The CW - Aller guten Dinge sind drei?

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Auf diese alte, deutsche Weisheit muss der kleinste der "fünf großen" US-Sender, The CW, im kommenden Herbst hoffen, nachdem die ersten beiden Jahre des Zusammenschlusses der ehemaligen Sender The WB und UPN gezeigt haben, dass sich die Quoten der Serien nicht addieren, sondern vielmehr subtrahieren und somit sogar unter dem Niveau früherer Erfolge beider Networks bleiben. Die Hoffnung bleibt wohl vorerst das einzige, was dem Sender in der neuen Saison helfen könnte. Die Hoffnung darauf, dass frühere Erfolge zu alter Stärke zurückfinden und die durchschnittlich laufenden Serien endlich ihren Markt finden...

Wo bleibt die Quote?

Das könnte man sich bei The CW in der Chefetage sicherlich fragen. Denn nachdem im letzten Jahr erneut einige Erfolgsformate wie "Eine himmlische Familie" und die "Gilmore Girls" und auch der Kritikerliebling "Veronica Mars" das Zeitliche der Fernsehwelt segneten, strichen auch die letzten alten Quotenbringer so langsam die Segel. Weder das Aushängeschild "America's Next Top Model" mit Tyra Banks anstatt der Deutschen Heidi Klum, noch die Fantasyserie "Smallville" konnten ihr bisheriges Niveau von durchschnittlich fünf Millionen Zuschauern halten und hatten zuletzt Probleme, überhaupt die vier Millionen-Grenze zu erreichen. Zumindest der durchschnittlich verlaufende Comedy-Montag mit "Everybody Hates Chris", "Girlfriends" und "The Game" konnte seine alten Zahlen bestätigen, wenn der Neuzugang "Aliens in America" mit dem Ex-Gilmore Guy Scott Patterson auch hinter den Erwartungen zurück blieb. Der Entschluss, den Comedy-Montag jedoch zu einem Comedy-Sonntag zu machen, endete in einer Vollkatastrophe. Teilweise fielen die Quoten sogar unter eine Million Zuschauer.

Foto: Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
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Auch die mit Freude erwarteten Neustarts von "Reaper" und "Gossip Girl" dümpeln seit Beginn zwischen zwei und drei Millionen Zuschauern herum. Eine Besserung scheint nicht in Sicht. Doch die Sendechefin Dawn Ostroff scheint große Stücke auf das neue Teendrama der "O.C., California"-Macher Josh Schwartz und Stephanie Savage zu halten. Nicht nur bekundete sie immer wieder ihre Unterstützung für die in den Quoten schwächelnde Serie, auch wurde ein Großteil der Promoaktionen des Senders darauf verwendet, die große Erfolgshoffnung zu pushen. Doch der Buzz beschränkt sich bisher vornehmlich auf die Internet-Community. So ist mittlerweile in fast jedem amerikanischen TV-Blog an der ein oder anderen Stelle ein Eintrag über das Gossip Girl und seine Schulkameraden zu finden und die Downloads der Folgen beim US-Portal iTunes laufen großartig. In einem verzweifelten Versuch, den Quoten zu helfen, brachte der Sender nach Ende des Autorenstreiks die Serie mit einer provokanten Marketingkampagne ins Gespräch und stoppte die Online-Streams, doch geholfen hat es bisher nichts. Lediglich in der Zielgruppe der weiblichen Zuschauer zwischen 18 und 34 kann "Gossip Girl" überzeugen. Vorerst hat es gereicht. Die Serie wurde bereits im März für eine zweite Staffel verlängert.

Insgesamt haben bisher nur wenige Serien die vorzeitige Verlängerung erhalten. Darunter "Top Model", "Smallville", "Supernatural", die Comedy "Everybody Hates Chris" und das in diesem Jahr auf die Midseason verbannte "One Tree Hill", auch eine der wenigen Serien, die ihre Quoten konstant halten konnte.

Die Totalflops

Der Sonntag scheint bei The CW geradezu verflucht. Bevor man seine Comedys dort scheitern sah, liefen zunächst zwei katastrophale Sendungen, die sogar nur wenige hunderttausend Zuschauer ansprachen. Dabei handelte es sich um die Magazinformate "CW Now" und "Online Nation", die bereits nach wenigen Folgen wieder eingestellt wurden. Ein Experiment, das sang- und klanglos gescheitert ist. Am selben Tag ließ man den Nachfolger der himmlischen Familie an den Start gehen, "Life is Wild" mit "Everwood"-Alumna Stephanie Niznik. Der klägliche Versuch, einen Nachfolger für das im Nachhinein sicherlich vermisste "Everwood" zu finden, scheiterte mit einer durchschnittlichen Quote von nur einer Million Zuschauern und wurde ebenfalls eingestellt. Des Weiteren fand auch die Comedy "Girlfriends" nach acht Staffeln ein Ende, allerdings nicht auf Grund von desolaten Einschaltquoten. Weise Entscheidung der Senderverantwortlichen? Dies wird sich zeigen...

Besonders enttäuscht wird der Sender jedoch über einen eher unfreiwilligen Abgang sein. So verkündete die Wrestling-Organisation WWE, dass sie im kommenden Jahr nicht mehr mit The CW zusammenarbeiten wird. Damit verlässt auch der letzte Quotengarant das sinkende Schiff und mit "Friday Night Smackdown" verliert der Sender seine letzte Show, die die fünf Millionen-Marke knacken konnte.

Wer macht den Sprung?

Zugegebenermaßen hat das Chaos namens The CW nicht wirklich viele Alternativen, dennoch hängt das Schicksal noch einiger Serien in der Schwebe und wird wohl davon abhängen, inwieweit die Senderverantwortlichen von ihren neuen Projekten überzeugt sind. So wurde bisher weder für die Comedy "The Game" noch "Aliens in America" grünes Licht gegeben, für letzteres sieht die Situation eher schlecht aus. Auch die dritte neue Drehbuch-Serie "Reaper" hat momentan nicht die besten Chancen auf eine neue Staffel.

Ebenso unklar sieht die Situation noch für einige Reality-Formate aus, darunter "Farmer Wants a Wife", das amerikanische Pendant zu "Bauer sucht Frau", "Beauty & the Geek", die Schönheitswettbewerb-Competition "Crowned: The Mother of all Pageants" und die eventuell erneute Suche nach einem weiteren "Pussycat Doll". All diese Shows blieben in der aktuellen Season hinter den Erwartungen zurück, doch wird man es sich nicht leisten können, im Herbst auf alle vier zu verzichten.

Aus Alt mach Neu...

Das könnte im neuen Jahr die Devise für den Sender sein, denn das bisher größte Projekt, über das die Internetwelt bereits seit Wochen heiß diskutiert, ist ein Spin-Off der ehemaligen Erfolgsserie von The WB "Beverly Hills, 90210". Der bisher namenlose Ableger sollte zunächst von "Veronica Mars"-Schöpfer Rob Thomas entwickelt werden, der die Aufgabe jedoch auf Grund anderer Projekte abgeben musste. Einige Castingsnews kamen bereits an die Oberfläche, so soll "Summerlands" Lori Loughlin eine der Hauptrollen übernehmen. Auch über die grobe Story wurde einiges bekannt, doch inwiefern das Spin-Off mit der Mutterserie zu tun haben soll, bleibt weiterhin unbekannt. Auch ob ein "BH, 90210"-Ehemaliger für das neue Format gewonnen werden kann, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass The CW große Stücke auf das Projekt hält und ähnliche Hoffnungen daran setzt, wie im letzten Jahr auf "Gossip Girl". Ein schlechtes Omen? Wir werden es erleben...

Insgesamt hat der Sender zwölf neue Projekte in Arbeit. Es handelt sich dabei um zwei Comedy- und acht Dramaserien und zwei Realityformate. Eine Dramedy wird ein Remake des Films "Wie werde ich ihn los in 10 Tagen?" in Serienform sein. Von den zwei ausführenden Produzenten von "Gossip Girl", Bob Levy und Leslie Morgenstein, und Rina Mimoun, die bereits an den WB-Erfolgsserien "Dawson's Creek" und "Everwood" beteiligt war, wird es außerdem eine neue Dramaserie mit dem Titel "How To Teach Filthy Rich Girls" geben. Die Serie dreht sich um eine junge Yale-Absolventin, die für zwei verwöhnte, reiche Erbinnen in Palm Beach als Life Coach engagiert wird. Für das Projekt wurden bereits Lucy Hale ("Bionic Woman") und Michael Cassidy ("O.C., California", "Hidden Palms") verpflichtet.

Stichtag: 13. Mai

Für The CW heißt es im kommenden Herbst "Make or Break". Im mittlerweile dritten Jahr könnte sich für den Sender entscheiden, ob er noch eine Chance hat, mit den Großen mitzumischen, oder sich mit Quoten von zwei bis drei Millionen Zuschauern zufrieden geben muss. Und so müssen es die Verantwortlichen wohl vorerst mit vier Worten eines bekannten George Michaels-Songs halten: You gotta have faith...

Nadine Watz - myFanbase

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