Die enttäuschendsten Staffeln 2010/2011
The Killing (Staffel 1)
Das Schlüsselwort dieser Kategorie ist enttäuschend. Es geht also nicht um die schlechtesten Staffeln des vergangenen Jahres (von denen wir einfach mal hoffen, dass man diese als Zuschauer einfach hinter sich lassen kann und nicht mehr einschaltet), sondern um die, die unsere Erwartungen in großem Maße nicht erfüllen konnten und uns am Ende mit einem wirklich faden Geschmack zurückgelassen haben. Und keine Serie hat mich in der letzten Season so sehr enttäuscht wie "The Killing". Da spielen natürlich die Erwartungen hinein, die man als Zuschauer an eine AMC-Serie, basierend auf einer dänischen Krimserie (und wenn die Skandinavier eins bewiesen haben, dann das sie gute Krimis verfassen können), hat. Dazu kommt, dass man im Vorfeld versprach, dem Genre der Mörderermittlungen neue Facetten zu geben, sich ganz auf die Charaktere und die Details zu konzentrieren und einfach anders zu sein. Klingt also alles schon einmal gut, aber wenn mir "The Killing" eines gezeigt hat, dann dass Absichten allein nicht ausreichen. Ohne eine wirkliche kreative Vision bleiben alles nur leere Versprechungen.
Who killed Rosie Larson?
Und dabei hat es wirklich gut angefangen, die in einer Doppelfolge laufende Premiere der Serie versprach eine atmosphärische Show, in der wir uns behutsam und mit bedächtigen Schritten dem Rätsel um den Tod der Schülerin Rosie Larson nähern. Nur leider konnte man an diese guten Vorraussetzungen nicht anknüpfen. Die Serie verfiel schnell in ein eingefahrenes Muster, indem immer wieder eindeutige Verdächtige präsentiert wurde, die dann durch simpelste Erklärungen wieder ausgeschlossen wurde. Dabei platzierte man diese immer als Cliffhanger am Ende der Episoden, so dass man diese spätestens beim dritten Versuch nicht mehr ernst nahm. Dies wäre alles noch nicht so schlimm, wenn man eben in der Zwischenzeit die versprochene Charaktertiefe entwickelt hätte. Aber all die Protagonisten kamen nie über einfache Schemen, die schon im Piloten sichtbar waren, hinaus. Detective Linden neigt dazu, sich in ihre Fälle hineinzusteigern, Holden hat eine dunkle Vergangenheit, die Larsons trauern, aber immer wenn wir einen genauern Blick auf die Charaktere werfen, bekommen wir lediglich eine Variation dieser Thematiken vorgesetzt. Wir erfahren beispielsweise nichts über die Larsons über ihre Trauer um Rosie hinaus. Natürlich ist die Trauer in solch einer Situation alles beherrschend, aber wenn diese Trauer nur im abstrakten, luftleeren Raum existiert und wir keinerlei Gefühl für die Beziehung der Eltern zu ihrer Tochter haben, dann hat das nichts mit realistischer Trauerdarstellung zu tun, sondern grenzt einfach nur an Elendspornographie.
"The Killing" ist an all den selbst gestellten Ansprüchen gescheitert und zwar mit Karacho. Die ermittelnden Detektive wirken stümperhaft, wie die Amateure, denn nie ergeben sich Erkenntnisse wirklich aus Ermittlungen heraus, sondern immer durch pure Zufälle. Dabei fällt der Serie auch das eigene Format auf die Füße, denn ebenso wie im dänischen Original vergeht innerhalb einer Folge auch immer genau ein Tag. Da man aber natürlich eventuelle neue Erkenntnisse über den Verlauf strecken will, wirkt es dann immer wieder, als ob man an gewisse Möglichkeiten vorher gar nicht gedacht hat. Da kann man sich den selbstgestellten Anspruch, besonders realistische Ermittlungsarbeiten zu zeigen, dann auch gleich an den Hut stecken. Denn mir kann doch keiner erzählen, dass die Verdächtigen alle immer schön im Tagesrhytmus auftauchen. Spätestens, wenn man im Mittelteil dann für mehrere Tage den Fokus auf einen Verdächtigen legt, der über einen kleinen Terrorismusverdachtsauflug am Ende auf die Rettung von somalischen Mädchen vor Verstümmelungen hinausläuft (nebenbei erwähnt ein Thema, was nun wirklich nicht geeignet ist, um so im Vorbeigehen verheizt zu werden) und absolut gar nichts mit Rosie Larson zu tun hat, ist klar, wie wenig Wert die Macher hier auf Nachvollziehbarkeit und Realismus legen. Schließlich haben sich Holder und Linden währen dieser Phase nicht ein einziges Mal gefragt, welches Motiv dahinter stecken könnte oder auch nur eine der vielen anderen Spuren weiterverfolgt.
All dies wäre aber gar nicht so schlimm, wenn man als Zuschauer einen emotionalen Bezug zum Geschehen hätte. Aber der größte Fehler den die Serie begeht, ist dass man sich nicht einmal die Mühe macht, dem Mordopfer eine Persönlichkeit einzuhauen. Es gibt Beispiele die zeigen, wie man Mordermittlungen über lange Zeit relevant hält, in dem man dem Opfer dem Zuschauer nahe bringt. Ich denke da nur an die legendäre Laura Palmer aus "Twin Peaks" oder auch an die herzergreifende Beziehung der Protagonistin aus "Veronica Mars" zu Lilly Kane. Aber "The Killing" meint, man habe dies nicht nötig.
Wäre dies nur ein weiteres Standardprocedural auf einem der üblichen Sender, stöße einem die ganze Sache vielleicht nicht so unangenehm auf, aber nachdem man im Finale die Auflösung des Falles auf die nächste Staffel verlagerte und ein Sturm der Entrüstung darüber durch die Internetsphären ging, die Kreativen hinter der Kamera, allen voran Serienmacherin Veena Sud, dennoch immer noch meinen sie spielen in einer Liga mit "Breaking Bad" und "Mad Men", bleibt einem nur Wut und Entrüstung über diese Versuche, das Publikum für dumm zu verkaufen. Für mich war zwar nicht erst das Finale der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, dafür war alles davor schon zu unausgegoren und mittelmäßig. Aber da auf die berechtigte Kritik an diesem Finale Veena Sud keinerlei Fähigkeit zur Selbstkritik zeigt, werde ich auch keinen Gedanken daran verschwenden, die Serie noch einmal einzuschalten. Wer intelligente Zuschauer haben will, sollte sich dann nicht wundern, wenn die offensichtliche Taschenspielertricks erkennen und sich davon übers Ohr gehauen fühlen.
Cindy Scholz - myFanbase
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