Haus des Geldes - Review Staffel 5a (aka Teil 5a)
Hier ist er nun, der Anfang vom Ende. Die spanische Serie "Haus des Geldes" geht mit der Veröffentlichung der ersten Hälfte des fünften und finales Teils in seine vorletzte Runde. Das vertraute Gefühl des Nervenkitzels ist sofort wieder da, als man die Bankräuber in ihren roten Overalls sieht, die Dali-Masken erblickt und sich an den Wortgefechten erfreut. Auf den ersten Blick scheint alles, wie wir es von den vorangegangenen Staffeln kennen, doch dieser Eindruck verblasst mit jeder Kugel, die abgefeuert wird.
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© 2021 Netflix, Inc.; Manolo Pavón/Netflix
Den Aktion geladenen, rasanten und penibel durchdachten Stil der Serie kennen wir allzu gut und dieser findet sich selbstverständlich auch in den fünf neuen Episoden wieder. Ähnlich wie schon in den Teilen drei und vier lebt die Erzählung auch dieses Mal wieder von dem Gebrauch mehrerer Zeitebenen, wodurch Zusammenhänge erklärt, emotionale Bindungen geknüpft und Theorien geschürt werden sollen. Doch hier geht es leider schon los mit den Stolpersteinen, denn so nahtlos wie früher fügen sich die Flashbacks nicht ins Geschehen ein. In den vorangegangenen Staffeln nutzte man die Rückblicke häufig, um die Raffinesse des Professors unter Beweis zu stellen, dieses Mal stellen sie eher emotionale Anker der einzelnen Figuren dar und tragen weniger zu den aktuellen Entwicklungen bei. Dabei denke ich vor allem an die Szenen mit Berlin und seinem Sohn Rafael. Es ist zwar nett, dass Berlin wieder in die Staffel integriert wird, doch einen Mehrwert bieten die Gespräche mit ihm und Rafael momentan noch nicht. Man kann nur hoffen, dass es im finalen Teil noch einen Auftritt von Rafael geben wird und dass er in den erfolgreichen Abschluss des Raubes verwickelt sein wird, damit sein Auftauchen in den Flashbacks doch noch einen Sinn bekommt. Auch die Rückblicke auf Manila und Tokio tragen nicht viel dazu bei, die Handlung in der Bank zu unterstützen, viel mehr wirken die Flashbacks wie Lückenfüller, da sie einen beträchtlichen Anteil der Episoden einnehmen, ohne dabei großartig aufschlussreich zu sein.
Und damit wären wir auch schon beim großen Problem dieser Staffel, denn es fehlt den vorletzten fünf Episoden leider an Inhalt. Wo ist der rote Faden? Wo ist der Zusammenhalt zwischen den Bankräubern? Wo sind die Kniffe des Professors, durch die wir Fans in den früheren Staffeln regelmäßig in die Irre geführt wurden, um kurz darauf von der Detailliertheit der Geschichte begeistert zu sein? Diese fünf Episoden erscheinen recht wirr und man versucht darüber hinwegzutäuschen, indem man noch mehr auf Aktion setzt, noch mehr Kugeln verballert und noch mehr Blut spritzen lässt. Was die Spannung in diesen Momenten des Gemetzels angeht, kann man sich nicht beklagen, denn während der intensiven Schusswechsel hält man regelmäßig den Atem an, um sich zu vergewissern, dass es noch allen Leuten des Professors gut geht. Wie auf magische Weise trifft allerdings nur jede millionste Kugel ihr Ziel, während Massen von Sprengstoff verpulvert werden und die Bank von Spanien dabei in einen Haufen Schutt verwandelt wird.
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Dabei lässt man nur wenig Spielraum für charakterliche Entwicklungen, stattdessen verschwendet man Zeit darauf, die Gegner der Bankräuber als möglichst barbarisch, hirnlos und blutgeil hinzustellen. Egal ob Tamayo, Gandía oder Arturo, jeder von ihnen bekommt den Raum, sich von seiner reißerischsten Seite zu zeigen. Alle drei haben ein wildes Funkeln in den Augen und man versteht ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr, was diese Figuren eigentlich antreibt. Ist es gekränkter Stolz oder hat man sich darüber nicht einmal Gedanken gemacht und man lässt die Gegenspieler einfach gern wie das pure Böse dastehen? Sie dienen den Autoren dazu, dieser blutrünstigen Staffel Leben zu verleihen und mit einer Unmenge an bereitwillig geopferten Menschenleben, verschleuderten Granaten und einem Flammenmeer einen möglichst explosiven Eindruck zu hinterlassen. Doch das Gesehene wirkt leider schon in der zweiten Episode vollkommen überdreht.
Im Schatten dieser überzogenen Kampfszenen stehen die eigentlichen Hauptcharaktere, die nur wenig Raum und Zeit bekommen, etwas von den Seiten zu zeigen, die wir kennen und lieben gelernt haben. Ganz besonders enttäuscht bin ich dieses Mal vom Professor, denn sein Markenzeichen ist es, dem Gegner einen Schritt voraus zu sein, doch davon ist dieses Mal keine Rede. Die meiste Zeit über lässt er sich von Alicia herumschubsen. Zum Glück setzt man dem ein Ende, als Alicias Fruchtblase platzt, doch auch leider dies hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. Hat man ihre Schwangerschaft deshalb in die Geschichte eingefügt, damit Alicia zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr zu den Gegnern zu zählen ist? Dieser Kniff wirkt ziemlich billig und die Enttäuschung über Alicias wachsende Belanglosigkeit nimmt nur noch mehr zu, als sie im Verlauf der Episoden immer weniger beizutragen hat. Der Professor ist während des immer hektischer werdenden Geschehens in der Bank derweil zu einer Randfigur verkümmert.
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© 2021 Netflix, Inc.2021 Netflix, Inc.; Tamara Arranz/Netflix
Während man in den ersten beiden Teilen den Eindruck hatte, dass die Bankräuber stets am längeren Hebel saßen, scheinen sie dieses Mal von einer Katastrophe in die nächste zu stolpern. Sie müssen einen Aufstand nach dem anderen niederschlagen und versuchen zwischendurch noch ihre komplizierten Beziehungen zu pflegen. Das funktioniert nicht sonderlich überzeugend, was wiederum dazu beiträgt, dass man diese Staffel als inhaltlich sehr dünn empfindet.
Zum Schluss schickt man uns Fans mit einem großen Schocker in die Wartezeit. Von Beginn an war es Tokio, die man als zentrales Element der Geschichte empfunden hat und auf deren Vergangenheit besonders intensiv eingegangen wurde. Daher könnte es kein größeres Aufschreien erwecken, als man die von Kugeln durchsiebte Tokio zum Schluss in einer gigantischen Explosion verpuffen sieht. Es mag etwas Episches daran sein, dass man sie in den Flashbacks noch mit Nairobi über den Tod philosophieren sah und dass Tokio somit den Mord an ihrer Freundin gerächt hat, dennoch empfinde ich es als verstörend, wie leichtfertig man diese Figur zu den Akten legt. Seit Beginn der Serie haben wir uns mit Oslo, Moskau, Berlin und Nairobi schon von so einigen Figuren verabschieden müssen, doch dieser Tod wiegt besonders schwer. Keine der neuen Figuren kann diesen Verlust wett machen, denn auch wenn uns Palermo, Marseille und Bogotá nun seit bereits drei Teilen begleiten, sehen sie neben den ursprünglichen Hauptcharakteren noch immer sehr farblos aus. Leider erscheint der Tod von Tokio recht sinnlos und unterstreicht lediglich den brutalen Ton dieses fünften Teils von "Haus des Geldes".
Fazit
Es gibt Geballer im Überfluss, dafür verliert "Haus des Geldes" leider die Finesse, die es so berühmt und beliebt gemacht haben. Noch immer kann man die Serie mit Spannung verfolgen, allerdings geht es mittlerweile nicht mehr darum, die Zuschauer gekonnt in die Irre zu führen, sondern lediglich darum, mit bildgewaltigen Kampfszenen aufzuwarten. Zwar geht einem das Herz auf, die geliebten Figuren noch einmal wiederzusehen, aber das allein kann nicht darüber hinwegtrösten, dass der Inhalt so unausgereift wie noch nie zuvor ist. Durch Aktion im Übermaß versucht man sich selbst zu beweisen, noch eins draufsetzen zu können, doch leider geht das nach hinten los und die spanische Erfolgsserie verliert ein Stück ihrer Seele. Früher konnte man begeistert mit gerätselt, welches Ass nun aus dem Ärmel gezogen wird, jetzt kann man getrost den Kopf ausschalten und sich berieseln lassen.
Marie Müller - myFanbase
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