Haus des Geldes - Review Staffel 1
"Haus des Geldes" ist unfraglich der Überraschungshit 2018 bei Streamingdienstanbieter Netflix. Seit Wochen schon hält sich die Serie konstant in den Top 10 der VoD-Charts, was Netflix bewogen hat, in Zukunft mehr auf spanischsprachige Serien zu setzen. Beim Schauen des Piloten der als spanisches "Prison Break" bezeichneten Serie bin ich zum Fazit gekommen, dass die Grundlagen für eine action- und wendungsreiche Verbrecherserie gegeben waren, dass aber vor allem im Hinblick auf die Figuren noch viel mehr kommen muss, um sich in sie hineinversetzen zu können. Wie haben sich diese Ansätze nun aber über eine gesamte Staffel hin entwickelt?
Fangen wir doch gleich mit meinem einzigen Kritikpunkt an, der sich rund um das Thema Charaktere dreht. Im Piloten ging es eindeutig darum, alle beteiligten Figuren grob einzuführen, damit man als ZuschauerIn Bescheid weiß, mit wem man es so über die Sendezeit zu tun bekommt. Von daher war das den ersten Sendeminuten verziehen. Über die gesamte Staffel verteilt muss ich aber kritischer sein und feststellen, dass es immer wieder gute Ansätze gab, einzelnen Figuren mehr Profil zu geben, aber meist nur so häppchenweise, so dass es in der Endsumme dann doch nicht so viel war. Auch die Knastserie "Orange Is the New Black" verfügt über einen sehr großen Cast, wo dann das Mittel gewählt wurde, dass sich jede Folge mit der Vergangenheit einer anderen Gefangenen auseinandersetzt. Dieses Konzept hat mir wirklich gut gefallen und hätte sich auch wunderbar für "Haus des Geldes" angeboten. Ansätze waren auch da, so ergründen wir beispielsweise Nairobis Mutterdasein oder auch die Vater-Sohn-Beziehung von Moskau und Denver. Insgesamt gewinnen die einzelnen Figuren mehr Profil im Jetzt, mir dennoch zu wenig, so dass ich zum Fazit komme, dass der Cast letztlich zu groß ist.
Die Figuren erleben wir auch aus dreierlei Perspektiven: einmal haben wir die Verbrechergruppe, angeführt von außerhalb vom Professor , die Geiseln in der Druckerei und die Polizei, die sich von draußen bemüht, die Geiselnahme zu beenden. Es ist sowohl interessant, die einzelnen Gruppen untereinander zu beobachten, wie beispielsweise die Beziehung von Tokio und Rio, auf der anderen Seite aber auch die Interaktionen, wenn diese Gruppen aufeinandertreffen. Zentral ist da sicherlich der Kontakt vom Professor zur leitenden Ermittlerin Raquel Murillo, der übers Telefon anonym abläuft, aber auch in echt, wenn der Professor in die Rolle von Salvador schlüpft. Das ist im Bereich der Charaktere sicherlich eine ganz große Stärke, dass es zu vielen unerwarteten Konstellationen kommt, die alle etwas für sich haben.
Das A und O dieser Serie ist aber ganz eindeutig die Handlung und die Art und Weise, wie erzählt wird. Da man die Verbrecher im Jetzt erlebt, meint man, dass man in ihre Pläne eingeweiht ist und haargenau alles mitbekommt. Das ist aber mitnichten der Fall, da man gerade in der ersten Hälfte der Staffel immer wieder feststellen muss, dass der Plan des Professors so durchdacht ist, dass man die einzelnen Dimensionen gar nicht erahnen konnte. Es ist immer wieder faszinierend, wenn die Polizei vermeintlich eine Lösung gefunden hat, wie der Professor wieder ein Ass aus dem Ärmel zieht und es zu einer dramatischen Wendung kommt. Diese grandiosen Momente fesseln regelrecht an den Bildschirm und da es diese Momente in jeder Folge gibt, ist es kein Wunder, warum man diese erste Staffel in Rekordzeit beenden kann.
In der zweiten Hälfte der Staffel ändert sich das Bild der Erzählweise etwas, da zum Tragen kommt, dass der Professor acht vollkommen unterschiedliche Charaktere rekrutiert hat, die alle durch ihre Eigenarten zur Gefahr für den Plan werden können. Wo der Professor anfangs noch so überlegen wirkte, verliert er durch individuelle Fehler mehr und mehr die Kontrolle und auch dieses verzweifelte Agieren funktioniert hervorragend, da die spannungsgeladenen Momente dadurch sogar noch intensiver wirken. Die erste Staffel endet schließlich offen und dabei so perfekt, weil man schon erahnen kann, dass es noch genug Geschichten für eine zweite Staffel gibt, so dass man nicht befürchten muss, dass man nur um des Erfolgs Willen noch mehr Folgen produziert hat. Die Vorfreude auf weitere wendungsreiche Erlebnisse mit den Verbrechern ist dadurch natürlich riesig!
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Fazit
"Haus des Geldes" liefert eine wirklich tolle erste Staffel ab, da jede Folge ihre erzählerischen Höhepunkte hat. Zudem wurde ein raffiniertes Katz-und-Maus-Spiel geboten, das so spannend und wendungsreich daherkommt, weil der Zuschauer über viele Aspekte im Unklaren gelassen wird. Im Hinblick auf die Figuren ist es besonders gelungen, dass man alle Perspektiven (Verbrecher, Opfer und Ermittler) exemplarisch durch mindestens einen Vertreter einnehmend dargestellt bekommt. Dennoch muss ich insgesamt sagen, dass der Cast zu groß ist, um nachher überhaupt bei einer Figur zu 100% sagen zu können, dass man sie richtig kennengelernt hat. Doch dafür ist in Staffel 2 ja noch genug Sendezeit gegeben.
Lena Donth - myFanbase
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