Was uns bewegt - Ikonische Charaktere in TV-Serien - Andy
Euron Graufreud aus "Game of Thrones"
Zum Thema "Ikonische Charaktere in TV-Serien" beginne ich gleich mal mit einer sehr kontroversen Figur, und zwar mit Euron Graufreud, Euron Greyjoy im Original, aus der Fantasy-Fernsehserie "Game of Thrones".
"Ihr seid der wahrscheinich arroganteste Mann, der mir je begegnet ist." - Königin Cersei Lannister zu Euron Graufreud.
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Pilou Asbæk spielte in den letzten drei Staffeln den Piratenkönig Euron Graufreud, welcher eine andere Interpretation des Charakters darstellte, als in der Buchvorlage. In den Büchern war diese Figur ein Mastermind und Zauberer, welcher nicht nur Frauen vergewaltige, sondern auch seine jüngeren Brüder missbrauchte. Im Grunde ein abscheulicher Mensch, dessen einzige erlösende Charaktereigenschaft es war, dass er sich mit missgebildeten und behinderten Menschen umgab. Die Serie machte aus ihm einen vulgären Angeber, welcher der täglichen Langeweile durch Blutvergießen zu entkommen versuchte, behinderte Menschen verspottete und unbedingt eine Königin besteigen wollte. Sicherlich ist die Ausarbeitung seiner Figur ziemlich unterentwickelt, auch aufgrund der Tatsache, dass er vergleichsweise spät in die Geschichte eingeführt wurde und nicht soviel Screentime bekam. Aber für mich ist und bleibt er trotzdem ein Szenendieb. Bei seiner Einführung in #6.02 Zuhause dachte ich noch, er wäre nur ein weiterer nullachtfünfzehn Schurke, der gleich zu Beginn seinen Bruder von einer schwankenden Hängebrücke warf. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Serie noch den sadistischen Ramsay Bolton, welcher in der gleichen Folge seinen Vater und seinen Bruder - im Baby-Alter - umbrachte. Also stach Euron für mich jetzt nicht gerade aus der Masse der Bösewichte heraus, trotz Brudermord. Staffel 7 verpasste ihn dann erstmal eine bessere Frisur, waghalsige Dialoge und bewies, dass er tatsächlich ein unterschätzter Gegner war. Er verschaffte Cersei ihre Rache, für den Tod der ermordeten Tochter und in Staffel 8 durfte er auch endlich seine Königin begatten. Außerdem tötete er einen Drachen und entführte Missandei, wodurch diese enthauptet werden konnte, was Königin Daenerys letzten Endes verrückt werden ließ. Zum Schluss verwundete er den Königsmörder Jaime Lannister tödlich und schien die einzige Figur zu sein, welche glücklich und zufrieden starb. Sein oberflächliches Charisma, seine Abenteuerlust, seine Furchtlosigkeit, seine schwarzhumorigen Dialoge und die Tatsache, dass er innerhalb kürzester Zeit bei den ganz Großen im Krieg um den eisernen Thron mitspielen durfte, vermischt mit dem irren Blick seines Darstellers und dem spielerischen Wahnsinn, machen ihn für mich zu einem skrupellosen Badass-Charakter, der in Erinnerung bleibt. Darüber hinaus sieht man seinem Schauspieler auch an, dass er große Freude bei seiner Arbeit hatte.
Die Serie "Game of Thrones" ansehen:
Shane Walsh aus "The Walking Dead"
Die nächste ikonische Serienfigur ist für mich Shane Walsh aus der Serie "The Walking Dead". Darin geht es um ein postapokalyptisches Amerika, welches hauptsächlich von geistlosen, umher schlürfenden Untoten bevölkert ist. "Ich bin ein besserer Vater als du, Rick! Ich bin besser für Lori als du, man! Und zwar weil ich besser bin, als du, Rick! Weil ich hier sein und dafür kämpfen kann! Aber du kommst zurück und zerstörst einfach alles!" - Shane Walsh zu Rick Grimes.
Jon Bernthal spielte in den ersten beiden Staffeln den Polizisten Shane Walsh, den Partner des Hauptcharakters Rick Grimes. Zu Beginn der Serie kümmert sich Shane liebevoll um Lori und Carl, Frau und Sohn seines für tot gehaltenen besten Freundes Rick. Dabei beginnt er mit Lori eine Affäre, bis der totgeglaubte Rick zurückkehrt. Ab da verschlimmert sich zusehends seine mentale Verfassung, da Lori ihn nicht nur abstößt und zu Rick zurückkehrt, sondern auch der Lüge bezichtigt, sie absichtlich in dem Glauben gelassen zu haben, ihr Mann wäre gestorben. Des Weiteren verliert er seine Stellung als Anführer der Gruppe an Rick, was beide recht schnell zu Rivalen macht. Während Rick zu Beginn der Serie noch auf Gewaltlosigkeit setzt, ist es der pragmatische Shane, dessen Lösungsvorschläge egoistischer sind und ein härteres Vorgehen erfordern. Bis zu dem Punkt, an dem er, um das Leben von Carl zu retten, einen anderen Überlebenden an die Untoten verfüttert und sich eine Glatze des Bösen rasiert. Von da an ist er nicht mehr nur die düstere Version des Hauptcharakters Rick, sondern auch der primäre Antagonist der Serie. Zusammen bildeten beide ein effizientes Team und als Gegner lieferten sie uns den ersten Showdown der Serie. Schon die Tatsache, dass er Rick vorher ziemlich nahe stand und dieser ihn deswegen nicht töten wollte, machte Shane zu einer großen Bedrohung. Selbst am Ende hätte er Rick einfach erschießen können, doch sein innerer Konflikt war spürbar und elektrisierend. Seine Wandlung fand ich nachvollziehbar, die mentale Abwärtsspirale wurde von Jon Bernthal gut dargestellt und durch seinen Niedergang, wurden gewisse Aspekte seiner Ansichten sogar auf Rick übertragen. Durch Shanes Tod wurde Rick nämlich härter und vorsichtiger, was einem in einer entmenschlichten Welt das Überleben sichert. Ob man die Figur Shane Walsh nun als ikonisch bezeichnen kann, ist subjektiv, aber er hatte einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Hauptfigur Rick Grimes und den würde ich definitiv als ikonisch bezeichnen.
Die Serie "The Walking Dead" ansehen:
Bryce Walker aus "Tote Mädchen lügen nicht"
Die letzte Figur in dieser Liste würde ich definitiv nicht als ikonisch bezeichnen, da ich die Serie aber vor kurzem erst zu Ende geschaut habe, beschäftigt sie mich noch etwas. Die Rede ist von Bryce Walker aus der Dramaserie "Tote Mädchen lügen nicht". Hier gebe ich kein Zitat, denn die Thematik der Serie ist sehr ernst.
Um genauer zu verstehen, warum ich diesen Charakter hier benenne, muss man sich die Frage stellen, was einen Charakter ikonisch macht. Ist es seine Präsenz? Seine Auswirkung auf die Protagonisten oder die Handlung? Oder ist er ikonisch, weil er uns in Erinnerung bleibt und etwas in uns auslöst? Bryce Walker ist ein Serienvergewaltiger und obwohl ich die Antagonisten einer Serie am interessantesten finde, habe ich diesen Charakter bis zur letzten Folge der dritten Staffel gehasst, aus tiefstem Herzen. Allein deswegen ein großes Lob an seinen Darsteller Justin Prentice, der sehr wahrscheinlich das Gleiche empfunden hat. Bryce Walker ist der Grund für die gesamte Handlung, selbst in der vierten Staffel, nach seinem Tod. Ein Junge aus einer reichen Familie, welcher wahrscheinlich durch Vernachlässigung eine antisoziale Persönlichkeitsstörung entwickelte. Er ist ein empathieloser Psychopath, welcher sich das nimmt, was er begehrt. Nur anders als z. B. ein sexual sadistischer Ramsay Bolton in "Game of Thrones", welcher ziemlich übertrieben bösartig dargestellt wurde, ist Bryce Walker sehr authentisch. Ein Junge, wie es ihn auf dieser Welt leider zu oft gibt. Aber das Schmerzhafte daran, mal abgesehen von seinen Taten, war es, ihm dabei zuzusehen, wie er tatsächlich versuchte eine Veränderung seiner Persönlichkeit herbeizuführen. Er wollte Wiedergutmachung leisten, doch vergebens. Zu abscheulich waren seine Taten, für alle, die ihn kannten und die er verletzt hatte. Die Beziehung zu seiner Mutter war das Einzige, was er in der dritten Staffel verbessern konnte und für den Zuschauer waren es diese Szenen, die ihn menschlich machten, genauso wie die Aufarbeitung seiner Taten, spätestens nachdem er Hannas Kassette hörte. Tragischerweise fiel er am Ende in sein altes Verhaltensmuster zurück, wenn auch unter sicherlich großen körperlichen Schmerzen, nachdem ihn ein Bein und ein Arm gebrochen wurden. Sein Rückfall in alte Verhaltensmuster, in Form von verbalen Beleidigungen und Drohungen vor seinem Mörder, führte zu einem ziemlich brutalen Tod. Karma is a Bitch, kann man sich hier vielleicht noch denken, bis man kurz danach seine eigene Kassette hört und einem erneut aufgezeigt wird, wie kaputt dieser Mensch war und wie sehr er sich bemühte, seinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Auch ein Mensch wie er darf natürlich mal zornig sein, was aber absolut destruktiv ist, wenn man eigentlich nach Absolution strebt. Wer nach der dritten Staffel Mitleid mit dieser tragischen Figur entwickelt, darf sich glücklich schätzen, denn das ist Empathie. Diese Serie und mein Urteil über diese Figur haben etwas in mir bewirkt und genau deswegen beende ich mit dieser Figur meine Liste.
Die Serie "Tote Mädchen lügen nicht" ansehen:
Andy Bananas - myFanbase
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