Emmys 2010 - Die Gewinner
Im Vorfeld der Verleihung der 62. Emmy-Awards waren die großen Fragen: Gelingt es den neuen Nominierten die Dauergewinner wie "30 Rock" und "Mad Men" vom Thron zu stoßen? Und wenn ja, wer der beiden Neulinge "Glee" und "Modern Family" kann sich die Krone als begehrtester Frischling aufsetzen? Die Ergebnisse haben nun überraschenderweise keine klaren Antworten auf diese Fragen geliefert, dafür aber in - für die als konservativ bekannten Emmys - ungewohnter Manier an den richtigen Stellen neue, gute Leistungen anerkannt und ebenfalls an den richtigen Positionen Dauergewinner weiterhin geehrt.
So konnte das Abonnement von "Mad Men" mit dem dritten Emmy in drei Staffeln für die beste Dramaserie nicht unterbrochen werden, im Ausgleich dazu verfehlte "30 Rock" nach einem eher durchwachsenen Jahr aber den vierten Emmy in Folge und wurde von der erfrischenden neuen Familien-Sitcom "Modern Family" abgelöst.
Die Gewinner im Genre Comedy
Überhaupt kann sich "Modern Family" klar als der Gewinner im Duell der Neulinge bezeichnen, denn nicht nur der Königspreis ging an die Serie, auch Eric Stonestreet gewann überraschend, aber verdient einen Emmy als bester Nebendarsteller in einer Comedy-Serie. "Glees" Chris Colfer hätte die Trophäe für seine tolle Leistung sicher auch mehr als verdient gehabt, aber wahrscheinlich hat die Tatsache den Ausschlag gegeben, dass er doch eher einen ernsten Part spielt und so in der Comedy-Kategorie gegen den begnadeten Komiker Stonestreet nicht ankam. Auch trat der befürchtete Effekt, dass sich die gleichzeitig nominierten "Modern Family"-Darsteller (es waren noch Ty Burrell und Jesse Tyler Ferguson nominiert) die Stimmen teilen und deshalb keine Chance haben, nicht ein. Neil Patrick Harris scheint das Momentum in dieser Kategorie wohl verpasst zu haben, aber das Allround-Talent kann sich in diesem Jahr sicher mit den beiden bereits letzte Woche ergatterten Trophäen trösten.
Bei den weiblichen Nebendarstellern gab es dagegen erwartungsgemäß kein Vorbeikommen an Jane Lynch, die völlig zu Recht einen Preis für die Darstellung der Sue Sylvester mit nach Hause nahm. Die mitnominierten Damen hatten in dieser Kategorie von Beginn an nur eine Außenseiterchance. Insgesamt konnte "Modern Family" mit seinen sechs Preisen, sowie eben dem Hauptpreis als beste Comedy-Serie "Glee" in die Schranken verweisen. Aber auch die hochgehypte und beim Publikum unheimlich beliebte Mucical-Serie (die übrigens ab Januar endlich nach Deutschland kommt), kann auf das Erreichte stolz sein. Schließlich liegt man mit der wilden Mischung aus Musikshow, Comedy und überspitzem Drama wesentlich weniger auf der Wellenlänge der eher älteren, gesetzteren Mitglieder der Academy, als die zwar frisch daherkommende, aber in ihrem Kern doch vergleichsweise traditionelle Familien-Sitcom "Modern Family".
In den Hauptdarstellerkategorien bei den Comedy-Serien zeichnete man überraschend Jim Parsons für seine Darstellung des sehr speziellen Physikers Sheldon Cooper in "The Big Bang Theory" aus. Der Preis kommt vielleicht ein Jahr zu spät, aber ist deshalb nicht weniger verdient. Ein erneuter Sieg von Alec Baldwin ("30 Rock"), oder ein Nostalgiepreis für Tony Shalhoub für seinen letzten Auftritt als "Monk" wäre an dieser Stelle sicherlich ein Dämpfer für das entstandene Gefühl des frischen Windes gewesen. Bei den Damen gewann Emmy-Darling Edie Falco für ihren Part in "Nurse Jackie" die Trophäe, die bereits aus ihrer "Die Sopranos"-Zeit drei Preise zu Hause stehen hat und die erste Hauptdarstellerin überhaupt ist, die sowohl in der Drama- als auch der Comedy-Kategorie gewinnen konnte. Sie konnte es selbst nicht so wirklich glauben und nahm den Preis mit den Worten: "Oh, this is just the most ridiculous thing that has ever ever happened, I'm not funny!" entgegen. Damit setzte sie sich unter anderem gegen die Vorjahresgewinnerin Toni Collette (""United States of Tara"") und Seriensiegerin Tina Fey ("30 Rock") durch. Somit gingen, abgesehen eben von Falco, alle Preise im Comedy-Sektor an neue Gesichter.
Die Gewinner im Genre Drama
Im Drama-Bereich ist der neue Wind nicht ganz so gut spürbar, aber hier muss man sagen, dass sich die Wiederholungssieger ihre Preise auch redlich verdient haben. Bei den Drama-Serien wäre nur ein Gewinn von "Mad Men" oder "Breaking Bad" zu vertreten gewesen, und die beiden Senderschwestern haben sich so den Kuchen brüderlich geteilt. "Mad Men" nahm einen Emmy für die beste Serie mit nach Hause und "Breaking Bad" konnte im Gegenzug beide seiner Darsteller ehren lassen. Bryan Cranston gewann damit zum dritten Mal in Folge den Preis als bester Hauptdarsteller und dagegen gibt es nichts einzuwenden, außer vielleicht dem Wunsch nach Abwechslung. Zuvor hatten nicht wenige mit einem Sieg Michael C. Halls gerechnet, der schließlich schon einen Golden Globe und einen SAG-Award in diesem Jahr gewann. Das aber Aaron Paul für seine überragende Leistung in der "Breaking Bad" mit einer Trophäe als bester Nebendarsteller ausgezeichnet werden würde, hatten viele Kritiker zuvor gehofft, aber niemand wirklich geglaubt. Zu schwer wogen die Namen von Terry O'Quinn und Michael Emerson, die aber das Momentum der finalen Staffel von "Lost" anscheinend nicht für sich nutzen konnten. Da beide aber bereits einen Emmy zu Hause haben, werden sie dies sicher verschmerzen können. Im nächsten Jahr wird es dann wieder spannender, denn dann ist "Breaking Bad" wegen seiner langen Pause, die es nach Staffel 3 einlegt, nicht fürs Rennen qualifiziert und vielleicht macht Cranston dann den Platz frei für den lange überfälligen Emmy von Jon Hamm.
Bei den Frauen gab es auch zwei eher unerwartete Gewinnerinnen. So erhielt Kyra Sedgwick den Preis als beste Hauptdarstellerin für ihre Rolle in "The Closer", sicherlich die kontroverseste Entscheidung in den Hauptkategorien. Sie schlug damit unter anderem die klare Favoritin Julianna Margulies ("Good Wife") , Dauersiegerin Glenn Close ("Damages - Im Netz der Macht") und auch Connie Britton ("Friday Night Lights"). Die Auszeichnung von Archie Panjabi ("Good Wife") als beste Nebendarstellerin wurde hingegen sehr wohlwollend aufgenommen. Es ist zwar schade für die beiden "Mad Men"-Damen Elisabeth Moss und Christina Hendricks, aber bei der gleich bleibenden Qualität ihrer Serie sollten sie noch einige Chancen auf den Gewinn eines Emmys haben. Insgesamt gewann "Mad Men" vier Emmys und war somit die erfolgreichste Dramaserie.
Fazit
Wenn man die Bilanz der Sender zieht, hat wieder einmal der Bezahlsender HBO die Nase vorne. Mit 25 Emmys, die vor allem durch "The Pacific" (u.a. als beste Miniserie), "Temple Grandin" (u.a. als bester TV-Film, sowie für Claire Danes, David Strathairn und Catherine O'Hara) und "You Don't Know Jack" (für Al Pacino) zu Stande kamen, ist man wieder einmal der erfolgreichste Sender bei den Emmys. Es folgt aber gleich ABC, sicherlich beflügelt durch "Modern Family", das mit seinen sechs Emmys die meisten Preise als klassische Serie einheimsen konnte. Hier kann man die komplette Liste der Gewinner noch einmal nachlesen.
Die Academy hat in diesem Jahr Mut zu neuen Gesichtern bewiesen und den Weg, den sie mit den Nominierungen eingeschlagen hat, konsequent weiterverfolgt. Der Siegeszug des Medienphänomens "Glee" blieb aus, die Serie kann aber trotzdem mit dem Abschneiden zufrieden sein, dafür war "Modern Family" der Gewinner des Abends. "The Pacific" gewann zwar zahlenmäßig mehr Preise (acht an der Zahl), diese kamen aber wenig überraschend. Auch "Mad Men" kann sich zur Gewinnerseite zählen, verteidigte es doch seinen Titel als beste Dramaserie, während "30 Rock" klar zu den Verlierern gehört, es gab weder einen Preis für die Serie selbst, noch für einen der Darsteller. Aber der eigentliche Sieger sind die Emmys selbst, die bewiesen haben, dass sie durchaus in der Lage sind, von eingetretenen Pfaden abzuweichen und gute Debütantenleistungen zu honorieren. Weiter so!
Cindy Scholz - myFanbase
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