Die wichtigsten Serien von 2000 bis 2009: Crime

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The Shield (2002 bis 2008)

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"The Shield" gilt als Initialzündung für den Basic-Cable-Sender FX Networks, auf selbstentwickelte Serien zu setzen. Denn erst durch den Erfolg bei Publikum und Kritiker und die damit verbundenen zwei gewonnen Golden Globes für die Serie und für Hauptdarsteller Michael Chiklis für die erste Staffel entschied sich FX dafür, auch in Zukunft vermehrt Serien selbst zu produzieren. Heutzutage sind FX-Qualitätsserien wie "Damages - Im Netz der Macht", "Nip/Tuck - Schönheit hat ihren Preis", "Rescue Me" oder "Sons of Anarchy" nicht mehr wegzudenken aus Fernsehprogramm und Awardshows. Doch als am 12. März 2002 erstmals eine Episode um den korrupten Cop Vic Mackey über die Leinwand flimmerte, war die Skepsis ob eines weiteren Copdramas groß. Jedoch stellte sich sehr schnell heraus, dass "The Shield" vielmehr eine Abrechnung mit dem bisherigen Genre war. Der Hauptcharakter war durch und durch soziopathisch, verübte ein Verbrechen nach dem anderen – und bot dennoch zuhauf Identifikationspotential. Mackey war derjenige, der Vergewaltigern, Kinderschändern und Massenmördern das gab, was der Zuschauer als verdient ansah, auch außerhalb des Gesetzes. Trotz alledem bot er insbesondere im Bezug auf seine Ex-Frau und seine Kinder eine bedingungslose Treue, die bewundernswert war, und ihn teilweise regelrecht sympathisch machte. Doch "The Shield" lebte nicht nur vom Feldversuch, einen Hauptcharakter so ambivalent wie möglich darzustellen, sondern vor allem auch von der realistischen Darstellung von Gangs in Los Angeles, großartigen Darstellern und einer in seiner Schonungslosigkeit kaum zu überbietenden Herangehensweise an bestimmte Themen, die das Moralgerüst des Zuschauers immer wieder ins Wanken und nahe des Einbruchs brachten. Und wenn das nicht schon genug wäre, bot die Serie ab Staffel 4 so illustre Gastdarsteller wie Glenn Close, Forest Whitaker, Anthony Anderson und Franka Potente und schloss am 25. November 2008 schließlich mit einem der besten Serienfinals, die es je gab, die Pforten. | Andreas K.

Veronica Mars (2004 bis 2007)

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2004 war bestimmt eines der besten Jahre für UPN seit der Gründung im Jahre 1995. Man schien mit Rob Thomas' stilprägendem "Veronica Mars" – ein intelligentes Teendrama, das gekonnt Crime- und Mysteryelemente miteinbrachte – endlich wieder eine Serie gefunden zu haben, die faszinierte und vor den Fernseher lockte. Die Erzähltechnik der Serie war anderes und erfrischend und das Geheimnis um den Lily-Kane-Mord zog einen in den Bann, war es doch bis zum Finale zu undurchschaubar, wer der Mörder gewesen sein könnte. Das Finale der ersten Season schaffte es dann nicht nur, großartig alle Fragen aufzuklären, sondern auch gleich wieder neue aufzuwerfen, die in der darauffolgenden Staffel wieder erst langsam im Rahmen des neuen Geheimnisses aufgeklärt wurden. Auch das zweite Jahr mit der von Kristen Bell großartig gespielten Titelheldin Veronica Mars, die immer wieder all ihre Kollegen an die Wand spielte und höchstens im Zusammenspiel mit Enrico Colantoni einen Gleichgesinnten fand, wusste inhaltlich zu überzeugen und schloss mit dem Finale der Staffel nicht nur endgültig mit dem Fall Lily Kane ab, sondern auch mit der High School: Es fühlte sich zurecht ziemlich endgültig an, denn die guten Storylines konnten auf kurz oder lang nicht über die enttäuschenden Quoten hinwegtäuschen und so war es mehr Glück, dass die Serie, nachdem sich The WB und UPN zusammenschlossen, um eine dritte und finale Staffel verlängert wurde. Da mit dem Umzug zu The CW nicht nur in Neptune die High School zu Ende ging und das College anfing, machte man sich auf die Suche nach einem neuen Konzept und wollte für die erste und die zweite Staffelhälfte jeweils ein eigenständiges Geheimnis finden, um wieder mehr Zuschauer anzulocken und möglicherweise über eine dritte Staffel hinaus zu bestehen. Was daraus wurde, ist dieser Tage allgemein bekannt. Nach der schwächelnden dritten Season wurde die Serie samt anderen Zugpferden wie den "Gilmore Girls" und "Eine himmlische Familie" für immer abgesetzt und markierte nicht nur das Ende einer Ära, sondern auch den Anfang des Endes für den Sender, der nie wieder zu alter Stärke zurückfand. Trotz des eher unschönen Endes bleibt "Veronica Mars" aber bis heute vielleicht gerade deswegen, weil es trotz stetiger Quotenprobleme immer eine kleine Fanbasis hatte, die dafür gesorgt hat, dass die Serie weiter verlängert wurde, ein so wichtiges Stück im Serienwesen des letzten Jahrzehnts. | Niko Nikolussi

The Wire (2002 bis 2008)

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Aus der Idee heraus geboren, eine Copserie darzustellen, die auf die bisher in dem Genre auffällig stark vertretene Schwarz-Weiß-Malerei verzichtet und die Grenzen zwischen gutem Cop und bösem Gangster verwischt, entwickelte die vom ehemaligen Polizeireporter David Simon ins Leben gerufene und in Baltimore spielende Serie bald eine Eigendynamik, an die anfangs nicht zu denken war. Schon sehr bald bekam der Zuschauer nicht nur den Alltag dieser zwei Gruppen und das beide miteinander verbindende Motiv des Drogenhandels zu sehen, sondern auch das Wegbrechen von Mittelschicht und Gewerkschaften und es wurde anhand eines Blicks auf die politische Entscheidungsebene der Frage nachgegangen, weswegen die zweifellos sozioökonomischen Probleme nicht gelöst werden bzw. gelöst werden können. Woher kommen die Junkies und Dealer von morgen? Weswegen verschließen die Massenmedien ihre Augen und machen auf die Missstände nicht aufmerksam? All dies wurde zusätzlich in den kommenden Staffeln thematisiert, während man die vorangegangenen Charaktere und Handlungsstränge nie vergaß, woraus sich eine unheimlich komplexe TV-Serie mit mehr als 30 verschiedenen Hauptcharakteren entwickelte, die in dem beschriebenen Mikrokosmos durchaus den Anspruch hatte, universal zu sein. Es entwickelte sich schließlich ein breit angelegtes Sittenbild einer Stadt, von ihren schwarzen Ghettos bis zur politischen Führungsschicht, eine Fernsehserie, die als eigentlichen Hauptcharakter nur eine Antwort kennen kann: die Stadt Baltimore selbst. Trotz jahrelanger Nichtbeachtung bei den großen Fernsehawards hat "The Wire" heute aufgrund des Anspruchs, den die Serie an sich selbst und an den Zuschauer stellte, eine Ausnahmestellung inne, für viele gilt sie als die beste, die es je gab. | Andreas K.

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