Interview mit Autor Simon Beckett
Ab dem 12. Januar 2023 ist auf Paramount+ die sechsteilige Serie "Simon Becketts Die Chemie des Todes" zu streamen, die eine Adaption von Simon Becketts erfolgreichem Roman "Die Chemie des Todes" rund um David Hunter ist. Im Vorfeld der Serienpremiere haben wir die Chance bekommen, mit dem Autor über die Adaption zu sprechen.
© Rowohlt Verlag
12. Januar 2023 von Lena Donth
Read the interview with Simon Beckett in English.
Die Serie "Simon Becketts Die Chemie des Todes" ansehen:
Es ist fast 20 Jahre her, seit Sie "Die Chemie des Todes" veröffentlicht haben. Wie fühlen Sie sich dabei, die von Ihnen geschaffene Welt in eine TV-Serie adaptiert und den forensischen Anthropologen David Hunter auf dem Bildschirm zu sehen?
Ich bin natürlich sehr erfreut. Es war sehr aufregend. Die Verfilmung hat lange auf sich warten lassen. Es gab Zeiten, in denen ich dachte, dass es nicht mehr passieren wird, und dann hat es doch geklappt. Daher ja, ich bin hocherfreut und es ist großartig, dass es die Charaktere und Geschichten, die ich mir ausgedacht habe, auf die TV-Bildschirme geschafft haben.
In welchem Umfang waren Sie in in die TV-Adaption involviert?
Ich bin mehr in einer beratenden Funktion beteiligt gewesen. Ich war in der frühen Projektphase involviert, als die Dinge in Gang gesetzt und arrangiert wurden. Ich habe eine Reihe von frühen Drehbüchern und Entwürfen gelesen, aber letztlich habe ich mich entschieden zurückzutreten, denn es kam ein Punkt, an dem ich die Beschäftigung mit der Verfilmung als Ablenkung von meiner eigentlichen Aufgabe, dem Bücherschreiben, erlebt habe. Und ich glaube nicht, dass ich eine große Hilfe gewesen wäre, wenn ich der Produktion ständig im Nacken gesessen hätte. Nach einer Weile habe ich also den Rückzug angetreten und sie machen lassen. Ich war wieder mehr involviert, als ich das Set besuchte. Ich wurde über die Castings und Ähnliches auf dem Laufenden gehalten. Das war interessant und hat viel Spaß gemacht.
In dem Fact Sheet von Paramount+ habe ich gesehen, dass Sie beim Dreh in Norfolk zu Besuch waren und dass es Ihr erster Besuch seit den damaligen Recherchearbeiten war. Wie war die Rückkehr und wie haben Sie die Dreharbeiten erlebt?
Es war gut. Wie Sie schon sagten, habe ich Norfolk zuletzt besucht, als ich mitten im Schreibprozess war und all die Jahre später zurückzukommen und am Set eine Nachbildung dessen zu sehen, was ich geschrieben habe, das war eine surreale Erfahrung. Ich will nicht zu viel verraten, aber ich war an einem der Sets, das für eine der spannendsten Szenen des Buchs erschaffen wurde und das war seltsam. Es hat mir Gänsehaut bereitet, mit eigenen Augen zu sehen, was ich in den Büchern beschrieben habe und das nun physisch erfahrbar wurde. Von daher ja, es war seltsam, aber auch gut.
Simon Beckett über seinen Besuch am Set von "Die Chemie des Todes" und die Adaption seiner Bücher (Januar 2023).
Ich habe in einem Interview mit Ihrem deutschen Verlag Rowohlt gelesen, dass Sie eine Serien- einer Filmadaption bevorzugt haben. Mit der abgeschlossenen Serie im Hinterkopf fühlen Sie sich bestätigt in Ihrem Urteil?
Ich denke schon. Filme sind ein fantastisches Medium. Aber wenn man einen Roman in eine solch längere Form wie die einer TV-Serie bringt, gibt es den Geschichten und Charakteren oft mehr Zeit zur Entwicklung. Ich denke, dass es sehr schwer ist, einen Roman mit möglicherweise 100 000en von Wörtern in einer kurzen Zeitperiode zu komprimieren, wie man es oft in Filmen vorfindet. TV-Serien geben der Geschichte idealerweise mehr Raum zum Atmen. Also ja und hoffentlich stimmen die Zuschauer*innen mir zu.
Sie wurden auch zu einem möglichen Schauspieler für David Hunter befragt und haben bewusst nie einen Namen genannt. Wie fühlen Sie sich nun mit Harry Treadaway als Hauptdarsteller und wie er David Hunter auf dem Bildschirm zum Leben erweckt?
Ich denke, dass Harry Treadaway sehr gut als David Hunter ist. In der Vergangenheit war ich sehr vorsichtig. In den Büchern habe ich David Hunter nie beschrieben. Es gibt keinerlei Beschreibung seines Aussehens. Ich wollte es den Leser*innen überlassen, ihre eigenen Ideen zu entwickeln, wie er aussehen könnte. Es ging mir mehr um die Qualitäten des Charakters, die erkennbar sein sollten und ich denke, dass Harry Treadaway diese sehr gut verkörpert. Er macht einen exzellenten Job, Hunter zum Leben zu erwecken.
Ich durfte die ersten drei Episoden sehen und war sehr überrascht, dass sowohl "Die Chemie des Todes" als auch "Kalte Asche" adaptiert wurden, was ich im Vorfeld nicht gewusst habe. War das immer der Plan oder hat sich das im kreativen Prozess ergeben?
Ich glaube nicht, dass das von Anfang an der Plan war. Wie ich schon erwähnte, war ich mehr in den frühen Phasen involviert. Ich habe die Entwürfe zu "Die Chemie des Todes", den Norfolk-Teil, gelesen. Da müsste man mit den Produzenten sprechen, da es ihre Idee war, "Kalte Asche" ebenfalls einzubringen. Ich habe noch nicht alle Episoden gesehen, aber von dem, was ich bislang sehen konnte, hat es absolut funktioniert, weil es der Geschichte mehr Fortdauer gegeben hat. Ich möchte nicht zu viel vorwegnehmen, aber es gibt einen großen Zeitsprung zwischen "Die Chemie des Todes" (Buchversion) und dem Anfang von "Kalte Asche". Ich denke, was die Produzenten nun getan haben, ist eine Brücke zwischen den beiden Teilen zu schlagen, damit es mehr Kontinuität in Davids Entwicklung und der Geschichte gibt. Von dem, was ich gesehen habe, ergibt das Sinn.
Wissen Sie schon etwas über mögliche zukünftige Pläne von Paramount+, "Simon Becketts Die Chemie des Todes" zu verlängern?
Ich habe keine Ahnung. Ich würde sagen, wir schauen erstmal, wie sich die erste Staffel macht. Es wäre schön, wenn sie mit den Büchern fortfahren würden, aber ich weiß nicht, welche Form das annehmen wird.
Für Ihre deutschen Buchfans: Können Sie schon verraten, was als nächstes veröffentlicht wird? Vielleicht das nächste Buch in der Reihe über Jonah Colley?
Ich arbeite tatsächlich gerade am nächsten David Hunter-Roman. Ich habe eine Pause von David Hunter genommen, um den ersten Jonah Colley-Roman zu schreiben und nun nehme ich eine Pause von Jonah Colley, um zu David Hunter zurückzukehren.
Da myFanbase ein Onlinemagazin über TV-Serien ist, sind wir immer neugierig, was andere Menschen so schauen. Welche Serien schauen Sie gerade und was ist Ihr absoluter Favorit?
Oh, ich glaube nicht, dass ich einen Allzeit-Favoriten habe. Ich denke, dass es gerade so viele fantastische Serien gibt. Vor einer Weile habe ich "Midnight Mass" geschaut, was etwas anders ist. Es ist raffinierter, melancholischer und durchdachter Horror auf Netflix und das fand ich exzellent. Und auch "Slow Horses", was eine Adaption von Mick Herrons erstem Roman ist, ist sehr gut. Ich habe das genossen. Also eine Brandbreite an Sachen. Das neue Zeitalter des Streamings ist ideal für diese längeren Erzählungen in Form einer TV-Serie. Es öffnet das Medium immens, das ist großartig.
Lena Donth - myFanbase
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