Körperliche Narben in Serien - Lena

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In Serien erscheinen die Figuren nur allzu oft makellos und sind wunderschön anzusehen. Mit den Jahren hat sich die Fernsehlandschaft aber verändert und lässt es auch zu, dass körperliche Narben immer mehr thematisiert und gezeigt werden. Kann man Narben oder auch Feuer- oder Muttermale tatsächlich als ein Kostüm oder gar als Freundin bzw. Freund bezeichnen und ansehen, wie es kürzlich in einem Podcast gesagt wurde?


Lenas Beispiele


Vivi Overbeck aus "Die Pfefferkörner"

Vivi Overbeck aus der Kinderserie "Die Pfefferkörner", die bis heute mit neuen Generationen in Das Erste zu sehen ist, war optisch sicherlich die Hobbydetektivin, die man als Erste zuordnen konnte und das sicherlich wegen ihres Feuermals, das sich über die eine Stirnhälfte zieht. Da ich selbst mit einem größeren Blutschwämmchen an der rechten Halsseite auf die Welt gekommen bin, war natürlich unweigerlich eine Verbindung da und vor allem auch das Gefühl, dass es da draußen auch noch andere Menschen mit so einer offensichtlichen optischen Auffälligkeit (die eigene Welt als Kind ist doch oft sehr eng gedacht) gibt. Dazu war es für mich damals ein großer Gewinn, dass dieses Feuermal auch aktiv in die Geschichte eingebunden wurde. Ja, leider natürlich auch durch Mobbing, aber das ist mir nicht so im Kopf geblieben wie die Tatsache, dass es Vivi durch das Feuermal möglich war, Lügen zu erkennen, was ihr bei der Verbrecherjagd mit ihren Freunden mehrfach geholfen hat. Auch wenn ich mir danach nicht eingebildet habe, dass mein Blutschwämmchen mich jetzt auch befähigt, eine besondere Eigenschaft zu haben, so war es dennoch eine ermutigende Perspektive und vor allem auch die Botschaft, dass mit etwas herauszustechen, nicht unbedingt schlecht sein muss. Es gibt einem eine ganz individuelle Geschichte, wie es das auch jede Narbe gibt, und die Geschichte weiterzuerzählen gibt anderen mit ähnlicher Besonderheit vielleicht ebenfalls den Mut, darin etwas Schönes zu sehen.

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Dr. Gregory House aus "Dr. House"

Foto: Hugh Laurie, Dr. House - Copyright: 2010 Fox Broadcasting Co.; David Johnson/FOX
Hugh Laurie, Dr. House
© 2010 Fox Broadcasting Co.; David Johnson/FOX

Wer kennt ihn nicht, den höchst sarkastischen, oft schlecht gelaunten und penetranten Dr. Gregory House, der stets mit Gehilfe und Straßenkleidung statt Kittel durch das Princeton-Plainsboro Teaching Hospital schreitet? Dass sich hinter seiner Geschichte eine große Narbe verbirgt, das kann man da schnell schon mal vergessen, weil die Narbe infolge eines Muskelinfarkts, der zu spät festgestellt wurde, so dass ein Teil des Muskels entfernt werden musste, schön brav hinter dem Hosenbein verborgen ist. Erst im späteren Verlauf von "Dr. House" ist das ausgeprägte Narbengewebe öfters zu sehen, vor allem als House glaubt, dass er mit einem Medikament das Muskelgewebe wieder zum Wachen bringen kann oder natürlich auch, wenn die Schmerzen besonders schlimm werden. Aber ansonsten kann man es öfters mal vergessen und das fand ich sehr sinnbildlich für die ganze Ausgestaltung von House. Auch wenn das Humpeln und die daher benötigte Gehhilfe schon Hinweise genug auf seine körperliche Beeinträchtigung sind, so hat er den mitgeführten Stock oft selbstbewusst, ironisch und demonstrativ für seine Zwecke genutzt. Es war eine Barriere: komm mir nicht zu nahe, sonst verpasse ich dir einfach eine. Aber er brauchte dieses Schild, weil eben die Narbe und die damit verbundenen Schmerzen das eigentliche sind, was seinen Alltag erheblich beeinflusst. Dementsprechend wurde in der Arztserie die Narbe als Ausdruck von großer Scham genutzt, aber ich glaube weniger aus Scham heraus, was andere wohl denken, sondern als Scham, die House auf sich zurückbezieht. Auch wenn die Narbe keinen Einfluss auf seinen raffinierten Geist hat, so ist sie doch umgekehrt das Symbol für eine persönliche Entwicklung, die ihm wahrscheinlich selbst nicht gefällt. Auch wenn House nie Everbody's Darling war, aber einige seiner Charaktereigenschaften haben sich ohne Frage wegen dieses Schicksalsschlags zum Nachteil seiner Mitmenschen verändert.

Die Serie "Dr. House" ansehen:

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Sandor Clegane aus "Game of Thrones"

Foto: Rory McCann, Game of Thrones - Copyright: Helen Sloan/Courtesy of HBO
Rory McCann, Game of Thrones
© Helen Sloan/Courtesy of HBO

Sandor Clegane, oder Bluthund wie er auch genannt wird, war im Grunde von der ersten Staffel "Game of Thrones" an der perfekte Antagonist. Eine gewisse hünenhafte Gestalt, ein Blick, der töten kann und eine großflächige Narbe über das Gesicht gezogen, die einem speziell im Dunkeln das Fürchten lehren könnte. Auch wenn es leider das oberflächliche Bild erzeugt, dass Narben eine Entstellung sind, die mit negativen Gefühlen verbunden sein kann, so funktionieren gewisse Mechanismen in der Gesellschaft so und eine optische Auffälligkeit lässt sich leicht für gewisse Schreckensgespenster nutzen. Nur gut, dass "Game of Thrones" nie das Interesse hatte, den Bluthund einseitig böse darzustellen und dafür musste ihm nur Arya Stark an die Seite gestellt werden, denn während die beiden durch die Lande ziehen, um ihre Ziele zu erreichen, kommen sie ans Reden. Alleine schon das sich Öffnen können gibt dem Bluthund ein ganz anderes Bild, aber es ist spätestens dann sein Geständnis, wie die Narbe entstanden ist, die wirklich Mitgefühl für diesen doch so hart erscheinenden Mann wecken. Dass es ausgerechnet sein Bruder, Gregor 'Berg' Clegane war, der sein Gesicht in glühende Kohlen drückte, macht die Geschichte sehr tragisch und erklärt natürlich vor allem im Gegensatz zu Stark-Familie, die dagegen locker leicht Geborgenheit ausstrahlt, warum der Bluthund so verbittert geworden ist, weil er sich emotional einfach schützen muss. Seine Geschichte und seine auffällige Narbe lehren auf jeden Fall, dass immer ein zweiter Blick hilfreich ist, denn es ist selten so, wie es scheint.

Die Serie "Game of Thrones" ansehen:

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Lena Donth - myFanbase

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