Die besten Staffeln 2008/2009
Platz 5: Breaking Bad

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Die erste Staffel von "Breaking Bad" war zunächst auf nur neun Episoden ausgelegt und wurde dann auch noch durch den Autorenstreik um weitere zwei verringert. Dennoch konnte man einen guten Eindruck in Walters Leben als krebskranker Lehrer und Meth-Dealer erhalten. Die daran anschließende zweite Staffel wurde allerdings glücklicherweise mit der für Kabelserien üblichen vollen Folgenzahl von 13 ausgestattet, sodass es dem Zuschauer ermöglicht wurde, sowohl Walter als auch sein privates und geschäftliches Umfeld für eine längere Zeit zu begleiten als dies noch im Jahr zuvor möglich war.

"All I ever managed to do was worry and disappoint them. And lie. Oh God, the lies...I can't even...can't even keep them straight in my head anymore..."

Die zweite Staffel begann medias in res und machte damit genau dort weiter, wo die erste Staffel endete: Walter und Jesse bei einem Drogendeal mit dem irren Drogenboss Tuco und seiner Entourage. Durch die Vorarbeit, die Staffel eins leistete, wodurch das Setting, die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander eingeführt wurden, war es möglich, mitten im Geschehen einzusteigen und Walter dabei zu beobachten, wie er sich zunehmend mit seiner Tätigkeit als Hersteller und Dealer von Meth arrangierte. Unterstützt wurde er dabei durch seinen Protegé Jesse. Die Beziehung der beiden zueinander wurde zum Mittelpunkt der zweiten Staffel und nahm eine interessante Entwicklung nach der anderen, von vorsichtigem Respekt zueinander über eine zunehmend aggressive Grundstimmung zwischen den beiden bis zum großen Zerwürfnis und schließlich der folgenden Annäherung der beiden. Dabei haben sich all die Änderungen in der Beziehung der beiden zueinander immer vorher angedeutet ohne vorhersehbar zu sein und haben sich verhältnismäßig schnell entwickelt ohne unglaubwürdig oder gehetzt zu wirken.

Dazu kam der unheimlich interessante Charakter des Walter White, der in der zurückliegenden Staffel noch einmal zusätzliche Facetten bekam, die ihn derart faszinierend wirken ließen. Neben dem Walter, der als Lehrer vollkommen überqualifiziert ist, nie das Gefühl hat, vor allem beruflich tatsächlich anerkannt zu werden und alles für seine Familie tut, gesellte sich der Walter, der, selbst als seine eigentliche Motivation zu seinem aktuellen Lebenswandel praktisch obsolet wurde, sich nicht von diesem lösen kann. Endlich erhielt er durch seine Tätigkeit als Dealer und Hersteller von Meth das Selbstbewusstsein, das ihm bisher vorenthalten blieb und konnte sich so unter anderem auch von seiner schmerzenden Vergangenheit mit Gretchen und Elliott lösen und mit seinem Umfeld deutlich rigoroser umgehen als zuvor. Dabei wurde er hervorragend verkörpert von Bryan Cranston, dem man zu Beginn der Serie wohl nur bedingt zugetraut hätte, auch im Genre Drama Fuß zu fassen. Und nun hat er sich innerhalb kürzester Zeit zur sicheren Bank für eine Nominierung bei den großen Schauspielerpreisen gemausert.

Was in diesem Rahmen unbedingt erwähnt werden sollte, sind die Intros der Episoden von "Breaking Bad", die vor allem cinematographisch ihresgleichen suchen. Hier wurde in Form des Liedes "Negro y Azul" der mexikanischen Band "Los Cuates de Sinaloa" ein zusätzliches Schmankerl präsentiert. Knapp dreieinhalb Minuten erzählt die Band vom Aufstieg Walters zum Drogenboss Heisenberg und gibt zusätzlich noch einen kleinen Ausblick über eventuelle zukünftige Entwicklungen, was dem Zuschauer als Musikvideo präsentiert wurde. Aber auch sonst schien man sich auf großartige Intros zu den Episoden spezialisiert zu haben und setzte diese so wunderbar in Szene, dass man das Gefühl hat, in einem Kinosessel zu sitzen. Dabei war es aber keineswegs so, als wären die Intros eben ganz hübsch gemacht, sondern im Verlauf der jeweiligen Episode (bzw. im Falle des pinken Teddybären, der im Pool schwimmt, in der gesamten Staffel) wurde die Signifikanz der jeweiligen Szenen noch einmal überdeutlich, da sie indirekt ankündigten, was geschehen wird, ohne etwas zu verraten.

Der wahrscheinlich einzige Grund, weswegen "Breaking Bad" "nur" auf Platz 5 gelandet ist und nicht viel höher, wie beispielsweise der Charakter Walter, die Beziehung zwischen Walter und Jesse als eigene Storyline oder der Moment der Episode #2.10 Over, ist dabei relativ schnell ausgemacht: Skyler. Sie scheint auch nach zwanzig Episoden noch nicht voll in die Geschichte integriert zu sein, sodass man jedes Mal das Gefühl bekam, dass die nun folgende Storyline mit ihr unmaßgeblich für den weiteren Verlauf der Serie sein wird – was sie relativ oft dann auch war, wie sich herausstellte. Ihre Storyline um ihren Berufseinstieg trotz Schwangerschaft und die mit dem Holzhammer angedeutete Romanze mit ihrem Chef Ted wirkte deplatziert und uninteressant, weil Skyler schon so lange Zeit trotz ihrer Eigenschaft als seine Ehefrau und Mutter seines Kindes kaum noch Berührungspunkte mit Walter, dem Mittelpunkt der gesamten Serie, hatte. Erst in den letzten Episoden, als Skyler sich endlich bemühte, hinter Walters Geheimnis zu kommen, und ihn deswegen letzten Endes sogar verließ, konnte auch sie für Brisanz sorgen.

Insgesamt muss aber ganz klar festgehalten werden, dass dieser Kritikpunkt bei all der großartigen Unterhaltung, die "Breaking Bad" in seiner zweiten Staffel auf höchstem Niveau geliefert hat, vernachlässigt werden kann. "Breaking Bad" war zweifellos eine der besten Serien der vergangenen Season und steht daher auch völlig verdient auf Platz 5.

Andreas K. - myFanbase

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