier Folgen zur Verfügung standen, und andererseits ist es großartig, wie viel Zeit man sich dafür genommen hat, die Abschiede so behutsam und charaktertreu wie möglich zu gestalten.
Smashs Probleme, einen Collegeplatz zu bekommen, gab es zwar schon in der zweiten Staffel, doch durch seine Verletzung wurden die Zweifel thematisiert, wie sicher eine Zukunft im Football ist. Gleichzeitig wurde sein Traum von einer Karriere als Profi-Footballspieler durch den Coach, seine Mitspieler und vor allem Smashs Mutter hochgehalten, sodass er den Kampf nie aufgab und diesem Traum mit einem Footballstipendium einen Schritt näher kam und letztendlich Dillon verließ. Auch Jason musste sich überlegen, wie er eine Zukunft finanziell sichern will, vor allem da er nicht nur für sich, sondern auch für seinen Sohn sorgen muss. Anders als bei Smash war es hier weniger der Coach, sondern vor allem Tim, der seinen besten Freund in allem unterstützte und ihn schließlich schweren Herzens in einer unglaublich emotionalen Folge in New Jersey zurückließ, damit Jason dort gemeinsam mit Erin und Noah sein Glück finden und eine Zukunft aufbauen kann.
Doch es gab nicht nur Abschiede: mit J.D. McCoy und seinen Eltern zog nicht nur ein phänomenales Quarterbacktalent nach Dillon, sondern auch das totale Gegenstück zur Familie der Taylors und vor allem Eric. Die Storyline rund um den Vater-Sohn-Konflikt wurde von der anfänglichen übertriebenen Förderung bis zur Eskalation nach dem Halbfinalspiel stimmig aufgebaut und schaffte es, die neuen Charaktere überzeugend einzuführen und spätestens ab der Hälfte der Staffel komplex darzustellen. Zum ersten Mal gab es mit Joe McCoy einen wirklichen Antagonisten, natürlich schon allein deshalb, weil es zwischen ihm und Eric bald zu Spannungen kam, was durch die Freundschaft von Tami mit Katie McCoy schön kontrastiert wurde. Joes Forderung im Staffelfinale, Eric als Coach durch J.D.s Privatcoach zu ersetzen, radikalisierte ihre Feindschaft, die spätestens nach der Anzeige wegen Kindesmisshandlung gegen Joe durch Tami und Eric besiegelt wurde. Dass sich die Schulbehörde tatsächlich gegen Eric entschied, birgt einiges an Potential für die nächste Staffel, wenn Eric tatsächlich Coach der East Dillon Lions wird und nicht mehr (oder zumindest nicht gleich) zu den Panthers zurückkehrt.
Genauso überzeugend und stimmig wie die Abgänge und Neueinführungen kümmerten sich die Autoren allerdings auch um ihre anderen Charaktere, die allesamt große Entwicklungen durchmachten. Tami wuchs mit ihren Aufgaben als Schulrektorin, ohne dabei ihre Familie zu vernachlässigen oder ihre hilfsbereite Art und ihre Prinzipien zu verlieren, was ihr einen Platz in unseren Top-Charakteren einbrachte. Eric musste extreme Kritik an seiner Arbeit einstecken und die gesamte Saison über den heiklen Balanceakt zwischen J.D. und Matt als Quarterback vollziehen – und nebenbei damit klar kommen, dass seine Tochter ein Sexleben hat. Doch statt zu resignieren zeigte er sich sowohl nach dem verlorenen Finalspiel als auch nach seiner Kündigung als der Kämpfer, der seit drei Staffeln gemeinsam mit Tami das Herz der Serie darstellt. Nach der kurzen und teilweise etwas verunglückten Beziehung zu Cash konnte auch Tyra wieder dank Landry an ihre Fortschritte der zweiten Staffel anknüpfen und sorgte mit ihrem Essay für die Collegebewerbung für einen der emotionalsten Momente in der Schlussphase der Staffel. Sowohl Julie als auch Matt hatten ihre pubertäre Phase der zweiten Staffel überwunden und konnten nun gemeinsam die schweren Zeiten wegen Lorraines fortschreitender Demenzerkrankung und die plötzliche Ankunft von Matts Mutter verkraften.
Die größte Überraschung war aber zumindest für mich die Entwicklung, die sowohl Lyla als auch Tim in ihrer Beziehung machten. Während bei allen anderen Charakteren ihr bisheriges Verhalten (oder zumindest das aus der ersten Staffel) zwar ausgebaut und verstärkt, aber letztendlich bestätigt wurde, zeigte sich bei Lyla, aber vor allem auch bei Tim eine komplett andere Seite und das auch über die komplette Länge der Staffel. Aus der scheinbaren Sommeraffäre entwickelte sich eine Beziehung voller Verständnis und Vertrauen, sie unterstützen sich und forderten sich heraus. Während Tim sich trotz allem den spitzbübischen Charme aus den vorherigen Staffeln bewahrte, konnte Lyla nach ihren kuriosen religiösen Abschweifungen endlich wieder an Sympathie und gleichzeitig an Profil gewinnen.
Neben den Storylines und den Charakterentwicklungen besann sich "Friday Night Lights" auch in der dritten Staffel auf seine Stärken: eine extrem authentische und trotzdem sehr emotionale Erzählweise mit natürlichen und gleichzeitig pointierten Dialogen voller Charme und Humor. Die Serie überzeugt durch die perfekte Mischung aus Witz, Herz und berührenden Geschichten und verdient sich dadurch Platz 7 in unserer Liste. Bleibt nur zu hoffen, dass sich das auch in der vierten Staffel trotz weiterer Schul- und damit Serienabgängern so wunderbar fortsetzt, wie es in dieser Staffel geendet hat.
Lena Stadelmann - myFanbase
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