Die Macht der Fandoms
In letzter Zeit scheint sich ein gewisser Trend in der Serienlandschaft zu etablieren. Serien, wie "Lucifer", "Shadowhunters" oder "Brooklyn Nine-Nine" wurden allesamt abgesetzt, allerdings hat sie das nicht davon abgehalten, weiter munter über unsere Bildschirme zu flimmern. Und das liegt zum Großteil an uns, den Fans. Durch ihren Einsatz, wurden all diese Serien gerettet und teilweise sogar um mehrere Staffeln verlängert.
Ähnlich ging es dabei auch den beiden Serien, deren Reise zu ihrem Renewal ich in diesem Artikel etwas näher beleuchten möchte. Zum einen wäre das "One Day at a Time", das Netflix nach der dritten Staffel abgesetzt hatte, und zum anderen "Wynonna Earp", dessen vierte Staffel durch Finanzierungsschwierigkeiten seitens der Produktionsfirma IDW lange auf Eis lag.
One Day At A Time
Zunächst zu "One Day At A Time", einem Netflix Original. In der Serie geht es um die kubanisch-amerikanische Familie Alvarez, bestehend aus Mutter Penelope, ihren Kindern Elena und Alex und deren Großmutter oder eher Abuelita Lydia. Auch, wenn die Serie auf den ersten Blick wie eine gewöhnliche Sitcom scheint, so steckt doch viel mehr dahinter. Wie beispielsweise auch bei "The Big Bang Theory", werden die Folgen vor Livepublikum aufgezeichnet, was für die klassischen Sitcom-Lacher sorgt, die hier aber nicht "aus der Dose" kommen. Normalerweise bin ich kein allzu großer Fan davon, allerdings hat mich "ODAAT", so die geläufige Abkürzung, so überzeugt, dass sie mir irgendwann gar nicht mehr groß auffielen. "ODAAT" ist nämlich mehr als eine gewöhnliche Sitcom, denn auch wenn der Fokus selbstverständlich auf Unterhaltung liegt, behandelt die Serie auch ernste Themen mit dem nötigen Feingefühl. Unter anderem geht es um psychische Probleme, Rassismus, Coming-Out und auch die aktuelle politische Lage in den USA. Für mich schafft es diese Serie wie kaum eine andere lustig zu sein, die ernsten Töne aber auch so präzise zu treffen und dabei authentisch zu bleiben. Auch die Schauspieler der Serie verkörpern ihre Charaktere außerordentlich gut und tragen die gut geschriebenen Drehbücher noch mehr in den Vordergrund.
Ich persönlich habe viel aus der Serie mitgenommen und ich war wirklich geschockt als Netflix die Serie abgesetzt hat. Anscheinend ging es dabei aber nicht nur mir so, denn sobald sich diese Nachricht auf Twitter verbreitete, entstand auch schon der Hashtag #SaveODAAT, der schnell die weltweiten Trending Topics eroberte. Menschen aus der ganzen Welt teilten ihre Geschichten, wie ihnen "One Day At A Time" geholfen hatte. Sei es beispielsweise die LGBTQ+-Community, die sich über die authentische Repräsentation freute oder Familien, die ebenfalls kubanisch-amerikanisch waren und sich endlich auch einmal gehört fühlten. Tausende von Leuten, die ihre persönliche Geschichte mit der Serie verbanden und bereit waren dafür zu kämpfen. Wie sich am 27. Juni 2019 herausstellte, war dieser Kampf nun erfolgreich. Nach monatelangem Ringen wurde "ODAAT" schließlich vom amerikanischen Sender Pop TV, einem Untersender von CBS, "gerettet". Selbstverständlich reicht ein Hashtag alleine nicht, um eine Serie wiederzubeleben, aber dennoch ist es sehr unwahrscheinlich, dass "ODAAT" ein neues Zuhause gefunden hätte, ohne #SaveODAAT und ihr engagiertes Fandom.
Wann die neue Staffel gedreht wird ist dabei leider noch nicht bekannt, allerdings dürfen wir wohl im Sommer 2020 mit 13 neuen Folgen rechnen.
Co-Showrunnerin Gloria Calderón Kellett bedankte sich per Tweet bei den Fans:
WE'RE BACK!
— Gloria Calderón Kellett (@everythingloria) June 27, 2019
Thanks to every fan who made #saveodaat trend worldwide, ONE DAY AT A TIME is heading to POP TV & we couldn't be more excited! We have many more stories to tell about & we can't wait to share them with you! Thank you @sptv & @PopTV! #moreodaat https://t.co/4grfsn9RA3 pic.twitter.com/oPsvXL7DC5
Wynonna Earp
Ähnlich lief es bei "Wynonna Earp". In der kanadischen Serie geht es um die Titelheldin Wynonna, eine Nachfahrin des berühmt-berüchtigten Gunslingers Wyatt Earp. Leider hat das nicht unbedingt Vorteile, denn auf der Familie Earp liegt ein Fluch. All diejenigen, die Wyatt mit seinem Revolver Peacemaker einst getötet hat, kommen als "Revenants", also Wiederkehrer, zurück sobald der oder die nächste Erbin 27 Jahre alt wird. Als Wynonna also zu Beginn der Serie in ihre Heimatstadt Purgatory zurückkehren will und auf dem Weg dorthin durch ihren Geburtstag die neue Erbin wird, liegt es nun an ihr, die Revenants wieder zurück in die Hölle zu schicken. Klingt abgedreht? Das ist es auch, aber wie bei "ODAAT" steckt in der Serie so viel mehr als es auf den ersten Blick zu erkennen gibt. Zunächst mal sind die Dialoge und Charaktere einfach außergewöhnlich gut geschrieben. Wynonnas Sprüche sind teilweise schon legendär und es würde mich auch wundern, wenn ihr bei Twitter noch nicht über das ein oder andere GIF der Serie gestolpert seid. Selbstverständlich gibt es abgesehen von der Protagonistin noch weitere Charaktere, die zum Hauptcast gehören. So auch Waverly, Wynonnas kleine Schwester, Dolls, ein Agent, der nach Purgatory abgestellt wurde, und Doc Holliday, über den ich erstmal nicht mehr verrate. Später kommen dann auch noch die aufstrebende Polizistin Nicole Haught dazu und der Wissenschaftler und Nerd Jeremy.
Auch hier sind die Schauspieler absolut fantastisch. Alle wiederkehrenden Charaktere sind mehrdimensional, interessant, einzigartig und vor allem Waverly und Wynonna muss man einfach gernhaben. Insgesamt lebt die Serie von ihren tollen Charakteren und von denjenigen, die sie verkörpern. Ähnlich wie bei meiner aktuellen Lieblingsserie "Supergirl", mag ich besonders die Dynamik zwischen den beiden grundverschiedenen Schwestern, das sorgt immer wieder für wirklich tolle Momente. Letztendlich steht und fällt für mich persönlich eine Serie mit ihrer Geschichte und ihren Charakteren und "Wynonna Earp" überzeugt in dieser Hinsicht einfach auf ganzer Linie. Zudem steht "Wynonna Earp" auch für LGBTQ+-Repräsentation, Freundschaft, Familie und hat in Wynonna auch eine weibliche Titelheldin, die an Coolness kaum zu überbieten ist.
Außerhalb des Bildschirms stellt man schnell fest, wie auch alle Beteiligten für die Serie brennen. Sowohl Showrunnerin Emily Andras, als auch der Cast sind total engagiert und interagieren viel mit ihren Fans, den Earpers, über die sozialen Medien oder auf den zahlreichen Cons, die durch die Serie entstanden sind. Alles lief also super, eine vierte und fünfte Staffel waren bereits angekündigt - doch dann der Schock: die Produktion der vierten Staffel, die Anfang 2019 starten sollte, wurde wegen Finanzierungsschwierigkeiten auf Eis gelegt. Auch hier war natürlich der Aufschrei unter den Fans groß und es entstand schnell #FightForWynonna. Das Fandom ließ nicht locker und organisierte sogar regelmäßig Leinwände auf dem Times Square, um die Nachricht weiter zu verbreiten. Auch Doc Holliday-Darsteller Tim Rozon, selbst ein Riesenfan, stieg auf den Zug mit auf.
— Tim Rozon (@realtimrozon) June 5, 2019
Dabei machten sich die Earpers vor allem als, zu sehr großen Teilen, außergewöhnlich freundliches und tolerantes Fandom einen Namen. Am 2. Juli 2019 wurden die unermüdlichen Fans dann endlich belohnt und der #FightForWynonna wurde zum #Win4Wynonna. Ähnlich wie bei "One Day At A Time" wäre es wohl nicht zu dieser tollen Nachricht gekommen, hätten sich nicht so viele Fans für die Serie eingesetzt und für sie gekämpft.
Die vierte Staffel geht ab November 2019 in die Vorproduktion, gedreht wird dann ab Januar. Erscheinen werden die neuen 12 Folgen dann im Sommer 2020.
Emily Andras' Dank an die Fans:
You showed up. Never lost your polite-yet-fierce no chill. Made me proud, every single day. And I pray the success of the #FightForWynonna campaign gives u hope - hope u can channel into ‘real’ life, to demand better & get what u truly deserve. Because you deserve the best. #E4L https://t.co/FGtJ41tz7y
— Emily Andras (@emtothea) July 2, 2019
"One Day At A Time" und "Wynonna Earp", zwei Serien die augenscheinlich nicht weiter auseinanderliegen könnten und doch durch ihre große engagierte Fanbase verbunden sind. All die genannten Beispiele zeigen, dass wir als Fans tatsächlich etwas bewegen können; dass Serien nicht nur zur Unterhaltung dienen, sondern auch Gemeinschaften schaffen; dass Repräsentation einfach enorm wichtig ist und sehr vielen etwas bedeutet, egal in welcher Form sie auch auftreten mag; und, dass es sich lohnt für all das einzustehen. Eine Lektion, die sich auch in das Leben abseits der Popkultur anwenden lässt.
Und um zum Schluss nochmal Waverly Earp zu zitieren: #HeroesAlwaysWin.
Sophie F. - myFanbase
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