Die besten Storylines 2008/2009
Platz 3: Paul und April (In Treatment)
April ist eine neue Patientin von Psychotherapeut Paul, der in der zweiten Staffel von "In Treatment" seine neue Praxis in Brooklyn bezieht. Sie ist eine 23 Jahre alte Architekturstudentin, die den Großteil ihrer ersten Sitzung mit Paul damit verbringt, über alles andere zu reden als darüber, weswegen sie eigentlich gekommen ist. Doch schließlich sagt sie doch, was ihr auf dem Herzen liegt, bzw. sie schreibt es vielmehr auf einen Zettel, den sie Paul gibt.
"I have cancer."
Sie kennt ihre Diagnose bereits seit fünf Wochen, doch Paul ist der offiziell Erste, der es erfährt (inoffiziell hat sie es davor einem Bauarbeiter zugeschrien). Natürlich möchte Paul, dass April sich sofort behandeln lässt und ihren Eltern davon erzählt. Sie erzählt es sogar später ihrem Ex-Freund Kyle, reagiert aber sehr wütend, als sie erfährt, dass Paul sich das Urteil eines befreundeten Onkologen über ihre Diagnose einholte. Daher steht sogar die gesamte Therapie vor dem Aus, doch April erscheint die nächsten Male und sie und Paul bauen ein Vertrauensverhältnis auf, das so weit geht, dass er sogar Privates und Geschäftliches vermischt und sie begleitet, damit sie sich endlich in Behandlung begibt. Ihren Eltern erzählt sie dennoch nichts davon.
Der Grund dafür, wie Paul während der Therapie herausfindet, ist, dass April immer die Notwendigkeit sieht, ihre Eltern mit jeglichen Sorgen nicht zu belasten, da diese beide Hände voll mit ihrem Sohn, Aprils autistischem Bruder Daniel, haben. April kümmert sich in jeder freien Minute um ihn und verlangt von ihrem Umfeld dieselbe bedingungslose Loyalität, die sie auch ihm entgegen bringt und wird dadurch zunehmend anspruchsvoller bezüglich ihres Umfelds und stößt es so unbewusst immer weiter von sich weg. Als Paul ihr diese Loyalität zeigt, missversteht sie das und hält ihn fälschlicherweise für einen guten Freund und nicht mehr nur für ihren Psychotherapeuten. Diesem Umstand schiebt Paul den Riegel vor, als er sich weigert, sie weiter zu ihrer Krebsbehandlung zu begleiten, da das einer ihrer Verwandten oder Freunde tun sollte, nicht er. Paul geht sogar so weit, Aprils Vertrauen zu hintergehen und erzählt ihrer Mutter vom Befund.
April, die in ihrer Kindheit von ihrer Mutter immer dann gelobt und beschenkt wurde, wenn sie sich als besonders stark gegeben hat und dadurch ein Muster entwickelte, sich vor ihr keine Blöße geben zu wollen, glaubt nun aufgrund des Vertrauensbruches zwischen ihr und Paul an gar nichts mehr - weder an Liebe, noch an Familie oder ihren eigenen Körper. Von ihm wird das als guter Ausgangspunkt für einen Neuanfang angesehen. Aprils Chemotherapie schlägt an, sie realisiert, was Paul für sie getan hat und dass sie all ihre Energie daran setzen muss, dass es ihr besser geht. Also dankt sie Paul, küsst ihn auf die Wange und verlässt ein für alle Mal Pauls Therapiezimmer.
Der Grund, weswegen allein die Kurzzusammenfassung des Inhalts so viel Platz einnimmt, ist einfach: In lediglich etwa 150 Minuten beobachtet man durch Pauls Augen, wie eine aufgeweckte junge Frau sich endlich mir ihrer Diagnose beschäftigt. Dazu erfährt man, wie sie, ausgelöst von einem problematischen Verhaltensmuster, das sie sich antrainiert hat, niemanden mit ihren Sorgen belasten möchte, gleichzeitig aber verlangt, dass alle so bedingungslos zu ihr stehen, wie sie es für Daniel macht. Erst als Paul Aprils Vertrauen missbraucht, schafft er es, sie aus diesem Muster herauszubrechen und sie dazu zu bringen, sich endlich darauf zu konzentrieren, den Krebs zu besiegen. Das alles wohlgemerkt in ca. 150 Minuten.
April wird hierbei mit all ihren Facetten über die sieben Sitzungen hervorragend von Jungschauspielerin Alison Pill dargestellt, die damit mal so eben mehrmaligen Gewinnern von Oscars und Golden Globes zumindest indirekt die Show stiehlt. Innerhalb weniger Sekunden vollführt Pill das Kunststück, das wechselhafte Gemüt Aprils zu zeigen, von einem Wutanfall zu tiefer Lethargie und Trauer bis zur nahezu ekstatischen Heiterkeit. Dazu gesellt sich der großartige Gabriel Byrne, der es wunderbar versteht, die innere Zerrissenheit seines Charakters Paul darzustellen. Die Ambivalenz der Beziehung der beiden, von dem eigenen Anspruch an Zutrauen und Vertrautheit und der eigenen tiefen Verbundenheit der beiden ist, gepaart mit grandiosen schauspielerischen Leistungen, ist der Grund, weswegen sich die Storyline um Paul und April auf Platz 3 befindet.
Andreas K. - myFanbase
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