ABC – Der Gnadenlose

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Die ewige Nummer zwei der amerikanischen Senderlandschaft konnte sich auch in der Saison 2008/2009 nicht von diesem Image befreien, ganz im Gegenteil: Blickte man im letzten Jahr noch völlig sorglos in die Zukunft, so sind momentan doch einige dunkle Wolken am Horizont zu erkennen. Denn das Konzept der letztjährigen Upfronts, mit den altbekannten Zugpferden wie "Lost", "Grey's Anatomy" und "Desperate Housewives", sowie einem ganzen Schwung Serien im kritischen zweiten Jahr in den Herbst zu gehen, und dabei nur einen Neustart ins Rennen zu schicken, das Remake des 70er-Jahre-Dramas "Life on Mars", kann man nur als gescheitert bezeichnen.

Altbewährtes, aber wo bleiben die Nachfolger?

Grundsätzlich braucht sich "The Alphabet" nicht zu verstecken, hat es doch so erfolgreiche Serien wie "Grey's Anatomy", "Desperate Housewives" und "Lost" im Programm. Doch das Inseldrama befindet sich mittlerweile im fünften Jahr und da man bereits vor der vierten Staffel einen festen Endzeitpunkt zwischen dem Sender und den Kreativen ausgehandelt hat, rückt dieser immer näher. Die kommende Season wird die letzte für "Lost" sein, und es wird wie auch schon in den letzten beiden Jahren im Herbstprogramm nicht auftauchen, und erst im Januar auf die Bildschirme zurückkehren. Leider ist für ABC momentan kein potentieller Nachfolger für das Fernsehphänomen "Lost" in Sicht.

Die weiteren Erfolgsgaranten des Senders sind die jungen Ärzte aus dem Seattle Grace Hospital und die verzweifelten Hausfrauen der Wisteria Lane, die auch in diesem Jahr wieder ihr Publikum überzeugen konnten. Zwar gab es speziell für "Grey's Anatomy" einige Kritikerschelte aufgrund haarsträubender Storylines, die sich auch in den Quoten niederschlugen, aber dennoch muss sich Shonda Rhimes keine Sorgen um die Zukunft machen. Denn wie bereits berichtetet, gab ABC bereits im Vorfeld der Upfronts die Verlängerung der drei genannten Serien, sowie "Brothers & Sisters", "Alles Betty" und "Private Practice" bekannt. Das hat niemanden überrascht, sind doch alle sechs Serien konstant auf einem guten Niveau, was die Quoten anbelangt. Somit sind die Geschwister Walker und die amerikanische Variante der Telenovela "Verliebt in Berlin", im Gegensatz zu ihrem Misserfolg im deutschen TV, aus dem amerikanischen Fernsehen nicht mehr wegzudenken.

Mit der zweiten Serie aus der Feder von Shonda Rhimes, "Private Practice", wurde aber nur eine der viel versprechenden Neustarts aus dem Streikjahr 2007/2008 verlängert. Und auch die Serie rund um Kate Walsh tat sich auf ihrem ursprünglichen Sendeplatz am Mittwochabend zusammen mit "Pushing Daisies" und "Dirty Sexy Money" äußerst schwer und fuhr nur schlechte Quoten ein. So entschied man sich zur Midseason bei ABC zum Radikalschlag und kickte "Pushing Daisies", "Dirty Sexy Money" und die Anwaltsserie "Eli Stone" auf Nimmerwiedersehen aus dem Programm. Die letzten Episoden aller drei Serien wurden im amerikanischen TV immer noch nicht gezeigt, und sollen wahrscheinlich im Sommerprogramm versendet werden. Einzig "Private Practice" erhielt noch eine zweite Chance und einen neuen Sendeplatz donnerstags hinter der Mutterserie "Grey's Anatomy", und zumindest hier hat sich die Geduld ausgezahlt, denn dort fuhr man bedeutend bessere Quoten ein. Da bietet sich natürlich die ketzerische Frage an, ob man denn zumindest beim Kritiker- und Fanliebling "Pushing Daisies" vielleicht nicht einen etwas längeren Atem hätte haben können.

Die Wackelkandidaten

Neben den bereits oben erwähnten Absetzungen lief außerdem noch "Boston Legal" in seiner letzten Staffel und auch "Life on Mars" wurde vom Sender nach nur 17 Episoden nicht mehr verlängert. Die Comedyserie "According to Jim" steht dieses Jahr mal wieder auf der Liste der eigentlich schon fast abgesetzten Serien, allerdings nicht zum ersten Mal, und Totgesagte leben ja bekanntlich länger. Überhaupt ist das Comedy-Genre das Sorgenkind des Senders. Versucht hat man in diesem Jahr das altbekannte Problem durch die Übernahme von "Scrubs" für ein voraussichtlich letztes Jahr und den viel versprechenden Wiederkehrer "Samantha Who?" zu lösen, was von den Quoten allerdings nicht honoriert wurde. So lief "Scrubs" zwar solide, aber auch nicht berauschend, und es scheint sehr wahrscheinlich, dass mit dem Weggang von Zach Braff und den meisten der bisherigen Hauptdarstellern auch die Serie beendet wird. Es gäbe zwar noch die Möglichkeit mit den neuen Interns, die in Staffel 8 eingeführt wurden, weiterzumachen, allerdings scheint das momentan nicht sehr wahrscheinlich zu sein.

Auch "Samantha Who?" entwickelte sich in diesem Jahr zum Sorgenkind, war die Show mit Christina Applegate in der letzten Season noch äußerst viel versprechend gestartet, so konnte sie in ihrer zweiten Staffel nie an diese Erfolge anknüpfen. Momentan stehen noch einige Episoden der Serie aus, für die es keinen Sendeplatz gibt, und das ist ja bekanntlich nie ein gutes Zeichen. Der Comedy-Neustart "In the Motherhood" wurde ebenfalls wieder vom Bildschirm verbannt und gilt als bereits abgesetzt.

Da bei ABC alle Neustarts bis auf "Life on Mars" erst seit kurzer Zeit laufen, kann von ihnen keiner einer gesicherten Zukunft entgegenblicken und sie gelten alle als Wackelkandidaten, denn der wirklich große Wurf blieb bisher aus. Mit dem Comedyformat "Better of Ted" scheint man von Senderseite aus recht zufrieden zu sein, eben so mit der Krimiserie "Castle", auch wenn beide bisher quotenmäßig noch nicht überzeugen konnten, aber hier kann man sich noch berechtigte Hoffnungen auf eine Verlängerung machen, ebenso wie bei "The Unusuals" und "Surviving Suburbia", während Rob Thomas' "Cupid" sowohl bei den Zuschauern als auch den Kritikern völlig durchfiel und berechtigterweise das Zeitliche segnen sollte.

Die Hoffnung auf den nächsten Großen Wurf

Natürlich hat auch ABC wieder einige neue Serien in Auftrag gegeben, auf der Suche nach den Nachfolgern der langsam alternden Hitshows des Senders. Die größten Chancen hat momentan "Flash Forward", eine neue Dramaserie nach einem Roman von Robert J. Sawyer mit Joseph Fiennes in der Hauptrolle. Inhaltlich scheint sie wohl sehr gut zu "Lost" zu passen, und so wird diese noch nicht produzierte Serie bereits in dieser Woche in der aktuellen 100. Episode des Inseldramas beworben. Weiterhin steht noch die Mysterie-Serie "Happy Town" zur Auswahl, die vom Produzententeam von "October Road" entwickelt wurde, sowie die Neuauflage des Kinoklassikers "Die Hexen von Eastwick" unter dem Namen "Eastwick".

Außerdem steht die Sci-Fi-Serie "V" mit einigen bekannten Seriengesichtern (Laura Vandervoort, Elizabeth Mitchell, Joel Gretsch...) in den Startlöchern und McG entwickelt für den Sender ein High-School-Musical-Drama mit Namen "Limelight".

Shonda Rhimes ist allerdings die vielbeschäftigste Kreative bei ABC, denn neben ihren beiden erfolgreichen Shows "Grey's Anatomy" und "Private Practice" ist sie zur Zeit auch mit einem neuem Projekt namens "Inside the Box" beschäftigt, welches sich mit jungen Journalisten befasst.
Im Genre Comedy hat ABC auch einige aussichtsreiche Kandidaten in der Pilotphase, mit "Cougar Town" von Bill Lawrence mit Courtney Cox und Christa Miller wohl als dem aufregendstem. Daneben bestehen gute Chancen für die Piloten von "An American Familiy", "Cedric" sowie einem noch unbenanntem Projekt mit Alyssa Milano.

Stichtag: 19. Mai

Besonders die neuen Serien des Senders und die Wackelkandidaten "Samantha Who?" und "Scrubs" müssen noch bangen bis zum 19. Mai, für einen Großteil der Shows steht die Zukunft schon fest. Nichtsdestotrotz bleibt noch etwas Spannung übrig bei "The Alphabet".

Cindy Scholz - myFanbase

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