Die größten Flops 2008
Platz 2: Brothers & Sisters
Das Familiendrama von Jon Robin Baitz ging am 24. September 2006 auf dem US-Sender ABC nach zahlreichen Änderungen und Kontroversen schließlich auf Sendung und erfreute sich bald so großer Beliebtheit, dass auch Staffel zwei und drei ohne große Überraschung folgten. Auf dem Sendeplatz nach den "Desperate Housewives" fährt die Serie solide Quoten ein und ein Ende scheint so bald nicht in Sicht...
Sunday Night's Alright for Fighting
Ich erinnere mich noch an eine Zeit, da lobte ich das emotionale und gleichzeitig amüsante Familiendrama "Brothers & Sisters" in höchsten Tönen, zählte es zu meinen Top 3 der Lieblingsserien und konnte gar nicht genug von den Walkers bekommen. Doch die Zeiten ändern sich und das tat auch "Brothers & Sisters". Völlig grundlos vollzog die Serie eine Metamorphose und verwandelte sich in eine billige Soap. Von der sympathischen Familie ist nach kurzer Zeit kaum mehr was übrig geblieben, Plots werden beliebig gedreht und gewendet, wie es einem in den Kram passt; wenn was letztendlich doch nicht passt, wird es ohne weitere Erwähnung verworfen. Eigentlich macht B&S genau das, was eine gute Dramaserie unter keinen Umständen tun sollte. Grundlos geschieht dies deshalb, weil die Serie sowohl bei Kritikern gut ankam als auch quotenmäßig gut dabei war. Es gab also keinen Grund, den Status Quo zu ändern und die Serie zu etwas zu machen, was sie in ihrer ursprünglichen Form nicht war.
Das Drama begann schon mit der zweiten Staffel, die recht gut anmutete, dann aber relativ schnell abflachte und zum Jahreswechsel kaum mehr gute Episoden produzierte. Die Streikpause wurde erfolgreich genutzt, um die Präsidentschaftskampagne von Robert urplötzlich zunichte zu machen, Noras neu aufflammende Beziehung wie schon so häufig grundlos zu beenden und den Grundstein der Serie, der uns und den Walkers viel Kummer, aber auch viele freudige, emotionale Momente beschert hat, wurde über den Haufen geworfen, damit zwei Charaktere, deren Darsteller offenbar eine tolle Chemie haben (was mir persönlich in der Form beim Zuschauen nicht aufgefallen ist...), endlich auch vor der Kamera durch die Betten hüpfen können. Super!
Dabei sind die meisten Probleme der Serie durchaus noch lösbar. Wenn man ein Castfoto allein aus technischen Gründen nicht mehr hochkant gestalten könnte, selbst wenn man es wollte, kann man davon ausgehen, dass einfach zu viele Darsteller im Maincast sind. Dieses Problem ist nicht selten und liegt auch bei B&S vor. Nun kann man natürlich nicht einige der Walker-Geschwister killen, um Platz zu schaffen, doch unnötige Charaktere sollten zu Nebencharakteren degradiert werden und als solche auch nur Beistorys mit den Hauptcharakteren bekommen. Alles andere ist für den Zuschauer einfach zu anstrengend und nervtötend. Dann sollte man sich wieder mehr auf folgenübergreifende Handlungen konzentrieren und keine 40 Minuten andauernden Konflikte heraufbeschwören, die so schnell wieder verschwinden, wie sie gekommen sind, dabei beim Zuschauer aber einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen...
Die Serie hat gute Darsteller, keine Frage, doch was sollen die besten Darsteller machen, wenn die Drehbücher einfach nichts hergeben? Das beste Beispiel ist das, was man aus Nora gemacht hat. Sally Field ist eine hervorragende Schauspielerin, die so ziemlich alles überzeugend rüberbringt. Leider reicht mir das in der dritten Staffel nicht mehr, wo man aus der starken, fürsorglichen Matriarchin eine weinerliche und übertrieben kritische und verletzende, bittere Frau gemacht hat, die sich anscheinend selbst nicht mehr im Spiegel anschauen kann. Auch die Beziehung von Justin und Rebecca ist so langweilig und nichtssagend, dass man sich wirklich fragen muss, ob es nötig war, dafür die Tatsache aufzugeben, dass Rebecca Williams Tochter ist.
Das ist auch gleich ein Beispiel dafür, wie nervtötend es für den Zuschauer ist, wie leichtfertig einzelne Plots oder ganze Charaktere verworfen werden, wenn es nicht mehr in den Kram passt. Sarah und Joe trennen sich, plötzlich verwandelt sich Joe in einen Arsch und ward nicht mehr gewesen. Tommy hat eine Affäre mit seiner Sekretärin (geht es noch unorigineller?); als es an die Familie gerät, stellt sich heraus, dass auch seine Frau eine Affäre hatte. Es gibt eine große Krise, die sich plötzlich in Luft auflöst. In der folgenden Staffel lieben die beiden sich wie eh und je und der Zuschauer kann sich lediglich selbst zurechtspinnen, wie all das passiert ist.
Insgesamt muss man sagen, dass die Serie eine traurige Wendung genommen hat. Die Walkers sind vielmehr Schatten ihrer selbst, selbst die berühmt-berüchtigten Familienessen machen nicht mehr so viel Spaß wie früher, da alles irgendwie gekünstelt und pseudo-dramatisch wirkt, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Zwar gibt es hin und wieder auch mal eine gelungene Episode, doch der Gesamteindruck kann das nicht wieder aufwiegen. Eine Serie, die mich einmal so mitgerissen hat, hat ihren Charme und damit leider auch einen ihrer größten Fans verloren...
Nadine Watz - myFanbase
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